MOTORRAD Classic 05/2016
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SZENE I<br />
Art déco-Henderson Streamline<br />
seiner Henderson auf ein praktischeres<br />
Motorrad übertragen, welches sich kommerziell<br />
vermarkten ließ. Vater und Sohn<br />
waren beide leidenschaftliche Motorradfans,<br />
und so begannen sie ein zweites,<br />
radikales Motorrad mit Styling-Elementen<br />
der großen Limousinen zu konstruieren.<br />
Wie der vorige Art déco-Streamliner war<br />
auch die Enterprise, nach der Firma benannt,<br />
lang und flach, mit komplett von<br />
einer Stromlinien-Karosserie umschlossenem<br />
Chassis, dieses Mal im 50er-Jahre-<br />
Styling. Mit Trittbrettern und verlängerter<br />
Sitzbank war die Enterprise für zwei Passich<br />
dennoch Gedanken darüber gemacht<br />
haben, zumindest einige seiner Designelemente<br />
in die Serienproduktion einfließen<br />
zu lassen, denn 1941 meldete er die<br />
Idee der Montage seiner Radvollverkleidungen<br />
an gewöhnliche Motorräder zum<br />
Patent an. Indian hatte ein Jahr zuvor die<br />
umschließenden Kotflügel bei seinem<br />
Modell Chief salonfähig und zum Markenzeichen<br />
gemacht, und Courtney hatte<br />
wohl erkannt, dass die Akzeptanz für<br />
stylische Motorrad-Blechteile zunahm.<br />
Es gibt keinen Beleg dafür, dass O. Ray<br />
seine Produkte je vermarktet hätte, und<br />
man erinnere sich, es gab zu der Zeit nur<br />
zwei amerikanische Hersteller, Indian und<br />
Harley – doch eventuell dachte er an die<br />
Möglichkeit, diese beiden Marken könnten<br />
sich dem neuen Designstil zuwenden.<br />
Und sollte dies passieren, würde er bereit<br />
sein, mit dem Patent in der Hand über<br />
einen Deal zu verhandeln. Natürlich pas-<br />
Mit Trittbrettern und<br />
längerer Sitzbank<br />
war die Enterprise<br />
für zwei Personen<br />
gebaut<br />
sierte nichts von alledem jemals. Courtney<br />
und seine Frau Grace hatten zwei<br />
Kinder, eine Tochter und einen Sohn, Ray<br />
junior. Mit Letzterem, der ebenfalls das<br />
Handwerk der Metallbearbeitung erlernt<br />
hatte, machte sich Ray senior 1950 selbstständig,<br />
und zusammen gründeten sie die<br />
Firma Courtney Enterprise in Pontiac,<br />
Michigan. Sie bauten spezielle Karosserieund<br />
Anbauteile für Rennfahrzeuge.<br />
Traumschiff Enterprise<br />
Doch Ray Courtneys Traum lebte noch<br />
immer, allerdings wollte er nun die Ideen<br />
An der Henderson<br />
(rechts) unterliegt<br />
alles der Stromlinienform<br />
– die<br />
Heckbleche und<br />
die Auspuffendrohre<br />
belegen dies<br />
Erst nach Demontage<br />
der Seitenverkleidung<br />
lässt<br />
sich ein Blick auf<br />
den stark verrippten<br />
Reihenvierzylinder<br />
mit den<br />
gegengesteuerten<br />
Per einklappbarem<br />
Kickstarter lässt<br />
sich der mächtige,<br />
40 PS starke<br />
1300er von geübten<br />
Fahrern<br />
auf den ersten<br />
Tritt zum Leben<br />
erwecken<br />
DATEN<br />
Henderson KJ<br />
Streamline<br />
Motor: Luftgekühlter, längs eingebauter<br />
Reihenvierzylinder-Viertaktmotor, fünffach<br />
gelagerte Kurbelwelle, eine untenliegende<br />
Nockenwelle, je zwei gegengesteuerte Ventile<br />
(i.o.e.) pro Brennraum, Bohrung x Hub<br />
68,26 x 88,9 mm, Hubraum 1301 cm³, Leistung<br />
40 PS bei 4000/min<br />
Kraftübertragung: Dreiganggetriebe, Kettenantrieb<br />
Fahrwerk: Doppelschleifen-Stahlrohrrahmen,<br />
Parallelogrammgabel vorn, Reifen<br />
vorn und hinten 6.50-10<br />
Maße und Gewichte:Radstand<br />
1476 mm, Tankinhalt ca.<br />
15 l<br />
Fahrleistung: Höchstgeschwindigkeit<br />
über<br />
160 km/h<br />
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