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rik Juni 2016

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Köln 12<br />

eine bestimmte Form der Sexualität oder<br />

sexuellen Orientierung. Wir behandeln<br />

alle gleich. Darauf achten wir auch in<br />

unserer Bildsprache und unseren Kampagnen.<br />

WARUM?<br />

Wir wollen nicht, dass Leute sich verstecken<br />

müssen, ein Doppelleben führen.<br />

Wenn Leute zu sich stehen, sind sie<br />

selbstbewusster und offener dafür, sich<br />

zu schützen. So haben wir auch den Dreh<br />

zum eigentlichen Sinn unserer Arbeit.<br />

CSD INTERNATIONAL<br />

JUGEND GEGEN AIDS<br />

Die Graswurzelorganisation „Jugend<br />

gegen Aids“ hat sich zum Cologne Pride<br />

etwas ganz Besonderes einfallen lassen.<br />

Wir trafen die Vorstandsmitglieder Marlon<br />

Jost und Daniel Nagel und quetschten<br />

sie über die Organisation aus.<br />

WAS GENAU PASSIERT AUF DEM FLUGHA-<br />

FEN ZUM CSD?<br />

Zum größten CSD in Europa wird der<br />

Köln-Bonner Flughafen zum Willkommenstor<br />

für den CSD. Und zwar der<br />

gesamte Flughafen, egal ob jemand aus<br />

Teheran oder aus San Francisco kommt.<br />

Jeder bekommt Kondome, Infomaterial,<br />

es gibt Installationen, Fotoaktionen.<br />

Überall, wo Fluggäste durchkommen,<br />

setzen wir positive Botschaften.<br />

IHR SAGTET, DER FLUGHAFEN WIRD<br />

UMBENANNT?<br />

Aus CGN International Airport wird für<br />

zwei Wochen CSD International Airport.<br />

STEHT DAS AUCH AUF DEN ANZEIGETA-<br />

FELN UND SOGAR DEN TICKETS?<br />

Wir arbeiten daran. Das ist aber natürlich<br />

ein riesiger Aufwand. Bis zum CSD wissen<br />

wir genauer, wie viel wir umsetzen<br />

können.<br />

WIE SEID IHR AUF DIE IDEE GEKOMMEN?<br />

Wir haben vor drei Jahren klein angefangen<br />

dank guter Kontakte zum Flughafen.<br />

Und da es so was weltweit noch nicht<br />

gegeben hat, ist das natürlich eine gute<br />

Chance, unserem Vereinsziel „Öffentlichkeit<br />

für HIV-Thematik“ Schub zu<br />

geben. Besonders, da wir verschiedenste<br />

Menschen erreichen, auch die außerhalb<br />

der Community.<br />

… WAS JA AUCH ZIEL DES CSD IST. WIR<br />

WOLLEN UNS ZWAR AUCH SELBST FEIERN,<br />

DENNOCH RICHTET SICH DIE DEMONS-<br />

TRATION AN DIE DISKRIMINIERUNG<br />

DURCH DIE MEHRHEITSGESELLSCHAFT.<br />

WARUM IST EIGENTLICH DIE „JUGEND<br />

GEGEN AIDS“ BEIM CSD AKTIV?<br />

Wir heißen „Jugend gegen Aids“, aber das<br />

ist historisch durch Aktionen zum Welt-<br />

Aids-Tag begründet. Daraus hat sich<br />

inzwischen DIE Jugendbewegung für<br />

Aufklärung und für sexuelle Gesundheit<br />

entwickelt. Für uns gehört zu sexueller<br />

Gesundheit auch, dass man über sexuelle<br />

Vielfalt, über unterschiedliche Lebenskonzepte<br />

spricht. Der CSD ist dafür<br />

natürlich eine gute Plattform, da er für<br />

die gleichen Anliegen steht.<br />

BEZEICHNET IHR EUCH ALS SCHWULE<br />

ORGANISATION, ALS QUEER?<br />

Otto Normal, würde ich sagen. Wir sind<br />

der breite Schnitt der Gesellschaft. Wir<br />

definieren uns nicht über die Unterschiede,<br />

sondern über die Gemeinsamkeiten.<br />

WIE DRÜCKT SICH DAS AUS?<br />

Wir fragen nicht zuerst nach der Orientierung<br />

und wir propagieren auch nicht<br />

FOTOS: JUGEND GEGEN AIDS <strong>2016</strong><br />

INWIEFERN?<br />

Als wir anfingen, haben wir Wikipedia-<br />

Referate über Aids gehalten. Wenn<br />

jemand kommt und sagt „Heute reden<br />

wir über HIV und Aids“, haben die Zuhörer<br />

drei Assoziationen: schwul, Af<strong>rik</strong>a<br />

und Drogen. Also reagiert Max Müller:<br />

„Interessiert mich nicht, hab ich nichts<br />

mit zu tun.“ Wir müssen demnach anders<br />

an die Menschen herankommen, wir<br />

müssen über Sexualität reden, nicht nur<br />

über HIV. Über Kondome, über Tripper,<br />

Syphilis. Das ist ein Evolutionsprozess<br />

unserer Organisation, der immer weitergeht.<br />

WIE GROSS IST JUGEND GEGEN AIDS?<br />

Wir sind in Hamburg regional gestartet<br />

und inzwischen 39 Regionalgruppen, die<br />

Workshops an Schulen geben, auf Festivals<br />

sind, die CSDs besuchen. Der Kern,<br />

der regelmäßig mitarbeitet, Kampagnen<br />

entwirft und die Workshops durchführt,<br />

sind zurzeit 526 aktive Mitglieder. Zu<br />

besonderen Aktionen wie rund um den<br />

Welt-Aids-Tag sind bis zu 8.000 Menschen<br />

für uns unterwegs. Also da haben<br />

wir schon eine ganz ordentliche Durchdringung<br />

der jungen Generation.<br />

ALSO KEINE STAATLICHEN ZUSCHÜSSE?<br />

Nein. Wollen wir auch nicht. Wir wollen<br />

unsere dezentrale Organisationsstruktur<br />

beibehalten. Eigentlich sind wir eher ein<br />

Netzwerk als eine Organisation.<br />

WAS MACHT IHR NEBEN DEN CSDS?<br />

Wir versuchen, unsere Altersgruppe<br />

ohne moralisierenden Zeigefinger aufzuklären.<br />

Wir machen Flyerkampagnen,<br />

Plakataktionen, Magazine, Schulaufklärung.<br />

WAS BEDEUTET DAS WORT „JUGEND“ IM<br />

VEREINSNAMEN?<br />

Dass man bei uns mit 26 über die<br />

biologische Klippe springt. Wir glauben,<br />

dass Gleichaltrige untereinander sich<br />

authentischer erreichen.<br />

•Interview: Christian Knuth<br />

www.jugend-gegen-aids.de

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