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Sankt Oswald Baunach - Pfarrei St. Oswald, Baunach

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Inhalt<br />

(1) Vorwort<br />

(2) Der Kirchenpatron <strong>St</strong>. <strong>Oswald</strong><br />

(3) <strong>Baunach</strong> - eine Eigenkirche des Klosters Fulda<br />

(4) Die erste Kirche in <strong>Baunach</strong><br />

(5) <strong>Baunach</strong> wird Bamberger Oberamt<br />

(6) Die Herren von Rotenhan und der Bau der Pfarrkirche<br />

(7) Die Pfarrgeistlichen bis zur Reformation<br />

(8) Die Reformation in der <strong>Pfarrei</strong><br />

(9) Pfarrer in der Reformationszeit<br />

(10) Vom Hochstift Bamberg vorgeschlagene Pfarrer<br />

(11) Die Pfarrer seit dem 19. Jahrhundert<br />

(12) Der Dreißigjährige Krieg<br />

(13) Der Barockstil zieht ein<br />

(14) Der Kirchenumbau 1838/39<br />

(15) Weitere Restaurierungen und Einrichtungen<br />

(16) Das <strong>Baunach</strong>er Pfarrhaus<br />

(17) Früh- und Engelmessen in <strong>Baunach</strong><br />

(18) Die Reckendorfer Frühmeßstiftung<br />

(19) Die Lechner'sche Frühmeßstiftung<br />

(20) Die Frühmesse in Lauter<br />

(21) Feste und Feiern<br />

(22) Die Kirchenerweiterung 1970 - 1972<br />

(23) Beschreibung der Pfarrkirche<br />

(24) Die Magdalenenkapelle und der 'selige' Überkum<br />

(25) Denkmäler und Figuren<br />

(26) Martern und Bildstöcke<br />

(27) Die Helenenkapelle<br />

(28) Der Schächer von <strong>Baunach</strong><br />

(29) - Erläuterungen<br />

(30) - Quellenverzeichnis<br />

(31) - Literaturverzeichnis<br />

1


Vorwort<br />

Anläßlich der Einweihung der Pfarrkirche <strong>St</strong>. <strong>Oswald</strong> am 22.07.1972 wurde<br />

vom Pfarrgemeinderat und der Kirchenverwaltung <strong>Baunach</strong> eine Festschrift<br />

erstellt, in der man sich bemühte, viele Bereiche des kirchlichen und weltlichen<br />

Lebens der <strong>Pfarrei</strong> zu erfassen.<br />

Diese Festschrift ist schon seit längerer Zeit vergriffen, und so trat Pfarrer<br />

Pötter mit der Bitte an mich heran, diese Schrift neu aufzulegen und zu diesem<br />

Zweck zu überarbeiten und zu erweitern.<br />

Bei der Bearbeitung dieses Werkes wurde bewußt auf weite Abschnitte der<br />

"weltlichen" Geschichte <strong>Baunach</strong>s, die in der Festschrift enthalten waren,<br />

verzichtet, da diese in der umfangreichen Chronik der <strong>St</strong>adt <strong>Baunach</strong> von<br />

1974 nachzulesen sind.<br />

Da diese Darstellung für die breite Bevölkerung gedacht ist, wurde ein wissenschaftlicher<br />

<strong>St</strong>il vermieden. Dafür wurde der Versuch unternommen,<br />

Bauten, Denkmäler und Figuren von der kunsthistorischen Seite etwas zu<br />

beleuchten. Allgemeine Begriffe werden im Anhang erklärt, nicht aber<br />

kunsthistorische oder architektonische, da deren Erläuterung zu umfangreich<br />

wäre.<br />

Danken möchte ich Herrn Pfarrer Goebel und Herrn Pfarrer Pötter für die<br />

freundliche Unterstützung und Hilfe.<br />

<strong>Baunach</strong>, im Dezember 1984<br />

Hubert Russ, <strong>St</strong>ud. phil.<br />

2


Der Kirchenpatron <strong>St</strong>. <strong>Oswald</strong><br />

<strong>St</strong>. <strong>Oswald</strong> war ein angelsächsischer König in Northumbria. Die Legende<br />

berichtet folgendes zu seiner Person:<br />

Als sein Vater im Jahre 616 in einer Schlacht gegen die Ostangeln gefallen<br />

war, mußte er mit seinem Bruder Canfried nach Schottland fliehen. Dort<br />

nahm er den christlichen Glauben an.<br />

Nach dem Tod des Königs, der ehemals seinen Vater besiegt hatte, riefen<br />

ihn die Christen wieder ins Land. Er besiegte den britischen Fürsten Cradwalla,<br />

und durch diesen Sieg erhielt er die Oberherrschaft über die Insel.<br />

Nun rief er Mönche und Priester ins Land und errichtete Kirchen, Klöster<br />

und Schulen. Tiefe Verehrung und großes Ansehen erwarb er sich durch<br />

sein soziales Wirken im christlichen Geist. Die Armen waren seine<br />

Freunde, und man nannte ihn 'freigiebige Hand'.<br />

Dieses verdienstvolle Walten währte nicht lange. <strong>Oswald</strong> wurde von dem<br />

heidnischen König Penda in einen Krieg verwickelt und fiel im Jahre 642 im<br />

38. Lebensjahr. Der barbarische Sieger ließ <strong>Oswald</strong>s Arme und sein Haupt<br />

vom Körper trennen. So wurde König <strong>Oswald</strong> zum christlichen Märtyrer,<br />

dessen Verehrung sich schnell über ganz England ausbreitete. Die iroschottischen<br />

und angelsächsischen Glaubensboten brachten diese Verehrung<br />

mit zu uns und gaben ihren Gründungen gerne seinen Namen. So<br />

kann man auf dem Weg ihres Wirkens in Deutschland von der Nordseeküste<br />

bis zu den Alpen eine sogenannte '<strong>Oswald</strong>straße' mit Kirchen und Klöstern<br />

feststellen, die ihm zu Ehren entstanden. Der heilige Bonifatius und<br />

seine Fuldaer Mönche haben diese Verehrung gepflegt und dann auch der<br />

neugegründeten Kirche in <strong>Baunach</strong> diesen verdienstvollen Heiligen als Patron<br />

gegeben. Das Patrozinium des heiligen <strong>Oswald</strong> gehört zu den ältesten<br />

3


in ganz Deutschland.<br />

Als königlichen Märtyrer hat man ihn im Mittelalter gerne als Patron von<br />

Königs- und Fürstenkirchen gewählt und den Söhnen des hohen Adels seinen<br />

Namen gegeben (z.B. <strong>Oswald</strong> von Truhendingen).<br />

<strong>St</strong>. <strong>Oswald</strong> gilt als Helfer und Schutzpatron in Not und Gefahr. Er wird meistens<br />

mit einem Raben in der Hand dargestellt. Darüber berichtet die Legende:<br />

Bei der Krönung <strong>Oswald</strong>s wurde durch ein Mißgeschick das Salböl<br />

verschüttet. Die Umstehenden waren verwirrt und wußten keinen Rat. Da<br />

kam vom Himmel ein Rabe - von jeher ein Bote Gottes - geflogen, der im<br />

Schnabel ein kleines Ölgefäß trug. So konnte die Königskrönung vollzogen<br />

werden.<br />

<strong>Baunach</strong> - eine Eigenkirche des Klosters Fulda<br />

"Die <strong>Pfarrei</strong> <strong>Baunach</strong> ist eine von den vierzehn Slavenpfarreien, wo seit<br />

den Zeiten Bischofs Egilward zu Würzburg, der von 804 bis 810 auf dem<br />

bischöflichen <strong>St</strong>uhle gesessen, eine Pfarrkirche bestanden hat. Die Kirche,<br />

welche den hl. <strong>Oswald</strong> zum Patron hatte, ist wohl eine der ältesten und bedeutendsten<br />

Mutterkirchen der Christenheit in Franken; sie hat das Merkmal<br />

karolingischer und überhaupt uralter <strong>St</strong>iftung von Königshuben, die<br />

Zehntfreiheit genoßen". Mit diesen Worten beginnt der Archivar G.L.<br />

Lehnes 1842 seine Beschreibung der <strong>Pfarrei</strong> <strong>Baunach</strong>.<br />

Über die Anfänge der <strong>Pfarrei</strong> <strong>Baunach</strong> gab es schon immer verschiedene<br />

Meinungen. So glaubte Pfarrer Gehringer 1768, Karl der Große habe hier<br />

Sachsen angesiedelt und ihnen den hi. <strong>Oswald</strong> als Kirchenpatron gegeben.<br />

Der fränkische Geschichtsschreiber Lorenz Frieß (um 1500) nennt in seiner<br />

'Würzburger Chronik' die 14 Slawenkirchen, worunter auch <strong>Baunach</strong> ist,<br />

namentlich, allerdings ohne Angabe seiner Quellen. Auch E. v. Guttenberg<br />

4


schlägt 1933 die Überprüfung <strong>Baunach</strong>s als Sitz einer Slawenkirche vor.<br />

K. Lübeck versucht in seinen "Fuldaer <strong>St</strong>udien" dagegen nachzuweisen,<br />

daß <strong>Baunach</strong> eine Eigenkirche des Benediktinerklosters Fulda war. Das<br />

bedeutet, daß das Kloster Fulda Grundherr und Eigentümer der Kirche in<br />

<strong>Baunach</strong> war.<br />

Die erste Kirche in <strong>Baunach</strong><br />

In Schenkungsurkunden an das Kloster Fulda wird <strong>Baunach</strong> das erste Mal<br />

urkundlich erwähnt. Im Jahre 802 (804) schenkten die Brüder Gerhard und<br />

Ippin (Bippin) vom Königshof in Geltersheim aus "Bunahu et Tasu" einschließlich<br />

Ländereien, deren Umfang unbekannt ist, dem Kloster Fulda.<br />

Diese Schenkung bildete die Grundlage des Fuldaer Herrschaftsgebietes in<br />

<strong>Baunach</strong>.<br />

Durch eine Schenkung Werinolts und Halbthurings 814 erweiterte sich der<br />

Fuldaer Besitz in <strong>Baunach</strong>. Eine andere Urkunde aus dem Jahr 804 berichtet<br />

von Gütern des Fuldaer Tochterklosters Holzkirchen in <strong>Baunach</strong>.<br />

Für die Frühgeschichte der <strong>Oswald</strong>skirche ist eine als Convention von<br />

Retzbach bezeichnete Urkunde von größter Wichtigkeit: Abt Ratgar von<br />

Fulda hatte sich wohl 812 durch Vorlegen von zwei gefälschten Urkunden<br />

bei Karl dem Großen eine Bestätigung seines kirchlichen Zehntrechtes erschlichen,<br />

welches eigentlich nur Bischof Wolfgervon Würzburg zustand.<br />

Denn um die Zeit der genannten Schenkungen ließ Abt Ratgar in den Fuldaer<br />

Herrschaftsgebieten eine Reihe von Kirchen bauen. Mit den von diesen<br />

Eigenkirchen eingehenden Zehnten finanzierte er Bauarbeiten an der<br />

Klosterkirche in Fulda mit.<br />

Dieses Zehntrecht war bereits 812 bei Verhandlungen in Fulda zur Sprache<br />

gekommen, und auf einer Mainzer Synode hatte Bischof Wolfger 813 seine<br />

5


Zehntansprüche dem in seiner Diözese gelegenen fuldischen <strong>St</strong>reubesitz<br />

gegenüber aufgegeben. Die strittige Angelegenheit kam jedoch erst durch<br />

neue Verhandlungen in Retzbach am Main 815/16 zum definitiven Austrag.<br />

Dort trafen sich die beiden kirchlichen Würdenträger mit ihren Räten und<br />

den Sendboten Kaiser Ludwigs des Frommen, Meginboldus und Truandus.<br />

Der Vertrag, auf den man sich einigte, sicherte dem Fuldaer Kloster endlich<br />

die uneingeschränkte Ausnutzung seines ihm vom Kaiser bestätigten<br />

Zehntrechtes und wurde in einer Urkunde niedergelegt. Im Vertragswerk<br />

werden alle Fuldaer Besitzungen aufgezählt, darunter auch <strong>Baunach</strong>: "...ad<br />

Bunaha ubi ecclesia edificata erat..." (in <strong>Baunach</strong>, wo eine Kirche errichtet<br />

worden ist). Dies ist die erste Erwähnung einer Kirche in <strong>Baunach</strong>.<br />

Nach der Convention von Retzbach fehlen Nachrichten über die <strong>Baunach</strong>er<br />

Kirche fast völlig. Verfolgen läßt sich nur die Zehntabgabe der Kirche: Es<br />

war das Fuldaer Tochterkloster Holzkirchen, das von 816 bis 1603 den<br />

großen und kleinen Zehnt einzog; davon kamen 2/3 nach Holzkirchen und<br />

1/3 verblieb dem Pfarramt in <strong>Baunach</strong>. Ausgenommen davon war der sogenannte<br />

Nonnenzehnt, den das Bamberger Klarissenkloster einzog. Erst<br />

im Jahre 1603 ging die Zehntgerechtigkeit durch Kauf an das Hochstift<br />

Bamberg über.<br />

Die erste Konsequenz für das Kloster Fulda dürfte nach 816 der Bau einer<br />

neuen Kirche gewesen sein, denn nach Angaben der Kirchenbücher weihte<br />

Bischof Wolfger von Würzburg 823 die Kirche. Im Kloster Fulda befanden<br />

sich damals angelsächsische Mönche, die der Kirche den hl. <strong>Oswald</strong> zum<br />

Patron gaben.<br />

Die Schenkungen hatten natürlich auch politische Folger. <strong>Baunach</strong> gehörte<br />

nun zum fuldischen Herrschaftsgebiet und mußte von Fulda verwaltet werden.<br />

Dies taten die Mönche aber nicht selbst, sondern sie setzten Bedien-<br />

6


stete ein, Klosterministeriale genannt. Die Edlen von <strong>Baunach</strong> scheinen<br />

dieses Amt lange innegehabt zu haben.<br />

Wie die erste <strong>Baunach</strong>er Kirche ausgesehen hat, ist heute nicht mehr festzustellen.<br />

Sie stand wahrscheinlich dort, wo die heutige Pfarrkirche steht,<br />

und bildete den östlichen Eckpfeiler beim Bau einer Ortsbefestigung. Der<br />

älteste Teil des Turmes aus rohen Quadersteinen wurde sicher schon in<br />

der Fuldaer Zeit vor 1244 erbaut. Als <strong>St</strong>einmetzzeichen findet man nämlich<br />

an seinem unteren Teil das Fuldaer Kreuz.<br />

<strong>Baunach</strong> wird Bamberger Oberamt<br />

Unter der Herrschaft der Grafen von Truhendingen 1260 bis 1390 erlebte<br />

<strong>Baunach</strong> mit der Erhebung zur <strong>St</strong>adt 1328 einen Höhepunkt.<br />

Doch zu dieser Zeit waren die Grafen infolge ihrer aufwendigen Hofhaltung<br />

und kostspieliger Fehden schon stark verschuldet und mußten 1390 ihre<br />

restlichen Besitzungen in <strong>Baunach</strong> an das Hochstift Bamberg verkaufen,<br />

nachdem ein Teil schon vorher in den Besitz des Hochstifts übergegangen<br />

war.<br />

Das Hochstift suchte nun auch die Lehenshoheit über <strong>Baunach</strong> von der<br />

Abtei Fulda zu erwerben, was rasch gelang. 1388 trat Abt Friedrich von<br />

Fulda die Lehenshoheit über die <strong>St</strong>ufenburg und den Markt <strong>Baunach</strong> um<br />

700 Gulden an Bischof Lamprecht von Bamberg ab. Ausgenommen davon<br />

waren die Kirchengüter und Kirchensitze, wozu auch der Kirchenzehnt im<br />

ganzen Amt gehörte.<br />

7


Die Herren von Rotenhan und der Bau der Pfarr-<br />

kirche<br />

Als Anton von Rotenhan im Jahre 1435 Fürstbischof von Bamberg wurde,<br />

und er nur leere Kassen und hohe Schuldenberge vorfand, verpfändete er<br />

den Markt <strong>Baunach</strong> und die <strong>St</strong>ufenburg um 6000 Gulden an seine Brüder<br />

Veit (I.) und Hans (III.).<br />

Bis dahin war die Pfarrkirche sehr vernachlässigt worden. Zwei Drittel des<br />

Kirchenzehnts flossen an das Kloster Holzkirchen, das auch die mit dieser<br />

Abgabe verbundene Patronatsrechte (Einsetzungsrecht, Spolienrecht,<br />

usw.) besaß. Anton von Rotenhan erwirkte bei seinem Amtsantritt vermutlich<br />

das zeitliche Patronatsrecht vom Holzkirchener Propst Konrad von<br />

Lautenbach. 1454 erhielten die Herren von Rotenhan das Patronatsrecht<br />

als Mannlehen und damit auch die Erlaubnis zum Kirchenbau.<br />

Holzkirchen und das Nonnenkloster <strong>St</strong>. Klara in Bamberg hatten als Hauptzehntherren<br />

den größten Anteil der Bausumme zu tragen. Wahrscheinlich<br />

wurden die Abgaben jetzt eine Zeitlang für den Kirchenbau bereitgestellt.<br />

In den folgenden Jahren wurden der Chor und das Langhaus in den Ausmaßen<br />

errichtet, die sie vor der Kirchenerweiterung 1970/72 besaßen. Der<br />

massige Turm als Teil einer Friedhofsbefestigung wurde bis zu seiner jetzigen<br />

Höhe aufgeführt. In der Höhe des Zifferblatts ließen die Freiherren auf<br />

der Nordseite ihr Wappen einmeißeln. Als Pfarrer Bickel 1789 eine neue<br />

Kirchenuhr einrichten ließ, entdeckte man die schon stark verwitterten<br />

Wappen: rechts das des Fürstbischofs Anton, links das der Adelsfamilie<br />

von Rotenhan.<br />

8


Die Pfarrgeistlichen bis zur Reformation<br />

Das Kloster Holzkirchen besaß von Anbeginn bis 1603 das mit dem Patronatsrecht<br />

verbundene Vorschlagsrecht der Pfarrer. Nur wenige Namen der<br />

vorgeschlagenen Geistlichen sind jedoch bis zur Reformation bekannt:<br />

1390 Heinricus, plebanus in Bawnach<br />

1407 tauscht Ulrich Meckenloher die <strong>Pfarrei</strong> <strong>Baunach</strong> mit Ulrich<br />

von Onelspach (Ansbach) gegen Schwabach<br />

1421 Pfarrer Marquard Brunnhardi<br />

1425 Procopius<br />

1426 Heinrich Rosenberger<br />

1434 Johann Eberhard aus Plauen, bis 1437<br />

1437 Martin Kopp, Canonicus bei <strong>St</strong>.<strong>St</strong>ephan in Bamberg<br />

1488 wird Georg Schlenk als erster Engelmesser genannt<br />

1515 wird Pfarrer Weidner zusammen mit Engelmesser Friedrich<br />

Weiglein und Kaplan <strong>St</strong>ephan Müller als Zeuge eines Wunders am<br />

Grab Überkums aufgeführt.<br />

Die Reformation in der <strong>Pfarrei</strong><br />

In der <strong>Pfarrei</strong> <strong>Baunach</strong> führte Freiherr Friedrich von Wiesentau im centfreien<br />

Bereich seines Schlosses Reckendorf die Reformation ein. Er setzte<br />

einen lutherischen Prediger ein, der die neue Lehre verkündete und<br />

scharfe Predigten gegen die vermeintlich üblen Zustände der Kirche hielt,<br />

und errichtete 1546 eine Kapelle für den Gottesdienst. Er verfügte aber in<br />

Reckendorf nur über eine geringe Zahl von Untertanen. Die meisten<br />

Familien waren Untertanen des Fürstbischofs und des <strong>St</strong>ifts <strong>St</strong>. <strong>St</strong>ephan in<br />

Bamberg.<br />

Im Domkapitel zu Bamberg konnte man der Entwicklung rechtlich nicht viel<br />

entgegenstellen. Als Landesherr hätte der Fürstbischof den Prediger verhaften<br />

lassen können, aber nur außerhalb des centfreien Schloßgebietes.<br />

Schloß und Schloßhof unterstanden nur der Hoheit des Schloßherrn. Be-<br />

9


amte der fürstbischöflichen Cent durften diesen Bereich nicht betreten.<br />

Erst das Restitutionsedikt von 1629 schuf die rechtliche Grundlage für ein<br />

Eingreifen. Lehnes berichtet dazu in seiner Chronik des <strong>Baunach</strong>grundes:<br />

Im Jahr 1629 habe das <strong>St</strong>ift Bamberg eine Religionsreform in Reckendorf<br />

angefangen. Der Ausschuß (militärisches Aufgebot) des Amtes <strong>Baunach</strong><br />

sei ins Schloß eingedrungen und habe große Verwüstungen angerichtet.<br />

Der Geist der neuen Religionsbewegung war auch auf die Dörfer des Amtes<br />

<strong>Baunach</strong> ausgestrahlt und sei nun langsam verebbt. Die Untertanen der<br />

katholischen Herrschaften mußten wieder zur alten Kirche zurückkehren,<br />

wenn sie ihre Lehen nicht verlieren wollten.<br />

1649 verließen die Wiesentau Reckendorf und auch der Prediger verschwand.<br />

Als Oberst Madersbach das Rittergut erwarb, ging bei ihm der<br />

lutherische Gottesdienst noch weiter. Erst als Schloß und Gut in die Hände<br />

des Geheimrats Lechner kam, und es später die Familie von Greifenklau<br />

übernahm, normalisierte sich das kirchliche Leben aus der Sicht der katholischen<br />

Kirche wieder.<br />

Pfarrer in der Reformationszeit<br />

Die <strong>Baunach</strong>er Gläubigen blieben während der Reformation bei ihren katholischen<br />

Pfarrern. In den Jahren bis 1603 erscheinen folgende Namen:<br />

1524 Johannes Senf<br />

1524 Graf Boppo von Henneberg, Oberpfarrer - ihm unterstand<br />

Pfarrer Kilian Westhausen, 1524 bis 1534<br />

1541 Graf Christoph von Henneberg, Oberpfarrer - sein Verweser<br />

war Johann Fedinger ab 1541<br />

1562† Johann Schreiber, verstarb 1562 zu <strong>Baunach</strong><br />

1562-1596 Simon von Berg, Oberpfarrer und Propst zu <strong>St</strong>. Jakob in<br />

Bamberg,; ihm unterstanden<br />

10


1567 Johann <strong>St</strong>robel, Provisor<br />

bis 1579 Kaspar Bertelmann, Pfarrverweser<br />

1579-1598 Liborius Frankenhausen, Seelsorger<br />

1598-1599 Magister Schad, verstarb zu <strong>Baunach</strong><br />

1599-1619 Magister Martin Werner aus Fulda, bedeutender Vertreter der<br />

Gegenreformation in der <strong>Pfarrei</strong> <strong>Baunach</strong>.<br />

Vom Hochstift Bamberg vorgeschlagene Pfarrer<br />

Im Jahre 1603 war das Vorschlagsrecht der Pfarrer in <strong>Baunach</strong> mit dem<br />

Kirchenzehnt, dem Fahr über den Main und einigen Lehen käuflich von der<br />

Abtei Fulda an das Fürstbistum Bamberg übergegangen. Die Namen folgender<br />

Geistlicher sind uns überliefert:<br />

1619-1629 Magister Peter Julius war der erste Pfarrer, den Bamberg<br />

präsentierte. Er war jüdischer Abstammung. Von ihm ist eine<br />

Pfarrbeschreibung erhalten.<br />

1629-1632 Magister Kaspar Panholzer war an der Durchführung des<br />

Restitutionsedikts in Reckendorf beteiligt. Er fürchtete daher<br />

die anrückenden schwedischen Truppen und flüchtete 1632 in<br />

die Festung Kronach, von wo er nicht mehr zurückkehrte.<br />

Die Pfarrstelle blieb bis 1635 unbesetzt. Krieg und Seuchen hatten nicht<br />

nur die Bevölkerung dezimiert, sondern auch viele Geistliche hinweggerafft.<br />

Ab 1635 wurde die Seelsorge in <strong>Baunach</strong> von Kloster- und <strong>St</strong>iftsgeistlichen<br />

ausgeübt:<br />

1635 Friedrich<br />

1637-1647 August Flexlein, Augustiner aus Wetzhausen<br />

Friedrich Deutsch, Prior vom Michelsberg in Bamberg<br />

1645 Thomas Mangold<br />

1645 Andreas Lotz<br />

1648 Martin Escherich, Jesuit<br />

Professor Simon <strong>St</strong>engel, Johann Rotacker und Johann<br />

Ginsfelder, Jesuiten<br />

1650-1652 Johann Flenderer<br />

11


1652-1657 Johann Adam Lunz, Kanonikus zu <strong>St</strong>. Gangolf<br />

1657-1684 Magister Georg Rehe, Pfarrer<br />

1686-1693 Josef Heerdegen, Pater des Klosters Banz<br />

Ab 1693 erscheinen dann alle Geistlichen unter der Bezeichnung "Pfarrer"<br />

1693-1695 Friedrich Vogel<br />

1695-1708 Johann Martin Kraft<br />

1708-1714 Adam Schöffel<br />

1714-1718 Johann Eismann aus Forchheim<br />

1718-1721 Johann Friedrich Keller<br />

1721-1722 Johann Heinrich Höhn<br />

1722-1750 Otto Friedrich Johannes<br />

1750-1752 Georg Thomas Hoffmann<br />

1752-1755 Johann Georg Schlicht<br />

1756-1764 Christoph Joachim Jakob<br />

1764-1769 Johann Gehringer, Verfasser eines Pfarrbuches<br />

1769-1770 Johann Hofmann<br />

1770-1778 Johann Sebastian Kraus<br />

1778-1782 Anton Daig<br />

1782-1797 Georg Sebastian Bickel<br />

1797-1805. Georg Geuß<br />

Die Pfarrer seit dem 19. Jahrhundert<br />

1805-1807 Johannes Friedrich Batz, Doktor der Philosophie und<br />

Theologie, Verfasser zahlreicher Schriften, Pfarrer, starb in<br />

<strong>Baunach</strong> und wurde im Chor der Pfarrkirche begraben<br />

1807-1811 Nikolaus Casseder<br />

1812-1819 Philipp Josef Jund<br />

1820-1824 Johann Baptist Hirth<br />

12


1825-1830 Georg Gaier, erster Würzburger Priester nach vielen<br />

Bambergern<br />

1830-1834 Adam Voelkner<br />

1834-1860 Andreas Riegel, hat den Kirchenumbau 1838/39 geleitet<br />

1860-1865 Hermann Bauer<br />

1865-1866 A. Wiesner, Pfarrverweser<br />

1866-1876 Christian Trunk aus Amorbach, wurde als erster Priester auf<br />

dem neuen Friedhof bestattet<br />

1876-1880 Anton Peetz<br />

1880-1889 Michael Adam Berninger<br />

1889-1902 Heinrich Gröhling aus Ebern<br />

1902-1907 Max Haas<br />

1907-1919 Ignaz Ziegler<br />

1919-1920 Carl Theodor Reitz, Pfarrverweser<br />

1920-1934 Gottfried Lang aus Sulzbach/Main<br />

1934-1956 Philipp Hablitz aus Kaiserslautern, Pfarrer, Dekan und<br />

Geistlicher Rat, zu <strong>Baunach</strong> verstorben 1956<br />

1956-1981 Adolf Goebel aus Schweinfurt, Initiator des Kirchenumbaus<br />

1970 - 1972 und der Anschaffung der neuen Kirchenorgel,<br />

Priester im Ruhestand, Ehrenbürger der <strong>St</strong>adt <strong>Baunach</strong><br />

1981- Alfred Pötter, seit<br />

Der Dreißigjährige Krieg<br />

Luther's Lehre hatte eine religiöse Spaltung zur Folge. Darüber hinaus zeigen<br />

eine Reihe von Kriegen, wie der Bauernkrieg 1525, der Schmalkaldische<br />

Krieg 1546, die verheerende Fehde des Markgrafen Albrecht von<br />

Brandenburg 1553, die Verwirrung und die mit Haß geladene Atmosphäre<br />

jener Zeit. Der Dreißigjährige Krieg, zunächst Religionskrieg, artete allmählich<br />

aus in eine sinnlose Freibeuterei.<br />

13


Als der Krieg 1618 seinen Anfang nahm, war unsere Gegend noch von seinen<br />

Schrecken verschont geblieben. Pfarrer Peter Julius, 1619 eingesetzt,<br />

weiß in seiner Amtszeit bis 1629 noch nichts von Krieg. Aber der Chronist<br />

der Freiherren von Rotenhan in Rentweinsdorf berichtet von der Einquartierung<br />

Bibraischer Reiter. Pfarrer Panholzer, der sein Amt 1629 antrat, geriet<br />

bald mitten in die Kriegs-wirren hinein. Er war beteiligt an der Vertreibung<br />

des lutherischen Predigers in Reckendorf. Als dann im Jahr 1631 die<br />

Schweden vorrückten, verließen viele <strong>Baunach</strong>er den Ort und Pfarrer<br />

Panholzer flüchtete nach Kronach, der stärksten Feste des Hochstifts Bamberg.<br />

Bis zum Einfall der Schweden hatte das Amt <strong>St</strong>ufenburg eine wirtschaftliche<br />

Blüte erlebt. Nun folgte eine Katastrophe. Drei Viertel der alten Bevölkerung<br />

<strong>Baunach</strong>s wurden ausgelöscht. Viele Familien flohen wahrscheinlich,<br />

als am 6.Februar 1632 schwedische Truppen in <strong>Baunach</strong> einquartiert<br />

wurden. Nachdem die Schweden 1634 in der Schlacht bei Nördlingen von<br />

den kaiserlichen Truppen geschlagen wurden, war unsere Gegend vom<br />

Kriegsvolk befreit und der Wiederaufbau setzte ein.<br />

Hatten Krieg und Seuchen unter der Bevölkerung stark gewütet, waren die<br />

Felder verwildert, so zeigen doch die Kirchenrechnungen, die ab 1646 wieder<br />

lückenlos vorliegen, daß die Schäden an den Gebäuden nicht allzu<br />

groß waren und die Aufbauarbeit Fortschritte machte.<br />

Schulmeister war damals ein <strong>Baunach</strong>er Bürger namens Pankratz Burkard.<br />

Er erhielt im Jahr fünf Gulden für Läuten und <strong>St</strong>ellen der Uhr. Der Frau<br />

Kastnerin wurden für das Jahr 6 Gulden 3 Pfund 25 Pfennige Kostgeld für<br />

den Geistlichen, Pater Martinus, von Bamberg ausbezahlt. Ein Pfarrer war<br />

wegen Priestermangels und fehlender Mittel zur Besoldung nicht eingesetzt.<br />

14


Im Jahre 1648/49 wurden die Schäden an Turm und Langhaus der Pfarrkirche<br />

und an der Magdalenenkapelle ausgebessert. Der Turm dürfte seine<br />

vier Ecktürmchen erst nach 1631 erhalten haben. Denn 1631 fertigte der<br />

Bamberger Hofmaler Veitt Kuhnrath eine Karte vom Mainverlauf zwischen<br />

<strong>Baunach</strong> und Breitengüßbach an; auf dieser Karte befindet sich eine bemerkenswerte<br />

Teilansicht der <strong>St</strong>adt <strong>Baunach</strong>, auf der der Turm noch keine<br />

Ecktürmchen besitzt. Die Kirchenrechnung von 1648/49 verzeichnet folgende<br />

Reparaturkosten:<br />

3 Pfund 15 Pfennig für 6 Scheffel Kalk aus Neubrunn<br />

7 Pfund 35 Pfennig Arbeitslohn für die Handwerker, für das Ausbessern der<br />

Pfarrkirche, 2 Pfund für die Magdalenenkapelle<br />

3 Pfund für den Schmied<br />

9 Gulden für den Schieferdecker.<br />

Ansonsten war wenig von gewaltsamen Zerstörungen zu bemerken. Sogar<br />

die wertvolle große Glocke hing noch im Turm, und auch die Kirchenuhr<br />

hatte den Krieg unversehrt überstanden. Auch der alten Orgel war kein<br />

Schaden zugefügt worden. Erst im Jahre 1696 wurde eine neue von einem<br />

Orgelbauer in Kulmbach für 225 Taler beschafft. Geld dafür war in der Kirchenkasse<br />

nicht vorhanden, und so gingen der damalige Pfarrer und der<br />

Heiligenpfleger Pankraz Pflaum von Haus zu Haus, um den Betrag zusammenzubetteln.<br />

Nach der Beschreibung von Pfarrer Julius befanden sich einst sechs Altäre<br />

in der Pfarrkirche. Ob diese den Krieg überstanden haben, wird allerdings<br />

nicht berichtet. Sie zeugen nicht nur von der Frömmigkeit jener Zeit, sondern<br />

auch von der Vielgestaltigkeit der Heiligenverehrung. Die Altäre werden<br />

folgendermaßen beschrieben:<br />

"Der hohe Altar war dem hl. <strong>Oswald</strong>, dem hl. Nikolaus, dem hl. Augustinus<br />

15


und dem hl. Christopherus geweiht, der mittlereden confessores (Bekennern),<br />

auf der rechten Seite im Schiff der eine den Aposteln, der andere<br />

den Jungfrauen, auf der linken Seite der eine der Kreuzaltar, der andere<br />

der Marienaltar".<br />

Der Barockstil zieht ein.<br />

Das Leid des Dreißigjährigen Krieges war bald wieder vergessen. Der seelische<br />

Umschwung fand seinen sichtbarsten Ausdruck in der Kunst des Barock,<br />

überhaupt in der einsetzenden Baufreudigkeit. Auch das Innere der<br />

Pfarrkirche veränderte sich, wenn auch nur langsam.<br />

Nach Pfarrer Gehringer wurden im Jahre 1703 durch "Guttäter" drei Barockaltäre<br />

beschafft: der Hochaltar "Sancti <strong>Oswald</strong>i Martyris et Königskirchen<br />

Patronus", auf der linken Seite der Muttergottesaltar, auf der rechten<br />

der Apostelaltar.<br />

Die Kirche selbst war nach dreihundertjährigem Bestehen sehr baufällig<br />

geworden. Da die Mittel für einen Umbau fehlten, beschränkte man sich<br />

immer wieder auf die nötigen Reparaturen. Mit Geldern aus der Kirchenkasse<br />

wurde 1722 eine neue Sakristei von einheimischen Handwerkern<br />

erbaut: Die Maurer Hermann Mathes, Georg Peyser und Albert Hagel erhielten<br />

22 Gulden für ihre Arbeit. Der Kalk kam aus Pettstadt, die Ziegel<br />

und Backsteine aus Gerach. Der Gemeindeschmied H. Heyden verrechnete<br />

23 Gulden für Arbeit und Material. Das Ziegeldach bewährte sich nicht<br />

und mußte zehn Jahre später durch ein Schieferdach ersetzt werden.<br />

1729 wurde die Kirche durch ein neues barockes Werk, die Kanzel, bereichert.<br />

Sie wurde von Thomas Kern aus <strong>St</strong>affelstein um drei Gulden und 56<br />

Kreuzer geliefert. Der Maurer Georg Peyser mußte die alte <strong>St</strong>einkanzel abbrechen<br />

und auf dem Platz neben der Magdalenenkapelle wieder auf-<br />

16


auen. Dafür wurden ihm zwei Gulden 36 Kreuzer gezahlt.<br />

Die drei Altäre wurden 1762 durch drei hölzerne Antependien (Verkleidung<br />

der Altarsteine) verschönt. Ein passender Barocktabernakel wurde 1765 in<br />

<strong>St</strong>affelstein für 34 Gulden angefertigt. Zu dessen Aufstellung mußte der<br />

Hochaltar um "I Schug 3 Zoll" (32 cm) erhöht werden. Sockel und Aufbau<br />

erhielten ein Barockkleid vom Maler Turban aus Hallstadt.<br />

1786 wurde das Muttergottesbild auf dem Marienaltar, das vorher mit Kleidern<br />

angetan war, durch den Maler Ditterich aus Lichtenfels bemalt und<br />

vergoldet.<br />

Ein besonders schönes <strong>St</strong>ück erhielt das Gotteshaus im Jahre 1810: den<br />

neuen Hochaltar. In diesem Jahr hatte der Schultheiß von Rattelsdorf den<br />

heute noch stehenden Barockaltar, der ehemals in der <strong>St</strong>ephanskirche in<br />

Bamberg stand und infolge der Säkularisation verschleudert wurde, gekauft<br />

und der hiesigen Pfarrkirche geschenkt. Die Kosten für die Aufstellung und<br />

das Vergolden und Lackieren in Höhe von 36 Gulden wurden durch Spenden<br />

aus <strong>Baunach</strong> und den Filialen aufgebracht. 1811 wurde der<br />

Tabernakel vom Vergolder Kraus aus Bamberg für 58 Gulden neu<br />

vergoldet. Dabei wurde auch die Altarsteinbekleidung restauriert.<br />

Der Kirchenumbau 1838/39<br />

Turm und Langhaus hatten Jahrhunderte ohne gründliche Überholung auskommen<br />

müssen. Es drehte sich dabei immer um die Frage, wer für die<br />

Kosten aufkommen würde. Denn politisch gehörte <strong>Baunach</strong> zum Hochstift<br />

Bamberg und kirchlich zum Bistum Würzburg. Zwischen diesen beiden Institutionen<br />

wurde die Baupflicht ständig hin und her geschoben. Im 18.Jahrhundert<br />

wurde immer wieder auf die Schadhaftigkeit des Deckengewölbes<br />

hingewiesen und die Gefahren aufgezeigt, die bei einem Balkenbruch<br />

17


hätten entstehen können.<br />

Erst 1835, als die bayerische Regierung den größten Teil der Zehntgerechtigkeit<br />

selbst in der Hand hatte, fand man Gehör. In diesem Jahr wurde der<br />

Turm bestiegen und für 82 Gulden gründlich repariert. Beim Langhaus<br />

stand man vor der Frage, ob man es nur reparieren oder ganz neu bauen<br />

und erweitern sollte. Die Bausumme für eine Reparatur hätte etwa 3550<br />

Gulden betragen, wozu die Gemeinde einen Zuschuß von 1000 Gulden<br />

leisten wollte. Bei einem Neubau sollte das Langhaus auf beiden Seiten um<br />

je sechs Schuh (je fast zwei Meter) erweitert werden. Die Mehrkosten sollten<br />

3000 Gulden betragen. Diese Summe sollte die Gemeinde durch eine<br />

Anleihe aufbringen und die jährlichen Zinsen durch Umlagen begleichen.<br />

Da die Verhältnisse jedoch auch einen Neubau der Schule und den Bau<br />

der <strong>Baunach</strong>sbrücke erforderten, entschied man sich 1838 für die Reparatur.<br />

Im April 1838 wurde das Dach abgerissen, die Längsmauern wurden mit<br />

schön behauenen Sandsteinquadern erhöht, schadhafte <strong>St</strong>eine ausgewechselt<br />

und die <strong>St</strong>ützmauern zum Teil neu errichtet. Die Decke wurde abgehoben<br />

und das Kirchenschiff erhöht. Die alte Deckenkonstruktion mit den<br />

sichtbaren Querbalken verschwand. Das neue Dach wurde wieder mit<br />

Schiefer gedeckt.<br />

Weitere Restaurierungen und Einrichtungen<br />

Weitere Restaurierungen wurden in den Jahren 1880 bis 1883 vorgenommen.<br />

Nachdem schon 1877 ein neues Altarbild gemalt worden war, wurden<br />

nun Altarteile, <strong>St</strong>atuen und andere Teile vergoldet und schließlich 1883<br />

Wände und Decke getüncht. Mitten in diese Arbeiten hinein fuhr am 31.<br />

18


Mai 1883 ein furchtbares Hagelwetter, das alle Fenster an der Nordseite<br />

der Kirche zertrümmerte. Die Glasermeister Andreas Feulner und Andreas<br />

Hojer mußten vier neue Fenster einsetzen.<br />

1886 ließ Pfarrer Berninger die Lourdesgrotte am Beinhaus errichten. Die<br />

<strong>St</strong>atue wurde aus Paris beschafft. Die Chorfenster ließ 1892 Pfarrer<br />

Gröhling aus Mittel. einer <strong>St</strong>iftung der Witwe Rosina Müller, geb. Roppelt,<br />

für 1350 Mark anfertigen. Am 2.Februar 1903 veranlasste Pfarrer Haas die<br />

Gründung eines Kirchenbauvereins. Mit dem gesammelten Geld wurde die<br />

Kirche 1908 und 1913 unter Pfarrer Ziegler wieder restauriert.<br />

Die erste Kirchenorgel, von der wir wissen, hat den Dreißigjährigen Krieg<br />

überstanden und war bis 1681 im Dienst. 1681/84 wurde von Meister<br />

Matthias Tretzscher aus Kulmbach eine neue Orgel konzipiert und zur Aufstellung<br />

gebracht. Er erhielt dafür 60 Gulden.<br />

1779 war eine größere Orgelreparatur fällig. Am 30. Juli 1779 erbat Pfarrer<br />

Daig in einem Gesuch an Fürstbischof Franz Ludwig von Erthal die Genehmigung<br />

des Vertrags, der mit dem Orgelmacher Joseph Köhler aus Bamberg<br />

abgeschlossen worden war. Die Kosten beliefen sich auf 44 Gulden<br />

samt Trinkgeld.<br />

1877 wurde eine neue Orgel angeschafft und die von Tretzscher erbaute in<br />

der Magdalenenkapelle aufgestellt. Im 1.Weltkrieg mußten die Zinnpfeifen<br />

abgeliefert werden. Diese neue Orgel wurde bei der Orgelbaufirma<br />

Augustin Bittner in Nürnberg in Auftrag gegeben. Der Preis betrug 4560<br />

Mark. Da der Raum auf den Emporen beengt war, mußte die Orgel in zwei<br />

von einander getrennten Teilen aufgestellt werden. Dadurch war die Spielart<br />

so schwer geworden, daß man nur mit sehr viel Kraft einen Akkord anschlagen<br />

konnte.<br />

Unter Vorsitz von Pfarrer Hablitz beschloß die Kirchenverwaltung 1936, die<br />

19


Orgel durch die Orgelbaufirma Weise aus Plattling umbauen zu lassen. Zur<br />

Kostendeckung wurde ein Darlehen von 4500 Mark aufgenommen. Die<br />

neue umgebaute Orgel besaß insgesamt 1284 Pfeifen, davon 365 aus<br />

Holz, 153 aus Zink und 775 aus Zinn. Auch hier konnte die räumliche Zweiteilung<br />

nicht vermieden werden.<br />

Die Turmuhr wird 1645 zuerst genannt und war bis 1789 im Gebrauch.<br />

Unter Pfarrer Bickel lieferte der Kunstschlosser Hofmann aus Dörfleins eine<br />

neue für 40 Taler, die drei Zentner wog. 1935 wurde von einer Uhrenfabrik<br />

ein neues Uhrwerk für 2769 Mark beschafft.<br />

Die erste Kirchenglocke wird 1636 erwähnt. Sie trug die Umschrift "gottes<br />

wort bleibt ewig, glaub dem mit tat, bist selig, christoph glockengießer zu<br />

nurnberg goß mich" und hing bis 1942 im Turm. Von den drei Glocken, die<br />

bis zum ersten Weltkrieg im Kirchturm hingen, mußten 1917 zwei abgenommen<br />

und abgeliefert werden. Die <strong>St</strong>. <strong>Oswald</strong>-Glocke wurde vergraben<br />

und blieb so erhalten. 1942 mußten wiederum zwei der drei Glocken und<br />

zwei Glocken der Magdalenenkapelle abgegeben werden.<br />

1950 wurden vom Glockengießer Lotter in Bamberg drei neue Glocken für<br />

12640 Mark beschafft. Heute rufen vier Glocken, die dem hl. Josef, der hl.<br />

Maria, dem hl. <strong>Oswald</strong> und als <strong>St</strong>erbeglocke den Armen Seelen geweiht<br />

sind, die Gläubigen zu Gebet und Gottesdienst.<br />

Der Friedhof lag seit Urzeiten um die Pfarrkirche. Weil er sehr eng war,<br />

mußten die Gräber schon nach wenigen Jahren anderen Verstorbenen<br />

Platz machen. Die unverwesten menschlichen Gebeine brachte' man in ein<br />

Beinhaus. Im Jahre 1803 ordnete die bayerische Regierung die Verlegung<br />

der Friedhöfe außerhalb der Ortschaften an. So wurde an der Magdalenenkapelle<br />

ein Acker erworben, der seit dem 13.11. 1803 den neuen Friedhof<br />

bildete. Er wurde 1868 und 1901 erweitert. 1952 erbaute die <strong>St</strong>adt das Lei-<br />

20


chenhaus und eine würdige Gedenkstätte für die gefallenen und vermißten<br />

Söhne <strong>Baunach</strong>s in den Weltkriegen.<br />

Das <strong>Baunach</strong>er Pfarrhaus<br />

Wahrscheinlich stand es schon von Anfang an in der heutigen Wehrgasse<br />

inmitten der Fuldaer Lehenhäuser. Es war ständiges Sorgenkind, weil<br />

keine Behörde die Baukosten übernehmen wollte. Als z.B. Pfarrer Frankenhausen<br />

1579 hier aufzog, war es unbewohnbar. Er wurde angewiesen,<br />

jährlich 60 Gulden, die dem Oberpfarrer Simon von Berg zustanden,<br />

zurückzulegen. Unterdessen mußte er im Petzenhof (Zehntweg 5) wohnen,<br />

den er aus eigenen Mitteln gekauft hatte und dadurch in große Schulden<br />

geraten war. 1597 konnte er endlich mit dem Pfarrhausbau beginnen, den<br />

erst Magister Schad (1599 - 1619) vollenden konnte.<br />

Während des Dreißigjährigen Kriegs war das Pfarrhaus ab 1631 verlassen,<br />

die Kriegsverhältnisse setzten dem Haus arg zu. Sobald die Sicherheit wieder<br />

etwas eingekehrt war, versahen <strong>St</strong>ifts- und Klostergeistliche die Seelsorge.<br />

Das Pfarrhaus wurde 1636 wieder etwas hergerichtet, daß diese<br />

Patres darin wohnen konnten. Als aber wieder reguläre Pfarrer eingesetzt<br />

wurden, war es unzumutbar. 1714 ließ daher Pfarrer Eismann das Haus<br />

auf eigene Kosten umbauen und wurde dafür von seiner Behörde gerügt.<br />

Trotzdem suchte er das Werk zu vollenden. Seine Fertigstellung erlebte er<br />

allerdings nicht mehr.<br />

Einen Höhepunkt erreichte die Misere, als im Jahr 1805 der Bamberger<br />

Theologie- und Philosophieprofessor Friedrich Batz als Pfarrer hierher versetzt<br />

wurde, um von einer schweren Krankheit zu genesen. Er schilderte<br />

den Zustand des Pfarrhauses folgendermaßen:<br />

"Sein Umsturz war nahe. Man schauderte, wenn man das Haus von außen<br />

21


etrachtete und ekelte sich, wenn man ins Innere kam".<br />

Auf diesen Bericht hin erhielt er von der bayerischen Landesdirektion 400<br />

Gulden und zahlte die Mehrkosten aus privaten Mitteln.<br />

Im Jahre 1844 sollte es endlich zum Bau eines neuen Pfarrhauses kommen.<br />

Der leerstehende Friedhofsplatz an der Südseite bot sich als Bauplatz<br />

an. Der bayerische <strong>St</strong>aat hatte als Hauptzehntherr auch die Baulast<br />

zu tragen, einige kleinere Zehntberechtigte hatten den Bau mitzufinanzieren.<br />

Dazu leisteten die <strong>Baunach</strong>er und die Bewohner der Filialen Handund<br />

Spanndienste. Auf dem Platz des alten Pfarrhauses errichtete man<br />

1866 ein Wirtschaftsgebäude auf Kosten des bayerischen <strong>St</strong>aates.<br />

1971 wurde das Pfarrhaus im Zuge des Kirchenumbaus an die Wohnkultur<br />

unserer Zeit angepaßt. 1980/81 fand eine gründliche Renovierung statt, als<br />

Pfarrer Alfred Pötter die <strong>Pfarrei</strong> <strong>Baunach</strong> übernahm.<br />

Früh- und Engelmessen in <strong>Baunach</strong><br />

Zur Unterstützung der Pfarrer in der ausgedehnten <strong>Pfarrei</strong>, die 1768 die<br />

Orte Appendorf, <strong>Baunach</strong>, Daschendorf, Dorgendorf, Gerach, Godeldorf,<br />

Laimbach, Lauter, Mauschendorf, Neusig, Leucherhof, Priegendorf, Rekkendorf,<br />

Sandhof, Sendelbach und <strong>St</strong>ufenberg umfasste, wurden schon<br />

frühzeitig Früh- und Engelmessen gestiftet. Sie waren Ausdruck besonderer<br />

Gläubigkeit und Gottvertrauens.<br />

Am 10.12.1425 vermachte Heinz Keiner sein Vermögen zur <strong>St</strong>iftung einer<br />

Frühmesse. Sie wurde am 24.1.1437 von Bischof Johannes von Brunn bestätigt;<br />

Vorschlagsrecht besaß der Pfarrer. Als erster Inhaber des Benefiziums<br />

wird Procopius genannt, als erster Frühmesser Seyfried Lutrich. Seine<br />

Wohnung hatte der Frühmesser neben der Kirche und später im Pfarrhaus.<br />

Er hatte in der Woche bei Sonnenaufgang vier Messen zu lesen und am<br />

22


Sonntag dem Pfarrer zu helfen. Der Ertrag der <strong>St</strong>iftung betrug 42 Gulden<br />

jährlich von 840 Gulden ausgeliehenen Kapitals.<br />

Die Engelmesse in <strong>Baunach</strong> wurde 1486 von den Eheleuten Friedrich und<br />

Katharina Müller, Heinrich und Margarete Müller, Otto Burckhardt von<br />

Koburg und Heinrich Schlenk sen. von <strong>Baunach</strong> gestiftet. Freiherr Johann<br />

von Rotenhan gab dazu ein Engelmesserhaus, das unter dem Beinhaus<br />

stand. Auf Bitten des Rates von <strong>Baunach</strong> bestätigte Bischof Rudolf von<br />

Scherenberg am 10.12.1488 die Messe. Das Vorschlagsrecht hatte der Rat<br />

von <strong>Baunach</strong>. Der erste Inhaber war Pfarrer Georg Schlenk. Er hatte Montag,<br />

Donnerstag und Samstag morgens je eine Messe zu halten. Der Ertrag<br />

der <strong>St</strong>iftung betrug 30 Gulden von 600 Gulden Kapital.<br />

Es ist zu vermuten, daß diese Früh- und Engelmesser eine Art Lateinschule<br />

in <strong>Baunach</strong> unterhielten zur Vorbereitung auf die Universität, denn von<br />

dieser Zeit an erscheinen in den Immatrikulationslisten der Universitäten<br />

Leipzig, Erfurt, Ingolstadt und Wittenberg eine Reihe von <strong>Baunach</strong>er <strong>St</strong>udenten.<br />

Beide <strong>St</strong>iftungen waren gering bemessen und mußten daher häufig vom<br />

Pfarrer mitversehen werden. Daher wurden beide im Jahre 1709 vereinigt,<br />

neu aufgerichtet und mit einem Benfiziaten bestallt. Das Vorschlagsrecht<br />

wurde dem Rat überlassen. Der Frühmesser sollte mit Zuschüssen des<br />

Rats 40 Gulden Gehalt bekommen, der Pfarrer 60 Gulden für Kost und<br />

Wohnung.<br />

Im Jahre 1909 war die <strong>St</strong>iftung durch Zinsen so angewachsen, daß ein Kaplan<br />

bestallt werden konnte. Unter Pfarrer Ziegler wurde die <strong>St</strong>elle, nach 90<br />

Jahren - 1910, wieder besetzt. Durch die Inflation wurde die <strong>St</strong>iftung leider<br />

völlig entwertet.<br />

23


Die Reckendorfer Frühmeßstiftunq<br />

Im Jahr 1470 hatte Martin Kopp, Pfarrer von <strong>Baunach</strong> und Chorherr zu <strong>St</strong>.<br />

<strong>St</strong>ephan in Bamberg, eine Frühmesse in die Reckendorfer Kirche gestiftet<br />

und mit vier Lehensölden in Obermanndorf, 500 bis 600 Gulden Kapital<br />

und einem Wohnhaus ausgestattet. Der erste Frühmesser war der Priester<br />

Johann Lobt. Das Vorschlagsrecht besaßen abwechselnd der Pfarrer von<br />

<strong>Baunach</strong> und das Bistum Würzburg.<br />

Wie lange Johann Lobt amtierte ist unbekannt. Wahrscheinlich haben die<br />

damaligen Schloßherren von Schöffstal die <strong>St</strong>iftung nicht mehr unterstützt.<br />

Als dann die Herren von Wiesentau in den Besitz des Schlosses kamen<br />

und die Reformation einführten, verleibte Pfarrer Werner die <strong>St</strong>iftung der<br />

<strong>Pfarrei</strong> <strong>Baunach</strong> ein; <strong>Baunach</strong> sollte dafür einen Kaplan erhalten.<br />

Die Lechner'sche Frühmeßstiftung<br />

Als die Freiherren von Wiesentau nach dem Dreißigjährigen Krieg verzogen<br />

waren, erwarb 1649 Oberst Madersbach das Schloß und Rittergut in<br />

Reckendorf. 1670 kam es dann in den Besitz des fürstbischöflich bambergischen<br />

Geheimrats Johann Mathias Lechner. Dieser stiftete eine neue<br />

Frühmesse zu Ehren der allerheiligsten Jungfrau und des hl. Petrus von<br />

Alcantara. Die <strong>St</strong>iftung war folgendermaßen ausgestattet:<br />

Der <strong>St</strong>ifter und jeglicher Besitzer des Schlosses zu Reckendorf soll dem<br />

Frühmesser alle Jahre aus den Einkünften des Schlosses 28 gute Gulden<br />

in barem Gelde auf ewig auszahlen; ferner soll er ihm alljährlich liefern: 10<br />

Sinra Korn, 4 Malter Weizen und ebensoviel Gerste, einen Metzen Erbsen<br />

und ebensoviel Linsen, 10 Eimer Bier und 10 Klafter Holz. Weiter soll jeder<br />

Schloßherr dem Frühmesser ein Haus zur Verfügung stellen.<br />

24


Diese <strong>St</strong>iftung wurde auf Anordnung des Würzburger Bischofs mit der<br />

Kopp'schen <strong>St</strong>iftung vereinigt und 1678 durch Kaplan Jodocus Wickenhoff<br />

besetzt. Dieser starb 1682. Die <strong>St</strong>elle wurde von da an nicht mehr besetzt,<br />

weil um diese Zeit auch Geheimrat Lechner starb. Frau Lechner konnte die<br />

eingegangenen Verpflichtungen nicht einhalten. Pfarrer Martin Kraft vereinigte<br />

die <strong>St</strong>iftung wieder mit der <strong>Pfarrei</strong> <strong>Baunach</strong>.<br />

Erst 1748 wurde die <strong>St</strong>iftung auf Antrag der Reckendorfer Gemeinde wieder<br />

abgesondert und die jährlichen Zinsen zum Kapital geschlagen. 1839<br />

wurde der Betrag aufgrund eines Gemeinderatsbeschlusses zum Ausbau<br />

der Kirche und des Turms verwendet.<br />

Der frühe Tod des Geheimrats Lechner hat der kirchlichen Entwicklung in<br />

Reckendorf sehr geschadet. Seine <strong>St</strong>iftung hätte mit weiteren Zuwendungen<br />

schon damals die Grundlage einer selbständigen <strong>Pfarrei</strong> bilden können.<br />

So wurde die Entwicklung um mehr als 200 Jahre hinausgeschoben.<br />

Reckendorf wurde erst 1915 als selbständige <strong>Pfarrei</strong> von der Urpfarrei<br />

<strong>Baunach</strong> abgetrennt. So lange versahen die Pfarrer und Kapläne von <strong>Baunach</strong><br />

die Seelsorge in Reckendorf und Gerach mit.<br />

Die Frühmesse in Lauter<br />

Nach dem Kirchenpatron, dem hl. Laurentius, zu schließen wurde die erste<br />

Kapelle Ende des 10. Jahrhunderts errichtet. Von den vielen <strong>St</strong>iftungen<br />

kennen wir nur eine aus dem Jahr 1441, als Herr Hardung, Truchseß aus<br />

Ebersberg, dem Gotteshaus eine Gült über den Hof in Lauter vermachte.<br />

Im Jahre 1480 stifteten die Gotteshauspfleger zu Niederlauter eine Frühmesse,<br />

die durch Bischof Rudolf von Scherenberg 1486 bestätigt wurde.<br />

Die <strong>St</strong>iftung geschah ohne die Zustimmung des <strong>Baunach</strong>er Pfarrers. Das<br />

Vorschlagsrecht besaß die Gemeinde Niederlauter. Der erste Priester war<br />

25


Mathias Weyker. Ein weiterer wurde nicht mehr präsentiert.<br />

In der <strong>St</strong>iftung war nämlich eine Wohnung für den Kuratus vorgesehen, die<br />

eine beachtliche Summe verschlungen hätte. Um diesen Aufwand zu vermeiden,<br />

ließ die Gemeinde nach Gutdünken einige male einen Priester<br />

kommen und bezahlte ihm jedesmal 10 Kreuzer. Mit dem Einkommen der<br />

<strong>St</strong>iftung verfuhr man willkürlich, indem man es mit dem des Gotteshauses<br />

vermengte, so daß die <strong>St</strong>iftung nicht lange Bestand hatte.<br />

Seit 1741 hatte Lauter einen Kaplan, der im Pfarrhaus in <strong>Baunach</strong> wohnte.<br />

Der Pfarrer erhielt 80 Gulden Kostgeld jährlich, der Kaplan bekam ein Gehalt<br />

von 40 Gulden aus der Kasse des Gotteshauses in Lauter.<br />

Zu dieser Kaplanei haben Pfarrer Jakob (1756 - 1764) und Josef Jäger 400<br />

Gulden gestiftet, damit sie nicht eingehe. Im Jahre 1807wurde die Kaplanei<br />

zur Kuratie erhoben und der Sitz nach Lauter verlegt. Erst 1869 wurde die<br />

<strong>Pfarrei</strong> Lauter als selbständige <strong>Pfarrei</strong> von <strong>Baunach</strong> abgetrennt.<br />

Beim Amtsantritt von Pfarrer Gehringer 1764 war die Kirche in Lauter sehr<br />

baufällig. Er ließ sie 1767 abreißen und am 26.4.1768 den Grundstein für<br />

eine neue legen. Die Kirche hatte damals ein beachtliches Vermögen: etwa<br />

15 Grundstücke, eine ganze Anzahl kleiner Lehen, ein Tropfhaus, die genannte<br />

Gült, einige tausend Gulden an ausgeliehenem Kapital und vier Immerkühe.<br />

Feste und Feiern<br />

Weinberge und -gärten existierten in <strong>Baunach</strong> schon während der Fuldaer<br />

Herrschaft. Der Schutz der Weinanlagen wurde dem Winzerpatron, dem hl.<br />

Urban, anvertraut. Sein Fest wurde am 25.Mai gefeiert. Die Feier wurde mit<br />

dem Absingen der Vigil in der <strong>Baunach</strong>er Pfarrkirche begonnen; dann<br />

folgte die Weihe des Weins der 'Weinhäcker'. Sodann zog eine Prozession<br />

26


um die Weinberge und der Geistliche, oft hoch zu Roß, sang die vier Evangelien.<br />

Beim dritten Altar hielt er vor dem Evangelium eine Ansprache.<br />

Nach der Prozession zogen die Gläubigen zur Magdalenenkapelle, wo die<br />

Verse und Oratorien der hl. Magdalena gesungen wurden, und schließlich<br />

zurück in die Pfarrkirche, wo der Segen mit dem Allerheiligsten gegeben<br />

wurde. Am Abend bildete sich erneut eine Prozession, die um den Markt<br />

zog, wobei an den Altären die Versikel des hl. Urban gesungen wurden.<br />

Um die Zeit der Eisheiligen trugen die Häcker Bilder und <strong>St</strong>atuen des Heiligen<br />

hinaus in die Weinberge, damit er diese vor Frost schütze.<br />

Schon am Mittwoch nach Ostern begeht die <strong>Baunach</strong>er Bevölkerung noch<br />

heute die Gedächtnisfeier ihres "<strong>St</strong>adtheiligen" Überkum mit Messen und<br />

Hochamt auf der Magdalenenkapelle.<br />

Fronleichnam war schon bald ein Fest mit weltlichem Akzent. Außer mit<br />

Gottesdiensten und einer Prozession wurde das Fest schon im 17. und 18.<br />

Jahrhundert auch mit Gewehrsalven der '"Ausschüsser" und Böllerschüssen<br />

gefeiert. Fahnenträger, Vorbeter und Vorsänger, Himmelträger und<br />

Musikanten bezogen ein beachtliches "Zehrgeld" aus der Gemeinde- und<br />

Kirchenkasse.<br />

Das Kirchweihfest, das nach dem Dreißigjährigen Krieg an Martini gefeiert<br />

wurde, und das Magdalenenfest feierte <strong>Baunach</strong> mit ähnlichem Aufwand.<br />

Auch für die Wallfahrten nach Vierzehnheiligen, nach Rattelsdorf an Peter<br />

und Paul, nach Breitengüßbach an Michaeli und nach Lauter an Laurenzi<br />

gaben Gemeinde- und Kirchenkasse bis 1820 beachtliche Zuschüsse.<br />

Heute existiert von all diesen Wallfahrten nur noch die nach Vierzehnheiligen,<br />

jeweils im September.<br />

Daneben begeht die <strong>Baunach</strong>er Gemeinde noch Bittgänge nach Dorgen-<br />

27


dorf, zum Käppele der Muttergottes am Röderweg, zum <strong>St</strong>retzmarterl am<br />

Weg zum Kraiberg und nach Godeldorf.<br />

Die Kirchenerweiterung 1970 - 1972<br />

Ein Kirchenneubau oder -umbau war schon viele Jahrzehnte vordringlich,<br />

wegen der Zeit- und Finanzverhältnisse aber undurchführbar'. Erst der wirtschaftliche<br />

Aufschwung nach dem 2.Weltkrieg ließ den Gedanken daran<br />

neu aufkeimen. Beim Bau der Schule auf der Bastei 1961/62 plante man<br />

dort auch den Bau einer neuen Kirche. Aber das erzbischöfliche Ordinariat<br />

lehnte den Plan ab, weil die <strong>Pfarrei</strong> dann in <strong>Baunach</strong> allein zwei Kirchen<br />

und die Magdalenenkapelle und in der ganzen <strong>Pfarrei</strong> sieben Kirchen zu<br />

unterhalten gehabt hätte.<br />

In einer Sitzung des Kirchen- und Pfarrgemeinderates am 22.2.1968 gab<br />

Pfarrer Goebel bekannt, daß der Architekt Adam Jakob aus Bamberg einen<br />

Plan erstellt habe, nach dem unter Beibehaltung von Turm und Chor das<br />

neue Kirchenschiff quergestellt würde. Diese Erweiterung sollte 500 neue<br />

Sitzplätze schaffen; der bisherige Hochaltar sollte zu einer Sakramentskapelle<br />

umgestaltet werden. Das Mauerwerk sollte in Massivbauweise aufgeführt<br />

und die Decke mit einer Holzverkleidung versehen werden. Die Kosten<br />

würden sich auf 1,5 Mio DM belaufen. Es dauerte noch fast eineinhalb<br />

Jahre, bis alle Formalitäten erledigt waren und im Februar 1970 mit den<br />

Bauarbeiten begonnen werden konnte. Alle Gottesdienste fanden von da<br />

an in der Magdalenenkapelle statt. Die Bauarbeiten gingen zügig voran,<br />

und schon am 3. 0ezember 1970 feierte man Richtfest.<br />

Der innere Ausbau der Kirche mit dem Einbau der Warmluftheizung<br />

dauerte ziemlich lange. Erst vom 1.Adventssonntag 1971 an konnte der<br />

Werktagsgottesdienst wieder in der geheizten Sakristei abgehalten werden,<br />

28


während der Sonntagsgottesdienst noch bis zum 1. Fastensonntag 1972 in<br />

der Magdalenenkapelle stattfinden mußte. Bei diesem ersten Gottesdienst<br />

fehlten noch die Kirchenbänke, und die Leute mußten stehen oder mit den<br />

wenigen <strong>St</strong>ühlen vorlieb nehmen. Trotzdem waren viele gekommen, um<br />

den ersten Gottesdienst in dem Kirchenneubau mitzufeiern. Die Akkustik in<br />

dem großen Raum wirkte ungewohnt, die kahlen Wände nüchtern.<br />

Einige Wochen später wurden die Bänke angeliefert und erhielten einen<br />

roten Anstrich, um zusammen mit dem roten Gebälk "die Nüchternheit des<br />

Raumes etwas zu beleben". Der schwere Altarstein, ein massiver Muschelkalkblock,<br />

fand große Beachtung. Dann trafen auch die restaurierten Nebenaltäre<br />

und die Kanzel ein. Lange erwog man, wo die Nebenaltäre anzubringen<br />

seien, damit sie sich am wirksamsten in das Kircheninnere einfügten:<br />

Eine Flankierung der Sakramentskapelle erwies sich als die beste Lösung.<br />

Am Magdalenentag, dem 22.7.1972, fand die Weihe der umgebauten<br />

Pfarrkirche durch Weihbischof Kempf statt - ein großes Erlebnis für <strong>Baunach</strong>.<br />

Beschreibung der Pfarrkirche<br />

Der alte Chor<br />

Der eingezogene Chor umfaßt ein Joch und den Schluß in drei Achteckseiten.<br />

Überwölbt wird er von einem Kreuzrippengewölbe mit einfach gekehlten<br />

Rippen auf Profilkonsolen. Bei der Kirchenerweiterung 1970/72<br />

wurde im Gewölbe eine Bemalung freigelegt, die im Joch aus Pflanzenornamentik<br />

besteht. Zwei runde Schlußsteine tragen Reliefs: eine Maske mit<br />

Laubwerk und ein Christushaupt.<br />

Fünf lanzettartige Maßwerkfenster, von denen das östliche durch <strong>St</strong>abwerk<br />

29


zusätzlich gegliedert ist, erhellen den Raum. An der Nordseite des Chores<br />

ist noch der stichbogige Zugang zu der alten Sakristei zu erkennen, die<br />

einst in spätgotischen Formen erbaut worden war. 1723 wurde eine neue<br />

(barocke) Sakristei südlich des Chores errichtet, die 1970/72 umgestaltet<br />

wurde und jetzt die Verbindung zum Pfarrhaus herstellt. Die alte hölzerne<br />

Sakristeitür mit ihren spätgotischen Beschlägen und schmiedeeisernen<br />

Schienen ist noch erhalten.<br />

Außen zieht sich ein gekehlter Sockel um den Chor, der ursprünglich wohl<br />

um die ganze Anlage ging. Die <strong>St</strong>rebepfeiler mit <strong>St</strong>irngiebel und Pultdach<br />

werden durch ein Kaffsims gegliedert. An den Giebeln der zwei südlichen<br />

<strong>St</strong>rebepfeiler befinden sich Reliefs, die ein Christushaupt und ein von<br />

einem Engel gehaltenes Wappen mit einem <strong>St</strong>ern darstellen. An der äußeren<br />

Ostwand des Chores erkennt man einspätgotisches Sandsteinrelief<br />

(um 1400). Es zeigt Christus am Kreuz, das als Lebensbaum dargestellt ist.<br />

Seitlich davon knien Maria und Johannes als Assistenzfiguren auf Baldachinkonsolen.<br />

Das Ganze wird von einem Kielbogen mit Laubwerk umrahmt.<br />

Zu beiden Seiten des Kielbogenscheitels finden sich die Reliefs'<br />

zweier sitzender Figuren, nämlich der Heiligen Kilian und <strong>Oswald</strong>. Ursprünglich<br />

war dieses Relief wohl kaum für diese <strong>St</strong>elle bestimmt; es ist<br />

wohl eher als Portaltympanon anzusehen.<br />

Den Mittelpunkt des Chores bildet der Hochaltar, der um 1860 aus <strong>St</strong>.<br />

<strong>St</strong>ephan in Bamberg nach <strong>Baunach</strong> kam. Der zweisäulige Spätbarockaufbau<br />

(um 1700) ist mit gewundenen Säulen und Volutengiebelstücken verziert.<br />

Die zopfig durchbrochene Muschelwerkschnitzerei stammt aus einer<br />

späteren Zeit. Auch der Tabernakel wird von zierlichem Muschelwerk umspielt<br />

(1765?). Rückwärts befinden sich zwei Filialen des gotischen Altars.<br />

Das Altarblatt stammt von 1877 und stellt den Kirchenpatron <strong>St</strong>. <strong>Oswald</strong><br />

dar.<br />

30


An der nördlichen Chorschräge befindet sich ein spätgotisches Sakramentshäuschen<br />

(2.Hälfte 15.Jahrhundert). Die Gewände sind kielbogig geschlossen,<br />

im Tympanon sieht man ein Relief des Christushauptes. Das<br />

Türchen weist schöne schmiedeeiserne Beschläge mit Lilienmuster auf.<br />

Das in zweifach gekehlte Nischen eingesetzte Chorgestühl wird von je zwei<br />

Zunftstangen (Barock - Rokoko) begrenzt. An der Nordseite des Chores<br />

steht der Kirchenpatron <strong>St</strong>. <strong>Oswald</strong> auf einem hohen Sockel. Über der alten,<br />

kleinen Sakristeitür befindet sich eine Figur der Pietà (spätgotisches<br />

Vesperbild) und hinter dem linken Chorgestühl eine der hl. Anna mit Maria<br />

(Barock). Auf der südlichen Seite sieht man über der Sakristeitür eine Darstellung<br />

des Herzen Jesu und hinter dem rechten Chorgestühl eine des hl.<br />

Josef. Darunter befindet sich das Ewige Licht.<br />

Erwähnenswert ist auch das hl. Grab, das sich derzeit leider in sehr<br />

schlechtem Zustand befindet und dessen Restaurierung das Landesamt für<br />

Denkmalpflege beabsichtigt. Es ist eine den Chor ausfüllende, in die Tiefe<br />

gehende Theaterbühne, in der verschiedene Figuren aufgestellt werden<br />

können. Die Scheinarchitektur in glänzender Rokokomalerei stammt vielleicht<br />

von Johann Michael Anwander. Dargestellt werden: Gott Vater, der<br />

den Blitz auf das Lamm schleudert; Moses und der Evangelist Johannes;<br />

David und Zacharias mit Spruchtafeln; ein Engel, der die Welt im Blut des<br />

Lammes wäscht, ein anderer, der den Sündenfall auslöscht; Jonas, wie er<br />

vom Fisch ausgespien wird.<br />

Das Langhaus<br />

Überragt von der Plastik des zum Himmel schwebenden Heilands bildet<br />

der Altarstein aus Muschelkalk den Mittelpunkt des Chores, der sich über<br />

die ganze Nordseite des Langhauses erstreckt und durch zwei <strong>St</strong>ufen vom<br />

übrigen Kirchenraum abgesetzt ist. An der Rückwand des Mittelteils des<br />

31


Chores, der durch seitliche Fensteranlagen erhellt wird, befindet sich eine<br />

Figur von Jesus in Ketten, flankiert von den Halbfiguren der hl. Petrus<br />

und Paulus. Die Wände der beiden Chorflügel tragen je sechs Leuchter<br />

mit den Namen der 12 Apostel. Links vom Altar steht ein Ambo, dessen<br />

kreuzförmige Vorderseiteaus Metall ebenfalls den Heiland darstellt. Im linken<br />

Chorflügel hat man eine große <strong>St</strong>atue der Muttergottes mit Kind aufgestellt,<br />

die immer von Blumen und Kerzen umrahmt ist.<br />

Fenster scheinen im Kirchenschiff in den Dreieckgiebeln im oberen Drittel<br />

der Wand nur leicht angedeutet zu sein. Die riesige Breite des Schiffes soll<br />

optisch durch die dreigeteilte Decke der Dachkonstruktion gemildert werden.<br />

An der Westseite des Schiffes flankieren die spätgotische Figur des<br />

hl. Jakob als Pilger (modern bemalt) und die Rokokofigur des hl. Sebastian<br />

(um 1750) den Turmeingang. Rechts daneben befindet sich eine Darstellung<br />

des hl. Aloisius. über der Tür zum Turm wurde die barocke Kanzel<br />

(um 1700) als Gegenstück zu den Seitenaltären angebracht: Der Polygonkorpus<br />

ist mit Arkanthusvoluten und Gitterwerk geschmückt und zeigt in<br />

den Füllungen die Figürchen des Salvators und der vier Evangelisten. Der<br />

reich profilierte Schalldeckel besitzt an der Unterseite eine Darstellung des<br />

hl. Geistes in der Gestalt einer silbernen Taube mit goldenem <strong>St</strong>rahlenkranz.<br />

Über dem Schalldeckel ruht auf sechs Volutenspangen eine Figur<br />

des hl. Nepomuk. An der Wandseite der Kanzel befindet sich ein Bild, das<br />

den hl. Aloisius darstellt.<br />

An der Ostseite des Schiffes wird der alte Chor von zwei Seitenaltären<br />

flankiert, die aus der Zeit des Hochaltars stammen und ebenfalls gewundene<br />

Säulen und Dreieckgiebelstücke aufweisen. Das rechte Altarblatt<br />

stellt die Sendung des hl. Geistes dar und stammt aus dem frühen<br />

18. Jahrhundert. Links unten befindet sich ein <strong>St</strong>ifterwappen. Beim linken<br />

32


Altar steht an <strong>St</strong>elle des Altarbilds eine Figur, die die Muttergottes als unbefleckte<br />

Empfängnis darstellt (Rokoko).Links und rechts vom gekehlten<br />

spitzbogigen Eingang zum alten Chor stehen die Figuren des hl. Wendelin<br />

und der hl. Margareta (beide Rokoko um 1750). An die Kanzel und den<br />

rechten Seitenaltar schliessen sich je sechs <strong>St</strong>ationen des Kreuzwegs an.<br />

Zwei Türen mit Windfang, der in den Kirchenraum vorspringt, bilden den<br />

Haupteingang der Kirche an der Südseite des Schiffs. Flankiert von zwei<br />

Zunftstangen sieht man die Figur Johannes des Täufers (Rokoko um 1750)<br />

und einen spätmittelalterlichen Taufstein aus Sandstein (wohl 15. Jahrhundert),<br />

bei dem auf einem kurzen runden Schaft ein breites kufenartiges<br />

Becken ruht.<br />

Links und rechts vom Haupteingang befinden sich neue, dreiteilige Beichtstühle<br />

in der Farbe der Kirchenbänke und je zwei Figuren: links der<br />

hl. Franz von Assisi und die hl. Barbara (Rokoko), rechts die hl. Magdalena<br />

und der hl. Antonius.<br />

Überdeckt wird der Haupteingang von der Orgelempore, auf der sich eine<br />

Figur des hl. Urban befindet, und der neuen, 1979 geweihten Orgel. Das<br />

Instrument besitzt drei Manuale, Pedal, 34 Register und 2323 Pfeifen. Das<br />

Rückpositiv wurde in die Emporenbrüstung eingebaut. Dahinter befindet<br />

sich das Hauptwerk, das Schwellwerk und die Spanische Trompete dieser<br />

mechanischen Schleifladenorgel, die von zwei großen Pfeifentürmen flankiert<br />

wird.<br />

Der Turm<br />

Der Turm stand bis 1970/72 westlich in der Mittelachse. Gurtsimse umlaufen<br />

die vier Geschoße. Durch den Verputz wird an den Ecken Hausteinar-<br />

33


chitektur betont. Das Erdgeschoß bildet eine Vorhalle mit Kreuzrippengewölbe,<br />

die im Spitzbogen geöffnet und mit einem runden <strong>St</strong>ein geschlossen<br />

wird. Die gekehlten Rippen ruhen auf runden, dienstartigen <strong>St</strong>äben. Das<br />

große Kruzifix an der Nordwand soll einst am Kappelberg gestanden haben.<br />

An der Südwand befindet sich eine Figur des Kirchenpatrons <strong>St</strong>.<br />

<strong>Oswald</strong>.<br />

Ein an der südöstlichen Ecke angebautes Treppentürmchen mit Zeltdach,<br />

welches bis zum vierten Geschoß reicht, vermittelt den Zugang zu den<br />

oberen Turmgeschoßen. Im Obergeschoß befindet sich auf jeder Seite ein<br />

rundbogiges Schallfenster, in dessen oberem Teil ein Zifferblatt der Uhr angebracht<br />

ist. Bekrönt wird der Turm von einem Achteckhelm mit vier Ecktürmchen.<br />

Am vierten Geschoß befindet sich außen an der Südwestecke eine stark<br />

verwitterte spätgotische Sandsteinfigur des hl. <strong>Oswald</strong>. An der Westwand<br />

des gleichen Geschoßes ist ein gänzlich verwittertes Wappenrelief eingelassen,<br />

das von einer Schräge umrahmt wird.<br />

Nach Süden hin wurde außen am Turm eine Ölbergkapelle angebaut. Sie<br />

ist in zwei Rundbögen geöffnet und stammt, in der Anlage spätgotisch, aus<br />

der Erbauungszeit der Kirche. Die Christusfigur ist ins 19. Jahrhundert zu<br />

datieren.<br />

Das Beinhaus<br />

Östlich der Pfarrkirche befindet sich die ehemalige Friedhofskapelle: das<br />

Beinhaus. Die einfache rechteckige Anlage ist spätgotisch. Auf der Westseite<br />

ist ein gekehltes Spitzbogenportal und daneben ein Tartschenschild<br />

mit der Jahreszahl 1543 und einer Marke zu sehen. Rechts davon befand<br />

sich einst ein weites Rundbogenfenster. Ein hoher gekehlter Sockel und<br />

ein gleichartiges Abschlußgesims umziehen den Bau, dessen Oberteil aus<br />

34


Fachwerk besteht. An der Südwestecke erkennt man einen Schild mit einer<br />

Marke, bei der es fraglich ist, ob es sich um eine Hausmarke oder ein<br />

<strong>St</strong>einmetzzeichen handelt.<br />

Die Magdalenenkapelle und der 'selige' Überkum<br />

Vermutungen<br />

Die Magdalenenkapelle steht angeblich im Bereich einer vorgeschichtlichen<br />

Fliehburg, der sogenannten 'Hanbürg', vermutlich an <strong>St</strong>elle eines<br />

heidnischen Heiligtums.<br />

Geschichte<br />

Die Kapelle wird 1401 zum ersten Mal in einer Urkunde der Grafen von<br />

Truhendingen genannt. Es heißt da:<br />

"Anno 1401 Johannes zentgreff dictus Zopolt Castellanus in <strong>St</strong>uffenberg<br />

habet in feodum …. duos agros sitas in Bawnach retro Capellam ibidem<br />

auf der Roden".(Im Jahre 1401 hat Johannes Zentgraf, Zopolt genannt,<br />

Burgvogt auf der <strong>St</strong>ufenburg zu Lehen …. zwei Äcker in <strong>Baunach</strong> hinter der<br />

Kapelle auf der Röden gelegen. Lehenbuch Nr. 1, f 29, <strong>St</strong>aatsarchiv<br />

Bamberg)<br />

Aus diesem Lehensvermerk geht eindeutig hervor, daß bereits 1401 eine<br />

Kapelle auf der Röden stand. Das bedeutet, daß man entweder die Lebenszeit<br />

Überkums vorverlegen muß, oder; daß durch die <strong>St</strong>iftung Überkums<br />

eine bereits bestehende, einfache Kapelle baulich erweitert wurde,<br />

was wahrscheinlicher ist. Denn hier führte der Weg zur Hinrichtungsstätte<br />

vorbei, was wohl auch dazu beitrug, daß die Kapelle zu Ehren der hl. Maria<br />

Magdalena (Sünderin - Büßerin) errichtet worden war.<br />

35


Zur Person Überkums<br />

Wer war nun dieser Überkum? Er gilt als Schutz- und <strong>St</strong>adtpatron <strong>Baunach</strong>s,<br />

dem anläßlich der Wiederverleihung des <strong>St</strong>adtrechts 1954 mitten<br />

auf dem Marktplatz ein Denkmal errichtet wurde. Er wird dargestellt in der<br />

Tracht der Pilger mit schlichter Kutte, Überwurf, Gürtel, Beutel und <strong>St</strong>ab<br />

sowie mit der Pilgermuschel an der Kappe.<br />

Der Jesuitenpater Gamans hat sich schon im l7. Jahrhundert mit dem <strong>Baunach</strong>er<br />

Lokalkult beschäftigt. Er deutet den Namen Überkum mit 'gewinnen'<br />

im Doppelsinn des lateinischen 'vincere' (= siegen) und 'bravium accipere'<br />

(= einen Preis davon tragen). Wenn man also dem Knaben den Namen gegeben<br />

habe, so aus göttlicher Inspiration: Sein heilmäßiges Leben habe<br />

ihm den Siegpreis des christlichen Wandels eingetragen.<br />

Überkum war ein <strong>Baunach</strong>er Bürger und soll aus dem Rothenhof (heute<br />

Hof der Bäckerei Kießling) gestammt haben. Er war von tiefer Religiosität<br />

erfüllt und besuchte als Pilger die damaligen großen Wallfahrtsorte wie<br />

Rom, Compostella und Jerusalem. In der religiösen Hochstimmung dieser<br />

Pilgerreisen machte er sich am Ende seines Lebens daran, die kleine<br />

Fachwerkkapelle umzubauen. Das Patrozinium der Schutzheiligen der<br />

bußfertigen Sünder, Maria Magdalena, korrespondiert mit der Wallfahrtsfreudigkeit<br />

des <strong>St</strong>ifters. Ihre heutige Form erhielt die Kapelle wohl zwischen<br />

1473 und 1480.<br />

Wegen seines heiligen Lebenswandels und wohl auch infolge wunderbarer<br />

Gebetserhörungen und offensichtlicher Wunder an seinem Grab hat sich<br />

eine Legende um seinen letzten Gang gebildet. Nach dieser sollen seine<br />

blinden Pferde seinen Leichnam auf einer Schleife auf den Kapellenberg<br />

hinaufgezogen haben und dort stehen geblieben sein.<br />

Sein Grab wurde zuerst im Chor der Kapelle in den Boden eingelassen.<br />

36


Zwanzig Jahre später öffnete man das Grab und hob seine Gebeine in ein<br />

Hochgrab. Es kam zu einer sogenannten "canonisatio per viam cultus" -<br />

einer Spontan-Heiligsprechung durch die Volksmeinung und Volksfrömmigkeit.<br />

Aus Überkum wurde der "'selige" Überkum. Dies hat sich auch im Kopialbuch<br />

des Fürstbischofs Anton von Rotenhan niedergeschlagen, wo es<br />

heißt:<br />

"Derren von <strong>Baunach</strong> Sigill und Panyr gegeben - 15.7.1447 - So soll das<br />

panyr haben an einer Seiten Sand Jörgen und Sand <strong>Oswald</strong> und an der<br />

anderen Seiten Sand Marien Magdalenen und Sand Überkum".<br />

Unter dem Episkopat des Würzburger Bischofs Lorenz von Bibra (1495 -<br />

1519) erlebte dieser Kult offenbar einen Höhepunkt. Der Bischof informierte<br />

sich darüber an Ort und <strong>St</strong>elle. Bei einer Graböffnung fand man die Leiche<br />

unversehrt. Es folgte ein Antrag von Rat und Geistlichkeit von <strong>Baunach</strong> auf<br />

Kanonisation Überkums. In der Antwort vom 13.4.1508 versagt sich der<br />

Bischof die Bitte um Anerkennung Überkums als Heiligen mit dem Hinweis,<br />

daß dies Reservat des Papstes sei. Er gestattete in Anlehnung an Würzburger<br />

Gepflogenheiten mit dem ebenfalls nicht offiziell kanonisierten<br />

Bischof Bruno die Feier eines Jahrtags mit Totenvesper und Seelenamt am<br />

Mittwoch nach Ostern. Darüber hinaus ordnete er Berichterstattung über<br />

künftige Wunder am Grab Überkums an, um dem Papst darüber berichten<br />

zu können.<br />

Die Anstrengungen um Heiligsprechung wurden nochmals verstärkt nach<br />

der Heilung des stummen und gelähmten Jüngling Friedrich Wagner aus<br />

Geiselwind. Doch diese Bemühungen gingen in den Wirren der Zeit unter.<br />

Noch zweimal wurde das Grab geöffnet: 1821 und 1924. Man fand eine<br />

Reihe von Gebeinen und bettete sie in frisches Leinen. 1924 wurde auch<br />

die alte, beschädigte Deckplatte durch eine neue mit Umschrift ersetzt.<br />

37


Der Treppenaufgang zur Kapelle bildete 1927 die Kulisse für das Freilichtspiel<br />

vom Leben und Werk des 'Heiligen', das der Gründer des Frankenbunds,<br />

Peter Schneider, unter dem Titel 'Siegrat der Selige' geschrieben<br />

hatte. Eine <strong>St</strong>elle mit dem Bekenntnis des Pilgers von seiner Person und<br />

Sendung sei hier wiedergegeben:<br />

"Ja, ich nenne mich Siegrat. Die Welschen aber drunten in Verona und<br />

Venedig haben dieses Wort in ihre Sprache über-setzt und mich Victor genannt.<br />

Ich bin ja weithin bekannt, weil ich der erste war, der Rosse vor seinen<br />

Lastwagen spannte".<br />

Peter Schneider läßt Siegrat mit gefalteten Händen Abschied nehmen von<br />

seinem reichen Pilgerleben:<br />

"Wie ich mich sehne nach der letzten Fahrt!<br />

Es wird die ruhevollste sein ohn' alle Fährlichkeiten,<br />

und auch die kürzeste wohl!<br />

Denn - weit möcht' ich doch nicht von der Scholle ruh'n,<br />

in der die Väter schlafen!<br />

Auf einem Heimathügel sollen Rappen halten,<br />

daß nicht allzu oft die Füße Fremder über mich hinschreiten,<br />

daß ich lauschend höre, wie über mir die Kinder trippeln,<br />

die an meinem Munde so oft gehangen, und ihre Kinder und Kindeskinder.<br />

Möchten sie alle glückliche Menschen werden,<br />

seliger dereinst denn Siegrat, der Selige!"<br />

Beschreibung der Magdalenenkapelle<br />

Die gotische Kapelle besitzt einen eingezogenen, in fünf Polygonalseiten<br />

geschlossenen Chor, der wahrscheinlich an der <strong>St</strong>elle eines älteren Baues<br />

steht. Die Rippenanfänge und Gewölbeansätze beweisen, daß der Chor<br />

38


wohl ursprünglich überwölbt werden sollte. Jetzt findet man eine flache<br />

Bretterdecke vor. Die einfach gekehlten Rippenruhen auf gespitzten Konsolen,<br />

auf der Südseite ist eine Maske vor-gelegt. An den Polygonalseiten<br />

finden sich einfache Spitzbogenfenster, nur das an der <strong>St</strong>irnseite gelegene<br />

ist zweiteilig mit Maßwerk. Innen im Chorschluß sieht man unter den Fenstern<br />

weite, stichbogige Nischen mit gekehltem Gewände. Ihre Bestimmung<br />

ist unklar, vielleicht dienten sie als Aufenthaltsort für Pilger. An der<br />

Südwand des Chores befindet sich ein Portal mit geradem <strong>St</strong>urz.<br />

Das fast quadratische Langhaus umfaßt zwei Fensterachsen und ist mit<br />

einer Holztonne gedeckt. Innen finden sich ringsum Gewölbeansätze, die<br />

auf eine beseitigte oder geplante dreischiffige Halle schließen lassen. Auch<br />

das Langhaus ist mit Spitzbogenfenstern aus-gestattet, von denen die beiden<br />

westlichen Mittelpfosten und einfaches spätgotisches Maßwerk aufweisen.<br />

Auch an der Nord- und Westseite befinden sich Portale. Das spitzbogige<br />

Nordportal fällt mit der östlichen Fensterachse zusammen. Die Gewände<br />

sind mit zwei Kehlen profiliert, außen führt ein Kaffsims rechtwinklig herum.<br />

Über dem Scheitel ist ein Maßwerkbaldachin in das Kaffsims eingebunden.<br />

Darunter befindet sich eine viereckige Nische mit Blendmaßwerk und dem<br />

Relief des Christushauptes. Das Hauptportal liegt nach Westen und ist<br />

spitzbogig mit profiliertem Gewände. Über dem Scheitel ist ein Relief einer<br />

Rosette und den Jahreszahlen 1473 und 1480 angebracht. Niedrige rundbogige<br />

Fenster auf beiden Seiten des Westportals ermöglichten eine Verehrung<br />

Überkums auch bei geschlossenen Türen.<br />

Außen am Chor befindet sich ein Sockel aus Schräge und Kehle, beiderseits<br />

gegen das Langhaus unterbrochen. Das Langhaus besitzt einen einfachen<br />

gekehlten Sockel, der an der Südwestecke aussetzt. Ein Kaffsims<br />

39


umzieht die ganze Anlage. Die mit Wasserschlägern gedeckten <strong>St</strong>rebepfeiler<br />

sind einmal, die beiden Binnenpfeiler zweimal abgesetzt.<br />

Der Bau aus regelmäßigem Quaderwerk wird von einem Pultdach bedeckt.<br />

Am östlichen Langhausgiebel ist ein achtseitiger Holzdachreiter mit Kuppel<br />

aufgesetzt, der aus dem 18. Jahrhundert stammt. Auffällig sind die ungewöhnlich<br />

starke Differenz zwischen Chor- und Langhausfirst und der<br />

Schopfwalm am Ostgiebel des Langhauses.<br />

Die Kapelle ist in ihrer jetzigen Erscheinung eine spätgotische Anlage. Die<br />

Verschiedenheit der Sockelprofile an Chor und Langhaus sowie ihre Unterbrechung<br />

lassen darauf schließen, daß der Chor ältere Bauteile enthält.<br />

Den Mittelpunkt des Chorraumes bildet das Hochgrab des 'seligen' Überkum.<br />

Es ist eine spätgotische rechteckige Tumba, deren Hochwände durch<br />

genaste Spitzbogenblenden belebt werden. Unter der Deck-platte läuft ein<br />

gekehltes Gesims. Die originale Deckplatte war beschädigt, als man 1924<br />

das Grab öffnete. Sie kam als Unterlage unter das Hochgrab. Ein neuer<br />

Deckstein wurde gebrochen, mit einer Umschrift versehen und darüber gelegt.<br />

Der Hochaltar ist eine spätbarocke Arbeit (um 1680) mit zwei von Lorbeergirlanden<br />

umwundenen Säulen, spielenden Engeln und Verzierungen. Die<br />

wuchtige Bekrönung besteht aus Rundgiebelstücken und einem mittleren<br />

Aufsatz. Das Altarblatt zeigt die hl. Magdalena und die Krönung Mariens.<br />

Flankiert wird der Altar von den <strong>St</strong>atuen der hl. Agatha und Margareta, die<br />

wie die Ornamentik wohl von J.G. Götz stammen. Im Aufsatz befindet sich<br />

eine spätgotische Figur des hl, Sebastian. Der Altar wurde 1693 konsekriert.<br />

Der Tabernakel wurde 1784 vom Bamberger Domdekan Groß vom<br />

<strong>St</strong>adion gestiftet und trägt auch sein Wappen.<br />

Rechts vom Hochaltar ist in einer Nische ein Gemälde zu sehen, das das<br />

40


Gespannwunder darstellt. Links vom Hochaltar sieht man ein Bildnis der hl.<br />

Maria Magdalena. An der linken Chorwand stehen auf Konsolen die vier<br />

lebensgroßen <strong>St</strong>atuen der Muttergottes mit Kind, der hl. Magdalena, der hl.<br />

Barbara und der hl. Katharina. Daneben erkennt man Reste spätgotischer<br />

Wandmalerei.<br />

Die beiden Seitenaltäre sind strenger gehalten. Sie bestehen aus zwei<br />

glatten Säulen mit Gebälk und Arkanthusdekoration (um 1680) und wurden<br />

1734 von der Franziskanerkirche in Bamberg um 24 Gulden gekauft. Der<br />

linke Altar besitzt ein wertvolles spätgotisches Ölgemälde als Altarblatt, das<br />

die hl. Familie darstellt. Eine Kostbarkeit sind auch die seitlich angebrachten<br />

spätgotischen Figuren des hl. Jakobus als Wanderapostel mit Hut und<br />

<strong>St</strong>ab, in der linken Hand hält er Kügelchen, und des hl. Georg. Das rechte<br />

Altarblatt stammt vom Franziskanerbruder Magnus Rüber (1673) und stellt<br />

das Martyrium des hl. Sebastian dar. Flankiert wird der Altar von Figuren<br />

des hl. Franziskus und des hl. Leonhard.<br />

Die <strong>St</strong>einkanzel ist eine Renaissanceschöpfung aus Sandstein. Auf einem<br />

Säulenschaft mit achtseitigem Profilkapitell ruht ein Polygonkorpus mit<br />

rundbogigen, genasten Blendnischen. Perlstab ziert das Brüstungsgesims.<br />

An den drei vorderen Nischen findet man drei Wappenkartuschen:<br />

1. Drei Rosen auf einem Ast; darüber die Inschrift:<br />

LIBORIVS VON FRANHENHAVSEN F(ieri) F(ecit) 1591.<br />

2. Vier Felder geviert - das Wappen von Johann Wolfgang Schott von<br />

Memmelsdorf, <strong>St</strong>iftskapitular von Fulda, als Propst von Holzkirchen<br />

und Patronatsherr der <strong>Pfarrei</strong> <strong>Baunach</strong> nachgewiesen von 1568 bis<br />

1592.<br />

3. Das <strong>Baunach</strong>er <strong>St</strong>adtwappen; darüber die Buchstaben<br />

M(arkt) B(aunach) und ein <strong>St</strong>einmetzzeichen.<br />

Am Korpus unten befindet sich eine umlaufende Umschrift mit den Initialen<br />

der damaligen Ratsherren:<br />

41


H(ans) S(eger) B(ürger) M(eister), K(las) R(ot) B(ürger) M(eister) K(ilian)<br />

K(opp), F. F(örnlein), B. V(ompach), M(athes) L(öher),F. K(lett), H.<br />

M(erklein), K. N(agel), P(eter) S(perber), G(eorg) W(agner).<br />

Der barocke Schalldeckel mit Lambrequins wird bekrönt von der Figur der<br />

knienden Maria Magdalena als Büßerin, die vielleicht zu einem ehemaligen<br />

Chorbogenkreuz blickt.<br />

Reste eines früheren Hochaltars sind die schon genannten spätgotischen<br />

<strong>St</strong>atuen der Muttergottes, der hl. Magdalena, Katharina, Barbar., des hl.<br />

Jakobus und Georg, deren <strong>St</strong>ilformen auf eine Bamberger Schule weisen.<br />

Dazu gehört auch die sogenannte "Johannisschüsse"', die das Haupt des<br />

Täufers auf einer flachen Schüssel darstellt, deren Rand beiderseits mit<br />

Engeln bemalt ist; sie hängt an der Südseite des Langhauses. Wahrscheinlich<br />

das Mittelbild eines ehemaligen gotischen Flügelaltars ist das Relief an<br />

der Nordseite des Langhauses, auf dem Magdalena mit ihren Haaren Christus<br />

die Füße trocknet. Der Beichtstuhl an der Westseite stammt aus dem<br />

17. Jahrhundert, ebenso wie die einfachen Betstühle, die 1656 bezeugt<br />

sind.<br />

Die Feldkanzel<br />

Südlich der Kapelle steht im Freien eine <strong>St</strong>einkanzel, deren polygoner, mit<br />

rechteckigen Feldern zwischen Profilstäben belebter Korpus auf einem gefassten<br />

Schaft mit Profilkapitell ruht. Der Zugang zu dem spätgotischen<br />

Sandsteinbau (um 1500) erfolgte auf der glatten Rückseite.<br />

Die Begräbnisstätte<br />

Dem südlichen Vorplatz der Kappel sieht man es heute nicht mehr an, daß<br />

er im Mittelalter Begräbnisstätte gewesen ist. Jedoch berichten die Quellen,<br />

daß dieser Ort einst Häretikern und hingerichteten Verbrechern als letzte<br />

42


Ruhestätte zugewiesen war, weil diese nicht auf dem Gottesacker beerdigt<br />

werden durften. Wiederholt ist man hier bei Grabungen auf menschliche<br />

Gebeine gestoßen.<br />

Denkmäler und Figuren<br />

Inmitten des alten historischen Marktplatzes mit seinen Fachwerkhäusern<br />

steht das Denkmal des Überkum, das ihn als frommen Pilger darstellt, den<br />

rechten Fuß wie zum Wanderschritt auf eine <strong>St</strong>ufe gesetzt.<br />

An der Lauterbrücke werfen wir einen Blick auf <strong>St</strong>. Nepomuk. Das <strong>St</strong>andbild<br />

befand sich früher in unmittelbarer Nähe und wurde vor Beginn des<br />

2.Weltkrieges hier aufgestellt.<br />

Auf halber Höhe des Treppenaufgangs zur Magdalenenkapelle, der mit seinen<br />

14 Doppelstufen die Kreuzwegstationen versinnbildlicht und zusammen<br />

mit der Kapelle eine Art Kalvarienberg darstellt, stehen zwei <strong>St</strong>einfiguren:<br />

rechts 'Christus in der Ruh', links der 'Kreuzschlepper', auf dessen<br />

Schrifttafel zu lesen ist:<br />

"Jesus dir zu Ehren hat diese Marter her las stehlen den 22.März Anno<br />

1743 Gotfried Burkard und Maria, seine Frau, Kinder Fronica und Lua".<br />

Abseits vom Lärm und wie in ruhevoller Abgeschiedenheit kann man die<br />

Lourdesgrotte am Beinhaus besuchen, wie man sie seit der Jahrhundertwende<br />

zahlreich im Lande findet. Verläßt man die Pfarrkirche durch den<br />

Turmeingang, fällt einem in einer Nische an der Rückseite des Anwesens<br />

Scholz ein Holzkreuz ins Auge.<br />

An der <strong>St</strong>raße nach Reckenneusig (B 279) steht die Kapelle 'Maria Culm'.<br />

Sie wurde 1751 von Andreas Trunk errichtet. An den Ortsausgängen, nach<br />

den vier Himmelsrichtungen, fehlen auch in <strong>Baunach</strong> die ortsüblichen<br />

43


<strong>St</strong>einkreuze nicht.<br />

Auf der Höhe des Kraibergs schließlich haben die Jäger 1964 inmitten eines<br />

Rastplatzes ihrem Beschützer den 'Hubertusstein' errichtet, der den<br />

Jagdpatron zeigt, wie er vor einem Hirsch mit strahlendem Kreuz zwischen<br />

dem Geweih kniet.<br />

Martern und Bildstöcke<br />

Franken ist ein Land der Martern und Bildstöcke. An besonderen <strong>St</strong>ellen,<br />

dort, wo ein Unglück geschah oder jemand aus der Gefahr errettet wurde,<br />

errichtete man diese Zeichen der Dankbarkeit und Erinnerung.<br />

So entstand auch die Marienmarter an der Grünanlage am Örtleinsweg.<br />

Aus einem verwitterten, kaum mehr entzifferbaren Kapitell wurden die Figuren<br />

der Krönung Mariens, des Kirchenpatrons <strong>Oswald</strong>, des zweiten<br />

Bistumspatrons Andreas und der hl. Magdalena mit Salbgefäß zu neuem<br />

Leben erweckt.<br />

Einer der ältesten Bildstöcke, von dem Bildtafeln verloren gegangen sind,<br />

ist das Bahnhofsmarterl; es wurde aber vor kurzem restauriert. Einst stand<br />

hier ein Wäldchen. An dieser <strong>St</strong>elle soll ein einheimischer Metzger auf dem<br />

nächtlichen Heimweg von Räubern ermordet worden sein.<br />

Am Weg zum Kraiberg lädt der Ruhestein am <strong>St</strong>retzmarterl zur Rast ein.<br />

Es wurde 1951 errichtet mit der Inschrift:<br />

"0 Maria hilf in dieser schweren Zeit".<br />

Früher stand in der Nähe ein Birnbaum, an dem das Marienbild hing. Ein<br />

Förster hatte es einst versprochen, als er sich bei einem Gewitter im Kraiberger<br />

Wald verirrt hatte.<br />

Ein Bildstock der hl. Familie steht an der <strong>St</strong>raße nach Daschendorf. Seine<br />

44


Entstehung und Geschichte liegen im Dunkeln.<br />

In der Nähe befindet sich ein sehr schönes <strong>St</strong>einkreuz, das 1875 von<br />

Kunigunde Fenßel aus Daschendorf gestiftet wurde. Es trägt auf dem säulenartig<br />

verzierten Sockel die Inschrift: "Heiliges Kreuz, sei gegrüßt!"<br />

Neueren Datums ist das Käppele der Muttergottes am Röderweg, an dem<br />

die Flurprozession immer <strong>St</strong>ation macht.<br />

Die Helenenkapelle<br />

Die Helenenkapelle wird zum ersten Mal am 14.3.1540 erwähnt als<br />

"Capelle zu den Elenden Heiligen". Auch die Pfarrbeschreibung von Pfarrer<br />

Julius 1625 gebraucht diesen Ausdruck. In einem Protokoll von 1600 erscheint<br />

der Name "Helenenkapelle".<br />

Die <strong>St</strong>einkapelle war ein spätgotischer Bau, dessen Apsis halbrund endete.<br />

Sie besaß fünf Fenster, Turm und Glocke. Die Kapelle wurde von der Bamberger<br />

Patrizierfamilie Zollner von Brand (um 1500?) erbaut und war der hl.<br />

Felizitas geweiht.<br />

Magister J.M. Bundschuh berichtet in seinem Lexikon von Franken folgendes<br />

zur Kapelle:<br />

"Merkwürdig ist eine Kapelle, die Elenden-Kapelle genannt, eines Erdlochs<br />

wegen, welches man zu allen Zeiten voll Wasser antrifft. Das Wasser ist<br />

rein, beständig unbeweglich; … Die Landsleute, die mit äußerlichen Uebeln<br />

geschlagen sind, wallfahrten hierher, waschen sich und werden heil. Die<br />

Quelle steht daher im Rufe der Wunder, ist aber noch nicht chemisch untersucht<br />

…"<br />

Auch Pfarrer Gehringer hat in seiner Beschreibung diese Kapelle als<br />

"Capelln im Holz" erwähnt:<br />

45


"Im Holz ober Kemmern stehet eine alte Capelln, welche zur Pfarrey hieher<br />

gehöret; ist zweiffelsohne von der uralten Familie, deren Herrn von Zoellner<br />

erbauet worden. Das Altar ist zu Ehren der heil. Felicitatis, wie wohl die<br />

Kirch Sct.Helenacapelln genennet wird, erbauet. In dieser wird am Sonntag<br />

infra octavam B.M.V. Assumptae frueh mit Amt und Predig Gottesdienst<br />

gehalten, muß aber zuvor Pfarrer hiezu schrifftlich von der Zoellnerischen<br />

Verwaltung requiriret werden, weswegen 1742 Pfarrer sich beschweret hat,<br />

daß sochane requisition von 18 Jahren her nicht schriftlich, sondern nur<br />

mündlich geschehen seye. Die Schlüssel zu dieser Capelln hat ein<br />

Zoellnerischer Unterthan zu Kemmern in Handen".<br />

Eine weitere Notiz gibt Nachricht von der Restaurierung der <strong>St</strong>atue der hl.<br />

Felizitas:<br />

"1757 seynd 5 fl. zur Verfertigung der hl.Felicitas verwendet worden; ist<br />

also die Schuld des Andreas Schrepfer dahier mit diesen 5 fl. abgetragen".<br />

1791 wird von Heilungen an der Quelle neben der Kapelle berichtet:<br />

"Wenn die Leute den Ausschlag oder sogenannte Kraetze haben, so waschen<br />

sie sich mit dem Wasser, so bey der Kapelle in einem nur mit Quatersteinen<br />

eingefaßten Erdloche zu jeder Zeit, nicht laufend, sondern nur<br />

stehend gefunden wird, und sie werden gesund. Dieß thun die Leute auch<br />

an den Thiern, und sie werden gesund".<br />

Seit 1813 fand in der Kapelle kein Gottesdienst mehr statt; sie verfiel. Das<br />

Forstamt Bamberg Ost restaurierte 1968 die Ruine, faßte die Zisterne neu<br />

und richtete ein Kreuz auf.<br />

46


Der Schächer von <strong>Baunach</strong><br />

Am Fuße des Magdalenenhügels, dort, wo der breite Treppenaufgang zur<br />

Kapelle seinen Anfang nimmt, steht eine eigenartige, vom Volk hochverehrte<br />

Kapelle, in deren Mitte der überlebensgroße Christus - wohl aus der<br />

Riemenschneiderschule - thront.<br />

Im Volksmund trägt der Ort seit jeher den Namen 'Der Schächer', im Hinblick<br />

auf den Räuber von Golgatha. An dieser <strong>St</strong>elle machten die verurteilten<br />

Verbrecher kurz vor ihrer Hinrichtung am Galgen ihre letzte <strong>St</strong>ation und<br />

erhielten von Priester und Volk Lossprechung und Verzeihung. Kaum ein<br />

Ereignis in der langen Ortsgeschichte ist so ausführlich belegt, wie die<br />

letzte Hinrichtung 1712.Bei dieser Exekution handelte es sich um den<br />

Ratsherrn Johann Georg Übel aus <strong>Baunach</strong>, Vater von zwei Kindern, der<br />

wegen Gotteslästerung vom fürstbischöflichen Gericht in Bamberg zum<br />

Tode durch Enthaupten verurteilt wurde. Die Lästerungen scheinen so unerhört<br />

gewesen zusein, daß sie "zur Verhütung größeren Ärgernisses" nicht<br />

einmal öffentlich erwähnt werden durften.<br />

Der Urteilstext, wohl nur aus der lateinischen Amtssprache übertragen und<br />

in einen einzigen Satz gefaßt, lautet in der heutigen Schreibweise:<br />

"Nachdem gegenwärtiger, hier vor Gericht stehender Übeltäter, benannt<br />

Hanns Jörg Übel von <strong>Baunach</strong>, seines Alters 49 Jahre, verheirateten <strong>St</strong>andes<br />

und katholischer Religion, zuletzt gewohnt im 1711ten Jahre in einer<br />

alldasigen Bürgerbehausung, nicht nur solche abscheulichen, erschrecklichen<br />

und entsetzlichen, auch sonsten bisher niemals gehörten Lästerungen<br />

wider Gott, wider die allerreinste Muttergottes und Jungfrau Maria,<br />

wider den hl. Josef und die hl. Engel Gottes höchstärgerlich strafbarerweise<br />

ausgestoßen, daß man dieselbigen in gegenwärtiges öffentlich zu<br />

47


publizierendes peinliches Urteil zur Verhütung größeren Ärgernisses nicht<br />

einfließen zu lassen billiges Bedenken getragen, sondern auch sehr ärgerliche<br />

Reden wider die katholischen Geistlichen, das hl. Meßopfer, katholische<br />

Kirchengebote und Zeremonien vernehmen lassen, also ist auf wahrhafte<br />

Weis und Befindung von eidlich abgehörten Zeugen hiermit zu recht<br />

erkannt, daß oben erwähnter Übeltäter umso mehr den heiligen göttlichen<br />

Geboten, gemein beschriebenen Rechten und der heilig-römischen Reichssatzung<br />

zuwider begangene Mißhandlung nach Ausweis und Anleitung der<br />

hochfürstlich Bambergischen Reformation peinlicher Hals-Gerichts-Ordnung<br />

und deren 127 Artikeln ihm zur wohlverdienten <strong>St</strong>rafe, jedermännlich<br />

aber zum abscheulichen Exempel und Beispiel als ein Gottes- und Heiligenlästerer<br />

zu <strong>Baunach</strong> als dem Ort, wo er geständig, mit dem Schwert<br />

vom Leben zum Tode hingerichtet werden soll".<br />

Dem Urteilsspruch müssen damals in <strong>Baunach</strong> dramatische Tage gefolgt<br />

sein. Am 24.2.1772 wurde Übel nach <strong>Baunach</strong> zurückgebracht. Ein Augenzeuge<br />

berichtet über die weiteren Geschehnisse:<br />

"Zuerst ist er 11 Woch zu Bamberg bey dem Meußlichenort gesessen. Am<br />

Mittwoch als dem 24.Feberay ist er durch 13 Rummorrknecht geschlossener<br />

Weyß nach <strong>Baunach</strong> geführt worden. Da ist ein erschröckliches<br />

Geschrey in <strong>Baunach</strong> gewesen von Weyb und Kindern, daß es zu Erbarmen<br />

währ. Da er über den Markt geführt worden, so hat er angefangen,<br />

über des Friedrich Knor als Zeügen: Verflücht sei daß Hauß und der in ihm<br />

falsche Zeügnisgäber und gesagt: Nach meinem Toht nähm ein jedweter<br />

eine Hand voll Blut und kühle sich damit. Da er an sein Hauß ist kommen,<br />

so hat ihn seine Frau die Hant vom Fenster herauß gelangt, ihm zu geben,<br />

aber die ruhm Mohr genächt (Rumorknecht) haben ihn fortgeführt in die<br />

Bütteley, da wahr er mit zweyn Kedten an die Wahnt geschloßen.<br />

48


Gleich darauf hat ihm der Herr Kastner ßambt zweyen Gerichtsschöffen<br />

daß Löhben abgekündet, wie daß er den nächstkünftigen Sambstag vom<br />

Löhben durch das Schwährt zum Tohte hingerichtet werten solle, und ihm<br />

auch sein Urteil vergeleßen worten. Da aber die großen und erschröcklichen<br />

Punkt sein kamen, er alle weil gesagt, daß sey nich allßo noch dieß,<br />

er zur Antwort gab, da ihm der Herr Kastner daß Löhben abgekündigt, er<br />

derschräcke davor gahr nicht, es läg ihm nix daran, ob er gleich 9 biß 10<br />

Simra Korn mehra äß oder nicht und den Herrn Kastner gebeten, ihm zu<br />

erlauben, mit all seinen Schuldnern abzurächnen, daß auch Herr Kastner<br />

versprochen, daß anderndags mit all seinen Schuldnern abgerechnet und<br />

all seine Breif in Ortnung gebracht und dabey mitsambt seinem Weyb und<br />

Kindern sambt seiner Mutter Uhrlaub und abschit genohmen und zu<br />

seinem abschit ihm ein abschröckliches Liht gesungen, da alles, was darin<br />

wahr, laut geschrihen und geweihnt, er aber nicht und dabey seinen<br />

zweyen Söhnen befohlen, wie daß sie ihrer Mutter gehorßam sollten sein<br />

und ihnen auch die Kedten vorgeweist, daran er lag und gesagt: Sehet her,<br />

wie jetzt euer Vater daligt; hütet euch davor und seit eürer Mutter<br />

gehorsam und auch zu seiner Mutter gesagt: Gehöret her, meine Mutter,<br />

wisset ihr noch, wie ihr mihr oft vorgeworfen, ihr müßet all eure Kinder<br />

lassen begraben. Jetzt ist es wahr, am Sambstag muß ich sterben und hat<br />

sich härter gestellt als sein weyb und Kinder und hat siner Frauw befallen,<br />

was sie in allem zu thun hat. Am Freytag da hat er sich mit dem Herrn<br />

Pfarer vereinigt und zu dem Herrn Pfarer gesagt: Herr Pfarer, wißet ihr, wie<br />

daß Evangeliub lautet: Ermahne deine Brüter; das sollt der Herr Pfarer mihr<br />

auch ermahnt haben.<br />

Da es ein erschröckliches Wohrt wahr, da der Herr Pfarer sehr geweint und<br />

ist desselben Tags aber gleich auf Bamberg geritten, um gnad für dießen<br />

Jörg Übel' gebedten, aber nix erhalten. Hat auch zu seiner Frau gesagt:<br />

49


Wann mihr mein Haubt ist abgeschlagen, so wirt mein Leichnam in den<br />

Kirchhof, unter dem mein Vater liegt, reingelegt werten. Das hab ich durch<br />

meinen Beichtvater, da ich noch in Bamberg lag, vorgebracht und erhalten.Dem<br />

Sambstag als dem 27 Feberay umb 9 Uhr ist er auf den Richtplatz<br />

gefürt worden, aber nicht vor sein Hauß vorbei, sondern die Hintergassen.<br />

Da er aber in das Rathhaus komen ist, so hat ihn sein Beichtvadter ein wenig<br />

auf die Seyten geführt und bei der <strong>St</strong>iege Beicht gehört. Im selben ist<br />

das Gericht vorbei gegangen und der <strong>St</strong>ab zerbrochen und das Urtheil abgelesen<br />

worten. Wan ihn aber der Beichtvadter nicht von dannen geführet<br />

het, wie vorgemelt, so währ ihm das am aller schwersten gefallen, wan er<br />

es gesehen hete. Da vor dem Gericht das Urtheil wahr gelesen und der<br />

<strong>St</strong>ab zerbrochen worten, seien die meisten Gerichtsherren von <strong>Baunach</strong><br />

ihm alle wohlbekannt, denn er wahr zuvor auch in Rath mit. Dadurch hat<br />

ihn der Beichtvadter einer großen Angst überholfen.<br />

Von dem Urtheil ist nicht viel zu rethen, denn es wahr ein wenig leise abgelesen.<br />

Ein Wort habe ich verstanden. Vom anderen habe ich mich umbgewent.<br />

Vom Rathhaus wahr er auf den Richtplatz geführt unter der<br />

Kappelen an der <strong>St</strong>raßen. Dabey ist er niter geknihet auf die Erde und hat<br />

das Volk um Verzeihung gebedten und dabei gesagt: Ach lieber Gott, ach<br />

lieber Got und bitterlich geweinet. Da ihm der Scharfrichter das Haupt abgeschlagen,<br />

so wahr ein Geschrey vom Volk, das niemahl erhört warten.<br />

Dann hat der Beichtvadter oft geschriehen, die Leüth sollen stihl sein. Das<br />

wohlt aber nix helfen. Nach diesem haben die zwey Geistlichen sein Leichnam<br />

in den Sarg gelegt und ist durch 4 Bürgern in den Kirchhof getragen<br />

worten. Sind ihm alle Glocken geleuthet worten und seine Sehlämter<br />

gehalten worten, als wie andren Leüth, sein ihm auch alle Schüler sambt<br />

dem Geistlichen entgegen gegangen und haben gesungen".<br />

50


Soweit der Augenzeugenbericht. Das Ereignis war tiefgreifend genug, daß<br />

sich seiner bald die Legende bemächtigte. Sie hebt hervor, daß Hans Jörg<br />

Übel im letzten Moment durch das Hohe Gericht in Bamberg begnadigt<br />

wurde. Der die Nachricht überbringende Reiter sei jedoch durch ein Mißgeschick<br />

aufgehalten worden, so daß er gerade in dem Augenblick am Richtplatz<br />

eintraf, als der Verurteilte enthauptet wurde.<br />

Wer heute am Schächer vorübergeht, kann sich unter dem leidgeprägten<br />

Antlitz des Gekreuzigten und im Gedenken an jenes Geschehen kaum eines<br />

tiefen Eindrucks erwehren, wenn er die in die beiden <strong>St</strong>eintafeln eingemeißelten<br />

Sätze liest:<br />

"Diese Kreuzkapelle, 'Schächer' genannt, wurde um das Jahr 1520 errichtet.<br />

Hier baten die zum Tod Verurteilten zum letzten Mal das Volk um Verzeihung<br />

und erhielten vom Priester die Lossprechung. Die letzte Hinrichtung<br />

fand 1712 statt".<br />

Am Haupteingang der Magdalenenkapelle findet man zur rechten Hand ein<br />

kunstvoll geschnitztes und bemaltes Epitaph: In der Mitte sieht man das<br />

Bild der Krönung Mariens, darunter das Bild der <strong>St</strong>ifter Johannes Übel und<br />

seiner Frau mit ihren Kindern. Der Vater, der dreimal verheiratet war, ahnte<br />

damals wohl kaum, welches schreckliche Los seinen damals 15jährigen<br />

Sohn einst treffen sollte. Die Inschrift lautet:<br />

"Gott zu Lob undt Ehrn der Heiligen Dreifaltigkeit, und Allen lieben heiligen<br />

Gottes, hat der Ersame und Achtbare Herr Johannes Übel, Raths- und Gerichtsbeisitzer<br />

seines Alters uff die 70.Jahr und sein Ehelich Hausfrau<br />

Margarete Ublin Alhir in Marckbaunach dieses Epitaphium zu einer gedächtnis,<br />

seinen Weib und Kindern sel. in daß würdige Gotteshaus <strong>St</strong>.<br />

Maria Magdalen machen undt malen lassen.<br />

Den 25.Februar Anno 1.6.7.7.".<br />

51


Erläuterungen<br />

Cent: (auch Zent), Gerichtsbarkeit<br />

Epitaph: Grabschrift; Mal zum Gedächtnis an einen Verstorbenen<br />

Frühmesser: Inhaber eines selbständigen Benefiziums innerhalb einer<br />

<strong>Pfarrei</strong><br />

Gült: Zins, Rente oder Naturalabgabe<br />

Häresie: Irrglaube<br />

Kurat: katholischer Geistlicher, der ein mit Seelsorge verbundenes<br />

Amt innehat, ohne Pfarrer zu sein<br />

Lehen: Einräumung eines Guts auf Lebenszeit gegen persönliche,<br />

nicht bäuerliche Leistungen; wird später erblich<br />

Mannlehen: nur in direkter männlicher Linie vererbbares Lehen<br />

Patronatsrechte: Recht der Präsentation eines Priesters, des Einzugs seiner<br />

Güter bei seinem Tod und der Nutzung der Einkünfte<br />

während der Vakanz Restitutionsedikt: 1629 von Kaiser<br />

Ferdinand II. erlassene Verfügung, die die Rückgabe aller<br />

seit 1552 evangelisch gewordenen Gebiete fordert<br />

Sölde: auch Häusler; besitzt zwar ein Haus und Garten, aber<br />

nicht genug Ackerland, so daß er als Tagelöhner<br />

arbeiten muß<br />

Zehnt: Abgaben von Laien an die Kirche, bestehend aus Feldund<br />

Tierzehnt. Der Feldzehnt war aufgeteilt in großen<br />

Zehnt (Halmfrüchte, Wein, Öl) und kleinen Zehnt (übrige<br />

Fruchtarten).<br />

Quellenverzeichnis<br />

Akten des ehemaligen Amtsgerichtes <strong>Baunach</strong> - benutzt für Kapitel: 12<br />

Akten des Landesamtes für Denkmalpflege in Schloß Seehof/Bamberg<br />

- Kap. 23<br />

Bamberger Malefizprotokolle, <strong>St</strong>aatsarchiv Bamberg, Rep. B68 Nr.942<br />

- Kap. 28<br />

Bamberger <strong>St</strong>andbücher Nr.1, <strong>St</strong>aatsarchiv Bamberg, Rep.A221/1 - Kap.24<br />

52


Dronke, E.F.J.: Codex diplomaticus fuldensis, Aachen 1962 - Kap. 4<br />

Englert, S.: Die Grafen von Truhendingen, Würzburg 1885 - Kap.5<br />

Frieß, L.: Chronik von Würzburg, Würzburg o.J. - Kap. 3<br />

Handschriftensammlung 'Codex Truhendingensis diplomaticus',<br />

<strong>St</strong>aatsarchiv Bamberg, Rep. A 245/ Nr. 92a - Kap. 5<br />

Kirchenrechnungen, <strong>Pfarrei</strong>repositur <strong>Baunach</strong> - Kap. 12 - 15<br />

Kleine theologische Manuskripte: "Brevis narratio vita S. Victoris Baunaci"<br />

und "Concessio Domini Laurentii Episcopi Herbipolensis",<br />

<strong>St</strong>aatsbibliothek Bamberg, Sigatur: Msc Misc 451/64<br />

- Kap. 24<br />

Kopialbuch des Fürstbischofs Anton von Rotenhan,<br />

<strong>St</strong>aatsarchiv Bamberg, Rep. B 21 Nr. 7 - Kap. 24<br />

Nachlaß P. Österreicher,<br />

<strong>St</strong>aatsarchiv Bamberg, Rep. A 2581 Nr. 33 - Kap.5, 6<br />

Pfarrer Gehringer: Pfarrbeschreibung von 1768, <strong>Pfarrei</strong>repositur <strong>Baunach</strong><br />

- Kap. 3, 13, 27<br />

Pfarrer Julius: Pfarrbeschreibung von 1619, <strong>Pfarrei</strong>repositur <strong>Baunach</strong><br />

- Kap. 27<br />

<strong>St</strong>engel, E.E.: Urkundenbuch des Klosters Fulda, Marburg 1956 - Kap.4<br />

Literaturverzeichnis<br />

Bundschuh, J.M.: Geographisches statistisch-topographisches Lexikon von<br />

Franken, Band 1, Ulm 1799 - Kap. 27<br />

Guttenberg, E.v.: Zur Frage der karolingischen Slawenkirchen,<br />

in: Bamberger Blätter für fränkische Kunst und<br />

Geschichte 9/10, 1932/33 - Kap. 3<br />

Holzapfel, H.: Die Priesterbruderschaft an der <strong>Baunach</strong>, Nürnberg 1953<br />

- Kap. 7, 17<br />

derselbe: Überkum von <strong>Baunach</strong> - ein fränkischer Volksheiliger,<br />

in: Würzburger Bistumsblatt 1949, Nr. 16 - Kap. 24<br />

Jakob,H.: <strong>St</strong>. Überkum und zu den elenden Heiligen,<br />

in: Fränkische Blätter 5. Jg, Nr. 14 - Kap. 24, 27<br />

53


derselbe: Wiederentdeckte alte Ansichten, in: Fränkisches Land in<br />

Kunst und Volkstum 6, 1958/59, Nr. 7 - Kap. 12<br />

Karlinger, H.: Die Kunstdenkmäler des Königreiches Bayern, Band 15,<br />

München 1916 - Kap. 23, 24<br />

Kloos, R. M.: Die Inschriften des Landkreises Bamberg,<br />

München 1980 - Kap. 23, 24<br />

Krimm, K.: <strong>St</strong>adt und Amt <strong>Baunach</strong>, Hallstadt 1974 - Kap. 2, 4 - 27<br />

Lehnes, G.: Geschichte des <strong>Baunach</strong>grundes,<br />

Würzburg - Kap. 3, 8, 12, 24<br />

Lübeck, K.: Fuldaer <strong>St</strong>udien, Fulda 1949 - Kap. 4<br />

derselbe: Die Fuldaer Äbte, Fulda 1952 - Kap. 4<br />

Mayer,H.: Die Kunst des Bamberger Umlandes, Bamberg 219.<br />

- Kap. 23, 24<br />

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Rühle, F.: Die Magdalenenkapelle bei <strong>Baunach</strong>,<br />

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ohne Verf.: Die Helenenkapelle bei Kemmern,<br />

in: Bamberger Blätter für fränkische Kunst und<br />

Geschichte 10, 1933 - Kap. 27<br />

ohne Verf.: Orgelweihe 1979, <strong>St</strong>. <strong>Oswald</strong> <strong>Baunach</strong>, o.O. - Kap.15, 23<br />

ohne Verf.: <strong>St</strong>. <strong>Oswald</strong> <strong>Baunach</strong>, Hallstadt 1972 - Kap. 2, 4 - 28<br />

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