einigkeit 06/15
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TARIFPOLITIK<br />
unsere Ausgangssituation<br />
erschwert. Ansonsten<br />
war der Streikverlauf<br />
besonders: zunächst Kurzstreiks,<br />
stundenweise,<br />
dann wieder rein; variable<br />
Streiktaktik auf die konkreten<br />
Situationen der<br />
Standorte abgestellt, um<br />
mit wenig Aufwand und Risiko<br />
den Schaden beim Arbeitgeber<br />
zu maximieren.<br />
Die Streikphasen wurden<br />
dann auch vor dem Hintergrund<br />
des Drucks von den<br />
Kollegen immer länger.<br />
Gerade weil der Konflikt<br />
im Niedriglohnsektor<br />
stattfand, musste die Taktik<br />
auf kurze Streikphasen<br />
abgestellt werden, damit<br />
sich die Kolleginnen und<br />
Kollegen den Lohnausfall leisten konnten.<br />
Besonders war sicherlich auch die Länge der<br />
Auseinandersetzung: von Ostern bis in den<br />
September.“<br />
Am 9. September 2014, nach 2.500 Streikstunden,<br />
war die zum italienischen Autogrill-<br />
Konzern gehörende Autogrill Deutschland<br />
GmbH endlich bereit, einen Tarifvertrag<br />
zu akzeptieren. Unterstützt worden waren<br />
23. August 2014: DGB-Jugend Hessen-Thüringen auf Soli-Besuch bei den Streikenden der Autogrill-Raststätte Eisenach<br />
die Streikenden durch hunderte Solidaritätsbekundungen<br />
per Email und Post und<br />
durch zahllose Besuche von GewerkschafterInnen,<br />
PolitikerInnen und BürgerInnen.<br />
Nach Vermittlung durch das Thüringer<br />
Wirtschaftsministerium und nachdem NGG<br />
eine weitere Ausweitung der verschiedenen<br />
Protestaktionen angekündigt hatte, verkündete<br />
Autogrill schließlich seinen Beitritt zum<br />
Bundesverband der Systemgastronomie<br />
(BdS) und damit die tarifliche Absicherung<br />
von bundesweit rund 1.300 Beschäftigten.<br />
Für viele „Autogriller“ stieg dadurch der<br />
Lohn erheblich. Andere profitierten etwa von<br />
verbesserten, verbindlichen Regelungen bei<br />
Zuschlägen und Arbeitszeiten.<br />
Foto: NGG<br />
JUGEND<br />
„Her mit dem schönen Leben!“<br />
Jugendarbeit ist seit jeher fester Bestandteil<br />
der Arbeit der Gewerkschaft NGG. Viele von<br />
denen, die sich als Ehrenamtliche in der<br />
Jugendarbeit der NGG engagierten, wurden<br />
später hauptamtlich Beschäftigte bei NGG,<br />
auch in Führungspositionen.<br />
Ziel der Jugendarbeit war und ist es, die Situation<br />
junger Menschen zu verbessern: sei<br />
es nun am Arbeitsplatz oder in der Gesellschaft.<br />
Aber genauso wie sich die Lebenswelt<br />
junger Menschen verändert hat – etwa<br />
die Tatsache, dass das Volljährigkeitsalter<br />
1974 von 21 auf 18 Jahre herabgesetzt<br />
wurde, hat sich auch die gewerkschaftliche<br />
Jugendarbeit gewandelt. 1982 wurde das<br />
Betriebsverfassungsgesetz dahingehend<br />
geändert, dass die Interessenvertretung<br />
junger Menschen im Betrieb nicht mehr<br />
„Jugendvertretung“ hieß, sondern „Jugendund<br />
Auszubildendenvertretung“, kurz JAV.<br />
Das war keine bloße Namensänderung. Es<br />
bedeutete, dass nicht mehr nur Jugendliche<br />
Foto: NGG<br />
„Ich habe dann den ersten Gewerkschaftstag<br />
1951 erlebt als Mitglied des Bundesjugendausschusses,<br />
der sich inzwischen<br />
im Westen gebildet hatte. […] Dort [in<br />
Stuttgart] hatte der Bundesjugendausschuss<br />
Gastmandate. […] Ich hab natürlich<br />
neben der Jugendarbeit sehr viel Bildungsarbeit<br />
gemacht für Jugendliche. Wir haben<br />
in Berlin ein Gewerkschaftsjugendheim<br />
in Wannsee bekommen. Und dort wurden<br />
Lehrgänge für junge Menschen durchgeführt.<br />
Wir hatten sehr aktive Jugendgruppen.<br />
Wir hatten eine erste NGG-Jugendkonferenz<br />
mit 42 Delegierten, die vier Jugendgruppen vertreten haben. Heute würde man<br />
davon träumen, wenn man so viele Jugendaktivitäten in der Gewerkschaft hätte. Aber<br />
damals gab es kein Fernsehen, damals gab es auch noch nicht so viele Ablenkungsmöglichkeiten.<br />
Und die Gewerkschaft war eben eine Bildungseinrichtung für die jungen<br />
Leute. Gleichzeitig haben wir natürlich auch Zeltlagerfreizeiten unternommen und Sport<br />
mit den jungen Leuten getrieben. Es war einfach eine bunte Zeit, die sonst außerhalb<br />
der Gewerkschaften gar nicht so einfach möglich war.“<br />
Ruth Köhn, Jg. 1927, trat 1948 der NGG bei. Zwischen 1970 und 1988 war sie als Mitglied<br />
des Geschäftsführenden Hauptvorstands der NGG u.a. für Jugend zuständig. Das<br />
komplette Interview: http://<strong>15</strong>0.ngg.net/menschen-in-der-ngg/ruth-koehn/<br />
<strong>einigkeit</strong> 6 /20<strong>15</strong><br />
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