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Schmerztherapie 1/2010 - Schmerz Therapie Deutsche Gesellschaft ...

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Spezialisierte ambulante Palliativ-<br />

versorgung ergänzt den Hospizdienst<br />

Die spezialisierte ambulante Palliativversorgung (SAPV) ist die hoch qualifizierte Ergänzung zum ehrenamtlich<br />

getragenen Hospizdienst. Das SAPV bedeutet aber keineswegs den Tod des Ehrenamtes, erläutert<br />

Thomas Sitte, DGS-Leiter und Palliativmediziner aus Fulda.<br />

Auf Grundlagen besinnen<br />

In der Jesuitenzeitschrift „Stimmen der<br />

Zeit“ 6/2009 schreibt Prof. Lob-Hüdepohl<br />

im Artikel „Bedrohtes Sterben“ von<br />

der „maximaltherapeutischen Versorgung<br />

einer Höchstleistungsapparatemedizin,<br />

die den Körper des Sterbenden<br />

zum bloßen Reaktor technischer Artefakte<br />

degradiert“. Mit der SAPV haben wir<br />

die Chance, uns wieder auf die Grundlagen<br />

medizinischer Arbeit als Leib- und<br />

Seelsorger zu besinnen. Ich wünsche uns<br />

allen, dass wir nicht die Freude an der<br />

menschlichsten und vielleicht auch ärztlichsten<br />

aller Arbeiten verlieren, sondern<br />

dass es gelingt, die Palliativversorgung –<br />

sei es ambulant oder stationär, allgemein<br />

oder spezialisiert – als einen Beitrag<br />

zur „ars diminuendi, also Kunst der<br />

allmählichen Zurücknahme aus dem<br />

aktiven Leben“ (gleiche Quelle) für die<br />

Patienten zu praktizieren.<br />

Ü ber<br />

Jahrhunderte hinweg war es ärztliches<br />

Denken, sich von Patient und Angehörigen<br />

zurückzuziehen, wenn der Arzt glaubte,<br />

dass Heilung nicht mehr möglich, der Tod nahe<br />

sein könnte. Das heißt, die „Professionellen“<br />

überließen die Patienten – auch mit allen ihren<br />

körperlichen Beschwerden – der Nächstenliebe<br />

von Klöstern, Hospizen, Sterbehäusern.<br />

Diese Laienbewegung war entfernt vergleichbar<br />

mit der ehrenamtlichen Hospizbewegung<br />

von heute. Ein bekanntes Beispiel eines solchen<br />

tätigen „bürgerschaftlichen“ Engagements<br />

war zum Beispiel die später heilig gesprochene<br />

Elisabeth von Thüringen (*1207, † 1231), die in<br />

Erfurt und später in Marburg Ausgegrenzte und<br />

Schwerstkranke versorgte.<br />

Das änderte sich eingangs des 19. Jahrhunderts.<br />

Hufeland veröffentlichte damals<br />

seine breite Abhandlung über „Die Verhältnisse<br />

des Arztes“ 1806 im „Neuen Journal der<br />

Practischen Arzneikunde und Wundarzneiwis-<br />

SCHMERZTHERAPIE 1/<strong>2010</strong> (26. Jg.)<br />

© Bildarchiv Urban & Vogel<br />

senschaft“: „Selbst im Tode soll der Arzt den<br />

Kranken nicht verlassen, noch da kann er sein<br />

großer Wohlthäter werden, und, wenn er ihn<br />

nicht retten kann, wenigstens sein Sterben erleichtern.“<br />

Ein lesenswertes Plädoyer für eine<br />

Medizin der Menschlichkeit, jenseits profitorientierter<br />

Technisierung, so könnte man heute<br />

sagen.<br />

Palliativmedizin<br />

Thomas Sitte,<br />

Fulda<br />

Ehrenamtliches Hospiz<br />

In den 60er-Jahren des letzten Jahrhunderts<br />

entstand neben dieser kleinen Zahl von Ärzten<br />

eine breiter werdende Bewegung mit engagierten<br />

Laien im Hospizdienst. Über Jahrzehnte<br />

haben sich Hausärzte und auch schmerztherapeutisch<br />

tätige Ärzte mehr neben als mit den<br />

ambulanten Hospizdiensten um die Versorgung<br />

Integrierung der SAPV in die Hospizarbeit<br />

Schritt 1: Informelles Gespräch der verschiedenen Leistungserbringer zum Kennenlernen und<br />

zum Austausch von Wünschen, Zielen usw.<br />

Schritt 2: Verbindliche Qualitätszirkel: Interdisziplinär angelegt sind sie die Grundlage der<br />

beginnenden Teamarbeit. Dort werden Haltungen besprochen, Sachfragen diskutiert, Patienten<br />

vorgestellt.<br />

Schritt 3: Informelle Kooperation am Patienten: In kleiner Anzahl können Patienten auch<br />

ohne (SAPV-)Verträge und Honorar auf hohem Niveau palliativ begleitet werden. Beide Seiten<br />

haben ohnehin Patienten in Betreuung. Wenn man sich kennt und schätzt, wird man sich<br />

auch einbinden.<br />

Schritt 4: Verbindliche, langfristige Kooperation und SAPV-Verträge: Wenn Leistungserbringer<br />

SAPV-Verträge abgeschlossen haben, müssen sie Hospizdienste verbindlich in die Versorgung<br />

integrieren. Allen Beteiligten erleichtert es die Arbeit, oft wird sie überhaupt erst dadurch<br />

stabil möglich.

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