SPORTaktiv Oktober 2016
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AUCH DAS<br />
SCHLECHTE<br />
GEWISSEN<br />
SOLL PAUSE<br />
MACHEN<br />
08. - 12. November <strong>2016</strong><br />
Congress Graz, www.mountainfilm.com<br />
KARIKATUR: Petar Pismestrovic<br />
IN EINER SPORTLERKARRIERE schon ein<br />
paar Jährchen auf dem Buckel zu haben,<br />
kann auch wertvoll sein – zum Beispiel,<br />
wenn es darum geht, die sowieso<br />
kurze trainingsfreie Zeit zwischen letztem<br />
Rennen und Start der Vorbereitung<br />
zum neuen Wettkampfjahr wirklich sinnvoll<br />
und optimal zu nutzen.<br />
In meiner Profikarriere handelte es sich<br />
konkret um ein jährliches Zeitfenster<br />
von zweieinhalb bis höchstens drei Wochen:<br />
von Anfang/Mitte April bis zum<br />
Vorbereitungsstart, der traditionell am<br />
1. Mai angesetzt war. Die Trainervorgabe:<br />
„Pause machen“ hab ich als junger<br />
Athlet nicht so ernst genommen. Stattdessen<br />
habe ich die Langlaufski einfach<br />
gegen das Rad getauscht und weitertrainiert.<br />
Damit ich dann in der neuen<br />
Saison gegenüber den Kollegen schon<br />
einige Trainingskilometer Vorsprung<br />
hab – so mein Irrglaube. Tatsächlich<br />
ist es für mich dann in den ersten Trainingswochen<br />
im Vergleich mit manchem<br />
Kollegen meist gut gelaufen. Aber spätestens<br />
im Herbst hat mich das Nichteinhalten<br />
der Regenerationspause in<br />
Form hartnäckiger Formtiefs oder auch<br />
längerer Krankheiten eingeholt.<br />
Der Trainingsfortschritt passiert in<br />
der Pause! Auch wenn man diese Weisheit<br />
dauernd hört, muss man als ehrgeiziger<br />
Sportler schon seine eigenen Erfahrungen<br />
zu dieser Thematik machen.<br />
Unter der Saison hat die Regel gelautet:<br />
Drei Trainingswochen, eine Regenerationswoche.<br />
Das hat natürlich nicht<br />
„Nichtstun“ bedeutet, sondern ein paar<br />
Tage mit geringerem Umfang. Oder –<br />
noch so eine „Anspannungs-Entspannungs-Regel“:<br />
Training am Vormittag,<br />
Pause am Nachmittag. Da war die Versuchung<br />
oft groß, die eine oder andere<br />
Trainingseinheit in einer trainingsfreien<br />
Zeit aufzuholen, überhaupt, wenn man<br />
mit dem Pensum hinten nach war.<br />
Nr. 5; <strong>Oktober</strong> / November <strong>2016</strong><br />
Die Erfahrung, dass sich mangelnde Regenerationstzeiten<br />
immer rächen, hab<br />
ich also erst im Laufe meines Leistungssport-Karriere<br />
machen müssen.<br />
Das Schwierige daran ist ja, dass sich<br />
die fehlende Erholung nicht unmittelbar<br />
auswirkt, sondern zeitverzögert. Oft<br />
viele Wochen später. Aber irgendwann<br />
schreit der Körper zuverlässig nach der<br />
versäumten Pause.<br />
Was für mich früher der April war,<br />
ist im Jahreszyklus vieler Hobbyathleten<br />
der Herbst: die Zeit zwischen Saisonende<br />
und neuem Wettkampfjahr, in<br />
der man einmal ohne schlechtes Gewissen<br />
die Füße hochlegen soll. Und sich<br />
auch nichts denken soll, wenn die Waage<br />
zwischenzeitig ein, zwei Kilo mehr<br />
anzeigt. Wenn man in dieser Zeit schon<br />
unbedingt etwas aktiv angeht, dann<br />
sollte es das Auskurieren von kleinen<br />
Verletzungen sein – zum Beispiel mittels<br />
Physiotherapie. Aber sonst soll Pause<br />
wirklich Pause heißen.<br />
Wenn ich in späteren Karrierephasen<br />
in solch einer Pause ein paar Fettreserven<br />
angelegt habe, dann hat mir das<br />
kein Kopfzerbrechen mehr gemacht.<br />
Ich hab auch kein schlechtes Gewissen<br />
mehr gehabt, wenn sich mein Bewegungspensum<br />
in diesen Pausen auf<br />
leichtes Schwimmen und Spazierengehen<br />
beschränkt hat. Zugegeben: Der<br />
Wiedereinstieg ins Training war dann<br />
etwas härter und der Muskelkater heftiger<br />
als in frühen Jahren. Dafür habe ich<br />
gewusst, dass ich die trainingsfreie Zeit<br />
wirklich gut genutzt habe. Und der Saisonverlauf<br />
hat mir eigentlich jedes Jahr<br />
Recht gegeben.<br />
CHRISTOPH SUMANN<br />
war als Biathlet viele Jahre Weltklasse. Nun ist er<br />
selbst aktiv in der Hobby sportszene unterwegs –<br />
und notiert hier für die <strong>SPORTaktiv</strong>-Leser seine Erlebnisse,<br />
seine Eindrücke und seine Tipps.<br />
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www.mountainfilm.com<br />
Hauptsponsor<br />
tripenta.at Foto: John Porter / Garhwal Himalaya – Changabang