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ME TA R - Freie Universität Berlin

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<strong>ME</strong><strong>TA</strong>R 44c/2004 Sportarenen als Kunstwelten im städtischen Restrukturierungsprozess 27<br />

• der Trend zur "Freizeitkonzentration" (AGRICOLA 2001: 223), d.h. zur Bildung<br />

größerer Unternehmen und zur Unternehmenskonzentration in den Bereichen Medien,<br />

Unterhaltungselektronik, Sportartikel, Tourismus und Entertainment.<br />

Mit der Umsatzsteigerung der deutschen Freizeitwirtschaft ging ein Wandel der Branche<br />

einher: "Vereinfacht ausgedrückt wurde im Freizeitsektor klein durch groß, selbständig<br />

durch organisiert und Zufall durch System ersetzt" (HATZFELD 2000: 62). Standardisierte<br />

Betriebskonzepte für die Freizeiteinrichtungen, neuartige Finanzierungskonstruktionen<br />

und international agierende Investorengruppen bedingen die Transformation des ehemals<br />

mittelständisch strukturierten Freizeitsektors zur professionellen Freizeitindustrie.<br />

HATZFELD spricht in diesem Zusammenhang von einem "Professionalisierungs- und<br />

Maßstabssprung" (ebd.).<br />

Bedingt wird dies u.a. durch den Rückzug der öffentlichen Hand aus dem Freizeitbereich.<br />

So werden kommunale Einrichtungen privatisiert, z.T. auch geschlossen. Begründet wird<br />

dieser Rückzug mit mangelnden Einnahmen und Ausnutzung der Einrichtungen, den nicht<br />

zu leistenden Innovationsbedarf alter Anlagen und den neuen Betriebsanforderungen. Die<br />

defizitären öffentlichen Kassen können deshalb nicht zur Finanzierung des Bedarfs nach<br />

differenzierten Angeboten mit höherer Ausstattungs- und Angebotsqualität herangezogen<br />

werden. Einen Einfluss auf den Rückzug der öffentlichen Hand bzw. dessen neues<br />

Selbstverständnis hat auch die zunehmende Marktorientierung in Politik und Verwaltung<br />

(vgl. AGRICOLA 2001: 212; siehe auch BACH 2000: 1; BECKER 2001a). In Konkurrenz<br />

zu vormals dominierenden verteilungs- und sozialpolitischen Zielen, nämlich Freizeiteinrichtungen<br />

allen Bevölkerungsgruppen zu moderaten Preisen zugänglich zu machen –<br />

ggf. durch Subventionierung der Einrichtungen –, treten verstärkt unternehmerische<br />

Prinzipien, wie etwa Effizienz (vgl. VORNHOLZ 2001: 174 f.).<br />

Parallel zu dieser Entwicklung ersetzen Private das Engagement der öffentlichen Hand im<br />

Freizeitsektor. Die Kommerzialisierung der Freizeit nimmt zu. Das Interesse der privaten<br />

Seite an der Errichtung von Freizeitimmobilien wecken die z.T. hohen Renditen und das<br />

langjährige Wachstum des Freizeitmarktes. Ein weiterer Grund für die Kommerzialisierung<br />

dürfte auf der Nachfrageseite auch der Rückgang der Teilnahme an traditionell von<br />

Vereinen organisierten Aktivitäten, wie etwa im Sportbereich, sein. Dahinter steht der<br />

Wunsch nach freier Verfügbarkeit der Freizeit und einer gewissen Entscheidungsfreiheit<br />

(vgl. MÖSEL 2002: 70). BACHLEITNER (1998: 44) betrachtet die heutigen Kunstwelten<br />

als "eine weitere Station innerhalb der Kommerzialisierung von Gefühlen".<br />

Mit größeren, multifunktionalen Freizeitanlagen lassen sich die so genannten "economies<br />

of scale", Größenvorteile, besser ausnutzen. Die Anlagen können einfacher vermarktet<br />

werden: Die Konzentration vieler Angebote in einer Einrichtung kann man als Rationalisierungsmaßnahme<br />

verstehen, da die Angebote effizienter aufeinander abgestimmt werden<br />

können, weniger Personal notwendig ist und die Vielfalt des Gesamtangebots einzelne<br />

Angebote fördert. (vgl. AGRICOLA 2002: 172)<br />

Ebenso wie andere Wirtschaftszweige ist die Freizeitwirtschaft von dem Trend zur Bildung<br />

größerer Unternehmenseinheiten, von Zentren und Ketten (Filialen und Franchise)<br />

beeinflusst – die so genannte "Freizeitkonzentration" (AGRICOLA 2001: 223). Darunter<br />

werden auch die zunehmend internationalen Finanzbeteiligungs- und Lizenzsysteme<br />

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