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Jugendliche Gewalttäter zwischen Jugendhilfe- und krimineller Karriere

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Kapitel 4<br />

Ergebnisse<br />

<strong>und</strong> auch keinen Alkohol mehr trinkt.<br />

Beruflich kann er sich bisher noch<br />

nicht verselbstständigen, er ist auf der<br />

Suche nach einem Ausbildungsplatz<br />

<strong>und</strong> möchte mit seiner Fre<strong>und</strong>in zusammenziehen,<br />

die er seit eineinhalb<br />

Jahren kennt.<br />

Simon (*1992) wächst bis zu seinem<br />

zwölften Lebensjahr mit seinen Eltern<br />

<strong>und</strong> seinen zwei jüngeren Geschwistern<br />

ohne Probleme auf. Dann trennen<br />

sich seine Eltern <strong>und</strong> er erfährt,<br />

dass sein Vater sein Stiefvater ist <strong>und</strong><br />

sein leiblicher Vater sich umgebracht<br />

hat, was ihn sehr belastet. Er versteht<br />

sich nicht mehr mit seiner Mutter <strong>und</strong><br />

die konflikthafte Situation zu Hause<br />

spitzt sich weiter zu, als seine Mutter<br />

einen neuen Mann kennenlernt <strong>und</strong><br />

mit den Kindern zu ihm in eine andere<br />

Stadt zieht. Seine Mutter schaltet aufgr<strong>und</strong><br />

der Probleme mit Simon das<br />

Jugendamt ein <strong>und</strong> er zieht durch die<br />

Vermittlung eines Betreuungshelfers<br />

zu seiner Oma. Delinquentes Verhalten<br />

zeigt er verstärkt ab dem dreizehnten<br />

Lebensjahr. Er fährt ohne Führerschein<br />

Roller, begeht aufgr<strong>und</strong> fremdenfeindlicher<br />

Motive Körperverletzungsdelikte<br />

<strong>und</strong> konsumiert Marihuana<br />

<strong>und</strong> Speed. Trotz einiger<br />

Schulwechsel <strong>und</strong> Gewalttaten – auch<br />

in der Schule – absolviert er einen<br />

Hauptschulabschluss. Im zweiwöchigen<br />

Jugendarrest ist er zum zweiten<br />

Mal, weil er seine Sozialst<strong>und</strong>en nicht<br />

beendet hat. Er hat seit zwei Jahren<br />

eine Fre<strong>und</strong>in <strong>und</strong> gibt an, keine Straftaten<br />

mehr zu begehen. Auch mit seiner<br />

Mutter versteht er sich durch die<br />

Vermittlung des Sozialdienstes der<br />

Jugendarrestanstalt wieder besser.<br />

Kevins (*1995) Eltern trennen sich als<br />

er drei Jahre alt ist. Eine weitere Beziehung<br />

seiner Mutter endet in seinem<br />

zehnten Lebensjahr, woraufhin seine<br />

Mutter Depressionen bekommt <strong>und</strong><br />

sich nicht mehr ausreichend um ihn<br />

kümmert. Nach der Gr<strong>und</strong>schulzeit<br />

beginnt Kevin mit seinen Fre<strong>und</strong>en<br />

Straftaten – zunächst Diebstähle, später<br />

(bewaffnete) Raubüberfälle, um<br />

seine Spielsucht <strong>und</strong> den Konsum von<br />

Marihuana <strong>und</strong> Amphetaminen zu<br />

finanzieren – zu begehen. Er wird in<br />

der Schule aggressiv <strong>und</strong> muss die<br />

Regelschule verlassen. Durch Polizeimeldungen<br />

wird das Jugendamt auf<br />

Kevin aufmerksam <strong>und</strong> setzt einen<br />

Familienhelfer ein, mit dem Kevin<br />

sich aber nur zweimal trifft. Nach<br />

einer Bewährungsstrafe mit 14 Jahren,<br />

wird er mit 15 Jahren zu einer sechsjährigen<br />

Jugendstrafe wegen eines<br />

bewaffneten Raubüberfalls verurteilt.<br />

Zum Zeitpunkt des Interviews ist er<br />

17 Jahre alt <strong>und</strong> befindet sich in der<br />

sozialtherapeutischen Abteilung einer<br />

Jugendstrafvollzugsanstalt, in der er<br />

die Schule besucht.<br />

Michi (*1990) wächst in einem nach<br />

außen scheinbar bürgerlichen Elternhaus<br />

auf. Ab der Oberschule gibt es<br />

Probleme <strong>zwischen</strong> den Eltern <strong>und</strong> ein<br />

klassisches Familienleben findet nicht<br />

mehr statt. Michi ist in der Schule ein<br />

Einzelgänger <strong>und</strong> fühlt sich unterfordert,<br />

da er unentdeckt hochbegabt zu<br />

sein scheint. Er fällt mit zehn/elf Jahren<br />

erstmals wegen leichter jugendtypischer<br />

Delinquenz auf. Als seine<br />

Mutter in seinem 16. Lebensjahr verstirbt,<br />

verstärken sich die Probleme<br />

mit seinem Vater, der zu dem Zeitpunkt<br />

arbeitslos ist <strong>und</strong> zu trinken<br />

beginnt. Michi vernachlässigt die<br />

Schule <strong>und</strong> wendet sich der rechten<br />

Szene zu. Nach Erreichen des Realschulabschlusses<br />

muss er das Fachabitur<br />

wegen Fehlzeiten abbrechen. Er<br />

versucht über das Jugendamt in betreutes<br />

Wohnen aufgenommen zu<br />

werden, da er die Situation zu Hause<br />

nicht mehr erträgt <strong>und</strong> auch seine<br />

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