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Jugendliche Gewalttäter zwischen Jugendhilfe- und krimineller Karriere

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Abschlussbericht „<strong>Jugendliche</strong> <strong>Gewalttäter</strong> <strong>zwischen</strong> <strong>Jugendhilfe</strong>- <strong>und</strong> <strong>krimineller</strong> <strong>Karriere</strong>“<br />

Dauer der Legalbewährung nach Hilfeende, die schulische <strong>und</strong> berufliche Benachteiligung<br />

junger Menschen, die Qualität <strong>und</strong> Kontinuität der Betreuung<br />

sowie die Öffnung der Institutionen zum sozialen Umfeld (vgl. ebd.: 30f.). Als<br />

dritten Einflussfaktor nennen die Autoren die Merkmale der Klientel, wobei<br />

jedoch hier nur wenige Indikatoren berücksichtigt wurden (ebd.: 32), so dass<br />

gerade mit Blick auf mehrfach straffällige <strong>Jugendliche</strong> hier ein Forschungsmangel<br />

zu konstatieren ist. Die Studien sind zudem von einer „starken Dominanz<br />

einer expertenbezogenen Perspektive in den Forschungskonzepten <strong>und</strong><br />

einer übergreifend eher geringen Beachtung der Klientenperspektive“ geprägt<br />

(ebd.: 33). Die betroffenen jungen Menschen werden also in der überwiegenden<br />

Zahl der quantitativen Studien nicht selbst befragt.<br />

In einer weiteren Metanalyse von Wolf (2007) wurden 12 qualitative Studien<br />

„hinsichtlich der festgestellten Wirkungen bzw. Wechselwirkungen (Interdependenzen)<br />

von erzieherischen Hilfen systematisch ausgewertet <strong>und</strong> beurteilt“<br />

(Nüsken 2007: 3). Als übergreifende Ergebnisse der Studien stellt Wolf fest,<br />

dass folgende Dimensionen als besonders relevant hinsichtlich gelingender<br />

Hilfen anzusehen sind: Passung des Hilfsarrangements, Partizipation von <strong>Jugendliche</strong>n<br />

<strong>und</strong> Eltern an den für sie wichtigen Entscheidungen, die Qualität<br />

der Beziehung <strong>zwischen</strong> Fachkraft <strong>und</strong> <strong>Jugendliche</strong>m/r sowie klare <strong>und</strong> Orientierung<br />

gewährleistende Strukturen <strong>und</strong> Regeln (vgl. Wolf 2007: 39). Mit Blick<br />

auf die erste Dimension „Passung“ kommt beispielsweise die in der Metaanalyse<br />

berücksichtigte Studie von Rätz-Heinisch (2005) zu folgendem Ergebnis:<br />

Es bedarf eines „dialogischen Passungsverhältnisses <strong>zwischen</strong> sozialpädagogischen<br />

Interventionen, Hilfeangeboten <strong>und</strong> Kontextgestaltungen auf der einen<br />

Seite <strong>und</strong> den spezifischen Problemkonstellationen, im biografischen Verlauf<br />

erworbenen Handlungsstrukturen <strong>und</strong> Selbstkonzepten der <strong>Jugendliche</strong>n auf<br />

der anderen Seite“ (Rätz-Heinisch 2005: 16).<br />

Die Betrachtung von Hilfekarrieren mit Blick auf den gesamten Hilfeverlauf<br />

sowie der Wechsel von Hilfen stehen im Zentrum der Metastudie von Petrat/van<br />

Santen (2010: 249). Ihre Basis sind nationale <strong>und</strong> internationale Studien<br />

zu Einflussfaktoren <strong>und</strong> Bedingungsgefüge für die Inanspruchnahme<br />

mehrerer, zeitlich versetzter Hilfen zur Erziehung (ebd.). Sie identifizieren als<br />

zentrale Schwäche vieler Studien, dass häufig nur einzelne Dimensionen untersucht<br />

werden, während in der Realität viele Faktoren Genese <strong>und</strong> Hilfeverlauf<br />

beeinflussen, sodass der überwiegende Teil der Studien die Komplexität nicht<br />

abbilden kann (Petrat/van Santen 2010: 261). Gemeinsame Bef<strong>und</strong>e ergeben<br />

sich für das Alter der jungen Menschen zu Beginn der Hilfe, die „einen Einfluss<br />

auf die Verweildauer <strong>und</strong> Wechselwahrscheinlichkeit <strong>zwischen</strong> den Hilfen<br />

hat“ (ebd.: 262). Zudem wird das Risiko instabiler Verläufe erhöht, wenn der<br />

junge Mensch psychische Probleme <strong>und</strong>/oder Verhaltensauffälligkeiten zeigt<br />

(ebd.: 262). Hinsichtlich des familiären Umfelds wird eine Häufung von Problemlagen<br />

sichtbar, die einen mehrmaligeren Wechsel beeinflusst (ebd.: 262). Es<br />

zeigt sich, dass Studien sehr selten die Art der Hilfen sowie das institutionelle<br />

Handeln selbst berücksichtigen (ebd.: 262). Wichtiges Fazit ist die Bedeutung<br />

der Hilfeplanung <strong>und</strong> dafür die genaue Erfassung aller Problemkonstellationen<br />

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