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Kapitel III<br />

Vincent schläft bald nach unserem Gespräch wieder ein, ich lasse ihn schlafen, denn<br />

obwohl er es nie zugeben würde, macht ihm seine Verletzung doch zu schaffen. Ganz zu<br />

schweigen davon, dass er in den letzten Wochen anscheinend kaum noch richtig<br />

geschlafen hat. Ich dagegen bin noch viel zu aufgedreht, um Ruhe zu finden. Grübelnd<br />

sitze ich in unserem kleinen Wintergarten, der bei Tageslicht einen herrlichen Blick auf<br />

den kleinen Fluss bietet, der sich an unserem Hof vorbeischlängelt. Hier habe ich schon so<br />

manche Stunde verbracht und dem Plätschern des Wassers gelauscht, wenn ich mir über<br />

etwas den Kopf zerbrochen habe. Auch jetzt beruhigt mich das monotone Geräusch, dazu<br />

trägt natürlich auch der Whisky bei, den ich mir eingeschenkt habe. Die Herbstabende<br />

sind schon ziemlich kühl, doch der Alkohol und eine kuschelige Decke wärmen mich,<br />

während mein Hirn sich mit diversen Horrorszenarien beschäftigt. Dieser verfi …fluchte<br />

Brandstifter bedroht den Mann, den ich über alles liebe, mich und meinen Hof. Ein<br />

brennendes Streichholz an der richtigen Stelle, und der ganze Pferdestall brennt wie<br />

Zunder. Leichte Beute für diesen gestörten Psycho. Wieso hat mir Vince nicht eher erzählt,<br />

was da abgeht? Seinen Chef werde ich mir morgen mal vorknöpfen, Sven Bauer hat<br />

bislang eigentlich nicht den Eindruck auf mich gemacht, dass er seine Mitarbeiter solchen<br />

Risiken aussetzt, aber so gut kenne ich ihn ja auch nicht. Gelegentlich sind wir uns<br />

begegnet, wenn ich Vince zu den obligatorischen Firmenfeiern begleitet habe.<br />

Seufzend lege ich den Kopf zurück, schließe die Augen und nippe an dem Whisky.<br />

Welche Optionen haben wir? Zur Polizei gehen? Das hat Bauer mittlerweile schon getan,<br />

doch ohne einen konkreten Hinweis tappen die uniformierten Jungs im Dunkeln. Der<br />

Feuerteufel konnte ihnen bis jetzt immer entkommen. Sie haben seinen Namen, seine<br />

Adresse, alles das und trotzdem treibt dieser Mistkerl weiter sein Unwesen. Ein<br />

Privatdetektiv scheidet auch aus, Vince ist mindestens ebenso gut in diesem Job, und<br />

wenn er schon nichts ausrichten kann … Ganz langsam kristallisiert sich eine Idee in<br />

meinen Gehirnwindungen heraus. Wenn der Prophet nicht zum Berg kommt, dann muss<br />

eben der Berg handeln … oder so ähnlich.<br />

~*~<br />

»Du willst was?« Vince starrt mich perplex an. Er sieht immer noch ziemlich<br />

mitgenommen aus, was mich in meinem Plan nur bestärkt. »Bist du verrückt geworden?«<br />

»Es könnte funktionieren, oder hast du eine bessere Idee?«<br />

»Die Polizei …«<br />

»War bislang nicht besonders erfolgreich, das kannst du nicht leugnen.«<br />

»Das ist komplett …«, er wedelt hektisch mit der Hand, »… hirnrissig, Simon.<br />

Außerdem … glaubst du wirklich, er kommt? Hierher?«<br />

»Er war schon hier, Vince. Hat unseren Hof sabotiert und dich verletzt. Alles was es<br />

braucht, um ihn ein weiteres Mal herzubekommen, ist ein Lockvogel, dem er nicht<br />

widerstehen kann.«<br />

»Aha. Und der willst ausgerechnet du sein?«

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