einigkeit 06/15
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Foto: NGG<br />
Foto: SAPMO, Bundesarchiv,<br />
Nachlass Anna Belger, NY 4475/4<br />
VORSITZENDE<br />
Mit Engagement, Mut und gegen viele Widerstände<br />
Seit der Gründung unseres Vorläufers, des Allgemeinen Deutschen Cigarrenarbeiter-Vereins, im Jahr 1865 sind es die in der NGG zusammengeschlossenen<br />
Menschen, die durch ihr großes Engagement, durch Mut und gegen viele Widerstände die NGG zu der schlagkräftigen und<br />
erfolgreichen Gewerkschaft machen, die sie bis heute ist. Die hier vorgestellten NGG-Vorsitzenden stehen daher exemplarisch für unzählige<br />
ihrer haupt- und ehrenamtlichen KollegInnen: von 1865 bis heute.<br />
Karl Deichmann<br />
(1863-1940) war<br />
Vorsitzender des<br />
Deutschen Tabakarbeiter-Verbands.<br />
Als<br />
gelernter Zigarrenmacher<br />
wurde Deichmann<br />
1883 Mitglied<br />
des Unterstützungsvereins<br />
deutscher<br />
Karl Deichmann<br />
Tabakarbeiter, der<br />
aufgrund des Sozialistengesetzes die einzig<br />
erlaubte Form der Vereinsbildung durch<br />
die Arbeiter war. 1888 wurde Deichmann<br />
Bevollmächtigter der Zahlstelle Bremen.<br />
Nach seiner Maßregelung war er einige Jahre<br />
in Altona tätig und ging nach der großen<br />
Aussperrung der Zigarrenarbeiter zurück<br />
nach Bremen. 1896 wurde Deichmann in den<br />
Hauptvorstand des DTAV gewählt und war<br />
von 1900 bis 1928 dessen Vorsitzender. Mit<br />
28 Jahren war er der am längsten amtierende<br />
Vorsitzende von NGG und ihren Vorläuferverbänden.<br />
Deichmann war ebenfalls in der Politik tätig,<br />
von 1912 Mitglied des Reichtags, 1919 Mitglied<br />
der Nationalversammlung in Bremen,<br />
1919 bis 1920 Bürgermeister von Bremen<br />
und von 1928 bis 1931 stellv. Senatspräsident<br />
von Bremen. Er starb 1940.<br />
Fritz Saar 1889 in<br />
Minden geboren, war<br />
Fritz Saar gelernter<br />
Koch und Kellner.<br />
Er trat 1909 der<br />
SPD bei und wurde<br />
Mitglied im Verband<br />
deutscher Gastwirtsgehilfen,<br />
seit 1910<br />
dort hauptamtlicher<br />
Fritz Saar<br />
Sekretär in der Ortsverwaltung<br />
Berlin.<br />
Von 1922 bis 1930 war Fritz Saar geschäftsführender<br />
Vorsitzender der Zahlstelle Berlin<br />
Foto: NGG<br />
beim Zentralverband der Hotel-, Restaurant-<br />
und Café-Angestellten, bis 1933 auch<br />
dessen Vorsitzender. Parallel dazu war er<br />
seit 1932 Vorsitzender der Internationalen<br />
Union der Hotel-, Restaurant- und Café-Angestellten.<br />
Er emigrierte 1933 nach Amsterdam<br />
und gab dort von 1935 bis 1941 die illegale<br />
Gastwirtsgehilfenzeitung heraus. 1941<br />
von der Gestapo verhaftet, wurde Fritz Saar<br />
vor dem sogenannten Volksgerichtshof zu<br />
lebenslänglicher Zuchthausstrafe verurteilt.<br />
Nach Kriegsende war er am Aufbau der Gewerkschaften<br />
in Berlin beteiligt. Er verstarb<br />
1948.<br />
Eduard Backert<br />
(1874-1960) war von<br />
1927 – 1933 Vorsitzender<br />
des Verbands<br />
der Nahrungsmittelund<br />
Getränkearbeiter<br />
(VNG). Der gelernte<br />
Brauer wurde 1892<br />
Mitglied im Zentralverband<br />
Deutscher<br />
Eduard Backert<br />
Brauer und 1904<br />
hauptamtlich für den Verband in Ostpreußen<br />
tätig. 1907 wurde er zum 2. Vorsitzenden<br />
und 1914 zum Vorsitzenden des Brauerei-<br />
und Mühlenarbeiterverbands gewählt.<br />
Backert war Mitglied im Vorstand des ADGB<br />
und Mitglied im Reichswirtschaftsrat der<br />
Weimarer Republik. Nach der Machtübertragung<br />
an die Nazis wurde Backert zunächst<br />
in Schutzhaft genommen, wechselte seinen<br />
Wohnsitz nach Zepernick und überstand die<br />
Nazizeit daraufhin weitestgehend unbehelligt.<br />
Nach dem Zweiten Weltkrieg half<br />
Backert beim Wiederaufbau der Gewerkschaften<br />
durch beratende Tätigkeiten, sein<br />
Handbuch für die Funktionäre der Industriegewerkschaft<br />
Nahrung-Genuß-Gaststätten<br />
von 1948 zeugt von seiner umfassenden<br />
Unterstützung für die Wiederherstellung der<br />
gewerkschaftlichen Strukturen.<br />
Foto: NGG<br />
Foto: NGG<br />
Gustav Pufal, Jahrgang<br />
1895, war der<br />
Gründungsvorsitzende<br />
der vereinigten IG<br />
Nahrung-Genuß-Gaststätten<br />
von 1949 bis<br />
zu seinem überraschenden<br />
Tod 1950.<br />
Der gelernte Böttcher<br />
arbeitete in der Norddeutschen<br />
Reismühle<br />
Gustav Pufal<br />
und war ab 1912 Mitglied im Verband der<br />
Brauerei- und Mühlenarbeiter. 1925 wurde<br />
er ehrenamtliches Vorstandsmitglied im<br />
Verband der Lebensmittel- und Getränkearbeiter<br />
und 1927 Sektionsleiter der Mühlenarbeiter<br />
im Bezirk Nordmark. Nach dem<br />
Zweiten Weltkrieg war Pufal maßgeblich am<br />
Wiederaufbau des VNG im Norden beteiligt,<br />
ab 1947 war er Vorsitzender der NGG in der<br />
britischen Zone und ab Mai 1949 1. Vorsitzender<br />
der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-<br />
Gaststätten. Pufal starb im Juni 1950.<br />
Ferdinand Warnecke,<br />
geboren 1898, war<br />
von 1949 bis 1950<br />
2. Vorsitzender und<br />
nach dem Tod von<br />
Gustav Pufal bis 1951<br />
1. Vorsitzender der<br />
NGG. Der gelernte<br />
Böttcher war im<br />
Ferdinand Warnecke<br />
Zentralverband der<br />
Böttcher und ab 1927 im VNG tätig. Warnecke<br />
war in seiner kurzen Amtszeit mehrfach<br />
in Konflikt mit dem Hauptausschuss der<br />
NGG. Der Hauptvorstand schlug 1951 dem<br />
1. Gewerkschaftstag daher sowohl ihn als<br />
auch den Hauptausschussvorsitzenden Hans<br />
Nätscher als 1. Vorsitzenden vor. Nach der<br />
deutlichen Niederlage war Warnecke drei<br />
Jahre Geschäftsführer in der Ortsverwaltung<br />
Bremen und von 1954 bis zu seinem Tod<br />
1958 Bezirksleiter der NGG in Lübeck.<br />
Ferdinand Warnecke<br />
1950<br />
Alfred Schattanik<br />
1962<br />
Günter Döding<br />
1978<br />
1949<br />
Gustav Pufal<br />
1951<br />
Hans Nätscher<br />
1966<br />
Herbert Stadelmaier<br />
10<br />
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