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Zellgift<br />
C 2<br />
H 5<br />
OH<br />
Name Isabella Seidl<br />
Psychologin, Einrichtungsleitung<br />
SOALP (Selbstbewusst Ohne<br />
Alkohol Leben Projekt)<br />
Caritasverband der ED Salzburg<br />
Tel.: +43/(0)662/625638<br />
E-Mail: Isabella.Seidl@caritas-salzburg.at<br />
www.caritas-salzburg.at<br />
C 2 H 5 OH wird konsumiert, weil es eine tolle Wirkung hat. Um<br />
das Fest noch lustiger zu machen. Um das Leben zu genießen.<br />
Zum Aufmuntern, wenn die Stimmung schlecht ist. Um über<br />
sich selbst hinauszuwachsen. Um Medikamente zu ersetzen.<br />
C 2 H 5 OH … hat aber auch eine andere Seite: Laut dem „Fond<br />
gesundes Österreich“ sterben rund 8000 Menschen pro Jahr<br />
in Österreich an den Folgen des Konsums, die Dunkelziffer ist<br />
wesentlich höher. Rund 100 Personen sterben durch eine akute<br />
Vergiftung durch C 2<br />
H 5<br />
OH, 1,2 Millionen ÖsterreicherInnen<br />
sind gefährdet, rund 360.000 sind bereits erkrankt.<br />
C 2 H 5 OH … 26,4 g pro Tag werden statistisch betrachtet von<br />
jedem Österreicher/jeder Österreicherin im Alter zwischen<br />
15 und 99 Jahren konsumiert. Dramatisch: Immer Jüngere<br />
konsumieren immer mehr, heute greifen bereits 12–13-Jährige<br />
in erhöhtem Ausmaß zu der Substanz.<br />
C 2 H 5 OH … beeinflusst Wahrnehmung, Aufmerksamkeit und<br />
Reaktionsvermögen, hat sogar einen Einfluss auf grundlegende<br />
körperliche Systeme wie die Regelung der Körpertemperatur<br />
und der Atmung. C 2<br />
H 5<br />
OH wirkt sich aber auch auf<br />
Emotionen und Verhalten aus, unsere Hemmungen fallen, die<br />
Risikofreude steigt, und die Fähigkeit, uns selbst und unser<br />
Verhalten einzuschätzen und zu kontrollieren, sinkt.<br />
C 2 H 5 OH … ist neben Nikotin die gesellschaftlich anerkannteste<br />
psychotrope Substanz.<br />
C 2 H 5 OH … ist die chemische Formel für Ethanol – umgangssprachlich:<br />
Alkohol.<br />
Alkohol hat einen festen Bestandteil in unserer Kultur – in<br />
unserem Leben – in unserem Alltag. Kein Wunder, er begleitet<br />
uns schließlich bereits seit sehr langer Zeit. Eine Art Ur-Bier<br />
soll es schon vor mehr als 8000 Jahren als Nebenprodukt des<br />
Getreideanbaus gegeben haben. Auch der Weinanbau wird<br />
schon lange betrieben – das alte römische Reich und das antike<br />
Griechenland waren Weinhochkulturen. Hochprozentiges gibt<br />
es noch nicht so lange – wahrscheinlich erst seit ca. 1000 Jahren<br />
– und war aufgrund der komplizierten Herstellung – medizinischen<br />
Zwecken und den Reichen und Adeligen vorbehalten.<br />
Alkohol wurde und wird ignoriert, erforscht, verteufelt,<br />
hochgelobt und als Heilmittel gepriesen. Unterschiedliche<br />
Sichtweisen wechselten sich ab und bestehen nach wie vor<br />
nebeneinander: als Schuld der einzelnen Person,<br />
die zu schwach ist, um sich zu kontrollieren. Aber<br />
auch allgemein verteufelt und verboten, wie z.<br />
B. als in den USA 1920 ein absolutes Alkoholverbot<br />
erlassen wurde – 13 Jahre war das Gesetz in<br />
Kraft –, jedoch boomte das organisierte Verbrechen<br />
dermaßen, Verbrecherbosse wie Al Capone<br />
scheffelten Millionen Dollar, sodass das absolute<br />
Alkoholverbot und der Plan, Amerika trockenzulegen,<br />
wieder aufgehoben wurden.<br />
Was macht den Reiz des Alkohols aus?<br />
Alkohol ist das Suchtmittel Nr. 1 in unserer<br />
Gesellschaft. Es besteht ein gesellschaftlicher<br />
Druck, zu gewissen Anlässen ein Glas Sekt oder<br />
auch „ein Schnapserl“ zu konsumieren. Man wird<br />
lockerer, entspannter, es fällt leichter zu reden,<br />
der Antrieb und die Motivation zu Aktivitäten<br />
steigen.<br />
Die Gefahr darin besteht jedoch, wenn er immer<br />
mehr oder immer häufiger gebraucht wird, um<br />
sich gut zu fühlen, wenn Alkohol zum Vergessen<br />
oder Verdrängen von Schwierigkeiten eingesetzt<br />
wird. Ab einem gewissen Punkt – der bei jedem<br />
Menschen unterschiedlich ist – fängt eine Suchtentwicklung<br />
an. Dabei spielen verschiedene Gründe<br />
eine Rolle: körperliche Voraussetzungen, Persönlichkeitsfaktoren<br />
und die sozialen Umstände.<br />
Auch die psychische Verfassung spielt eine große<br />
Rolle. Vielfach besteht ein enger Zusammenhang<br />
und auch eine Wechselwirkung zwischen anderen<br />
psychischen Erkrankungen wie Depressionen,<br />
Panikattacken, Schlafstörungen und Angststörungen<br />
mit einer Alkoholabhängigkeit. So ist z. B.<br />
die Wahrscheinlichkeit, eine Alkoholerkrankung<br />
zu entwickeln, bei Kindern alkoholabhängiger<br />
Elternteile dreimal höher als bei Kindern nicht<br />
abhängiger Eltern.<br />
Bin ich Alkoholikerin / Alkoholiker?<br />
Diese Frage wird häufig erst dann vom Betroffenen<br />
selbst gestellt, wenn das private oder be-<br />
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