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SPORTaktiv Oktober 2016

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RUN<br />

MMAG.DR.<br />

PETER GURMANN<br />

ist Sport- und Gesundheitspsychologe<br />

sowie<br />

Beratungslehrer<br />

in Klagenfurt.<br />

Gedanken<br />

SCHUTZFAKTOR<br />

AKZEPTANZ<br />

Wer möchte nicht wie ein Stehaufmännchen<br />

sein: Wenn ich umfalle, komme ich<br />

von selbst wieder auf die Beine. Was<br />

steckt hinter dieser Fähigkeit (die Wissenschaft<br />

sagt Resilienz dazu), sich<br />

trotz widriger Lebensumstände und<br />

Krisen nicht unterkriegen zu lassen?<br />

Die menschliche Psyche besitzt<br />

eine Art Schutzschirm, die den Menschen<br />

widerstandsfähig und krisenfest<br />

macht. Im Mittelpunkt steht dabei das<br />

unerschütterliche Vertrauen in die Fähigkeit,<br />

sein eigenes Leben in den Griff<br />

zu bekommen.<br />

Dieses Vertrauen in die innere Stärke<br />

basiert auf sieben Säulen – und eine<br />

davon ist die Akzeptanz: Ich bin, wie<br />

ich bin, es ist, wie es ist! Bei diesem<br />

Schutzfaktor geht es darum, sich selbst<br />

mit all seinen Stärken und Schwächen<br />

anzunehmen, Veränderungen und Krisen<br />

auch als Chance zu begreifen.<br />

Dazu eine kleine Geschichte: Einst<br />

spielte er als Kind bei mir in der Nachwuchsmannschaft.<br />

Fußball war seine<br />

große Leidenschaft, obwohl er dafür<br />

nicht unbedingt die besten genetischen<br />

Voraussetzungen mitbrachte, da er ein<br />

bisschen korpulent und schwerfällig<br />

war. Inzwischen ist er erwachsen geworden<br />

und wurde im letzten Spiel der<br />

Kampfmannschaft bei einem Rückstand<br />

von 0:2 erstmalig eingewechselt. Man<br />

sieht es: Mit dem Gewicht kämpft der<br />

Bursche noch immer.<br />

In der Nachspielzeit aber erzielt er<br />

den Anschlusstreffer. Ein Tollhaus bricht<br />

aus, seine Mannschaft und die Zuschauer<br />

feiern ihn frenetisch. Die gegnerische<br />

Mannschaft und ihre Fans sind<br />

völlig irritiert: ,Warum jubeln die alle,<br />

die haben doch nicht einmal den Ausgleichstreffer<br />

erzielt?‘ Stimmt, aber darum<br />

ging es nicht, alle zollten diesem<br />

Burschen Respekt, der seine körperliche<br />

Veranlagung akzeptiert hat und jetzt<br />

das Beste daraus macht.<br />

Der Autor ist per E-Mail erreichbar unter<br />

peter.gurmann@aon.at<br />

hat. Denn wer Erreichtes Revue passieren<br />

lässt und seine Leistungskurven<br />

nochmals begutachtet, kann daraus<br />

für seine weitere sportliche Zukunft<br />

wertvolle Schlüsse ziehen. „Am Ende<br />

der Saison zu sehen, was man geschafft<br />

hat, macht einfach stolz und motiviert<br />

fürs kommende Jahr. Hat man seine<br />

Ziele erreicht, ist das ein unglaublicher<br />

Boost, um auch weiterhin am Ball zu<br />

bleiben“, so Natmessnig.<br />

Was der ehemalige Leistungssportler<br />

aus eigener, langjähriger Erfahrung<br />

zu berichten weiß, gilt übrigens<br />

für Wettkämpfer und reine<br />

„Gesundheitsläufer“ gleichermaßen:<br />

„Auch wenn man ‚nur‘ verhältnismäßig<br />

kurze Distanzen läuft, dies aber regelmäßig<br />

tut, sammelt sich übers Jahr<br />

gesehen eine erfreuliche Zahl am Kilometerkonto.<br />

Werden dabei grundlegende<br />

Trainingsprinzipien befolgt,<br />

kommt es auch beim reinen Jogger unweigerlich<br />

zu einer Verbesserung der<br />

Fitness. Und dadurch kann man sich<br />

noch höhere Ziele stecken, die auch realistisch<br />

und erreichbar sind.“<br />

Wer übers Jahr seine Trainings-<br />

(und eventuell auch Wettkampf-)Daten<br />

sammelt und diese für seine Zwecke<br />

zu interpretieren weiß, ist klar im<br />

Vorteil. Je nach Ziel und persönlichem<br />

Wissensstand können auch, falls erforderlich,<br />

Laufcoaches oder Sportwissenschafter<br />

die notwendige Übersetzungsarbeit<br />

leisten und das<br />

vielleicht nicht immer leicht verständliche<br />

Daten-Wirrwarr in konkrete<br />

Handlungsanweisungen ummünzen.<br />

WENN WENIGER MEHR WIRD<br />

Ob mit oder ohne Aufzeichnungen:<br />

Mit etwas zeitlichem Abstand fällt es<br />

vielen Hobbysportlern leichter, ihre<br />

Trainingsperformance im Hinblick<br />

auf ihre tatsächlich erbrachten Laufleistungen<br />

realistisch zu bewerten.<br />

Eine psychologische Falle, in die<br />

auch Profis immer wieder tappen, ist<br />

das Gefühl, immer mehr machen zu<br />

müssen. Aber befindet man sich einmal<br />

im „Übertraining“, arbeitet man<br />

bestenfalls an seiner mentalen Zähigkeit,<br />

während die körperliche Leistungsfähigkeit<br />

sukzessive abnimmt.<br />

Idealerweise – sofern man das Dilemma<br />

des zu großen Pensums überhaupt<br />

erkennt – schraubt man in<br />

Der Experte<br />

MAG. HERWIG NATMESSNIG ist für<br />

Runtastic als Sportwissenschafter<br />

tätig. Als Profiathlet war er 14 Jahre<br />

lang Mitglied der österreichen Kanu-<br />

Slalom- Nationalmannschaft.<br />

WEITERE INFOS: runtastic.com/blog<br />

solch einer Situation das Trainingspensum<br />

sofort zurück. Tut man dies<br />

nicht, spricht spätestens die Jahresabschlussbilanz<br />

eine deutliche Sprache.<br />

Natmessnig: „Wenn sich trotz größerer<br />

Trainingsumfänge die Leistung<br />

nicht verbessert oder sogar abgenommen<br />

hat, dann ist das ganze Laufjahr<br />

über offensichtlich etwas schiefgelaufen.<br />

Natürlich geht man auch im Hobby-Leistungssport<br />

schon einmal über<br />

seine Schmerzgrenze, allerdings gilt<br />

es trotzdem, gewisse Warnsignale wie<br />

ständige Müdigkeit, Lustlosigkeit sowie<br />

ein generell energieloses Gefühl<br />

oder schlechten Schlaf nicht zu ignorieren.<br />

Passiert das nicht, dann zieht<br />

zwangsläufig der Körper die Notbremse,<br />

anfangs durch stagnierende Leistungsfähigkeit,<br />

im krassen Fall aber<br />

durch ein überlastetes Immunsystem,<br />

was sich letztlich in häufigen Erkrankungen<br />

niederschlägt.“<br />

SCHLECHTES TIMING<br />

Wie wichtig es ist, gerade im<br />

Laufsport das richtige Maß an Belastung<br />

und Erholung zu finden, zeigt<br />

sich übrigens oft in dem seltsamen<br />

Phänomen, dass bei unerfahrenen<br />

Läufern die Leistung in einem Wettkampf<br />

oft deutlich schlechter ausfällt<br />

als in der Vorbereitung. Darum hat<br />

Runtastic-Experte Herwig Natmessnig<br />

hier einen wichtigen Rat für alle,<br />

die im Herbst noch bei Highlights wie<br />

etwa dem Graz-Marathon mitlaufen:<br />

„In den letzten zwei bis drei Wochen<br />

vor einem Bewerb kann man mühsam<br />

erarbeitete Fortschritte schnell zunichte<br />

machen. Nur eine gezielte Re-<br />

FOTOS: Runtastic<br />

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