Archivnachrichten Nr. 40 , März 2010 - Landesarchiv Baden ...
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Von Nachen, „Maakühen“ und Fähren<br />
Schiffsverkehr an Main und Tauber<br />
Dass in einem Landkreis, der nach den<br />
zwei Flüssen Main und Tauber benannt<br />
ist, auch der Schiffsverkehr eine Rolle<br />
spielt, ist nahezu selbstverständlich.<br />
Die Tauber, von vielen Wehren und<br />
Mühlenanlagen unterbrochen, war<br />
wohl schon immer nur für kleinere<br />
Boote befahrbar. So findet sich in einer<br />
Urkunde des Klosters Bronnbach aus<br />
dem Jahr 1244 ein Passus über die<br />
Offenhaltung des Schiffswegs von Wertheim<br />
bis zum Kloster Bronnbach für<br />
Nachen – lateinisch alveus.<br />
Nicht zur Ausführung kam hingegen<br />
ein 1662 entworfenes Projekt, wie<br />
der Tauberfluß von Weickersheimb biß<br />
nacher Wertheimb schiffreich zue machen<br />
sei.<br />
Weitaus größere Bedeutung für den<br />
Schiffsverkehr hatte der Main. Flussabwärts<br />
Richtung Frankfurt wurden<br />
von Wertheim aus unter geblähten Segeln<br />
vor allem Wein, Getreide und<br />
Tuche verschifft, aber auch die Personenschifffahrt<br />
war hoch entwickelt. Ein<br />
einträgliches Geschäft, wie die repräsentativen<br />
Gebäude des 15. und 16. Jahrhunderts<br />
in der Wertheimer Altstadt<br />
belegen. Auf der Rückreise, beladen mit<br />
Waren vom Frankfurter Messeplatz,<br />
wurden die Schiffe dann durch Pferde<br />
Auf Höhe des Wertheimer Geleitsteins bei Freudenberg<br />
Leinreiter, die drei Segelschiffe mainaufwärts<br />
treideln, Kartenausschnitt, 1593.<br />
Vorlage: <strong>Landesarchiv</strong> StAWt R K 5959<br />
bergauf getreidelt. Die Fischer und<br />
Schiffer hatten sich in einer gemeinsamen<br />
Zunft, mitgliederstark und vermögend,<br />
zusammengeschlossen. Die im<br />
Stadtarchiv Wertheim verwahrte<br />
schriftliche Überlieferung dieser Zunft<br />
beginnt 1495. 1684 setzen die Unterlagen<br />
des ebenso aus einer Zunft<br />
hervorgegangenen Schiffer- und Fischervereins<br />
Freudenberg ein, die sich im<br />
Kreisarchiv des Main-Tauber-Kreises<br />
befinden.<br />
Mit dem Aufkommen der Dampfschiffe<br />
im 19. Jahrhundert ging auch<br />
auf dem Main die Zeit der Segelschiffe<br />
zu Ende. Eine Art Zwischenlösung auf<br />
dem Weg zur Motorisierung der Lastschiffe<br />
bildete die Kettenschleppschifffahrt.<br />
Auf dem Flussgrund wurde ab<br />
1886 eine durchlaufende Kette verlegt,<br />
an der sich Schleppschiffe entlanghangelten,<br />
wegen ihres Dampfpfeifensignals<br />
im Wertheimer Idiom Maakuh,<br />
also Mainkuh genannt. An diese angehängt<br />
wurden dann die flussaufwärts zu<br />
schleppenden Frachtschiffe. Beginnend<br />
bei Mainz-Kostheim wurde der Kettenschiffbetrieb<br />
in den Folgejahren bis<br />
Bamberg ausgebaut. Der Bau von Stauanlagen<br />
zur Stromerzeugung durch<br />
die Rhein-Main-Donau AG ab 1922<br />
Talfahrt eines mit Gütern und Passagieren beladenen<br />
Boots auf dem Main, Kartenausschnitt, 1807.<br />
Vorlage: <strong>Landesarchiv</strong> StAWt R K 1202<br />
<strong>Archivnachrichten</strong> <strong>40</strong> / <strong>2010</strong> 31