eflexartig Arm, um ihn abzuwehren. Zu spät, etwas trifft mich brutal an der Schläfe. Das letzte was ich höre, bevor es schwarz um mich wird, ist das irre Kichern eines Mannes. Kössing. ~*~ Als ich wieder zu mir komme, schmerzt mein Kopf höllisch und der durchdringende Gestank nach Benzin flutet meine Nase. Stroh raschelt unter mir, als ich mich bewege, ich will aufstehen, doch sofort wird mir schwindelig und übel. Den Brechreiz kämpfe ich nur mit Mühe zurück, der Benzingestank macht es nicht leichter. Moment. Benzin? Mein Hirn braucht ein bisschen, bis es die Zusammenhänge hergestellt hat. Verdammter Mist! Kössing hat mich niedergeschlagen und jetzt will er vermutlich den Stall abfackeln. Mit mir darin. Dass ihm Menschenleben nicht viel bedeuten, wusste ich bereits, aber derart kaltblütig einen Menschen zu ermorden … das übersteigt mein Fassungsvermögen. Ich muss sofort raus hier! Erst nach dem dritten Versuch gelingt es mir, aufzustehen. Mit wackeligen Knien taste ich mich an den aufgestapelten Heuballen entlang, bis ich den kühlen Stahl der Tür zur Sattelkammer erspüre. Auf der Rückseite gibt es ein Fenster, durch das könnte ich entkommen … Ich fluche laut, als ich an der Klinke rüttele und die Tür sich nicht rührt. Natürlich, dieser Bastard hat dafür gesorgt, dass es keinen Fluchtweg gibt. Die einzige Möglichkeit ist das Stalltor, aber das bekomme ich niemals auf, wenn er es verriegelt hat. Jetzt bloß nicht panisch werden, Simon. Ich verlege mich aufs Rufen. »Vince! Jonas! Hört mich jemand? Hey!!«, brülle ich so laut, wie es mein angeschlagener Zustand erlaubt. Mir platzt fast der Schädel und die Übelkeit kommt in Wellen. Eine Gehirnerschütterung ist mir sicher, aber nicht mein größtes Problem. Wenn Kössing wirklich den Stall anzündet … Ich habe den Gedanken noch nicht zu Ende gedacht, da fliegt etwas Glimmendes durch die Luft und fällt ins Stroh. Scheiße! Im nächsten Augenblick schießt eine gelborange Stichflamme hervor, es knistert unheilverkündend und Rauch steigt auf. Oh Gott, er hat es wirklich getan! Ich taumele durch die Stallgasse, an den leeren Boxen vorbei zum Tor. Rüttele daran. Nichts. Panisch sehe ich mich um. Die Fenster oberhalb der Boxen sind nur zum Kippen, aber vielleicht kann ich eines zerschlagen. Hastig taste ich mich erneut zur Sattelkammer vor, dort stellt Jonas auch sein Werkzeug ab. Mir fällt eine Schaufel in die Hand, okay, damit sollte es klappen. Hustend und würgend – der Rauch breitet sich immer weiter aus, das Feuer wütet bereits an der gesamten rechten Seite des Stalles. Es prasselt und knackt, wird immer heißer. Die Luft stickiger. Die Boxen bestehen aus imprägniertem Holz, ergeben ebenso guten Brennstoff, wie Heu und Stroh. Mit Mühe klettere ich auf die Trennwand zwischen zwei Boxen, stemme die Schaufel hoch. Schlage sie mit letzter Kraft gegen das Fenster. Einmal. Zweimal. Sprünge zeigen sich, doch mehr auch nicht. Verdammt! Noch mal, gib nicht auf, Simon. Hochstemmen, zuschlagen. Schwindel überfällt mich, meine Knie zittern, die Luft wird knapp. Ich habe das Gefühl Glut einzuatmen statt Sauerstoff. Wankend probiere ich es ein weiteres Mal. Vergeblich. Versuche zu schreien, Vince muss doch längst gemerkt haben, das was nicht stimmt, das Feuer ist sicher nicht mehr zu übersehen. Doch aus meiner Kehle entkommt nur ein heiseres Krächzen, die Schaufel fällt mir aus der Hand.
Vince. Was ist, wenn Kössing ihn sich schon geschnappt hat? Schwarze Punkte tanzen vor meinen brennenden Augen, meine Beine geben nach. Wie in Zeitlupe falle ich. Mein letzter Gedanke gilt meinem Mann, bevor mein Bewusstsein erlischt.