MOTORRAD Classic 05/2016
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Horex 700 V2<br />
MOTOR: Zweizylinder-Viertakt-75-Grad-V-Motor, zwei Ventile pro Zylinder, Bohrung 76 mm, Hub 75 mm, 680,47 cm³,<br />
ca. 40 PS bei 7000/min, zwei 28er-Dellorto-Vergaser, Mehrscheiben-Ölbadkupplung, Vierganggetriebe, Kettenantrieb<br />
FAHRWERK: Horex-Resident-Rahmen, Horex-Imperator-Gabel, Zweiarmschwinge, Doppelduplex-Trommelbremse<br />
von MV Agusta vorn, Horex-Imperator-Trommelbremse hinten, Leergewicht 168 kg, Tankinhalt 18 l<br />
HÖCHSTGESCHWINDIGKEIT: 180 km/h<br />
KONTAKT: www.horex-ammon.de<br />
Oben: Herbert Ammon,<br />
Konstrukteur und Erbauer<br />
der 700er-V2,<br />
beim Einstellen der Ventile.<br />
Links: Der linksseitig<br />
verlegte Zwei-in-eins-<br />
Auspuff der 75-Grad<br />
Variante wirkt gefälliger<br />
V2 befindet sich gerade im Aufbau. Herbert Ammon<br />
ist überzeugt, dass sich der Motor mit dem erneut verkürzten<br />
Zylinderwinkel noch harmonischer in das geringfügig<br />
modifizierte Resident-Fahrwerk einfügt.<br />
„Etwas höhere Vibrationen nehmen eingefleischte<br />
Horex-Fahrer dafür in Kauf“, glaubt Ammon.<br />
Der Zeitaufwand für den Bau einer V2-Horex ist<br />
mit 500 bis 700 Arbeitsstunden beträchtlich. Schließlich<br />
handelt es sich bei jeder Maschine um eine Einzelanfertigung,<br />
die parallel zu Ammons täglichem Broterwerb<br />
entsteht. Das Projekt ist damit eine zwar faszinierende,<br />
aber auch sehr viel Geduld erfordernde<br />
„Nebenbeschäftigung“ des ausgewiesenen Horex-<br />
Spezialisten. Etwa ein Jahr dauert Ammon zufolge der<br />
Aufbau so einer exklusiven V2-Horex.<br />
Klar, dass eine derart außergewöhnliche Einzelanfertigung<br />
nicht zum Dumpingpreis zu realisieren ist.<br />
Ammon kalkuliert mit rund 45 000 Euro für die Fertigstellung.<br />
Ein angemessener Preis für den immensen<br />
Arbeits- und Zeitaufwand für das gelungene Werk.<br />
Wer nun auf den Geschmack gekommen ist und<br />
das nötige Kapital besitzt, sollte sich in Schweinfurt<br />
melden (Telefon 0 97 21/4 14 55). Denn Herbert Ammon<br />
ließ durchblicken, dass er bei Interesse noch Teile<br />
für den Bau von zwei weiteren V2-Horex 700 besitzt.<br />
Und das ist jetzt wirklich kein Aprilscherz! ◻<br />
DIE MOTORENTECHNIK DES 75-GRAD-V2 IM DETAIL<br />
Zum Bau des Motors wurden fast<br />
ausschließlich Original-Ersatzteile von<br />
Horex verwendet. Der Motorblock<br />
stammt von einer Resident mit<br />
schweiß- und frästechnischen Änderungen.<br />
Die Eigenbau-Kurbelwelle<br />
besitzt einen Pleuelzapfen für Zylinder<br />
mit 75-Grad-Winkel und zwei Pleueln<br />
von der Regina. Das Gehäuse wurde<br />
um 19 Millimeter verbreitert, dessen<br />
Oberseite trägt die neue Zylinderbank<br />
für die zwei Zylinder mit 75 Grad Neigung.<br />
Zylinder und Köpfe sind Nachfertigungen<br />
aus Aluminium. Bestückt<br />
sind die Köpfe mit je zwei Ventilen,<br />
deren Schäfte sieben Millimeter messen<br />
und Ölabstreifer haben. Das Gemisch<br />
wird von zwei 28er-Dellorto-<br />
Vergasern zugeführt. Den Primärantrieb<br />
hat Herbert Ammon auf Stirnräder<br />
umgebaut und weiterhin das<br />
originale Getriebe mit breiteren Zahnrädern<br />
in besserer Qualität modifiziert,<br />
deren Schaltschieber mittig laufen. So<br />
verkraften Getriebe und Primärantrieb<br />
etwa 50 Prozent mehr Drehmoment.<br />
Ebenfalls verbessert wurden die untenliegenden<br />
Nockenwellen, sie laufen<br />
mit innengeschmierten Stößeln mit<br />
Führungen aus Carobronze. Zudem<br />
wurden die kurzen Stößel, Ventile,<br />
Kipphebel und Ventilfedern für höhere<br />
Drehzahlen deutlich erleichtert.<br />
Von der Imperator 450 stammen die<br />
Ölpumpe und die verstärkte Kupplung.<br />
Alle Lagerstellen haben Kugel-, Rollen-<br />
oder Nadellager, außerdem sorgt<br />
ein Hauptstromfilter in der Ölwanne<br />
für mehr Betriebssicherheit. Die<br />
6-Volt-Lichtmaschine wurde durch<br />
eine moderne 12-Volt-Kennlinienzündung<br />
auf Magnetsystem ersetzt, in<br />
deren Steuergerät 38 Zündkennlinien<br />
hinterlegt sind. Ferner wurden die aus<br />
Aluminium gegossenen Zylinder mit<br />
Nikasil beschichtet. Rostträge Dehnschrauben<br />
verbinden als Zuganker<br />
Zylinder und -köpfe mit dem Block.<br />
Die ebenfalls aus Aluminium gefertigten<br />
Zylinderköpfe ähneln der Regina<br />
250. Die Brennräume wurden der<br />
Zylinderbohrung angepasst.<br />
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