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MQ Herbst 2016

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Aber warum sollten Insekten auch<br />

in Europa eine größere Rolle in der<br />

Ernährung der Menschen spielen?<br />

„Der wichtigste Vorteil ist, dass<br />

Insekten gut schmecken“, so auch<br />

viele Nahrungsmittelexperten. Es<br />

gebe rund 2000 Arten, die als essbar<br />

gelten und schmackhaft seien. „Das<br />

wäre doch schon einmal die Grundvoraussetzung,<br />

um daraus ein Geschäft<br />

zu machen.“<br />

Die Experten sehen in den Insekten<br />

als Nahrungsmittel viele Vorteile.<br />

„Insekten sind sehr nachhaltig“, sagt<br />

Sergiy Smetana, Doktorand beim<br />

Deutschen Institut für Lebensmitteltechnik<br />

(DIL) in Quakenbrück.<br />

Insekten sind laut FAO gesund und<br />

nahrhaft, reich an Proteinen und<br />

gesunden Fetten, besitzen viel Kalzium,<br />

Eisen und Zink. Ihre Aufzucht<br />

ist deutlich weniger klimaschädlich<br />

als die der meisten anderen Tiere, sie<br />

belastet das Grundwasser weniger.<br />

Und sie sind effizienter: Um dieselbe<br />

Menge an Proteinen zu erzeugen,<br />

benötigen Grashüpfer zwölfmal<br />

weniger Futter als Rinder und halb<br />

so viel Futter wie Schweine oder<br />

Hähnchen. Außerdem benötigen Insekten<br />

weniger Land. „Insektenaufzucht<br />

ist daher auch besonders für<br />

urbane Regionen gut geeignet“, sagt<br />

Smetana. Ein wichtiges Argument, da<br />

weltweit immer mehr Menschen in<br />

Städten leben.<br />

Mit einem Wort: Nahrungsmittel aus<br />

Insekten sind umweltfreundlicher als<br />

tierische Produkte. Gesünder, das belegen<br />

auch Studien, sind sie ohnehin..<br />

„Die Proteine werden sehr gut vom<br />

Körper aufgenommen.“ Anders als<br />

Rind- und Schweinefleisch enthalten<br />

sie kaum gesättigte Fettsäuren, die<br />

für viele Zivilisationskrankheiten<br />

mit ursächlich sind, und sind reich an<br />

Vitamin B12.<br />

So weit die Vorteile. Und trotzdem: In<br />

der Europäischen Union ist das Essen<br />

ganzer Insekten zwar erlaubt, nicht<br />

Netzwerke schaffen und<br />

diese nutzen, ist längst ein übliches<br />

Regularum unserer Zeit.<br />

Die Ursprungsintentionen tauchen<br />

aber auch dort auf, wo man sie so<br />

gar nicht vermuten würde.<br />

Kommen Sie mit auf<br />

eine spannende Reise durch die<br />

Nahrungsmittelproduktion<br />

zwischen Quakenbrück<br />

und den mesopotamischen<br />

Zivilisationen Ur und Babylon.<br />

von Andreas Brinker<br />

aber der Genuss von verarbeiteten<br />

Tieren. Gemahlene und zu Burger-<br />

Klopsen verarbeitete Insekten gelten<br />

als neuartige Lebensmittel (Novel<br />

Food). „Es ist ein neues Nahrungsmittel,<br />

und das muss erst auf seine<br />

Verträglichkeit getestet werden”,<br />

sagt DIL-Experte Smetana. Viel<br />

Forschung wird noch nötig sein,<br />

weil nicht jedes Insekt auch für die<br />

menschliche Nahrungsaufnahme<br />

geeignet ist.<br />

Was also übrigbleibt von zehntausend<br />

Jahren Nahrungsmittelproduktion:<br />

Dass wir als „Genusskonsumenten“<br />

wieder dort stehen, wo sich im<br />

mesopotamischen Zweistromland,<br />

in und um Metropolen wie Ur und<br />

Babylon, bei Heuschrecken, Algen<br />

und Flechten als Nahrung der Kreis<br />

schließt. Und dass wir „back to<br />

the roots“ - zurück zu unseren<br />

Ernährungsursprüngen – auch und<br />

vor allem deshalb gekommen sind,<br />

weil uns die Wissenschaftler und<br />

Forscher des DIL auf diesen Weg<br />

gebracht haben.<br />

Und für all jene, denen Heuschreckenburger<br />

und Wurmklösschen noch<br />

etwas zu urorganisch klingen mögen:<br />

selbstverständlich ist dieser Weg<br />

auch längst in einen Begriff gefasst<br />

– Neuerfindung der Nahrungsmittel<br />

durch Basis-Optimierung.<br />

Zurück nach Quakenbrück. Und nach<br />

vorne mit dem Deutschen Institut für<br />

Lebensmitteltechnik – in eine völlig<br />

neue Zukunft unserer Nahrungsmittel!<br />

Ausgabe <strong>Herbst</strong> <strong>2016</strong> mq | 31

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