2016-07-00
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369 AB Archiv des Badewesens <strong>07</strong>/<strong>2016</strong> | Editorial<br />
Raumakustik ist Behaglichkeit<br />
Editorial<br />
Editorial<br />
Wem ist es noch nicht so ergangen, dass er in Räume kam und einfach<br />
feststellte: „unerträglich laut“? Man erduldet diese Situation<br />
und wundert sich über die geringe Sprachverständlichkeit, welche<br />
die Kommunikation schwer macht. Am Ende des Tages ist man, aus<br />
einem lauten Raum kommend, schlichtweg erschöpft, und das nur<br />
vom Lärmpegel.<br />
Dr.-Ing. Dipl.-Ing. Architekt Thomas Duzia,<br />
Lärm ist einer der wenigen Dinge, vor denen wir uns kaum schützen<br />
können. Augen können wir schließen, Ohren bleiben auch im stellvertretender Obmann des Arbeitskreises<br />
duzia bauphysik + architektur, Wuppertal,<br />
ruhenden Zustand offen. Wir haben keine natürliche Schutzmöglichkeit,<br />
außer wir verlassen den Ort und ändern unser Verhalten.<br />
Energie und Ressourcen der Deutschen<br />
Gesellschaft für das Badewesen e. V., Essen<br />
Natürlich ist Lärmempfinden auch immer etwas sehr Subjektives,<br />
und bei jedem ist die Toleranzgrenze anders. Dennoch müssen wir verstehen, dass Lärm auch<br />
Krankheiten erzeugt. Untersuchungen weisen darauf hin, dass kontinuierlicher Lärm zu Schlafstörungen<br />
oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen führt.<br />
Im Wohnungsbau richten wir daher die Ausführung von Außenwandkonstruktionen am maßgeblichen<br />
Außenlärmpegel aus. Ist das Fahrzeugaufkommen hoch und/oder schnell, und fahren<br />
dann auch noch viele Lkw vorbei, muss anders gebaut werden. Die notwendigen Nachweise<br />
werden bereits im öffentlich-rechtlichen Bauantragsverfahren und auf den Grundlagen der<br />
DIN 4109 erbracht, da diese Norm „schützenswerte Räume“ kennt.<br />
Ganz anders sieht es dagegen für laute Innenräume aus. Einen verpflichtenden Nachweis gibt<br />
es nicht. Dabei ist es gerade für Menschen, die unter solchen Bedingungen arbeiten, wichtig,<br />
dass das Wohlbefinden gewährleistet ist, sie akustische Signale aufnehmen und ihr Handeln<br />
danach ausrichten können. Hier wird die Raumakustik wichtig.<br />
Welche Folgen hohe Lärmpegel im Inneren von Räumen haben, ist im Schulbau schon lange<br />
bekannt. Untersuchungen zeigten, dass die Lern- und Konzentrationsfähigkeit von Kindern in<br />
„lauten“ Räumen sinkt. Im Schwimmbadbau scheint die Raumakustik dagegen eher ein Nebenthema<br />
zu sein (siehe dazu den Artikel ab Seite 382). Schließlich baut man ja auch keine Philharmonie,<br />
sondern nur ein Schwimmbad, und das ist bekanntermaßen im Innenraum laut. Damit<br />
liegt zugleich die Toleranzgrenze höher. Dieser Ansatz verkennt aber auch, dass Aufsichtführende,<br />
Lehrende und Schüler ein Verständigungsproblem bekommen, das aus den hohen<br />
Nachhallzeiten resultiert. Die lassen sich jedoch auch in einem Schwimmbad, das größtenteils<br />
aus harten Oberflächen besteht, bewerten und planen. Damit müssen Oberflächenqualitäten<br />
und Raumgeometrien schon im Entwurf raumakustisch bedacht werden.<br />
Mit den Vorgaben der KOK-Richtlinien für den Bäderbau und den Rechenansätzen nach DIN<br />
18 041 stehen uns gute Hilfsmittel zur Verfügung. Mit diesen Grundlagen lässt sich nicht nur<br />
die Raumakustik, sondern die gesamte Aufenthaltsqualität in einem Bad verbessern.