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Cruiser im Winter 2012/2013

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CRUISER Edition <strong>Winter</strong> 12/13<br />

Dossier<br />

Schweizer Schwule sind<br />

europaweit Vorreiter an der<br />

Luxusfront: überdurchschnittlicher<br />

Verdienst, keine<br />

Kinder und nicht selten<br />

in Partnerschaften, also<br />

doppelter Verdienst. Die<br />

Zahl derer, die sich Luxus<br />

leisten, steigt in den letzten<br />

Jahren ständig.<br />

Wie sagte einst Oskar Wilde? «Man versehe mich mit Luxus. Auf alles Notwendige<br />

kann ich verzichten.» So lässt sich der derzeitige Trend zur Luxus-<br />

Schwullette beschreiben. Längst vorbei sind die Zeiten, in denen Luxus als<br />

Schick<strong>im</strong>icki abgetan wurde. Heutzutage ist er die natürlichste Sache der<br />

Welt. Luxus ist schön und Luxus ist gut. Sofern man ihn sich leisten kann.<br />

Die einen träumen lebenslang vom ausschweifenden, üppigen Leben, für<br />

die anderen ist es Alltag. Eine österreichische Studie der Pink Management<br />

GmbH und marketagent.com hat das Thema unlängst genauer<br />

durchleuchtet. Für die Einrichtung geben laut Studie Schwule etwa 75 %<br />

mehr aus als ihre heterosexuellen Zeitgenossen, 55,4 % gehen öfter als<br />

dre<strong>im</strong>al pro Woche aus und lassen sich ihre Schlemmerreisen um die<br />

Welt durchschnittlich 45 % mehr kosten.<br />

Besonders begehrt: Der sorgsam gepflegte<br />

Schweizer Schwule<br />

Einen Grund für den neuen schwulen Traumkunden <strong>im</strong> Luxus-Segment<br />

sieht Geschäftsführer Stephan Oehen von grayling.com darin, dass «karriereorientierte<br />

schwule Paare fast <strong>im</strong>mer in Double-Income-No-Kids-Verhältnissen<br />

mit hohem verfügbaren Einkommen leben». Seine PR-Agentur<br />

hat sich frühzeitig «auf lustbetonte Marken spezialisiert». Werbetreibende<br />

Unternehmen sind über den neuen Traumkunden «Luxusschwuler» hellauf<br />

entzückt: Nobelkarossen, Immobilien, Schmuck, Reisen um die Welt,<br />

Kosmetik, Schönheits-OPs, teure Markenuhren oder Designerwaren – es<br />

gibt kaum etwas, was sich auch in wirtschaftlich instabilen Zeiten dieser<br />

finanzpotenten Zielgruppe nicht andrehen lässt.<br />

Vor allem auch Schweizer Schwule stehen <strong>im</strong> Fokus der Werbebranche. «Nach<br />

wie vor ist das eine ganz besondere Gruppe, die in sich selbst auch einen besonderen<br />

Lebensstil pflegt. Schweizer Schwule haben Freude am Schönen, zelebrieren<br />

das Schöne und haben dafür eben auch das entsprechende Budget», so<br />

Stephan Oehen. Genauso sieht das auch Andreas Mossner von Part<strong>im</strong>e Advision<br />

AG <strong>im</strong> Technopark. Der Geschäftsführer der Uhren-Edel-Marke «PARTIME»<br />

findet: «So wie es die durchschnittliche Telefonnummer von Zürich nicht gibt,<br />

ist auch das Individuum: einzigartig. Luxus in einer anderen D<strong>im</strong>ension sind<br />

rare Güter, mit denen man sich individualisieren kann. Das wenig Verfügbare<br />

und nicht Globalisierte, hat mindestens so einen Prestigewert wie das sündhaft<br />

Teuere. Die Devise lautet: Mach Dich selten, so wirst Du gelten.»<br />

Heteros und Schwule <strong>2012</strong>/<strong>2013</strong> <strong>im</strong> Luxusrausch<br />

vereint<br />

Der Werbe-Hype um Luxus-Schwule begann wohl in den 2000er-Jahren<br />

mit der Modeerscheinung Metrosexualität. Dass sich hier auch die heterosexuellen<br />

Männer wie David Beckham etwas weiblicher geben und<br />

ganz nach schwulem Vorbild nun vermehrt Zeit für die Körperpflege<br />

verwenden und sich z.B. den Körper rasieren, ist heute pure Normalität.<br />

Stephan Oehen: «Jetzt findet eine starke Vermischung zwischen schwulen<br />

und heterosexuellen Lebensformen statt. Und diese reflektiert sich vor<br />

allem <strong>im</strong> Konsumverhalten. Wenn heute ein heterosexueller Mann mit<br />

einer Louis-Vuitton-Tasche rumläuft, heisst es nicht automatisch, dass er<br />

schwul ist, sondern einfach, dass er Freude am Konsum hat.»<br />

Die Luxus-Schwuppe nun als neue Stil-Ikone für den gemeinen Busengrabscher,<br />

oder wie? «In gewisser Weise schon. Luxus-Schwule werden<br />

in der Zukunft wirtschaftlich eine <strong>im</strong>mer grössere Rolle spielen», ist<br />

Oehen sich sicher. «Das jahrelang <strong>im</strong> Verborgenen stattgefundene Leben<br />

hat dazu geführt, dass Schwule nun erst recht extrovertierter sind und<br />

diese Besonderheit auch gerne ausleben. Sie sprechen über Luxus. Das tut<br />

man <strong>im</strong> heterosexuellen Umfeld nicht in dieser Form.»<br />

Ganz ähnlich gestalten sich auch die Beobachtungen des Zürcher Plattenladen-Besitzers<br />

Marc Fuhrmann. In seinem Laden «Panthera Records» <strong>im</strong><br />

Zürcher Langstrassenviertel (Johannesgasse 6) gehen auch die Schwulen<br />

ein und aus. «Die Schwulen kaufen sich bei mir, was sie wollen. Gerne<br />

darf es auch mal kitschig sein – alte Platten und so. Wir hatten <strong>im</strong> Laden<br />

riesengrosse, nicht ganz billige rote Boxen. So ein roter Würfel, wo man<br />

sein iPhone einstecken kann. Das hat sich natürlich prompt ein Schwulenpärchen<br />

gekauft.» Was Luxus-Schwule aber vor allem interessiert in<br />

seinem Laden, sind Tipps für Parties. «Gute Musik mit VIP-Lounge ist gefragt<br />

– da darf es auch mal etwas teurer sein. Vergessen wir nicht, dass<br />

Schwule ja auch so ein bisschen die Erfinder der House-Parties waren.»<br />

Für den Tourismus kommen jetzt die fetten Jahre<br />

Auch in der Schweizer Tourismusbranche leckt man sich angesichts der<br />

neu entdeckten Zielgruppe die Finger. Geschäftsführer Ray Fuhrer von<br />

Pink Cloud schwärmt über die Luxus-Schwulen: «Geflogen wird bei denen<br />

ja seit einigen Jahren nur noch Business oder First, wobei der Transfer<br />

zum Flughafen mit L<strong>im</strong>o oder Helikopter fast schon Standard ist.»<br />

In Hong Kong lässt Mann sich dann beispielsweise mit dem Rolls Royce<br />

durch das Stadtgewirr kutschieren. Bei Pink Cloud gibt es wahren Schwulen-Luxus<br />

schon ab 5 000 Franken (beispielsweise in Mallorca). «Reisen ab<br />

30 000 Franken sind aber eher der Trend <strong>im</strong> Luxusbereich», so Int<strong>im</strong>us<br />

Fuhrer. Bevorzugte Ziele seien die Seychellen und asiatische Destinationen.<br />

Neben Mauritius und den Malediven fliegt der Schweizer Schwule<br />

heutzutage aber vor allem in kulturell interessante Länder – vorzugsweise<br />

in Begleitung eines Fahrers und eines ortskundigen Guides.<br />

«Die müssen nicht zwingend schwul sein. Klar ist aber, dass sie von uns<br />

gut geschult sind.» Massgeschneidert heisst das Zauberwort, und Grenzen<br />

<strong>im</strong> Luxus-Segment gibt es keine. Dazu gehört beispielsweise auch, dass<br />

man in der Königsstadt in Marokko nicht mit den öden Touristen in einer<br />

Schlange stehen muss, sondern direkt vor den Eingang chauffiert wird.<br />

Und auch am Ausgang steht die L<strong>im</strong>o schon bereit. Nach Fuhrer legen 10<br />

Prozent Schweizer Schwule Wert auf Top-Top-Luxus-Reisen. Hinzu kommen<br />

weitere 25 Prozent <strong>im</strong> «normalen» Luxusbereich.<br />

Das macht also eine stolze Zahl von rund 35 Prozent Schweizer Schwulen,<br />

die auf Reisen <strong>im</strong> Luxus schwelgen. Besonders beliebt unter den finanzkräftigen<br />

Reise-Gourmets sind vor allem auch die V.I.P.-Lounges an den<br />

Flughäfen mit Champagner-Bar. «Die kleinen Séparées sind todschick<br />

und haben einen eigenen Duty-free Shop. Besonders schön fand ich den<br />

in Doha in Katar.» Einen ganz exklusiven Service bis zum eigenen Shuttlebus<br />

am Airport bieten die Singapore Airlines, Emirates und Swiss. Und<br />

was ist der ult<strong>im</strong>ative Gehe<strong>im</strong>tipp für schwule Luxusreisende? «Das Royal<br />

Mansour in Marakesch ist ein Traum aus tausend und einer Nacht und<br />

eignet sich besonders für den Honeymoon. Man sieht kein Personal, denn<br />

das ist unterirdisch untergebracht.» Das lässt das gepeinigte schwule<br />

Herz höher schlagen. Denn wer lässt sich schon gerne auf seiner wohlverdienten<br />

Erholungsreise mit dem einfachen heterosexuellen Volk ein.<br />

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