Schmerztherapie 1/2010 - Schmerz Therapie Deutsche Gesellschaft ...
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Palliativmedizin<br />
SAPV-Verträge nach § 132d SGB V dürfen ambulante Hospizdienste<br />
nicht mitfinanzieren!<br />
Diese Zuwendungen werden wieder bei der öffentlichen Förderung des AHD abgezogen. Aber<br />
Spenden und ideelle Unterstützung sind natürlich möglich und haben eine große Bedeutung.<br />
Schwerstkranker und Sterbender gekümmert.<br />
Die Hospizler taten dies im Selbstverständnis<br />
des Ehrenamtes mit gewisser Unterstützung<br />
durch die öffentliche Hand und sehr unterschiedlichen<br />
finanziellen Möglichkeiten.<br />
Initial ehrenamtliche ärztliche Betreuung<br />
Aber auch die Ärzte arbeiteten quasi „ehrenamtlich<br />
hauptamtlich“. Sicher wird ein Kassenhonorar<br />
gezahlt. Das deckt aber in der Realität<br />
kaum die Fahrkosten ab. Warum engagieren<br />
sich so viele Menschen trotzdem in so großem<br />
Maße? Es gibt wohl nur wenige Tätigkeiten im<br />
heutigen „Gesundheitsbetrieb“, die letztlich für<br />
alle beteiligten Leistungserbringer ein so tiefes<br />
Gefühl an Zufriedenheit mit der Arbeit bringen<br />
können wie eine gute Begleitung zu Hause am<br />
Lebensende zusammen mit einem Team für<br />
den Sterbenden und seine Angehörigen. Uns<br />
allen gelang es gemeinsam auf diese Weise,<br />
ohne Geld Vieles zu bewegen, was allein nicht<br />
möglich gewesen wäre.<br />
SAPV schafft Geldregen<br />
Nun prasselt jedes Jahr ein (theoretischer)<br />
Hunderte-Millionen-Euro-Regen auf diese palliativ<br />
aktiven Ärzte und Pflegenden herab. Und<br />
was geschieht? Zunächst jahrelang nichts.<br />
Geld zerstört bürgerschaftliches Engagement!<br />
Ein interessantes Phänomen, das im Januar<br />
2008 unter dem Titel „Money and the Changing<br />
Culture of Medicine“ im New England Journal<br />
of Medicine beschrieben wurde. Dazu werden<br />
plötzlich die rein ehrenamtlich ausgerichteten<br />
Hospizdienste in der öffentlichen Wahrnehmung<br />
unwichtiger, obwohl deren Position doch<br />
eigentlich auch gestärkt werden sollte.<br />
Solange keine solide und finanziell langfristig<br />
abgesicherte Struktur geschaffen wurde, hielt<br />
sich meistenorts die Zahl der zu versorgenden<br />
Patienten in Grenzen. Nun zeichnet es sich<br />
mit großer Verzögerung doch deutschlandweit<br />
endlich ab, dass der Anspruch der Versicherten<br />
auf die Leistungen nach der Spezialisierten<br />
Ambulanten Palliativversorgung (SAPV) nach<br />
§ 132d SGB V allmählich vertraglich in voneinander<br />
sehr verschiedenen Modellen umgesetzt<br />
wird.<br />
SAPV wird Geschäftsmodell<br />
Dies hat unerwartete Folgen:<br />
■ Nach dem Verhandlungs- steigt der Verwaltungsaufwand<br />
immens an.<br />
■ Früher kooperierte man formlos, berufsübergreifend<br />
für die Patientenversorgung, jetzt<br />
benötigen wir neu zu verhandelnde Kooperationsverträge.<br />
■ Kooperationen müssen zeitaufwendig gepflegt<br />
werden.<br />
■ Die Patientenzahlen steigen stark an.<br />
■ Der Personalbedarf steigt entsprechend.<br />
■ Das notwendige Budget erreicht neue Hö-<br />
hen.<br />
■ SAPV wird von der mitmenschlichen Versorgung<br />
zum Geschäftsmodell.<br />
Für manche kleine, feine, fachlich hochkompetente<br />
Kooperation mag dies der Todesstoß<br />
sein. Das war sicher nie beabsichtigt, ist aber<br />
systemimmanent, da mit der Gesetzesgrundlage<br />
des GKV-WSG bewusst der Wettbewerb in<br />
der medizinischen Versorgung gefördert werden<br />
sollte. Leider wurde nicht bedacht, dass<br />
gerade die Palliativversorgung dazu denkbar<br />
ungeeignet ist.<br />
Welche Konsequenzen hat dies?<br />
Nötig ist der Aufbau ausreichend großer Strukturen,<br />
die sich in den angestrebten Patientenzahlen<br />
auch nicht übernehmen sollten. SAPV-<br />
Teams sind hauptamtlich und weit überwiegend<br />
in SAPV tätig, nicht nur nebenher. Die ambulanten<br />
Hospizdienste (AHD) müssen immer fest<br />
und kooperativ in die Versorgung von Patienten<br />
eingebunden sein. Dabei braucht nicht jeder<br />
SAPV-Patient den AHD, nicht jeder vom AHD<br />
betreute Patient benötigt SAPV. Es muss noch<br />
mehr Zeit ins Netz investiert werden. Dies bereitet<br />
immer mehr Mühe, je besser sich die<br />
Versorgungsqualität herumspricht und je mehr<br />
Patienten dadurch versorgt werden wollen.<br />
Das Fazit lautet: SAPV ohne Hospizdienst<br />
ist nicht möglich! Aber: Die Arbeit der ambulanten<br />
Hospizdienste muss weiterhin ehrenamtlich<br />
getragen bleiben. Sonst verlöre die<br />
Hospizarbeit die Grundlage der eigenen Haltung<br />
und es müsste letztlich die Berechtigung<br />
der Hospizarbeit hinterfragt werden. Denn<br />
dann ginge sie in der professionalisierten ambulanten<br />
Palliativversorgung auf. Wenn es aber<br />
zu einer gut eingespielten Kooperation kommt,<br />
dann gilt: SAPV ist die perfekte Ergänzung zur<br />
Hospizarbeit! ■<br />
Thomas Sitte, Fulda<br />
Impressum<br />
Organ der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> für<br />
<strong><strong>Schmerz</strong>therapie</strong><br />
Herausgeber<br />
Gerhard H. H. Müller-Schwefe,<br />
Schillerplatz 8/1, D-73033<br />
Göppingen; Tel. 07161/976476, Fax 07161/976477<br />
E-Mail: gp@dgschmerztherapie.de<br />
Schriftleitung<br />
Thomas Cegla, Wuppertal; Oliver Emrich, Ludwigshafen; Klaus<br />
Johannes Horlemann, Kevelaer; Uwe Junker, Remscheid; Stephanie<br />
Kraus (verantw.), Stephanskirchen, Tel.: 08036/1031; Michael<br />
Überall, Nürnberg<br />
Beirat<br />
Christoph Baerwald, Leipzig; Wolfgang Bartel, Halberstadt; Heinz-<br />
Dieter Basler, Marburg; Günter Baust, Halle/ Saale; Klaus Borchert,<br />
Greifswald; Burkhard Bromm, Hamburg; Ingunde Fischer, Halle;<br />
Gideon Franck, Fulda; Gerd Geisslinger, Frankfurt; Hartmut Göbel,<br />
Kiel; Olaf Günther, Magdeburg; Winfried Hoerster, Gießen; Stein<br />
Husebø, Bergen; Uwe Kern, Wiesbaden; Edwin Klaus, Würzburg;<br />
Eberhard Klaschik, Bonn; Lothar Klimpel, Speyer; Bruno Kniesel,<br />
Hamburg; Marianne Koch, Tutzing; Bernd Koßmann, Wangen;<br />
Michael Küster, Bad Godesberg-Bonn; Klaus Längler, Erkelenz;<br />
Peter Lotz, Bad Lippspringe; Eberhard A. Lux, Lünen; Christoph<br />
Müller-Busch, Berlin; Joachim Nadstawek, Bonn; Thomas Nolte,<br />
Wiesbaden; Robert Reining, Passau; Robert F. Schmidt, Würzburg;<br />
Günter Schütze, Iserlohn; Harald Schweim, Bonn; Hanne<br />
Seemann, Heidelberg; Ralph Spintge, Lüdenscheid; Birgit Steinhauer,<br />
Limburg; Roland Wörz, Bad Schönborn; Walter Zieglgänsberger,<br />
München; Manfred Zimmermann, Heidelberg<br />
In Zusammenarbeit mit: <strong>Deutsche</strong> <strong>Gesellschaft</strong> für Algesiologie<br />
– <strong>Deutsche</strong> <strong>Gesellschaft</strong> für <strong>Schmerz</strong>forschung und <strong><strong>Schmerz</strong>therapie</strong>;<br />
<strong>Deutsche</strong> Akademie für Algesiologie – Institut für<br />
schmerztherapeutische Fort- und Weiterbildung; <strong>Deutsche</strong><br />
<strong>Gesellschaft</strong> für interdisziplinäre Palliativversorgung e. V.; <strong>Deutsche</strong><br />
<strong>Schmerz</strong>liga e.V. (DSL); <strong>Gesellschaft</strong> für algesiologische<br />
Fortbildung mbH (gaf mbH); Gesamtdeutsche <strong>Gesellschaft</strong> für<br />
Manuelle Medizin e.V. (GGMM); Institut für Qualitätssicherung<br />
in <strong><strong>Schmerz</strong>therapie</strong> und Palliativmedizin (IQUISP); Berufsverband<br />
der <strong>Schmerz</strong>therapeuten in Deutschland e.V. (BVSD).<br />
Mit der Annahme eines Beitrags zur Veröffentlichung erwirbt<br />
der Verlag vom Autor alle Rechte, insbesondere das Recht der<br />
weiteren Vervielfältigung zu gewerblichen Zwecken mithilfe<br />
fotomechanischer oder anderer Verfahren. Die Zeitschrift sowie<br />
alle in ihr enthaltenen einzelnen Beiträge und Abbildungen sind<br />
urheberrechtlich geschützt.<br />
Hinweis: Die in dieser Zeitschrift angegebenen Dosierungen<br />
– vor allem von Neuzulassungen – sollten in jedem Fall mit dem<br />
Beipackzettel der verwendeten Medikamente verglichen werden.<br />
Bezugspreis: Einzelheft 12,– Euro; Abonnement für 4 Ausgaben<br />
pro Jahr 40,– Euro (zzgl. Versand, inkl. MwSt.). Der Mitgliedsbeitrag<br />
der DGS schließt den Bezugspreis der Zeitschrift mit ein.<br />
Die Zeitschrift erscheint im 26. Jahrgang.<br />
Verlag: Springer Medizin © Urban & Vogel GmbH, München,<br />
März <strong>2010</strong><br />
Leitung Corporate Publishing: Dr. Ulrike Fortmüller<br />
(verantw.)<br />
Redaktion: Dr. Elke Thomazo<br />
Herstellung/Layout: Maren Krapp<br />
Druck: Stürtz GmbH, Würzburg<br />
Titelbild: © panthermedia.net/Monkeybusiness Images<br />
Inhaber- und Beteiligungsverhältnisse<br />
Die Urban & Vogel GmbH ist 100%ige Tochtergesellschaft<br />
der Springer Medizin-Verlag GmbH, Heidelberg. Die alleinige<br />
<strong>Gesellschaft</strong>erin der Springer Medizin Verlag GmbH ist die<br />
Springer-Verlag GmbH mit einer Beteiligung von 100%. Die<br />
Springer-Verlag GmbH ist eine 100%ige Tochtergesellschaft<br />
der Springer Science + Business Media Deutschland GmbH. Die<br />
alleinige <strong>Gesellschaft</strong>erin der Springer Science + Business Media<br />
Deutschland GmbH ist die Springer Science + Business Media<br />
Netherlands B.V., die 100% der Anteile hält. Die Springer Science<br />
+ Business Media Netherlands B.V. ist eine 100%ige Tochtergesellschaft<br />
der Springer Science + Business Media Finance<br />
S.àR.L. Die Springer Science+Business Media Finance S.àR.L. ist<br />
eine 100%ige Tochter der Springer Science+Business Media S.A.<br />
10 SCHMERZTHERAPIE 1/<strong>2010</strong> (26. Jg.)