Jugendliche Gewalttäter zwischen Jugendhilfe- und krimineller Karriere
AST_Abschlussbericht_Gewalttaeter
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Abschlussbericht „<strong>Jugendliche</strong> <strong>Gewalttäter</strong> <strong>zwischen</strong> <strong>Jugendhilfe</strong>- <strong>und</strong> <strong>krimineller</strong> <strong>Karriere</strong>“<br />
Schule sowie zu familiären Problemen, so dass das Jugendamt eingeschaltet<br />
wird. Simon war zweimal wegen nicht erledigter Sozialst<strong>und</strong>en, zu denen er<br />
wegen Verkehrsdelikten verurteilt wurde, in Ungehorsamsarrest. Seine selbstberichteten<br />
Gewalttaten wurden Polizei <strong>und</strong> Justiz nie bekannt. Mit der Jugendgerichtshilfe<br />
hatte er nur einmaligen Kontakt, aber aufgr<strong>und</strong> der familiären<br />
Probleme wurde er von einem Sozialarbeiter vom Jugendamt betreut, zu<br />
dem er ein gutes Verhältnis hatte. Er beschreibt diesen im Interview als sehr<br />
netten Mann, der sich um ihn gekümmert hat. Auch die Sozialarbeiterin vom<br />
Sozialdienst der Jugendarrestanstalt bewertet er sehr positiv: „Sie is der Engel<br />
hier“. Simon hat seine delinquente <strong>Karriere</strong> zum Zeitpunkt des Interviews beendet.<br />
Er war aufgr<strong>und</strong> älterer Straftaten im Jugendarrest <strong>und</strong> berichtet, dass<br />
die Vergangenheit „einen eingeholt hat“. In seinem Fall war die jugendtypische<br />
Delinquenz episodenhaft. Mit Hilfe des Jugendamts konnte er seine Schul<strong>und</strong><br />
Familienprobleme überwinden <strong>und</strong> durch eine feste Partnerschaft, die ihm<br />
sehr wichtig ist, gelang es ihm, sein Leben dahin gehend zu ändern, dass er<br />
keine Straftaten mehr begeht <strong>und</strong> keine Drogen mehr konsumiert.<br />
Auch Stefan hat zu Hause Probleme bekommen, als seine Eltern sich trennten<br />
<strong>und</strong> er sich – wie auch Simon – nicht mit dem neuen Partner der Mutter<br />
verstanden hat. Nachdem er seine Mutter in einem Streit angegriffen hatte,<br />
musste er die Familie zunächst verlassen <strong>und</strong> wurde in einem Heim untergebracht.<br />
Diese Lösung war für ihn aufgr<strong>und</strong> der strengen Regeln dort nicht akzeptabel<br />
<strong>und</strong> nach sechs Monaten ist er wieder zu seiner Familie zurückgekehrt.<br />
„Das war überhaupt nix, nee, da wollte ich lieber so schnell wie möglich wieder nach Hause,<br />
egal, wieviel Stress ich hab, zu Hause ist es das Beste.“ (Stefan)<br />
Einen Betreuer der ambulanten Erziehungshilfe bewertet Stefan sehr positiv,<br />
aber aufgr<strong>und</strong> des Umzugs der Familie in einen anderen Stadtteil, endete der<br />
Kontakt. Mit dem folgenden Sozialarbeiter war sein Verhältnis nicht wieder so<br />
gut.<br />
„Das war gut, weil der war auch wirklich nett, das hat mir auch schon wirklich gefallen, ja. Ja,<br />
ich hab jetzt immer noch diese ganzen Betreuer, aber schade, dass keiner ist so wie er. Wenn<br />
einer so wäre wie er, dann, denke ich, wäre ich schon längst…“ (Stefan)<br />
Stefan hatte insgesamt mit vielen unterschiedlichen Sozialarbeitern Kontakt,<br />
wirkt dabei aber eher passiv <strong>und</strong> unwissend, wie folgendes Zitat verdeutlicht.<br />
„Das war auch irgendwas, von der Jugend-, ich weiß gar nicht, das sind irgendwelche, ähm, wie<br />
heißt das […] Organisationen, dass wenn, zum Beispiel ich hab einen kleinen Bruder, <strong>und</strong><br />
meine Eltern haben sich getrennt, ich hab aber keinen Vater. Und deswegen, weil ich keinen<br />
Vater habe, wurde sofort das Jugendamt eingeschaltet, damit ich halt jemanden als<br />
Ansprechpartner hab. Und die Person war auch in der Zeit die, die mich dann immer besucht<br />
hat. Ich weiß grad jetzt nicht, wie die heißen, das ist alles schon sehr lange her, keine Ahnung.<br />
Aber so was in der Art halt einfach, ein Betreuer, der dann immer für dich da ist, der auf mich<br />
aufpasst, wenn irgendwelche Papiere kommen oder sonstiges, wo du hingehen kannst, pass auf,<br />
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