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Schmerztherapie 1/2010 - Schmerz Therapie Deutsche Gesellschaft ...

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SCHMERZTHERAPIE 1/<strong>2010</strong> (26. Jg.)<br />

Das Innovationsforum<br />

der DGS<br />

Am 13. und 14. November 2009 fand in Wiesbaden das turnusmäßige Innovationsforum<br />

der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> für <strong><strong>Schmerz</strong>therapie</strong> statt. Welche neuen Daten<br />

und Fakten für die praktische <strong><strong>Schmerz</strong>therapie</strong> relevant sind, berichten Dr. med.<br />

Thomas Cegla, Wuppertal, und Dr. med. Oliver Emrich, Ludwigshafen, Vizepräsidenten<br />

der DGS.<br />

Neue Wirkstärken von<br />

Oxycodon/Naloxon<br />

Prof. Esther Pogatzki-Zahn, Münster, präsentierte<br />

zunächst klinische Studien zu neuen<br />

Wirkstärken der Fixkombination Oxycodon/<br />

Naloxon. Dieses Arzneimittel ist jetzt bis zu<br />

Tagesdosierungen von zweimal 40 mg Wirksubstanz<br />

Oxycodon zugelassen. Es vermindert<br />

auch in diesen und noch höheren Dosisbereichen<br />

signifikant die bedeutendste unerwünschte<br />

Opioidwirkung, die Obstipation, ohne<br />

durch den hohen Anteil von Naloxon an Wirksamkeit<br />

einzubüßen. Dies funktioniert auch in<br />

der täglichen Praxis außerhalb von Studien,<br />

bestätigte DGS Leiter Kai Herrmanns, Berlin.<br />

S3-Leitlinie LONTS umstritten<br />

Diskutiert wurde von Herrmanns die neue S3-<br />

Leitlinie LONTS (Langzeitanwendung von Opioiden<br />

bei nicht tumorbedingten <strong>Schmerz</strong>en).<br />

Diese Leitlinie bringe keine neuen Fakten und<br />

bestätige den hochverantwortlichen Umgang<br />

mit der <strong>Therapie</strong>option starker Opioide in der<br />

Langzeit, den die Qualitätsnormen der <strong>Deutsche</strong>n<br />

<strong>Gesellschaft</strong> für <strong><strong>Schmerz</strong>therapie</strong> sowie<br />

nationale und internationale Konsensusentscheidungen<br />

schon seit Jahren kennen und<br />

durchführen. Nicht nachvollziehen kann der<br />

Berliner Algesiologe aber die LONTS-Empfeh-<br />

Kurhaus Wiesbaden<br />

lung, nach drei Monaten einen Auslassversuch<br />

von Opioiden zu unternehmen. Dies gehe völlig<br />

an praktischen Erfordernissen vorbei.<br />

Minutiöse <strong>Schmerz</strong>diagnostik ein Muss<br />

Dr. med. Gerhard Müller-Schwefe, Göppingen,<br />

forderte ein noch konsequenteres Assessment<br />

von chronischen <strong>Schmerz</strong>en, der „größten<br />

Seuche des 21. Jahrhunderts“: Jeder fünfte<br />

Bürger von Industrienationen hat ein Problem<br />

mit lang anhaltenden <strong>Schmerz</strong>en. Neben der<br />

Differenzierung nach <strong>Schmerz</strong>arten ist eine<br />

mechanismenorientierte <strong>Therapie</strong> gefragt, die<br />

die <strong>Schmerz</strong>kinetik sowie den zirkadianen Verlauf<br />

von <strong>Schmerz</strong>en unter besonderer Berücksichtigung<br />

von <strong>Schmerz</strong>spitzen beachtet.<br />

Dr. med. Thomas Tzschentke, Aachen, stellte<br />

mit Tapentadol eine neue Wirksubstanz vor,<br />

die ihre Zulassung nächstes Jahr in Deutschland<br />

erwartet. Tapentadol, in USA bereits auf<br />

dem Markt, vereint die μ-Rezeptor spezifischen<br />

prä- und postsynaptischen Wirkungen eines<br />

Opioids mit einer signifikanten Noradrenalin-<br />

Wiederaufnahmehemmung an Alpha-2-Rezeptoren<br />

des absteigenden <strong>Schmerz</strong>hemmsystems<br />

(MOR-NRI – μ-Opioidrezeptoragonist<br />

und Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer).<br />

Nach den klinischen Daten von Priv.-Doz. Dr.<br />

Michael Überall, Nürnberg, war dieses Wirk-<br />

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Neroberg<br />

Oliver Emmrich,<br />

Ludwigshafen<br />

Kongresse<br />

Thomas Cegla,<br />

Wuppertal<br />

prinzip gegenüber einem herkömmlichen Opioid<br />

in der Placebokontrolle wie auch im direkten<br />

Vergleich signifikant überlegen.<br />

Im Fokus Durchbruchschmerzen<br />

Einen besonderen Schwerpunkt bildeten<br />

Strategien zur <strong>Therapie</strong> von Durchbruchsschmerzen.<br />

Prof. Frank Elsner, Aachen, stellte<br />

die derzeit übliche Einteilung von Durchbruchsschmerzen<br />

in den differenzialtherapeutischen<br />

Zusammenhang. Vorhersagbare <strong>Schmerz</strong>spitzen<br />

(z.B. bei Lagerungsmanövern o.Ä.) sind<br />

prophylaktisch durch rechtzeitige Gaben von<br />

z.B. nicht retrardiertem Morphin, Oxycodon<br />

und Hydromorphon relativ gut beherrschbar.<br />

Spontane unvorhersehbare <strong>Schmerz</strong>durchbrüche<br />

auf dem Boden einer Basisschmerztherapie<br />

erfordern aber schnellere Optionen. Einer<br />

von drei Tumorschmerzpatienten hat solche<br />

Ereignisse aufgrund von z.B. Knochenmetastasen,<br />

Tangierung neuronaler Strukturen, Hyperkalzämie<br />

oder Leberkapselschmerz. Durchbruchsschmerzen<br />

erreichen nach drei Minuten<br />

ihr Maximum und die im Mittel vier Episoden<br />

pro Tag dauern ca. 30 Minuten. Hier kommen<br />

die Optionen für vorhersagbare <strong>Schmerz</strong>spitzen<br />

alle zu spät. Transmembranös gängige<br />

Zubereitungen von Fentanyl (transmukosal,<br />

buccal, nasal) sind hier eindeutig die derzeit zu<br />

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