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Kapitel V<br />
Lautes Bellen reißt mich aus dem Schlaf, neben mir fährt Vince hoch und blinzelt noch<br />
ziemlich verpennt. »Was ist denn das für ein Krach?«<br />
Ich rappele mich ebenfalls auf, krieche aus dem warmen Schlafsack und schlüpfe in<br />
Jeans und Sweatshirt. »Das ist der Hund vom Höllmann, ich gehe mal nachsehen, okay?«<br />
»Als ob ich dich alleine rausgehen lasse«, knurrt Vince und steigt ebenfalls in seine<br />
Klamotten.<br />
»Du bist echt süß, wenn du den Beschützer raushängen lässt«, erwidere ich grinsend.<br />
Insgeheim bin ich aber froh, dass er mitkommt. Die Setter Hündin Lisa gehört eigentlich<br />
nicht zu den notorischen Kläffern, momentan jedoch hört sie sich regelrecht hysterisch<br />
an. Mit einem mulmigen Gefühl öffne ich die Tür des Wohnmobils und äuge nach<br />
draußen. Scheiße! Verdammter Mist, das wird Höllmann nicht gefallen.<br />
»Großer Gott.« Vince starrt erschüttert auf den blutigen Kadaver des Kälbchens, der<br />
nur wenige Meter entfernt auf dem Boden liegt. Irgendjemand – nein, nicht<br />
irgendjemand, ich weiß, dass es Kössing war - hatte dem armen Tier die Kehle<br />
durchgeschnitten und es ausgeweidet.<br />
Mein Magen will mir in die Kehle steigen, ich schlucke krampfhaft mehrmals, würge<br />
die Übelkeit hinunter. Dieser perverse Scheißkerl … »Wir müssen sofort zu den Pferden!<br />
Und Höllmann Bescheid sagen.«<br />
Vince nickt, sein Blick klebt weiterhin an dem Kälbchen. »Warum tut er sowas?<br />
Simon?« Er hebt den Kopf, sieht mich an. Traurig, fassungslos. Verstört. »Warum?«<br />
Rasch gehe ich zu ihm, umarme ihn ganz fest. »Weil er ein perverses Arschloch ist. Ihm<br />
geht dabei wahrscheinlich auch noch einer ab. Komm, es wird allerhöchste Zeit, dem Kerl<br />
das Handwerk zu legen.«<br />
Bevor wir ins Auto steigen, hole ich noch schnell eine Decke und lege sie über das tote<br />
Kalb. Lisa springt unaufgefordert auf den Rücksitz, wedelt erwartungsvoll mit dem<br />
Schwanz.<br />
»Braves Mädchen« lobe ich sie und tätschele ihren Kopf. »Das hast du gut gemacht.«<br />
Während der Fahrt zum Hof von Höllmann geht mir das tote Kalb einfach nicht mehr aus<br />
dem Kopf. Wie verroht muss ein Mensch sein, was geht in so einem kranken Hirn vor, bei<br />
so einer Tat? Aber Kössing macht auch vor Menschen nicht halt, wie ich aus den<br />
Polizeiberichten und von Vince weiß. Dass er meinen Mann noch nicht schlimmer verletzt<br />
hat, war sicher kein Mitleid, sondern reines Kalkül Irgendwas hat dieser Kerl vor, mir<br />
wäre wesentlich wohler, wenn ich nur wüsste was …<br />
»Okay, da sind wir.« Ich lasse den Wagen im sauber gekiesten Innenhof ausrollen. Das<br />
große Bauernhaus stammt wie unseres aus dem neunzehnten Jahrhundert, wurde aber<br />
immer wieder um – und ausgebaut. Die Fassade besteht aus hellgrauen Natursteinen,<br />
das Dach kontrastiert mit roten Ziegeln dazu. Die Holzbalkone sind mit Blumenkästen<br />
geschmückt, aus denen Geranien und Begonien in allen Farben hervorquellen. Auch vor<br />
der Haustür aus massiven Eichenholz stehen bepflanzte Kübel.<br />
Lisa springt aus dem Auto heraus, kaum, dass ich die Tür geöffnet habe, rast über den<br />
Hof und verschwindet laut bellend in einem der langgestreckten Stallgebäude, die den<br />
Hof einrahmen. Kurz darauf erscheint Höllmann, er trägt den typischen Arbeitsoverall