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ME TA R - Freie Universität Berlin

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<strong>ME</strong><strong>TA</strong>R 44c/2004 Sportarenen als Kunstwelten im städtischen Restrukturierungsprozess 13<br />

Verflechtung im ökonomischen Sinne zu profitieren. Als Beispiele lassen sich Projekte in<br />

Baltimore, Cleveland und Denver anführen. (vgl. VLASSENROOD 2000). 2 Ein zentraler<br />

Aspekt bei den innerstädtischen Projekten, auf den noch näher eingegangen wird, heißt<br />

"Synergie". Kritiker merken jedoch an, dass die Schaffung von Synergien nur innerhalb<br />

eines bestimmten Radius´ geschieht, meist innerhalb eines Stadtquartiers. Die geschaffenen<br />

Großstrukturen, von denen Sportarenen nur ein Teil sind, haben die Eigenschaft, ein<br />

Gebiet um sich herum einzuschließen und gegen die weitere Umgebung abzugrenzen<br />

(vgl. u.a. BACH 2000: 108; HENNINGS 2000c: 41; HATZFELD 1997: 302; ILS 1994: 32).<br />

Auch in Europa lässt sich diese Trendwende beobachten. Die Stadionbauten in Barcelona,<br />

Amsterdam und Paris zeigen, dass seit den 1980er Jahren "die von einem<br />

Asphaltmeer aus Parkplätzen umschlossenen, autonom an der Peripherie errichteten<br />

Stadien zunehmend von Freizeitkomplexen abgelöst [wurden], deren Errichtung zugleich<br />

als kommunale Revitalisierungsprojekte eingesetzt wurden" (BECKER 2001b: 131).<br />

Die US-amerikanische Erfahrung zeigt weiterhin, dass die großen Unterhaltungskonzerne,<br />

wie etwa Disney oder Sony, bei der Revitalisierung eine besondere Rolle haben. Gerade<br />

die Produkte dieser Konzerne, ihre Verknüpfung der Sparten Film, Fernsehen, Musik,<br />

Themenparks und Einzelhandel sowie die Kombination von prominenten Charakteren und<br />

Figuren mit bestimmten Markennamen bewähren sich in der Wiederentdeckung der USamerikanischen<br />

Städte als wirtschaftliche Standorte (vgl. BLU<strong>ME</strong> 1998: 7). Prominentestes<br />

Beispiel ist die Aufwertung des Times Square durch das Engagement des Disney-<br />

Konzerns (siehe auch ROOST 2000a). Die Kommunen selbst begrüßen die Projekte der<br />

Unterhaltungsökonomie, da sie sie als Möglichkeit der städtischen Revitalisierung von<br />

zentralen Bereichen sehen (vgl. HANNIGAN 2002: 183).<br />

Die Realisierung großer Freizeiteinrichtungen wie Sportarenen löst positive und negative<br />

Erwartungen aus. Befürworter von Freizeitgroßanlagen verbinden mit der Realisierung<br />

solcher Projekte die Hoffnungen auf positive Arbeitsmarkteffekte, auf eine Impulswirkung<br />

für die städtische Wirtschaft, Kaufkraftzuflüsse und eine Erhöhung des Steueraufkommen<br />

sowie eine Verbesserung des Image einer Stadt (u.a. BÉLANGER 2000: 382; BACH<br />

2000: 19; RONNEBERGER 2001: 32; TURNER/ROSENTRAUB 2002; SCHE<strong>ME</strong>L 2002;<br />

DEGI 2003: 46). Außerdem erhöhen sie die Freizeitattraktivität und das touristische<br />

Angebot und stärken die weichen Standortfaktoren (vgl. BACH 2000: 19; DEGI 2003: 46;<br />

BLU<strong>ME</strong> 1998: 7; JUDD 1999; RÖCK 1996). Solche groß angelegten Projekte werden als<br />

"städtisches Eigendoping" (HATZFELD 2000: 63) verstanden, die die Aufmerksamkeit<br />

und Medienpräsenz erhöhen sowie eine verbesserte Position im nationalen und internationalen<br />

Städtewettbewerb verschaffen. Sportarenen gelten im Städtewettbewerb als<br />

Symbole urbaner Bedeutsamkeit und des Erfolgs (vgl. BECKER 2001b: 131; McCARTHY<br />

2002: 106). Kommerzielle Freizeitgroßanlagen wie Sportarenen, Urban Entertainment<br />

Center oder Musicals können demnach als Katalysatoren, als "Kristallisationskerne" des<br />

Strukturwandels fungieren (vgl. HATZFELD 2000: 63).<br />

2 In den USA besteht hinsichtlich der in den Arenen spielenden Profimannschaften eine Besonderheit: Die vier großen<br />

Profiligen (American Football, Baseball, Basketball und Eishockey) sind als Unternehmen organisiert. Spielberechtigt<br />

für die Profiligen sind nur Mannschaften, die von den Ligen entsprechende Lizenzen erhalten haben. Dieses<br />

Franchisesystem hat eine z.T. erbitterte Konkurrenz der Städte um die rund 100 Profimannschaften zur Folge, gelten<br />

sie doch als besondere Prestigeobjekte (vgl. BACH 2000; TURNER/ROSENTRAUB 2002; JUDD 1999;<br />

SCHLOSSBERG 1996).<br />

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