Archivnachrichten Nr. 40 , März 2010 - Landesarchiv Baden ...
Archivnachrichten Nr. 40 , März 2010 - Landesarchiv Baden ...
Archivnachrichten Nr. 40 , März 2010 - Landesarchiv Baden ...
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Eine Anfertigung nach Maß<br />
Der Salonwagen des Fürsten Karl Anton von Hohenzollern<br />
Im Sommer 1871 gab Fürst Karl Anton<br />
von Hohenzollern die Konstruktion<br />
und den Bau eines eigenen Eisenbahn-<br />
Salonwagens samt Gepäckwagen bei der<br />
Mainzer Wagenfabrik der Gebrüder<br />
Gastell in Auftrag. Die Planungen und<br />
deren Ausführung nahmen mehr als<br />
1 ½ Jahre in Anspruch. Als Ausstattung<br />
wurde geplant: eine Veranda mit sehr bequemen<br />
Einsteigtritten [Fürst Karl Anton<br />
war seit einigen Jahren fußleidend],<br />
von dieser Veranda führt eine Thüre in<br />
1 Rauch-Cabinet, dann kommt 1 Salon,<br />
1 Toiletten-Cabinet und ein Abtritt, beide<br />
durch einen mittlern Gang getrennt, dann<br />
1 Bedienten-Coupé für 7–8 Personen.<br />
Der Gepäckwagen verfügte neben dem<br />
Gepäckraum über ein Coupé für die<br />
Dienerschaft.<br />
Am 2. <strong>März</strong> 1873 war es schließlich<br />
soweit: Nach der letzten technischen Revision<br />
konnten die Wagen, deren Preis<br />
in den Hofkassenrechnungen mit<br />
15 013,41 Gulden beziffert wird, Mainz<br />
verlassen. Da Sigmaringen noch nicht an<br />
das Schienennetz angebunden war, wurden<br />
die Waggons im württembergischen<br />
Scheer untergebracht. Für diesen Zweck<br />
stellte die württembergische Eisenbahndirektion<br />
die Lokomotivremise auf dem<br />
dortigen Bahnhof zur Verfügung. Da<br />
der Schuppen jedoch etwas zu kurz war,<br />
musste auf Kosten der fürstlichen Hofökonomieverwaltung<br />
ein Anbau errichtet<br />
werden. Erst nach Inbetriebnahme der<br />
Bahnstrecke Krauchenwies–Sigmaringen<br />
am 6. September 1873 konnte die Großherzoglich<br />
Badische Eisenbahnverwaltung<br />
der fürstlichen Hofökonomieverwaltung<br />
eine neu erbaute Remise auf dem Sigmaringer<br />
Bahnhof zur Unterbringung<br />
der Waggons zur Verfügung stellen.<br />
Seit Ende der 1880er-Jahre häuften sich<br />
die Reparaturen. Daran konnte auch<br />
eine gründliche Renovierung des Salonwagens<br />
1889 nichts ändern. Daher entschloss<br />
sich die fürstliche Verwaltung<br />
1895 zum Verkauf der Waggons, deren<br />
Anschaffungs- und Unterhaltungskosten<br />
sich mittlerweile auf nahezu 49 000 Mark<br />
beliefen und trotz all dem [der Reparaturen]<br />
ist der Wagen aber doch kein solcher,<br />
wie man sie von den Eisenbahnverwal-<br />
tungen bekommt. Der Wagen ist zu nieder<br />
u[nd] die Einrichtung der Closets, dann<br />
der Schlafstellen etc. sind nicht so bequem<br />
als wie in den Wagen der neuen Zeit. Die<br />
fürstliche Familie benutzte für größere<br />
Reisen bereits einen Wagen der württembergischen<br />
Eisenbahngesellschaft.<br />
Die Waggons wurden per Inserat zum<br />
Verkauf angeboten und für Interessenten<br />
die abgebildete Blaupause gefertigt. Der<br />
Verkaufspreis für die Wagen wurde auf<br />
15 000 Mark angesetzt. Schließlich fand<br />
sich im August 1897 in der Fürstlich Fürstenbergischen<br />
Verwaltung ein Käufer –<br />
allerdings zum Preis von nur 7000 Mark.<br />
Birgit Meyenberg<br />
Salonwagen des Fürsten Karl Anton von Hohenzollern,<br />
Blaupause zum Verkauf des Wagens, 1897.<br />
Vorlage: <strong>Landesarchiv</strong> StAS FAS P 99<br />
<strong>Archivnachrichten</strong> <strong>40</strong> / <strong>2010</strong> 23