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zds#21

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ANDA-<br />

LUSiSCHER<br />

ENGEL<br />

28<br />

und alle warteten auf diesen Mann, aber er hatte nicht genug Kraft,<br />

die Kerzen auszublasen. Es war wirklich eigenartig und unter anderen<br />

Umständen hätte ich sicherlich mitgelacht, aber es war die Beerdigung<br />

meiner Mutter.<br />

Mein Mann hat mal gesagt, mein Vater sei ein sturer Kauz,<br />

und damit hat er wohl recht. Ich weiß nicht, wie oft ich ihm angeboten<br />

habe, zu uns zu ziehen, aber er will hier nicht weg. Zweimal in der<br />

Woche besuche ich ihn und erledige die Einkäufe, weil er kaum noch<br />

laufen kann. Im Ganzen hält er sich ganz gut. Wir reden nicht mehr so<br />

viel miteinander, aber ich glaube, wenn man sich so lange kennt, dann<br />

gibt es auch nicht mehr viel zu sagen.<br />

Ich hatte mir nichts dabei gedacht, als ich die Frau bei ihm<br />

sah. Sie saß neben ihm auf der Couch und die beiden schauten fern.<br />

Später, als ich mit ihm allein in der Küche war, da fragte ich: „Papa,<br />

wer ist die Frau auf deiner Couch?“ – „Die hat mir den Chi Maxx geliefert.“<br />

– „Was ist ein Chi Maxx?“, fragt ich. – „Ein Fußmassagegerät.<br />

Das haben die im Fernsehen verkauft.“ – „Und was macht sie hier?“ –<br />

„Sie hat gefragt, ob ich einen Kaffee für sie hätte, und jetzt schauen<br />

wir schon den ganzen Nachmittag fern. Sie kommt aus Andalusien.“<br />

Ein paar Tage später kam ich wieder und er saß nicht wie gewöhnlich<br />

auf der Couch. „Papa?“, rief ich und er antwortete aus der<br />

Küche: „Wir sind hier.“ Er saß am Tisch, unter seinen Füßen das Massagegerät<br />

und las in einer Illustrierten. Die Spanierin stand am Herd<br />

und machte meinem Vater Spiegeleier. „Was machen Sie hier?“, fragte<br />

ich. Ich glaube, ich war nicht sehr freundlich. „Ich brate Ihrem Papa<br />

Eier“, sagte sie. Am Abend erzählte ich meinem Mann davon und er<br />

sagte nur so etwas wie: „Was soll schon dabei sein?“ Für ihn war es<br />

wohl ganz normal, dass eine fremde Frau, die fünfzig Jahre jünger ist,<br />

in der Küche meines Vaters steht und ihm Eier brät.<br />

Auch ohne seine Unterstützung hatte ich einen Entschluss<br />

gefasst: Sollte ich diese Frau beim nächsten Besuch wieder antreffen,<br />

dann würde ich sie auffordern, zu gehen.<br />

Tatsächlich saß sie wieder auf seiner Couch. Ich stellte den<br />

Einkauf auf den Küchentisch und ging zurück in die Stube. Sie sprach<br />

ganz leise und beide hatten die Köpfe gesenkt. „Auch vor ihm hatte<br />

ich schon Männer gekannt, gute Menschen, aber mit keinem war es so

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