08.12.2012 Aufrufe

ME TA R - Freie Universität Berlin

ME TA R - Freie Universität Berlin

ME TA R - Freie Universität Berlin

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

<strong>ME</strong><strong>TA</strong>R 44c/2004 Sportarenen als Kunstwelten im städtischen Restrukturierungsprozess 43<br />

transnationalen Immobilienunternehmen finanziert und errichtet" (HÄUßERMANN/ROOST<br />

2000: 85). Vielen Städten erscheint es als notwendig, im Wettbewerb mit anderen Städten<br />

"die Produktion und Vermarktung eines global-abstrakten (d.h. nicht ortstypischen,<br />

traditionell-lokalen) Raumes zu fördern" (STRATMANN 1999: 130). Dies macht sich in der<br />

relativen Homogenität und Standardisierung der Bauten und Stadtlandschaft bemerkbar<br />

(ebd.; BERKING 2001: 52; HÄUßERMANN/ROOST 2000: 85). Meist stünden hinter den<br />

entstehenden Großprojekten und den großen privaten Investitionen internationale Kapital-<br />

und Immobiliengesellschaften, die den Raum nur noch nach seiner Verwertbarkeit und<br />

unter der Perspektive der optimalen Rendite erfassten. Gerade bei Freizeitimmobilien, wie<br />

etwa Urban Entertainment Center, wird angenommen, dass sie relativ standortunabhängig<br />

realisiert werden, wenn die verkehrliche Zentralität, die Größe des damit<br />

erschließbaren Einzugsbereichs und die Kaufkraft stimmten (vgl. RO<strong>ME</strong>Iß-STRACKE<br />

2000: 80; HÄUßERMANN/ROOST 2000: 85; HEL<strong>ME</strong>R-DENZEL 2002: 242, 264;<br />

HENNINGS/MÜLLER 1999: 110). Es entschieden dann auch das Tempo von Genehmigungsverfahren<br />

und die Höhe der öffentlichen Infrastrukturleistungen über die Investition<br />

in diese Verwertungsräume. Für das globale Kapital mit seiner relativen Standortunabhängigkeit<br />

seien "lokale Eigenheiten des Raumes nur wichtig, wenn sie sich<br />

gewinnbringend als 'inszenierte Originalität' einbauen lassen: Schwarzwaldmädel,<br />

Fachwerk, Brezeln und Bier" (RO<strong>ME</strong>Iß-STRACKE 2000: 80, Hervorhebung im Original).<br />

Demnach seien zahlreiche Freizeitimmobilien "Filialen in einem weltweit standardisierten<br />

Konzept, die sich selbst genügen" (HÄUßERMANN/ROOST 2000: 85). Ähnlich argumentieren<br />

HENNINGS und MÜLLER (1999), die die heutigen Kunstwelten mit ihren globalen<br />

Inhalten und (i.d.R.) nicht regionalspezifischen Architektur als Formen eines weltweit<br />

ähnlichen Prozesses des Vergnügens sehen.<br />

Andererseits vernachlässigt die Überbetonung des Globalen, verstanden als freier,<br />

ungebundener und entterritorialisierter Raum, die Bedeutung des Lokalen, obwohl das<br />

Globale stets auf unterschiedlich geprägte lokale Kontexte trifft. Dabei werden die<br />

Globalisierungstendenzen in vielfältiger Weise durch ein komplexes Wirkungsgefüge<br />

politischer und sozialer Regulationsformen und gesellschaftlicher Arrangements, durch<br />

kulturelle Institutionen und soziale Institutionen gebrochen, gedämpft und gefiltert, so<br />

dass keine Stadt unmittelbar den Kräften der Globalisierung ausgesetzt ist (vgl. LÄPPLE<br />

1996: 131; HÄUßERMANN/ROOST 2000: 89; STRATMANN 1999: 126). Beispielhaft<br />

kann hier RONNEBERGER (2000) angeführt werden. Dieser kommt im Zusammenhang<br />

mit der in Frankfurt am Main geplanten "Messestadt" bzw. dem "Europaviertel", mit<br />

dessen Realisierung sich die Befürworter nationales und internationales Ansehen erhoffen,<br />

zu folgender Einschätzung. Die bauliche Umwelt sowie der lokale soziale Raum<br />

unterliegen einer gewissen Trägheit, so dass sie sich den Verwertungserfordernissen<br />

nicht beliebig anpassen lassen: "Die metropolitanen Zentren mögen zwar im hohen Maße<br />

von dem globalisierten Kapital geprägt sein, dennoch müssen die Aktivitäten von Banken<br />

und internationalen Konzernen auch mit den jeweiligen lokalen Bedingungen vereinbar<br />

sein" (RONNEBERGER 2000: 57). BECK (1997) merkt dazu an, dass niemand global<br />

produzieren könne und gerade global produzierende und ihre Produkte vermarktenden<br />

Unternehmen lokale Bindungen haben müssten "[...] – und zwar, indem erstens ihre<br />

Produktion auf lokalen Beinen entsteht und zweitens auch global vermarktbare Symbole<br />

aus den Rohstoffen lokaler Kulturen, die deswegen lebendig, eruptiv und disparat bleiben<br />

und gedeihen, 'abgeschöpft' werden müssen" (BECK 1997: 86). Globalisierung erweist<br />

sich somit als ein gestaltbarer Prozess. Gerade für die Freizeit- und Unterhaltungsindu-<br />

————————————————— 43

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!