23.03.2016 Aufrufe

Jugendliche Gewalttäter zwischen Jugendhilfe- und krimineller Karriere

AST_Abschlussbericht_Gewalttaeter

AST_Abschlussbericht_Gewalttaeter

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Abschlussbericht „<strong>Jugendliche</strong> <strong>Gewalttäter</strong> <strong>zwischen</strong> <strong>Jugendhilfe</strong>- <strong>und</strong> <strong>krimineller</strong> <strong>Karriere</strong>“<br />

Schule sowie zu familiären Problemen, so dass das Jugendamt eingeschaltet<br />

wird. Simon war zweimal wegen nicht erledigter Sozialst<strong>und</strong>en, zu denen er<br />

wegen Verkehrsdelikten verurteilt wurde, in Ungehorsamsarrest. Seine selbstberichteten<br />

Gewalttaten wurden Polizei <strong>und</strong> Justiz nie bekannt. Mit der Jugendgerichtshilfe<br />

hatte er nur einmaligen Kontakt, aber aufgr<strong>und</strong> der familiären<br />

Probleme wurde er von einem Sozialarbeiter vom Jugendamt betreut, zu<br />

dem er ein gutes Verhältnis hatte. Er beschreibt diesen im Interview als sehr<br />

netten Mann, der sich um ihn gekümmert hat. Auch die Sozialarbeiterin vom<br />

Sozialdienst der Jugendarrestanstalt bewertet er sehr positiv: „Sie is der Engel<br />

hier“. Simon hat seine delinquente <strong>Karriere</strong> zum Zeitpunkt des Interviews beendet.<br />

Er war aufgr<strong>und</strong> älterer Straftaten im Jugendarrest <strong>und</strong> berichtet, dass<br />

die Vergangenheit „einen eingeholt hat“. In seinem Fall war die jugendtypische<br />

Delinquenz episodenhaft. Mit Hilfe des Jugendamts konnte er seine Schul<strong>und</strong><br />

Familienprobleme überwinden <strong>und</strong> durch eine feste Partnerschaft, die ihm<br />

sehr wichtig ist, gelang es ihm, sein Leben dahin gehend zu ändern, dass er<br />

keine Straftaten mehr begeht <strong>und</strong> keine Drogen mehr konsumiert.<br />

Auch Stefan hat zu Hause Probleme bekommen, als seine Eltern sich trennten<br />

<strong>und</strong> er sich – wie auch Simon – nicht mit dem neuen Partner der Mutter<br />

verstanden hat. Nachdem er seine Mutter in einem Streit angegriffen hatte,<br />

musste er die Familie zunächst verlassen <strong>und</strong> wurde in einem Heim untergebracht.<br />

Diese Lösung war für ihn aufgr<strong>und</strong> der strengen Regeln dort nicht akzeptabel<br />

<strong>und</strong> nach sechs Monaten ist er wieder zu seiner Familie zurückgekehrt.<br />

„Das war überhaupt nix, nee, da wollte ich lieber so schnell wie möglich wieder nach Hause,<br />

egal, wieviel Stress ich hab, zu Hause ist es das Beste.“ (Stefan)<br />

Einen Betreuer der ambulanten Erziehungshilfe bewertet Stefan sehr positiv,<br />

aber aufgr<strong>und</strong> des Umzugs der Familie in einen anderen Stadtteil, endete der<br />

Kontakt. Mit dem folgenden Sozialarbeiter war sein Verhältnis nicht wieder so<br />

gut.<br />

„Das war gut, weil der war auch wirklich nett, das hat mir auch schon wirklich gefallen, ja. Ja,<br />

ich hab jetzt immer noch diese ganzen Betreuer, aber schade, dass keiner ist so wie er. Wenn<br />

einer so wäre wie er, dann, denke ich, wäre ich schon längst…“ (Stefan)<br />

Stefan hatte insgesamt mit vielen unterschiedlichen Sozialarbeitern Kontakt,<br />

wirkt dabei aber eher passiv <strong>und</strong> unwissend, wie folgendes Zitat verdeutlicht.<br />

„Das war auch irgendwas, von der Jugend-, ich weiß gar nicht, das sind irgendwelche, ähm, wie<br />

heißt das […] Organisationen, dass wenn, zum Beispiel ich hab einen kleinen Bruder, <strong>und</strong><br />

meine Eltern haben sich getrennt, ich hab aber keinen Vater. Und deswegen, weil ich keinen<br />

Vater habe, wurde sofort das Jugendamt eingeschaltet, damit ich halt jemanden als<br />

Ansprechpartner hab. Und die Person war auch in der Zeit die, die mich dann immer besucht<br />

hat. Ich weiß grad jetzt nicht, wie die heißen, das ist alles schon sehr lange her, keine Ahnung.<br />

Aber so was in der Art halt einfach, ein Betreuer, der dann immer für dich da ist, der auf mich<br />

aufpasst, wenn irgendwelche Papiere kommen oder sonstiges, wo du hingehen kannst, pass auf,<br />

76

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!