14.12.2015 Aufrufe

KulturFenster Nr. 06|2014 - Dezember 2014

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Komponisten im Porträt<br />

(24) Deutschland - Uwe Kohls<br />

Land<br />

Fläche<br />

Deutschland<br />

357.340 km²<br />

Einwohner ca. 81.000.000<br />

Hauptstadt<br />

Berlin<br />

Von der deutsch-deutschen<br />

Geschichte wurde der Komponist und<br />

Musikpädagoge Uwe Kohls aus der<br />

ehemaligen bayerisch-thüringischen<br />

Grenzregion auch musikalisch geprägt.<br />

Uwe Kohls stammt aus der bayerisch-thüringischen<br />

Grenzregion, die bis zur deutschen<br />

Einheit als eines von vielen „Zonenrandgebieten“<br />

galt. Befragt nach seinen<br />

Kindheitseindrücken vom sogenannten „Todesstreifen“<br />

erzählt er: „Als Grundschulkinder<br />

wurden wir regelmäßig in Bussen<br />

an die ehemalige Zonengrenze gebracht,<br />

um zu betonen, dass ‚da drüben auch Deutsche<br />

leben’. Wir hörten von den stark befestigten<br />

Grenzanlagen und sahen die dunklen<br />

Silhouetten in den Wachtürmen. Das<br />

war uns allen nicht geheuer.“<br />

Vor diesem Hintergrund ist es nicht verwunderlich,<br />

dass die deutsch-deutsche<br />

Thematik sich auch in einem seiner größeren<br />

Werke für Blasorchester niedergeschlagen<br />

hat. In „Mit dem Wind nach Westen“<br />

(Musikverlag Carpe Diem) schildert<br />

er musikalisch die Flucht zweier DDR-Familien,<br />

die im Heißluftballon in die Bundesrepublik<br />

flohen.<br />

Kohls wurde schon früh musikalisch sozialisiert,<br />

beispielsweise durch regelmäßige<br />

Besuche mit den Eltern im Landestheater<br />

der nahe gelegenen Stadt Coburg. Dass<br />

seine damalige Idee, später dort Operetten<br />

dirigieren zu wollen, einmal wahr werden<br />

sollte, wenn auch nur für kurze Zeit,<br />

glaubte er damals wohl selbst nicht so recht.<br />

Ein wichtiger Schritt zum Berufsmusiker<br />

war die auf Empfehlung seines Musiklehrers<br />

erfolgte Aufnahme als Jungstudent<br />

am Würzburger Konservatorium<br />

– bereits im 6. Schuljahr. Die musiktheoretische<br />

Ausbildung dort erachtet er als sehr<br />

wichtig für seine spätere kompositorische<br />

Laufbahn. Insgesamt dreimal gewann er<br />

bei „Jugend komponiert“ mit Werken, die<br />

er aus heutiger Sicht als „ganz unbedeutend“<br />

bezeichnet. „Diese kleinen Arbeiten<br />

waren geprägt von meiner stilistischen Suche.<br />

Ich dachte damals, gute Musik wäre,<br />

wenn sie so klänge wie die sogenannte<br />

‚Avantgarde’. Heute weiß ich, dass genau<br />

das Gegenteil der Fall ist.“<br />

Erste Kontakte mit der Blasmusik ergaben<br />

sich im Rahmen des Wehrdienstes<br />

beim Stabsmusikkorps der Bundeswehr<br />

in Siegburg, damals unter der Leitung<br />

des heutigen Militärmusik-Inspizienten Michael<br />

Schramm. Kohls hat ihn noch heute<br />

als Dirigenten mit klaren Vorstellungen und<br />

beeindruckendem Zugriff auf das Orchester<br />

in Erinnerung.<br />

Als Student in Leipzig belegte Kohls zunächst<br />

Schulmusik und Geschichte, aber<br />

er entschloss sich bald, die Pädagogik zugunsten<br />

einer rein künstlerischen Ausbildung<br />

aufzugeben. Nach einem Kapellmeisterstudium<br />

in Würzburg arbeitete er als<br />

Repetitor an den Opernhäusern in Gießen<br />

und Bonn, bevor es ihn zurück an sein<br />

„Haustheater“ Coburg zog.<br />

Kohls wollte jedoch nicht nur reproduzierender<br />

Künstler sein, weshalb er<br />

nach sechs Jahren beschloss, doch in<br />

den Schuldienst zu gehen.<br />

Dies habe er mit einer verstärkten<br />

kompositorischen Tätigkeit besser verbinden<br />

können. Komponiert hatte er natürlich<br />

auch schon am Theater, darunter<br />

zahlreiche Schauspielmusiken z.B.<br />

für „Jedermann“ oder „Der eingebildet<br />

Kranke.“ Diese werden in der Regel jedoch<br />

nur beiläufig aufgenommen und<br />

sind bald nach dem Theaterbesuch wieder<br />

vergessen. Im Gegensatz dazu empfand<br />

sich Kohls in seinen ersten Werken<br />

für Blasmusik von Beginn an akzeptiert<br />

und geschätzt. Seine daraus resultierende<br />

Positionsbeschreibung dürfte man im sogenannten<br />

„Bildungsbürgertum“ nicht<br />

sehr gerne hören.<br />

Das Theaterpublikum sei am Aussterben<br />

und die musisch interessierten Menschen<br />

zu einem großen Teil als Musik Ausübende<br />

in die Blasmusik abgewandert.<br />

„Kein anderer Sektor im künstlerischen<br />

Bereich hat je eine solche Demokratisierung<br />

und Breitenwirkung entfalten können<br />

wie die Blasmusik.“ Kohls integriert<br />

jedoch bis heute gerne theatralische oder<br />

- wie er sagt - „performative“ Elemente<br />

in seine Musik. Angeregt dazu wurde er<br />

u.a. durch die eingespielten Hubschrauber-Geräusche<br />

im „Miss Saigon“-Medley<br />

von Johan de Meij, das er in seiner Zeit<br />

beim Stabsmusikkorps oft spielte.<br />

Um seine pädagogischen Kompetenzen<br />

auszubauen, absolvierte er das pädagogischen<br />

Fachseminar des Landes Baden-<br />

Württemberg in Kirchheim unter Teck und<br />

er war bis <strong>2014</strong> Fachbereichsleiter für Musik<br />

an einer Schule in Ilsfeld. Seither unterrichtet<br />

er an der Eduard-Mörike Realschule<br />

in Heilbronn und leitet seit 2012<br />

alle Orchester der Musikschule Freiberg<br />

/Pleidelsheim.<br />

52<br />

<strong>KulturFenster</strong>

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!