KKLE_MAZ_03-2016_72172-1016_web
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
22<br />
Konzentriert und gelassen: Lisa Mellat Doust, Kunsttherapeutin im St. Nikolaus-Hospital, gibt Patienten Impulse und Ratschläge.<br />
KUNSTTHERAPIE IM KALKARER ST. NIKOLAUS-HOSPITAL<br />
Mit Pinselstrichen auf dem Weg<br />
zu sich selbst<br />
Ein Sinnspruch Pablo Picassos ziert die<br />
schwere Kellertüre: „Ich suche nicht,<br />
ich finde.“ Die Regale sind voller Farbdosen,<br />
Tonfiguren und Skizzen. In einer<br />
Ecke warten Staffeleien auf Gebrauch,<br />
auf dem Tisch zwei Dutzend Pinsel in<br />
selbstgetöpferten Krügen. Und der<br />
pflegeleichte Boden konnte sich über<br />
die Jahre nicht gegen jeden Farbklecks<br />
erfolgreich wehren. Sofort ist klar: Die<br />
Kunsttherapie im Kalkarer St. Nikolaus-<br />
Hospital braucht kein allzu theoretisches<br />
Atelier, sie füllt einen Raum mit<br />
Menschen und gelebter Kunst.<br />
Kunsttherapeutin Lisa Mellat Doust arbeitet<br />
heute mit einer Gruppe von acht<br />
Patienten. Die Stimmung ist konzentriert<br />
und gelassen, gelegentlich auch<br />
heiter. In der Klinik für Psychiatrie,<br />
Psychotherapie und Psychosomatik des<br />
St. Nikolaus-Hospitals werden Patienten<br />
in Krisensituationen, nach Suizidversuchen,<br />
mit Diagnosen wie Burnout,<br />
Angststörungen oder Depressionen<br />
behandelt. Die Kunsttherapie ist dabei<br />
fester Bestandteil der psychotherapeutischen<br />
Behandlung. Zweimal wöchentlich<br />
arbeiten die Patienten mit Farbe<br />
oder Ton – je nach Neigung. „Ein Ziel<br />
kann sein, sich mit eigenen Ideen,<br />
Wünschen, Träumen, Vorstellungen<br />
und Zielen auseinanderzusetzen“, sagt<br />
Lisa Mellat Doust. „Diese finden ihren<br />
Ausdruck in Bildern und Gestaltungen.“<br />
Oder die Patienten erschließen auf<br />
künstlerische, auf spielerische Weise<br />
neue Verhaltensweisen, Lösungsstrategien<br />
und Ressourcen, machen sie für<br />
ihren Alltag nutzbar.<br />
Dass dabei auch mal ein geknülltes Papier<br />
im Papierkorb landet, gehört zum<br />
Geschäft. „Wir suchen nicht unbedingt<br />
nach dem einfachsten Weg“, erläutert<br />
Mellat Doust etwa die Motivauswahl.<br />
„Wir wollen begeistert sein.“ Das bestätigt<br />
Thomas Ritter*, der den Kopf<br />
kurz aus einer Bleistiftzeichnung hebt.<br />
„Ich bin müde und erschöpft“, sagt er.<br />
„Und ich hatte richtig Angst, mich auf<br />
die Kunsttherapie einzulassen.“ Nun<br />
zeichnet er in der dritten Woche sein<br />
drittes Bild. Lisa Mellat Doust holt die<br />
Patienten dort ab, wo sie stehen, wo<br />
sie stecken geblieben sind. Und nimmt<br />
sie mit in die Praxis, gibt Impulse. „Das<br />
ist ein schönes Motiv“, ermuntert sie<br />
Doris Hagedorn*, die sich – noch etwas<br />
unsicher – in ein Lavendelfeld vertieft<br />
hat. „Warten Sie, ich hole Ihnen einen<br />
weicheren Bleistift.“<br />
Seit 1994 arbeitet Lisa Mellat Doust<br />
als Kunsttherapeutin im St. Nikolaus<br />
Hospital. An die 10.000 Patienten und<br />
Katholische Karl-Leisner-Trägergesellschaft | Wir über uns | <strong>03</strong>/<strong>2016</strong>