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Jugendliche Gewalttäter zwischen Jugendhilfe- und krimineller Karriere

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Kapitel 4<br />

Ergebnisse<br />

gen über Straftaten <strong>und</strong> Rechtfertigungen, wobei besonders materielle Gründe<br />

<strong>und</strong> die Peer-Group eine Rolle spielen.<br />

Sebastian beschreibt, dass er Straftaten begehen musste, um seinen Lebenswandel<br />

zu finanzieren. Es scheint für ihn einen logischen Zusammenhang<br />

<strong>zwischen</strong> materieller Eingeschränktheit <strong>und</strong> Eigentumsdelikten zu geben <strong>und</strong><br />

er fühlt sich nicht in der Lage, sein Leben anders zu bewältigen als durch das<br />

Begehen von Straftaten, auch wenn ihm die Opfer dabei leidgetan haben.<br />

„Ja, wie es dazu immer kam. Erstens war’s nen Mitlaufen, sag ich mal ganz ehrlich, ich war<br />

immer ein Mitläufer erst mal. Dann hat man gesehen, was man dafür kriegt, fand man´s gut<br />

irgendwie auch, fand es irgendwie auch Scheiße, weil die Leute einem auch leidgetan haben ein<br />

bisschen, ne. So wenn drei, vier Leute auf eine Person drauf gehen, das ist schon nen bisschen<br />

Scheiße, ja, das ist schon ein bisschen eklig, ja. Tut mir auch Leid, so. Aber irgendwann war´s<br />

halt so, dass man irgendwie Geld brauchte für die Drogen, für den Alkohol <strong>und</strong> alles Mögliche,<br />

ne, woher soll man das sonst nehmen, ne? War kein Geld mehr, man kriegt von nirgendwo, ne,<br />

war man ganz alleine, <strong>und</strong> man musste auch was essen, ja. So ist dann halt, viele Sachen, das<br />

war halt, das war wirklich am Anfang, war es Mitlaufen, ne, aber es wurde halt wirklich zum,<br />

zum, es war, es war ein Muss, ich musste es tun. So, ne.“ (Sebastian)<br />

Murat führt ebenfalls materielle Gründe für die Begehung seiner Straftaten an,<br />

da für ihn aufgr<strong>und</strong> seines Lebenswandels Geld eine große Rolle gespielt hat.<br />

Für ihn schien es normal zu sein, sich auf illegalem Weg seinen Lebensunterhalt<br />

zu „verdienen“. Vor allem auf Gewaltstraftaten hatten auch familiäre<br />

Probleme einen Einfluss, da er versucht hat, durch Schlägereien die konflikthafte<br />

Situation in seiner Familie zu kompensieren. Im Folgenden legt er dar,<br />

wie <strong>und</strong> warum seine delinquente Laufbahn begonnen <strong>und</strong> welchen Verlauf sie<br />

genommen hat.<br />

„Dann war ich schon wieder mit meinen Jungs, haben angefangen, nen Joint zu rauchen, das<br />

war´s, wir haben gekifft, aber nicht so, dass wir so richtig down waren, wir waren nie dauernd<br />

süchtig, aber hat Spaß gemacht. Es hat Spaß gemacht. Und nach einer Zeit so, wenn wir<br />

irgendwohin gegangen sind, brauchten wir Geld. […] Egal, was war, wir brauchten eben Geld.<br />

[…] Wenn man sich mit Mädchen treffen will, brauchst du Geld. Willst du Zigaretten kaufen,<br />

brauchst du Geld, alles Mögliche. Dann hat´s angefangen, […] dann hab ich mit Raub<br />

angefangen. Ich sitz ja jetzt wegen besonders schweren Raubes. Hat´s angefangen mit meinen<br />

Jungs so, Raub zu begehen. […] Also wir haben Überfälle gemacht, Geld rausgeholt, dann das<br />

Geld aufgeteilt so. Aber nachdem wir diese Überfälle gemacht haben, haben wir, hab ich auch<br />

zufällig, ich wurde nicht bei den Sachen erwischt, aber danach hab ich mich irgendwo mal<br />

wieder geschlagen <strong>und</strong> hab äh, sozusagen dann ne Anzeige bekommen. Und dieses Schlagen war<br />

so, mehr so, wenn sich meine Eltern gestritten haben, dann hab ich mich draußen geschlagen. Ich<br />

konnte, ich hatte keinen Bock auf nach Hause, kein Bock auf diesen Stress. Meine Mutter<br />

sagt, du bist wie dein Vater, das, dies. Hin <strong>und</strong> her, ich hab kein Bock mehr drauf gehabt. Bin<br />

ich rausgegangen <strong>und</strong> hab mich immer geschlagen. […] Irgendwie hat so was Spaß gemacht, das<br />

hat mir damals Spaß gemacht, ich musste eins auf die Fresse kriegen, weil ich hab mir auch<br />

nicht Gegner ausgesucht, die jünger waren <strong>und</strong> kleiner waren, sondern mehr, die größer waren,<br />

älter waren, damit ich auch paar Mal, paar eins auf die Fresse kriege. Das war für mich schön<br />

oder so, dann hab ich mich wieder beruhigt.“ (Murat)<br />

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