29.09.2016 Aufrufe

Das Erlebnis Journal 4_2016

ass Kommunikation & Design Hol Dir Dein Erlebnis ab

ass Kommunikation & Design
Hol Dir Dein Erlebnis ab

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Manchmal läuft man Gefahr, sich selbst zu überholen, sodass die Lieder dann für einen gar nicht mehr<br />

aktuell sind. <strong>Das</strong> ist die Jagd nach der Perfektion. Mit der Coverplatte wollte ich aber die erste Euphorie<br />

und den magischen Moment einfangen. Den Druck, der einen sonst immer umtreibt, habe ich ausgemerzt<br />

und einfach nur pure Musik gemacht, ohne viel zu überlegen. <strong>Das</strong> Album klingt für mich wie eine<br />

Sammlung meiner Lieblingsplatten.<br />

Tokio Hotel hätte man allerdings nicht unter Ihren Lieblingsplatten vermutet. Was verbinden Sie<br />

mit dem Teenie-Hit „Durch den Monsun“?<br />

Louisan: Ein paar Lieder auf dieser Platte haben etwas mit meiner Vergangenheit zu tun. „Durch den<br />

Monsun“ etwa ist ein wunderbares Lied mit einer tollen Melodie. Die Band war damals noch sehr jung,<br />

dementsprechend ist auch der Text. Tokio Hotel und ich haben zur selben Zeit angefangen und stammen<br />

aus derselben Gegend. Ich fand es herausfordernd, gerade nicht nahe liegende Sachen aufzunehmen.<br />

Welche Songs haben Sie damals immer in Ihrem Kinderzimmer gesungen?<br />

Louisan: „Merci Chérie“ von Udo Jürgens gehört zu meiner Kindheit. Er war ein Schlagersänger, der<br />

seltenerweise nicht feige war und die heile Welt durchbrach. 2014, kurz vor seinem Tod, habe ich noch<br />

mit ihm arbeiten dürfen. Diese Begegnung hat mich nachhaltig beeinflusst. Udo ist mit allen Kollegen<br />

sehr höflich umgegangen. Nach seiner Geburtstagssendung sprach er mir auf den Anrufbeantworter,<br />

um sich zu bedanken. Ich hatte das Gefühl, dass er mich als Künstlerin und Musikerin wirklich sieht,<br />

denn die meisten großen Stars sehen eigentlich nur sich. Udo Jürgen ist so groß geworden, weil er<br />

einfach ein Menschenfreund war.<br />

Bei welchem Song fühlten Sie sich als Sängerin am meisten herausgefordert?<br />

Louisan: “Merci Chérie” hat nicht viel Text, deshalb muss man da viel zwischen die Zeilen legen. Ich wollte es<br />

so interpretieren wie eine Schlagersängerin aus den 70ern. Auch „Stark“ von Annette Humpe ist eine tolle<br />

Nummer. Ich habe Annette angerufen, um sie zu fragen, ob ich den Text ein bisschen ändern kann, weil ich<br />

ihn als Frau singen wollte. <strong>Das</strong> war eine große Hilfe. Dieses Lied ist eigentlich am weitesten von mir<br />

weg, aber es ging mir leicht von der Hand. <strong>Das</strong> liegt an der großen Leichtigkeit, die ich bei dieser<br />

Produktion verspürte. Wenn ich eigene Songs aufnehme, habe ich die manchmal nicht, weil ich in dem<br />

Moment wirklich sehr viel Verantwortung trage und sehr selbstkritisch vorgehe. Je älter ich werde,<br />

desto schlimmer wird es.<br />

Auf welche Weise können Sie sich mit „Stark“ von Ich + Ich identifizieren?<br />

Louisan: Als ich das Lied im Autoradio zum ersten Mal hörte, musste ich rechts ranfahren, weil ich es so<br />

berührend fand, wie darin die Position des Sängers beschrieben wird. Für mich geht das Lied sogar<br />

noch ein bisschen weiter. Es ist ein schmaler Grat, auf dem man sich befindet: Auf der einen Seite wird<br />

man als Sänger mit Liebe überschüttet, auf der anderen macht einen dieses Leben auch einsam.<br />

Ich empfinde es manchmal als schwierig, einfach nach draußen zu gehen und mich in Restaurants<br />

mit Fremden zu unterhalten. <strong>Das</strong> war früher einfacher. Es ist auch ein egoistisches Leben, ich bin viel<br />

unterwegs und habe Schwierigkeiten, Freundschaften zu pflegen.<br />

Wer holt Sie von Ihrem Ego-Trip wieder runter?<br />

Louisan: Ich mich selbst. <strong>Das</strong> tue ich, indem ich nicht Vollzeit Annett Louisan bin. Ich habe Phasen, in<br />

denen ich mich von der großen Bühne zurückziehe und viel verreise. <strong>Das</strong> ist für mich ein Schutz. Ich bin<br />

viel zu sensibel, um das hundertprozentig durchzuziehen. Sonst würde ich krank werden. »<br />

129

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!