antriebstechnik 12/2016
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08 Validierung der variablen Schlupfverläufe<br />
entlang des Scheibenumfangs<br />
schwindigkeiten der Referenzverzahnungen Typ A aus dem genormten<br />
Fresstest liegen. Als Schmieröl kommt das Referenzöl<br />
FVA Nr. 3 mit natürlichem Schwefelgehalt (ohne Anglamol A99) bei<br />
einer Einspritztemperatur von T Öl<br />
= 90 °C zum Einsatz. Der Ölvolumenstrom<br />
beträgt V Öl<br />
= 1,5 l/min. Die Lastspielzahl auf einer Laststufe<br />
wird für die Prüfwelle gleich der Anzahl an Lastspielen für das<br />
Ritzel beim Fresstest gewählt. Als Prüfkörper kommen eine zylindrische<br />
Prüfscheibe und eine ballige Gegenscheibe mit einem Balligkeitsradius<br />
von R bal2<br />
= 166 mm zum Einsatz. Beide Kontaktkörper<br />
haben einen Durchmesser von d = 42,05 mm. Das Material der<br />
Prüfkörper ist analog zu der Prüfverzahnung Typ A im Fresstest ein<br />
16MnCr5 mit einer Randhärte von 58+4 HRC (Eht = 0,65 mm). Die<br />
gemittelte Rautiefe R z<br />
der Prüf- und Gegenscheiben (Längsschliff)<br />
wird nach der Fertigung gemessen und beträgt ca. R z<br />
= 2,5 ± 0,5 μm<br />
(Ra = 0,4 ± 0,05 μm). Eine detaillierte Analyse der Prüfkörpereigenschaften<br />
kann [LÖPE15] entnommen werden.<br />
In Bild 08 wird das Ergebnis der Untersuchungen zum Fressschaden<br />
im Zwei-Scheiben-Prüfstand für das Referenzöl FVA Nr. 3 dargestellt.<br />
In dem Diagramm wird auf der Ordinate die abgewickelte<br />
Mantelfläche der Gegenscheibe (Abtriebswinkel ψ) über der abgewickelten<br />
Mantelfläche der Prüfscheibe (Antriebswinkel φ) auf der<br />
Abszisse aufgetragen. Für eine Umdrehung des Antriebs ist der<br />
Kontaktverlauf zwischen Prüf- und Gegenscheibe zu erkennen.<br />
Aufgrund der ungleichmäßigen Übersetzung besteht kein linearer<br />
Zusammenhang zwischen dem Antriebs- und Abtriebswinkel des<br />
Stirnradgetriebes. Zur Einordnung der Schlupfbedingungen wird<br />
zudem der Antriebswinkel in die Schlupfbereiche s 1<br />
= 0 %, s 1<br />
> 0 %<br />
und s 1<br />
< 0 % eingeteilt.<br />
Das Schadenskriterium für die Untersuchung des Fressschadens<br />
wird bei einer Hertz’schen Pressung p H<br />
= 2 000 MPa über der gesamten<br />
Abplattungsbreite der Hertzschen Kontaktellipse festgestellt.<br />
Auf der Prüfscheibe liegt der Fressschaden in einem Bereich<br />
des Antriebswinkels zwischen ca. φ = 290° bis 330° und auf der Gegenscheibe<br />
in einem Bereich des Abtriebswinkels zwischen<br />
ca. ψ = 230° bis 310°. Durch das Loten von der Ordinate auf die Abszisse<br />
ist zu erkennen, dass die beiden Scheiben an den korrespondierenden<br />
Stellen im Kontakt waren, in denen der Fressschaden<br />
aufgetreten ist. Der Fressschaden an der Gegenscheibe erstreckt<br />
sich über einen längeren Winkelbereich, weil der Schlupf bezogen<br />
auf die Prüfscheibe negativ ist (s 1<br />
< 0 %) und die Gegenscheibe in<br />
diesem Bereich somit eine nahezu doppelte Winkelgeschwindigkeit<br />
aufweist wie die Prüfscheibe (Übersetzung ca. i = 0,5). Zudem<br />
sind in den auslaufenden Bereichen schmale Fressmarkierungen in<br />
der Mitte der Kontaktbreite zu erkennen, da aufgrund des Punktkontakts<br />
(ballige Gegenscheibe) die Kontaktpressung in der Laufbahnmitte<br />
am größten ist. Aufgrund der hohen Kontaktpressung<br />
herrscht in diesem Bereich die größte tribologische Beanspruchung,<br />
die zu einem Versagen des Schmierfilms führt.<br />
Aufgrund der Auslegungsmethodik zur möglichst exakten Überführung<br />
des Schlupfverlaufs der Prüfverzahnung Typ A auf den<br />
Zwei-Scheiben-Kontakt ist zu erwarten, dass der Fressschaden im<br />
Bereich vom hohen positiven Schlupf s 1<br />
auf der Prüfwelle auftritt,<br />
da auch dort bei der Referenzprüfverzahnung der Schadenskritische<br />
Bereich vorliegt. Bei der Untersuchung tritt der Fressschaden<br />
jedoch beim negativen Schlupf auf der Prüfscheibe auf, also bei positiven<br />
Schlupf auf der Gegenwelle. Das ist der Tatsache geschuldet,<br />
dass die Prüfscheibe eine konstante Winkelgeschwindigkeit besitzt<br />
und die Gegenscheibe bei hohem positiven Schlupf s 1<br />
durch die<br />
maximale Übersetzung i = 2,2 langsamer dreht. Bei der minimalen<br />
Übersetzung dreht die Gegenscheibe jedoch schneller, sodass an<br />
dieser Stelle eine höhere Gleitgeschwindigkeit vorliegt, was zu einer<br />
stärkeren tribologischen Beanspruchung führt. Der Fressschaden<br />
tritt damit im Bereich des negativen Schlupfs an der Prüfwelle und<br />
im Bereich des positiven Schlupfs an der Gegenwelle auf. Für die<br />
Validierung des Prüfkonzepts und die Prüfung der Funktionalität<br />
spielt dieser Zusammenhang jedoch eine untergeordnete Rolle,<br />
weil durch die konstruktive Optimierung des Übertragungsgetriebes<br />
ein lokaler Fressschaden über dem Scheibenumfang entsprechend<br />
der Erwartung erzeugt werden kann. Bei einer zukünftigen<br />
Auslegung zur Steigerung der Vergleichbarkeit beider Prüfkonzepte<br />
für diesen Verzahnungstyp sollte die Verlustleistung entlang der<br />
Eingriffsstrecke als Übertragungskenngröße genutzt werden. Auf<br />
diese Weise kann ein kostengünstigeres Prüfkonzept zur Bewertung<br />
der Fresstragfähigkeit unter zahnradtypischen Gleitbedingungen<br />
aufgebaut werden.<br />
Zusammenfassung und Ausblick<br />
Zur Untersuchung des tribologischen Systems „Zahnflanke“ existieren<br />
Zwei-Scheiben-Tribometer. In diesem Artikel wird die konstruktive<br />
Erweiterung eines Zwei-Scheiben-Tribometers hinsichtlich<br />
eines unrund-verzahnten Übertragungsgetriebes vorgestellt. Auf<br />
60 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>12</strong>/<strong>2016</strong>