KulturFenster Nr. 05|2013 - Oktober 2013
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Vorweg<br />
Blasmusik<br />
Gedanken zur Arbeit mit und<br />
an der Musik<br />
Wozu braucht ein Orchester einen Dirigenten – wozu der Dirigent einen Taktstock?<br />
Sigisbert Mutschlechner<br />
Um den unscheinbaren, aber meist unerlässlichen Taktstock dreht sich das<br />
Hauptthema dieser <strong>KulturFenster</strong>-Ausgabe.<br />
Vor einiger Zeit hat mir meine Tochter eine<br />
Frage gestellt: „Wozu braucht ein Orchester<br />
einen Dirigenten?“ Ich habe die Frage dann<br />
weiter gesponnen: „Wozu braucht der Dirigent<br />
einen Taktstock?“<br />
Im Hauptthema der aktuellen Ausgabe<br />
unserer Zeitung wird dieses Thema<br />
geschichtlich aufgearbeitet, meine Frage<br />
und die meiner Tochter beantworten sich<br />
darin aber nicht.<br />
Die Geschichte des Dirigierens und damit<br />
verbunden die Geschichte des Taktstockes<br />
ist eine sehr lange, verbunden<br />
mit einer langen Tradition. Die ursprüngliche<br />
Aufgabe eines Dirigenten war es,<br />
„Takt zu schlagen“, den Musikern den<br />
Takt und das Tempo anzugeben. Zugleich<br />
anfangen und zugleich aufhören war die<br />
Devise. Im Laufe der Geschichte sind die<br />
Aufgaben eines Dirigenten immer vielfältiger<br />
geworden. Die Zeiten des Taktschlagens<br />
und das Wachen über das richtige<br />
Tempo waren nur mehr ein Teil der Dirigierarbeit,<br />
Musikalität, Interpretation, Gespür<br />
wurden immer wichtiger.<br />
Nicht jedes Orchester braucht einen Dirigenten,<br />
um gut zu sein, nicht jeder Dirigent<br />
braucht einen Taktstock, um gut<br />
zu dirigieren. Das habe ich auch meiner<br />
Tochter gesagt, worauf sie geantwortet hat:<br />
„Aber mit Dirigent sieht es schöner aus!“<br />
Was allemal ein – schlagkräftiges - Argument<br />
ist. Mit Taktstock sieht es schöner<br />
aus, so finde zumindest ich, aber es geht<br />
auch ohne. Und es gibt Leute, die diese<br />
Kunst durchaus ästhetisch beherrschen.<br />
Jeder, wie er mag,<br />
jeder wie es ihm gefällt.<br />
Wie alles auf der Welt ist zwar nicht der<br />
Dirigent, dafür aber der Taktstock dem<br />
modischen Zeitgeist unterworfen. Es gibt<br />
kurze und lange Taktstöcke, schwerere<br />
und leichtere, aus verschiedenen Materialien<br />
bis hin zu Edelmetallen. Und es gibt<br />
auch keinen Taktstock. Jeder, wie er mag,<br />
jeder wie es ihm gefällt. Musikalische Arbeit<br />
ist Schwerstarbeit, der Dirigent kehrt<br />
sein Innerstes nach außen und gibt sein<br />
Gefühl für die Musik an seine Musiker<br />
weiter. Mit oder ohne Taktstock. Apropos<br />
Taktstock, apropos Dirigent: Alle beide<br />
brauchen Sie, wenn Sie sich an den Wertungsspielen<br />
2014 in Eppan und Wiesen<br />
beteiligen wollen.<br />
Sigisbert Mutschlechner,<br />
VSM-Verbandskapellmeister<br />
Nicht der Taktstock allein macht den<br />
Kapellmeister; Musikalität, Interpretation,<br />
Gespür sind ein wichtiger Teil der<br />
Dirigierarbeit – im Bild Fridl Pescoller,<br />
Kapellmeister der MK Abtei.<br />
<strong>Nr</strong>. 05 | <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong> 3