Sankt Oswald Baunach - Pfarrei St. Oswald, Baunach
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Der Schächer von <strong>Baunach</strong><br />
Am Fuße des Magdalenenhügels, dort, wo der breite Treppenaufgang zur<br />
Kapelle seinen Anfang nimmt, steht eine eigenartige, vom Volk hochverehrte<br />
Kapelle, in deren Mitte der überlebensgroße Christus - wohl aus der<br />
Riemenschneiderschule - thront.<br />
Im Volksmund trägt der Ort seit jeher den Namen 'Der Schächer', im Hinblick<br />
auf den Räuber von Golgatha. An dieser <strong>St</strong>elle machten die verurteilten<br />
Verbrecher kurz vor ihrer Hinrichtung am Galgen ihre letzte <strong>St</strong>ation und<br />
erhielten von Priester und Volk Lossprechung und Verzeihung. Kaum ein<br />
Ereignis in der langen Ortsgeschichte ist so ausführlich belegt, wie die<br />
letzte Hinrichtung 1712.Bei dieser Exekution handelte es sich um den<br />
Ratsherrn Johann Georg Übel aus <strong>Baunach</strong>, Vater von zwei Kindern, der<br />
wegen Gotteslästerung vom fürstbischöflichen Gericht in Bamberg zum<br />
Tode durch Enthaupten verurteilt wurde. Die Lästerungen scheinen so unerhört<br />
gewesen zusein, daß sie "zur Verhütung größeren Ärgernisses" nicht<br />
einmal öffentlich erwähnt werden durften.<br />
Der Urteilstext, wohl nur aus der lateinischen Amtssprache übertragen und<br />
in einen einzigen Satz gefaßt, lautet in der heutigen Schreibweise:<br />
"Nachdem gegenwärtiger, hier vor Gericht stehender Übeltäter, benannt<br />
Hanns Jörg Übel von <strong>Baunach</strong>, seines Alters 49 Jahre, verheirateten <strong>St</strong>andes<br />
und katholischer Religion, zuletzt gewohnt im 1711ten Jahre in einer<br />
alldasigen Bürgerbehausung, nicht nur solche abscheulichen, erschrecklichen<br />
und entsetzlichen, auch sonsten bisher niemals gehörten Lästerungen<br />
wider Gott, wider die allerreinste Muttergottes und Jungfrau Maria,<br />
wider den hl. Josef und die hl. Engel Gottes höchstärgerlich strafbarerweise<br />
ausgestoßen, daß man dieselbigen in gegenwärtiges öffentlich zu<br />
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