KulturFenster Nr. 06|2014 - Dezember 2014
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Komponisten im Porträt<br />
(24) Deutschland - Uwe Kohls<br />
Land<br />
Fläche<br />
Deutschland<br />
357.340 km²<br />
Einwohner ca. 81.000.000<br />
Hauptstadt<br />
Berlin<br />
Von der deutsch-deutschen<br />
Geschichte wurde der Komponist und<br />
Musikpädagoge Uwe Kohls aus der<br />
ehemaligen bayerisch-thüringischen<br />
Grenzregion auch musikalisch geprägt.<br />
Uwe Kohls stammt aus der bayerisch-thüringischen<br />
Grenzregion, die bis zur deutschen<br />
Einheit als eines von vielen „Zonenrandgebieten“<br />
galt. Befragt nach seinen<br />
Kindheitseindrücken vom sogenannten „Todesstreifen“<br />
erzählt er: „Als Grundschulkinder<br />
wurden wir regelmäßig in Bussen<br />
an die ehemalige Zonengrenze gebracht,<br />
um zu betonen, dass ‚da drüben auch Deutsche<br />
leben’. Wir hörten von den stark befestigten<br />
Grenzanlagen und sahen die dunklen<br />
Silhouetten in den Wachtürmen. Das<br />
war uns allen nicht geheuer.“<br />
Vor diesem Hintergrund ist es nicht verwunderlich,<br />
dass die deutsch-deutsche<br />
Thematik sich auch in einem seiner größeren<br />
Werke für Blasorchester niedergeschlagen<br />
hat. In „Mit dem Wind nach Westen“<br />
(Musikverlag Carpe Diem) schildert<br />
er musikalisch die Flucht zweier DDR-Familien,<br />
die im Heißluftballon in die Bundesrepublik<br />
flohen.<br />
Kohls wurde schon früh musikalisch sozialisiert,<br />
beispielsweise durch regelmäßige<br />
Besuche mit den Eltern im Landestheater<br />
der nahe gelegenen Stadt Coburg. Dass<br />
seine damalige Idee, später dort Operetten<br />
dirigieren zu wollen, einmal wahr werden<br />
sollte, wenn auch nur für kurze Zeit,<br />
glaubte er damals wohl selbst nicht so recht.<br />
Ein wichtiger Schritt zum Berufsmusiker<br />
war die auf Empfehlung seines Musiklehrers<br />
erfolgte Aufnahme als Jungstudent<br />
am Würzburger Konservatorium<br />
– bereits im 6. Schuljahr. Die musiktheoretische<br />
Ausbildung dort erachtet er als sehr<br />
wichtig für seine spätere kompositorische<br />
Laufbahn. Insgesamt dreimal gewann er<br />
bei „Jugend komponiert“ mit Werken, die<br />
er aus heutiger Sicht als „ganz unbedeutend“<br />
bezeichnet. „Diese kleinen Arbeiten<br />
waren geprägt von meiner stilistischen Suche.<br />
Ich dachte damals, gute Musik wäre,<br />
wenn sie so klänge wie die sogenannte<br />
‚Avantgarde’. Heute weiß ich, dass genau<br />
das Gegenteil der Fall ist.“<br />
Erste Kontakte mit der Blasmusik ergaben<br />
sich im Rahmen des Wehrdienstes<br />
beim Stabsmusikkorps der Bundeswehr<br />
in Siegburg, damals unter der Leitung<br />
des heutigen Militärmusik-Inspizienten Michael<br />
Schramm. Kohls hat ihn noch heute<br />
als Dirigenten mit klaren Vorstellungen und<br />
beeindruckendem Zugriff auf das Orchester<br />
in Erinnerung.<br />
Als Student in Leipzig belegte Kohls zunächst<br />
Schulmusik und Geschichte, aber<br />
er entschloss sich bald, die Pädagogik zugunsten<br />
einer rein künstlerischen Ausbildung<br />
aufzugeben. Nach einem Kapellmeisterstudium<br />
in Würzburg arbeitete er als<br />
Repetitor an den Opernhäusern in Gießen<br />
und Bonn, bevor es ihn zurück an sein<br />
„Haustheater“ Coburg zog.<br />
Kohls wollte jedoch nicht nur reproduzierender<br />
Künstler sein, weshalb er<br />
nach sechs Jahren beschloss, doch in<br />
den Schuldienst zu gehen.<br />
Dies habe er mit einer verstärkten<br />
kompositorischen Tätigkeit besser verbinden<br />
können. Komponiert hatte er natürlich<br />
auch schon am Theater, darunter<br />
zahlreiche Schauspielmusiken z.B.<br />
für „Jedermann“ oder „Der eingebildet<br />
Kranke.“ Diese werden in der Regel jedoch<br />
nur beiläufig aufgenommen und<br />
sind bald nach dem Theaterbesuch wieder<br />
vergessen. Im Gegensatz dazu empfand<br />
sich Kohls in seinen ersten Werken<br />
für Blasmusik von Beginn an akzeptiert<br />
und geschätzt. Seine daraus resultierende<br />
Positionsbeschreibung dürfte man im sogenannten<br />
„Bildungsbürgertum“ nicht<br />
sehr gerne hören.<br />
Das Theaterpublikum sei am Aussterben<br />
und die musisch interessierten Menschen<br />
zu einem großen Teil als Musik Ausübende<br />
in die Blasmusik abgewandert.<br />
„Kein anderer Sektor im künstlerischen<br />
Bereich hat je eine solche Demokratisierung<br />
und Breitenwirkung entfalten können<br />
wie die Blasmusik.“ Kohls integriert<br />
jedoch bis heute gerne theatralische oder<br />
- wie er sagt - „performative“ Elemente<br />
in seine Musik. Angeregt dazu wurde er<br />
u.a. durch die eingespielten Hubschrauber-Geräusche<br />
im „Miss Saigon“-Medley<br />
von Johan de Meij, das er in seiner Zeit<br />
beim Stabsmusikkorps oft spielte.<br />
Um seine pädagogischen Kompetenzen<br />
auszubauen, absolvierte er das pädagogischen<br />
Fachseminar des Landes Baden-<br />
Württemberg in Kirchheim unter Teck und<br />
er war bis <strong>2014</strong> Fachbereichsleiter für Musik<br />
an einer Schule in Ilsfeld. Seither unterrichtet<br />
er an der Eduard-Mörike Realschule<br />
in Heilbronn und leitet seit 2012<br />
alle Orchester der Musikschule Freiberg<br />
/Pleidelsheim.<br />
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