06.04.2016 Aufrufe

Anstifter 3, 2015 der Stiftung Liebenau

Der Anstifter ist die Hauszeitschrift der Stiftung Liebenau mit Themen aus den Bereichen Altenhilfe, Behindertenhilfe, Bildung, Gesundheit, Familie und Dienstleistungen.

Der Anstifter ist die Hauszeitschrift der Stiftung Liebenau mit Themen aus den Bereichen Altenhilfe, Behindertenhilfe, Bildung, Gesundheit, Familie und Dienstleistungen.

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Bekannermaßen<br />

isst man auch mit<br />

dem Auge.<br />

Fotos: Stehle<br />

<strong>Stiftung</strong>sverbund möchte das<br />

Team ein bestmögliches<br />

Ergebnis hinsichtlich Optik,<br />

Geschmack und Ernährungsphysiologie<br />

erreichen.<br />

„Dieses Projekt ist<br />

eine Herzensangelegenheit.<br />

Mit dem Ergebnis wollen wir<br />

dazu beitragen, dass die<br />

Lebensqualität <strong>der</strong> Betroffenen<br />

bei je<strong>der</strong> Mahlzeit ein bisschen<br />

gesteigert wird“, unterstreicht Kristina<br />

Lick die Motivation <strong>der</strong> Projektgruppe.<br />

Nachdem in monatelanger Arbeit Rezepte entwickelt<br />

und getestet wurden, startete das Projektteam zwei<br />

konkrete Testphasen. Letztere umfasste 14 Wohngruppen<br />

mit insgesamt vierzig Menschen mit Kauund<br />

Schluckbeschwerden. Über einen Zeitraum von<br />

fünf Wochen wurde jedes angebotene Menü beispielsweise<br />

hinsichtlich Geschmack, Geruch, Aussehen,<br />

Verträglichkeit und Konsistenz bewertet. Rückmeldungen<br />

aus den Wohngruppen wie „jeden Tag<br />

wurde alles aufgegessen“, „die Bewohner haben<br />

zugenommen“ und am Gesichtsausdruck hat man<br />

gesehen, dass es schmeckt“, bestärkten die Beteiligten<br />

in ihren Projektzielen.<br />

Und wie hat es Herrn B. und Herrn K. geschmeckt?<br />

Rebecca Pischel (Heilerziehungspflegerin) schil<strong>der</strong>t<br />

ihre Eindrücke: „Herr K. aß sehr gerne und sein Teller<br />

war immer leer. Könnte er sein Anliegen in Worte<br />

fassen, so würde er sich für Smoothfood aussprechen.<br />

Herr B. nahm sogar an Körpergewicht zu.<br />

Außerdem war die Aspiration während <strong>der</strong> Smoothfood-Phase<br />

deutlich geringer. In unserer Arbeit mit<br />

Menschen mit schwerer geistiger und körperlicher<br />

Behin<strong>der</strong>ung ist Smoothfood dringend notwendig.<br />

Es dient nicht nur <strong>der</strong> Steigerung <strong>der</strong> Lebensqualität<br />

son<strong>der</strong>n trägt auch zur Gesun<strong>der</strong>haltung bei. „Natürlich<br />

haben wir erstmal in dieses Projekt in beiden<br />

Gesellschaften investieren müssen, aber wir sind von<br />

einer dauerhaften Umsetzung dieser Kostform überzeugt.<br />

Wir hoffen, dass die Kostenträger den Weg<br />

mit uns gehen“, fügt Kristina Lick hinzu.<br />

Die St. Gallus-Hilfe und die LiSe prüfen nun den<br />

Kostenrahmen, um Smoothfood dauerhaft anzubieten<br />

können – für mehr Freude am Essen.<br />

Nachgefragt<br />

Rebecca Pischel ist Mitarbeiterin<br />

einer Wohngruppe <strong>der</strong><br />

St. Gallus-Hilfe. Der Einsatz<br />

von Smoothfood ist ihr und<br />

den Gruppenmitarbeitern ein<br />

wichtiges Anliegen.<br />

Frau Pischel, wie können sich Probleme beim<br />

Kauen o<strong>der</strong> Schlucken auswirken?<br />

Das größte Problem ist, dass die betroffenen Menschen<br />

Essen o<strong>der</strong> Trinken aspirieren, also sich verschlucken,<br />

und in <strong>der</strong> Folge eine Lungenentzündung<br />

entstehen kann. Die Betroffenen verlieren<br />

oft die Freude am Essen und Trinken, aus Angst,<br />

es nicht kauen o<strong>der</strong> schlucken zu können.<br />

Was überzeugt Sie an <strong>der</strong> Kostform?<br />

Mich überzeugt ganz klar, dass für jede Ausprägung<br />

einer Kau- und Schluckstörung das Richtige<br />

in Form von Smoothfood gefunden werden kann:<br />

von Fingerfood bis hin zu luftigen Schäumen. Die<br />

Bandbreite verschiedener Konsistenz ist enorm.<br />

Außerdem kann den Betroffenen eine vollwertige<br />

gesunde Ernährung angeboten werden.<br />

Was konnten Sie Bewohnern als Smoothfood<br />

bieten, auf das sie verzichten mussten?<br />

Zur Weihnachtszeit verwandelten wir den Schoko-<br />

Nikolaus in Finger-Food und in einen leckeren<br />

Schaum. Diese beiden Leckereien waren sehr<br />

beliebt. Ich hatte das Gefühl den betroffenen<br />

Bewohnern die Weihnachtsstimmung auch über<br />

den Geschmacksinn näher bringen zu können. Weitere<br />

Beispiele sind Brezel mit Marmelade und Kaffee,<br />

Apfelstrudel, Birnen, Erdbeeren, Erbsengemüse<br />

und Brokkoli.<br />

Lässt sich Smoothfood im vollgepackten<br />

Heimalltag überhaupt umsetzen?<br />

Es gelingt uns, Smoothfood in unserem Zeitplan<br />

unterzubringen, um Frühstück o<strong>der</strong> Zwischenmahlzeiten<br />

anbieten zu können. Uns ist es wichtig,<br />

diese Zeit zu investieren, um den Bewohnern eine<br />

höhere Lebensqualität zu bieten.<br />

Die Fragen stellte Anne Oschwald<br />

38 Dienstleister

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!