zds#21
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stephani<br />
×<br />
Mo, 9.17 Uhr<br />
Jippen 1<br />
Holger Winter lehnt am Empfangstresen<br />
des „Seemannsheims“<br />
und lässt sich den Inhalt für seinen<br />
Bordrucksack geben.<br />
9.31 Uhr<br />
Bahnhofshalle, Zeitungskiosk<br />
Winter deckt sich ein für seinen<br />
Arbeitstag: „New York Times“ und<br />
„Angora“.<br />
reportage<br />
×<br />
Holger Winter<br />
lehnt am<br />
Empfangs-<br />
tresen des<br />
„Seemannsheims“<br />
und<br />
lässt sich<br />
den Inhalt für<br />
seinen Bordrucksack<br />
geben.<br />
31<br />
MIT SIM<br />
UND<br />
BIBEL<br />
Ein Schiffstechniker<br />
am Kaffeetisch, eine Pastorin,<br />
die Handykarten verkauft,<br />
und ein Rentner, der<br />
über die Reeder schimpft:<br />
auf Bordbesuch<br />
mit der Seemannsmission<br />
Text: Kim Neubauer<br />
Fotos: Cindi Jacobs<br />
„Good Morning“, schallt es von der Reling<br />
herunter. Im Bremer Industriehafen hat<br />
in der Nacht ein Schiff angelegt. Ein riesiger<br />
rot-weißer Frachter, vor dessen<br />
haushoher Bordwand jeder Mensch zur<br />
Winzigkeit wird. Holger Winter steuert<br />
in seiner grell-orangen Jacke mit den Reflektorstreifen<br />
und seinem gelben Bauarbeiterhelm<br />
durch den frisch gefallenen<br />
Schnee, gerade auf die Stahlwand zu. Ihn<br />
beeindruckt die Größe nicht mehr, für<br />
den pensionierten Schiffsbetriebstechniker<br />
ist das Alltag. Etwa in der Mitte zieht<br />
sich eine Treppe der Wand entlang nach<br />
oben. Ein Mann mit Mütze und Sonnenbrille<br />
winkt dem Besucher freundlich zu.<br />
„Good Morning. Seamen’s Mission“, antwortet<br />
Winter nach oben und steigt die<br />
rutschigen Stufen hinauf.<br />
1854 hatte der Bremer Reeder und Kaufmann<br />
Johann Hinrich Wichern die Idee,<br />
ein Heim für Schiffsjungen und Matrosen<br />
zu gründen, das diesen Unterschlupf an