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zds#21

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Ein paar Stadtplanerinnen und Stadtplaner formulierten einmal<br />

eine Idee von einer kreativen Bremer „Medienmeile“. Sie sollte<br />

vom Stephaniviertel, von der Schlachte, der Faulenstraße oder<br />

„Radio Bremen“, wahlweise der Altstadt, zunächst übers Berufsbildungszentrum<br />

am Doventor bis zum Bundeswehrhochhaus am Nordende<br />

der Daniel-von-Büren-Straße reichen, nach Intervention des<br />

Beirats Findorff dann über Güterbahnhof, Plantage und Schlachthof bis<br />

zum Torfhafen – eine neue Heimat für all die kreativen Seelen dieser<br />

Stadt. Jedenfalls für die, die dort nicht sowieso schon ihren Sitz haben.<br />

Werft und Hafen sind nicht mehr, nun soll die Kreativwirtschaft<br />

helfen, die Lücke zu füllen, die ihr Wegbrechen gerissen hat:<br />

finanziell, emotional und bei den Arbeitsplätzen. „Die Kreativwirtschaft“,<br />

hält die Bremer Regierungskoalition fest, „ist nicht nur bedeutsam<br />

für das Image Bremens als moderne Großstadt, sondern<br />

auch als Wirtschaftszweig mit eigener Wertschöpfung.“ Das ist die<br />

Stunde der Stadtentwicklungspoeten. Kulturelle Einrichtungen und<br />

Medienbetriebe gab und gibt es immer schon und überall. Nun werden<br />

sie zur Planungsmasse, Dichterknete, zu Stadtbausteinen. Sie werden<br />

zu Clustern erklärt, zu Aushängeschildern gemacht, zum Netzwerk<br />

geknüpft und zum Kultur- und Medienband verwoben. Hochglanzprospekte,<br />

aufwendige Internetseiten, mitunter ganze PR-Magazine<br />

bilden die Projektionsfläche für die makellosen Träume neourbaner<br />

Lebenswelten. Eins fügt sich nahtlos zum anderen. Selbst die Tristesse<br />

eines Betonhünen, der einmal Kreiswehrersatzamt war, wird so zum<br />

Leuchtturm der Ideen, zum Kreativbolzen, Atombunker inklusive.<br />

Das Bild der neuen, geordneten Stadt ist vielfarbig, aber niemals bunt.<br />

Früher nannte man das Malen nach Zahlen.<br />

Medienmeile Bremen: Um die 30 Unternehmen haben sich in<br />

der gleichnamigen Interessengemeinschaft zusammengefunden, laut<br />

Eigenwerbung „ein einzigartiger Pool“ mit „rund 12.000 Beschäftigten“<br />

und einem „Wirtschaftspotenzial“ von etwa „einer halben Milliarde<br />

Euro jährlich“. Zu den Mitgliedern zählen Kreativwirtschaftende wie<br />

eine Reederei, ein Callcenter, ein Ticketshop, ein Restaurant, eine<br />

Rechtsanwaltskanzlei, eine Leiharbeitsfirma, ein Parkhausbetreiber<br />

sowie die Sparkasse. Sie alle wollen „gemeinsam dynamische Strukturen<br />

schaffen“, „Bremen als mediales Oberzentrum in der Metropolmalen<br />

nach<br />

zahlen<br />

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