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antriebstechnik 12/2016

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triebsrad ebenfalls um ψ = 360° rotiert. Die Strategie für das Bewegungsdesign<br />

wird in Bild 05 dargestellt. Die Wälzkurve des Antriebsrades<br />

wird dazu in fünf Bereiche unterteilt. Der erste Bereich<br />

umfasst den abzubildenden Übersetzungsverlauf, der beispielsweise<br />

aus dem Schlupfverlauf im Zahnflankenkontakt entlang der Eingriffsstrecke<br />

resultieren kann. Zur Realisierung eines knickfreien<br />

Übersetzungsverlaufs wird dieser Bereich zunächst an beiden Seiten<br />

auf ein Maximum bzw. Minimum mit der Steigung Null geführt<br />

(Bereiche 2 und 5). Der Übergang zwischen den jeweiligen Bereichen<br />

wird durch die gleiche Übersetzung und die gleiche Steigung<br />

definiert. Dieser Schritt ist notwendig, um die Umkehrung des<br />

Übersetzungsverlaufs in einem definierten Bereich zu kontrollieren<br />

und lokal überhöhte Steigungen zu verhindern. Anschließend wird<br />

der dritte Bereich durch ein Polynom dritten Grades und der vierte<br />

Bereich als konstanter Wert definiert. Die Bereiche zwei bis fünf<br />

verbinden folglich die Enden des abzubildenden Bereichs und<br />

schließen damit den Übersetzungsverlauf. Die Bewertung der<br />

Knickfreiheit geschieht anhand der Übertragungsfunktion 0. bis<br />

2. Ordnung, die allesamt einen stetigen Verlauf aufweisen sollten.<br />

Die Übertragungsfunktion 1. Ordnung ist wie folgt definiert<br />

= 1<br />

(<br />

i (ϕ) - Übersetzungsverlauf<br />

der Stirnradstufe<br />

ϕ(t) ° Antriebswinkel<br />

ψ'(ϕ) - Übertragungsfunktion<br />

erster Ordnung<br />

ψ(ϕ) ° Übertragungsfunktion<br />

nullter Ordnung<br />

Die Bedingung der mittleren Übersetzung von eins wird iterativ<br />

durch die Verschiebung der Bereichsgrenze zwischen dem dritten<br />

und vierten Bereich erfüllt. Ist für eine anfängliche Konfiguration<br />

des Übersetzungsverlaufs der berechnete Abtriebswinkel größer als<br />

ψ > 360°, wird der vierte Bereich und damit der Abschnitt mit einer<br />

Übersetzung kleiner als i < 1 reduziert, da an dieser Stelle das Abtriebsrad<br />

einen größeren Drehwinkel als das Antriebsrad zurücklegt.<br />

Gemäß dem Fall, dass der berechnete Abtriebswinkel nach der<br />

Berechnung kleiner als ψ < 360° ist, wird der vierte Bereich entsprechend<br />

vergrößert, bis die Bedingung ψ(φ = 360°) = 360° erfüllt ist.<br />

Nach der Definition der allgemeinen Wälzkurven werden die<br />

Grenzzähnezahl nach WYRWA und der Modul in Abhängigkeit der<br />

Länge der Wälzkurve bestimmt [WYRW01]. Da der Achsabstand der<br />

Stirnradstufe konstruktiv durch das bestehende Konzept des Zwei-<br />

Scheiben-Prüfstands vorgegeben wird, ergibt sich in der Regel ein<br />

nicht nach DIN 780 [DIN77] genormter Modul, was bei der Wahl<br />

des Fertigungsverfahrens zu berücksichtigen ist. Der Normaleingriffswinkel<br />

und die Breite der Verzahnung können im Rahmen der<br />

konstruktiven Randbedingungen beliebig gewählt werden. Insbesondere<br />

der Normaleingriffswinkel wird für die vorgesehene Anwendung<br />

möglichst groß gewählt (α n<br />

= 25°), um insbesondere die<br />

Zahnfußtragfähigkeit zu steigern. Die damit einhergehende höhere<br />

Schwingungsanregung ist für das Prüfkonzept aufgrund der Trennung<br />

von Übertragungsgetriebe- und Prüfgehäuse von untergeordneter<br />

Bedeutung.<br />

Anhand der Verzahnungskenngrößen wird die Zahnform der<br />

Zähne für das Unrundrad berechnet. Die Verzahnungsgeometrie<br />

hat dabei dem Verzahnungsgesetz zu folgen, d. h. die Zahnflankennormalen<br />

in jedem Berührpunkt müssen die Verbindungsgerade<br />

durch die Drehpunkte der Zahnräder im Wälzpunkt C schneiden<br />

[ROTH89]. Der Wälzpunkt hat anders als bei runden Stirnrädern<br />

keine feste Lage, sondern verschiebt sich je nach Drehwinkel der<br />

Unrundräder und Form der Wälzkurven. Prinzipiell ist jede Zahnform<br />

bzw. Verzahnungsart für Unrundräder denkbar, die dem Verzahnungsgesetz<br />

entspricht. Als praxisrelevante und abweichungsrobuste<br />

Verzahnung wird die Evolventenverzahnung genutzt<br />

[HIND98]. Das evolventische Profil der Zahnflanke wird auf Basis<br />

der sogenannten Grundkurven berechnet [HIND98]. Die Grundkurven<br />

sind die Einhüllenden von allen Geraden, die die Wälzkurve<br />

unter dem Eingriffswinkel α n<br />

schneiden. Die Grundkurven werden<br />

auch Evolutoiden genannt. In Analogie zum Grundkreis bei der<br />

theoretischen Erzeugung der Evolventen bei runden Zahnrädern<br />

wird die Evolvente bei Unrundrädern ebenfalls durch das Abwickeln<br />

der Evolutoiden erzeugt. Zur vollständigen Berechnung der<br />

Verzahnungsgeometrie, inkl. der Zahnfußkontur, des Zahnzwischenraums<br />

oder der Übergangsradien, wird das Vorgehen nach<br />

Hindersmann auf Basis des Verfahrens nach Camus verwendet<br />

[HIND98]. Die Zahngeometrie ergibt sich dann aus den unterschiedlichen<br />

Kurvenabschnitten, die durch die Berechnung ihrer<br />

Schnittpunkte begrenzt werden. Zu den Kurvenabschnitten zählen<br />

die Evolventenbahnen, die Kopf- und Fußkurven (Äquidistante zur<br />

Wälzkurve), sowie die Eckpunktbahnen, definiert durch die Eckenradien<br />

des Erzeugerprofils [HIND98].<br />

Für den abschließenden Festigkeitsnachweis können Unrund-<br />

Zahnräder in einer beliebigen Wälzstellung als runde Stirnradverzahnungen<br />

betrachtet werden. Dabei werden für jede Wälzstellung<br />

die sogenannten momentanen Ersatzgetriebe gebildet. Momentane<br />

Ersatzgetriebe geben eine gute Näherung der Krümmungs-, Eingriffs-<br />

und Überdeckungsverhältnisse am realen Unrundrad wider.<br />

In Abhängigkeit der Krümmungen entlang der unrunden Wälzkurven<br />

ergibt sich entweder eine Stirnrad-Stirnrad-Paarung bei zwei<br />

konvex gekrümmten Abschnitten oder eine Hohlrad-Stirnrad-Paarung<br />

bei konvex konkav gekrümmten Wälzkurven, die für genormte<br />

Festigkeitsberechnungen für runde Stirnräder oder für Betrachtungen<br />

zu Eingriffsstörungen genutzt werden können [WYRW01].<br />

Anwendung auf ein Verzahnungsbeispiel<br />

Die Vorgehensweise zur Definition der unrunden Verzahnungsgeometrie<br />

aus dem vorherigen Kapitel wird im Folgenden beispielhaft<br />

auf die standardisierte Prüfverzahnung nach Typ A angewendet<br />

[ISO10]. Die Berechnung des Schlupfs entlang der Eingriffsstrecke<br />

bzw. für die Wälzlänge des Ritzels wird in Bild 06 dargestellt. Die<br />

Wälzlänge ist in diesem Fall definiert als die Länge der aktiven<br />

Zahnflanke in Profilrichtung am Ritzel (l ges<br />

= 10,5 mm). Aufgrund<br />

der Profilverschiebung der Prüfverzahnung nach Typ A wird der<br />

Wälzpunkt bereits nach l = 1,2 mm erreicht. Aufbauend auf dem<br />

Zahnflankenschlupfverlauf wird der notwendige Übersetzungsverlauf<br />

des Übertragungsgetriebes im Zwei-Scheiben-Prüfstand berechnet.<br />

Für die Prüfscheiben wird ein gleicher Durchmesser vorausgesetzt.<br />

Um den Schlupfverlauf exakt nachbilden zu können,<br />

müssen Übersetzungen zwischen 0,66 < i < 6,96 mit dem Übertragungsgetriebe<br />

erreicht werden. Aufgrund der konstruktiven Randbedingungen<br />

des Prüfstands (Achsabstand a = 42 mm, Wellendurchmesser<br />

Lagersitz d = <strong>12</strong> mm) ist ein minimaler Wälzkreisdurchmesser<br />

d w,min<br />

= 13 mm möglich, woraus sich der Überset-<br />

58 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>12</strong>/<strong>2016</strong>

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