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24 <strong>Das</strong> <strong>Stadtgespräch</strong><br />
einen roten aus erster<br />
hand<br />
Zur Weinprobe ins<br />
Ahrtal<br />
Aus Rheda-Wiedenbrück in nur<br />
drei Autostunden bis zur Mosel<br />
und zur Saale, sogar nur zwei<br />
Stunden dauert es zum Rotwein-<br />
Wanderweg an der Ahr – der Ausflug<br />
in ein deutsches Weinparadies<br />
ist an einem Tag zu bewältigen.<br />
Auch mit dem Zug, bequem<br />
und kinderfreundlich zu erreichen.<br />
Man steigt im Ahrtal direkt<br />
im Schatten der Weinberge aus.<br />
Mit einer Übernachtung macht<br />
der Ausflug allerdings mehr Spaß,<br />
dann muss auch der Fahrer nicht<br />
auf die Weinprobe verzichten. Und<br />
die lohnt sich allemal: Wein vom<br />
Winzer ist nach wie vor der Renner<br />
bei Weinliebhabern: Man liebt,<br />
was man kennt. Und wer erst einmal<br />
vom Winzer aus erster Hand<br />
erfahren hat, wie schweißtreibend<br />
die Arbeit im »Wingert«, also im<br />
»Weingarten«, ist, der wundert<br />
sich sogar über die humanen Preise<br />
für z. B. den Ahrwein, der an<br />
Steilhängen gelesen wird, bei denen<br />
Spaziergängern schon ohne<br />
jede körperliche Anstrengung<br />
schwindelig werden könnte. Verkaufshit<br />
an der Ahr sind exzellente<br />
Rotweine mit Charakter, Spät- und<br />
Frühburgunder, die durch ihre feine<br />
Fruchtigkeit mit den großen<br />
französischen und italienischen<br />
Gütern nicht nur mithalten, sondern<br />
dagegen auftrumpfen mit<br />
einem Charme, den nur der kleine<br />
Betrieb aus der Nachbarschaft<br />
mit seiner handverlesenen Leidenschaft<br />
aufbringt. Ahrwinzer gehören<br />
immer wieder zu Preisträgern<br />
der Weinszene, ihre Güter – oftmals<br />
im Nebenerwerb betrieben<br />
– gelten als Schatzkästchen des<br />
deutschen Rotweins.<br />
Steile Hänge, satter<br />
Sonnenschein<br />
Klein aber fein ist dieses Anbaugebiet<br />
mit 560 ha Rebfläche auf<br />
Steilterrassen entlang des Ahrtals.<br />
35 km etwa kann man zwischen<br />
Fotos: © Ahrtal-Tourismus Bad Neuenahr-Ahrweiler e.V. / www.ahrtal.de<br />
ihnen entlang gehen auf dem<br />
Rotweinwanderwegs zwischen<br />
Altenahr und Bad Bodendorf.<br />
Denn besseren Blick hat man auf<br />
dem oberen Weg, auf der unteren<br />
Etage allerdings mehr Verweilstationen<br />
mit Verkostungen direkt<br />
im Weinberg. Überhaupt ist<br />
die Lust am Verkosten nicht zu<br />
unterschätzen, weh dem, der nur<br />
Wasser mag... Straußwirtschaften<br />
laden mit Zweigen (»Strauß«) zum<br />
eigenen Wein ein – manchmal<br />
stilvoll, manchmal improvisiert,<br />
aber immer mit viel Herz für das<br />
Produkt. Im Gegensatz zum Ahr-<br />
Wein selbst ist das Urlaub machen<br />
im Ahrtal sehr bodenständig, der<br />
Charme der 60er Jahre-Weinseligkeit<br />
ist hier und da noch anzutreffen<br />
und irritiert schon mal jene<br />
Kundschaft, für die der Weingenuss<br />
erst bei 15,00 € pro Flasche<br />
anfängt. Im Ahrtal ist das aber<br />
kein Widerspruch. Schon immer<br />
rückten die Winzer auf ihren Weingütern<br />
zusammen, um für Besucher<br />
Platz zu schaffen, hier gibt es<br />
immer noch Doppelzimmer und<br />
Ferienwohnungen ab 40,00 € pro<br />
Nacht, eine Flasche Wein zum Probieren<br />
auf’s Zimmer und nebenan<br />
in der guten Stube den Wein des<br />
Hausherren für kleines Geld.<br />
Bewährte Bodenständigkeit<br />
und lebendige<br />
Experimentierfreude<br />
Aber die junge Winzergeneration<br />
weiß, dass Nobles auch edel<br />
angeboten werden sollte und<br />
präsentiert ihre Spitzenweine auf<br />
feinem Niveau, den samtenen<br />
Roten in großen Schwenkgläsern<br />
mal mit Selbstgebackenem, mal<br />
zu Tapas, mal deftig zum Winzer-<br />
Würstchen vom Wild. Obwohl<br />
hier überall die Nähe zum Weinberg<br />
zu sehen und zu fühlen ist,<br />
hatte der Ahrwein längst seinen<br />
internationalen Durchbruch<br />
und schon immer seinen Preis,<br />
auch wenn man hier ein paar<br />
Euro durch Direktvertrieb sparen<br />
kann. Die Deutschen kaufen gern<br />
beim Winzer, der jede Traube in<br />
der Hand hatte und jede Frage zu<br />
Boden und Keltern beantworten<br />
kann. Und wer keinen Kombi fährt<br />
oder Nachschub braucht, hinterlässt<br />
seine Adresse vor Ort für die<br />
Lieferung per Post. Bequemer allerdings<br />
ist es, seinem Händler in<br />
Rheda-Wiedenbrück einen Tipp zu<br />
geben, welcher Wein beim Ausflug<br />
der beste war: Der freut sich nämlich,<br />
aus einem Geheimtipp einen<br />
Verkaufsschlager in unserer Lieblingsstadt<br />
zu machen. Die ersten<br />
Ahrweinflaschen stehen bereits<br />
im Rheda-Wiedenbrücker Einzelhandel.