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Jugendliche Gewalttäter zwischen Jugendhilfe- und krimineller Karriere

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Kapitel 4<br />

Ergebnisse<br />

Die Schulprobleme bestanden aus Schulverweigerung, Alkohol- <strong>und</strong> Drogenkonsum<br />

in der Schule, gravierenden Problemen des Sozialverhaltens bis hin zu<br />

Gewalt- <strong>und</strong> Straftaten innerhalb der Schule.<br />

Der <strong>Jugendliche</strong> Nico beschreibt im folgenden Zitat eine typische <strong>Jugendhilfe</strong>karriere<br />

mit zahlreichen Brüchen <strong>und</strong> Wechseln, wie sie viele der befragten<br />

<strong>Jugendliche</strong>n erlebt haben.<br />

„Aufgewachsen bin ich […] überall mal. Mal bei meinen Eltern ein Jahr. Dann war ich<br />

wieder ein halbes Jahr oder ein Jahr, ich weeß es nicht ganz genau, im Heim. Wieder mal kurze<br />

Zeit bei meinen Eltern, wieder ins Heim. Mit fünf bin ich dann zu Pflegeeltern gegangen. Neun<br />

Jahre lang. Hat dann aber ni mehr hingehauen, weil ich sie auch beklaut habe <strong>und</strong> [...] Mist<br />

halt gebaut hab. Halt nich ausgehalten. Dann bin ich nach Stadt C. in mehr, verschiedene<br />

WGs. Hab da och nur ununterbrochen Scheiß gebaut. Dann kam ich in so eine andere WG.<br />

Musst ich in einen Arrest. [...] Und dann hab ich, danach hab ich noch ‘ne Bewährungsstrafe<br />

bekommen. Wegen schon, also hab ich dann auch wieder Scheiße gebaut. Zwei Jahre auf<br />

Bewährung bekommen. […] Zwee Wochen danach hab ich wieder die nächste Scheiße gebaut.<br />

Auto geklaut <strong>und</strong> dann, ach nee, da war ich dann noch in der U-Haft-Vermeidung, no. Da<br />

war ich sechs Wochen <strong>und</strong> dann musste ich hierher kommen [hier ist das Jugendgefängnis<br />

gemeint]. Mitm Jugendamt, naja, hab ich eigentlich nicht so viel am Hut gehabt.“ (Nico)<br />

4.1.2 Familie: Aufwachsen unter problematischen Bedingungen<br />

Die <strong>Jugendliche</strong>n wuchsen zum großen Teil unter sehr problematischen familiären<br />

Bedingungen auf. Mehr als drei Viertel von ihnen kommen aus strukturell<br />

unvollständigen Familien. Die Eltern leben meist getrennt, einige sind verstorben<br />

<strong>und</strong> viele <strong>Jugendliche</strong> sind mit (wechselnden) Stiefelternteilen aufgewachsen<br />

(vgl. Tabelle 2: Familienstruktur, im Anhang, Seite 100). Außerdem berichten<br />

die <strong>Jugendliche</strong>n in den Interviews von familiären Problemen wie Gewalt<br />

in der Erziehung, Schwierigkeiten mit Stiefelternteilen <strong>und</strong> der Überforderung<br />

ihrer Eltern mit der Erziehung. Sie sind größtenteils in sozial benachteiligten<br />

Wohnvierteln aufgewachsen, kommen eher aus bildungsfernen Familien <strong>und</strong><br />

sind materiell ebenfalls benachteiligt. Der <strong>Jugendliche</strong> Michi beschreibt das<br />

Familienleben <strong>und</strong> die problematische Beziehung zu seinem Vater, nachdem<br />

seine Mutter verstorben ist, wie folgt.<br />

„Und es hat wirklich sehr gekriselt. Und das ist auch so, dass mein Vater […], ähm, wie soll<br />

ich sagen, ich bin leider auch ein bisschen nach ihm gekommen, was das betrifft, dass er halt<br />

lange nichts ausspricht <strong>und</strong> dann ausbricht <strong>und</strong> durch den Alkohol hat er eben, ist er auch sehr<br />

cholerisch geworden. Und das ging etwa, also ab meinem 16. Lebensjahr im Prinzip, so zwei<br />

oder auch schon vorher, sagen wir mal zwei oder drei Jahre war es insgesamt, wo es richtig<br />

gekracht hat.“ (Michi)<br />

Über die aktuell ausgeübten Tätigkeiten sowie die Berufs- <strong>und</strong> Bildungsbiografien<br />

der Eltern wissen die <strong>Jugendliche</strong>n insgesamt relativ wenig (vgl. Tabelle 3:<br />

Schulabschluss Mutter, im Anhang, Seite 100, Tabelle 4: Schulabschluss Vater,<br />

im Anhang, Seite 100, Tabelle 5: Tätigkeit Mutter, im Anhang, Seite 101, Tabelle<br />

6: Tätigkeit Vater, im Anhang, Seite 101). Zur schulischen Bildung der<br />

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