21.01.2016 Aufrufe

Schweine-Welt-2015-Dezember-web-blaettertest

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

LPA-Bucht mit Abrufstation<br />

schleimbeuteln (Bursitiden). Dazu<br />

werden direkt nach der Entblutung<br />

der Tiere an den Gliedmaßen der<br />

Schlachtkörper eventuelle Schleimbeutel<br />

festgestellt und ihre Ausprägung<br />

beurteilt. Diese Bonitierung<br />

erfolgt in Anlehnung an eine von der<br />

LMU durchgeführte Studie. Dabei<br />

werden die Gliedmaßen beginnend<br />

mit der Stufe 0 (kein Schleimbeutel)<br />

bis hin zur Stufe 3 (geschwüriger,<br />

blutender Schleimbeutel) beurteilt.<br />

Die ersten Auswertungen zeigen,<br />

dass wenn Hilfsschleimbeutel vorhanden<br />

sind, diese vorrangig an den<br />

Hintergliedmaßen auftreten. Dabei<br />

handelt es sich bei den allermeisten<br />

Fällen um Hilfsschleimbeutel der<br />

Stufe 1 (geringer Befund). Völlig<br />

unbekannt ist derzeit noch, ob Bursitiden<br />

quantitativ genetisch determiniert<br />

sind und ob das Tierwohl bei<br />

gering- bzw. mittelgradigem Auftreten<br />

beeinträchtigt wird. Im Rahmen<br />

der Untersuchungen soll festgestellt<br />

werden, ob es Unterschiede zwischen<br />

den verschiedenen Rassen im<br />

Hinblick auf das Auftreten von Bursitiden<br />

gibt und wie hoch der Erblichkeitsgrad<br />

dieser Auffälligkeit ist.<br />

Außerdem interessieren die systematischen<br />

Einflussfaktoren und die<br />

Beziehungen zu Lahmheiten von Tieren.<br />

Hierzu werden ergänzende Versuche<br />

durchgeführt.<br />

Ein weiteres Zukunftsfeld für die<br />

Leistungsprüfung ist die Untersuchung<br />

von Verhaltensmerkmalen.<br />

Nur in den Prüfanstalten kann das<br />

Verhalten von Tieren mit bekannter<br />

Abstammung und aus allen bayerischen<br />

Zuchtbetrieben mit vertretbarem<br />

Aufwand beobachtet werden.<br />

Das Ziel muss aber auch hier sein,<br />

möglichst einfache Hilfsmerkmale zu<br />

entwickeln, die an vielen tausend<br />

Tieren jährlich erhoben werden können.<br />

So wurde die Erfassung von<br />

Hautverletzungen durch Rangkämpfe<br />

(Läsionen) als mögliches Kriterium<br />

für aggressives Verhalten über einen<br />

längeren Zeitraum festgestellt. Dabei<br />

zeigte sich, dass der Erfassungszeitpunkt<br />

(Anfang, Mitte oder Ende der<br />

Mast) und das Geschlecht der Tiere<br />

keinen großen Einfluss auf das Auftreten<br />

haben und dass alle Rassen<br />

bzw. Kreuzungskombinationen in<br />

gleicher Weise von Läsionen betroffen<br />

sind. Eine Neugruppierung der<br />

Bucht wirkt sich in jedem Fall in Richtung<br />

stärkerer Läsionsgrade aus. Am<br />

häufigsten traten Läsionen in der<br />

Kopf-/ Schulterregion auf. Es ist noch<br />

nicht geklärt, ob die Erfassung weiter<br />

fortgesetzt werden kann, um genügend<br />

Daten für eine genetische Analyse<br />

zu sammeln.<br />

Wüchsige Piétrain<br />

Eine weitere Stärke der stationären<br />

Leistungsprüfung neben der Erhebung<br />

von im Feld nicht erfassbaren<br />

Merkmalen ist, dass die Stall- und<br />

Fütterungsbedingungen standardisiert<br />

sind und somit bei optimalen<br />

Haltungsbedingungen genetische<br />

Leistungsunterschiede zwischen den<br />

Tieren deutlich erkennbar werden.<br />

So werden seit dem Jahr <strong>2015</strong> nicht<br />

nur das Stallabteil, sondern sogar die<br />

einzelne Bucht oder auch der<br />

Schlachttag als Umwelteffekte in der<br />

Zuchtwertschätzung berücksichtigt.<br />

Die Folge sind noch exaktere Zuchtwerte<br />

zur Einschätzung der Vererbungsleistung<br />

der Tiere.<br />

In den vergangenen Jahren wurden<br />

große Anstrengungen zur Harmonisierung<br />

der Prüfbedingungen in den<br />

beiden LPAs unternommen. Leistungsunterschiede<br />

zwischen den beiden<br />

Prüfstationen treten seit mehreren<br />

Jahren deshalb kaum noch auf.<br />

Trotzdem werden etwa 10 % der<br />

Prüftiere aus Südbayern in Schwarzenau<br />

und umgekehrt etwa 10 % der<br />

Tiere aus Nordbayern in Grub<br />

geprüft, um eine saubere Schätzung<br />

genetischer Unterschiede zwischen<br />

den Prüfanstalten zu ermöglichen.<br />

Ein Leistungsvergleich über mehrere<br />

Jahre ist erst ab 2012 möglich, weil<br />

seitdem die Schlachtgewichte von 85<br />

kg auf 95 kg bei Mutterrassen und<br />

Endprodukten bzw. auf 90 kg bei PI-<br />

Reinzuchttieren heraufgesetzt wurden.<br />

Damit wurde in Bayern das Prüfendgewicht<br />

den in der Praxis<br />

üblichen Schlachtgewichten angepasst.<br />

Die Erhöhung der Schlachtgewichte<br />

bedingt auf Grund der Anforderungen<br />

der <strong>Schweine</strong>haltungsverordnung<br />

einen erhöhten Platzanspruch<br />

je Tier und durch die längere<br />

Mastdauer eine Reduzierung der<br />

Zahl der Umtriebe pro Jahr. Da man<br />

sich in den Prüfanstalten aber nicht<br />

mit dem gesetzlich vorgeschriebenen<br />

Mindestwert zufrieden geben<br />

will, wird seit dem 1.7.<strong>2015</strong> in Anlehnung<br />

an die Vorgaben der Initiative<br />

Tierwohl das Platzangebot pro Tier<br />

freiwillig um 20% erhöht. Insgesamt<br />

bedeuten diese Maßnahmen einen<br />

merklichen Kapazitätsverlust, wodurch<br />

das strikte Management bei<br />

<strong>Schweine</strong>-<strong>Welt</strong> - <strong>Dezember</strong> <strong>2015</strong> 19

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!