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Konzentriert und gelassen: Lisa Mellat Doust, Kunsttherapeutin im St. Nikolaus-Hospital, gibt Patienten Impulse und Ratschläge.<br />

KUNSTTHERAPIE IM KALKARER ST. NIKOLAUS-HOSPITAL<br />

Mit Pinselstrichen auf dem Weg<br />

zu sich selbst<br />

Ein Sinnspruch Pablo Picassos ziert die<br />

schwere Kellertüre: „Ich suche nicht,<br />

ich finde.“ Die Regale sind voller Farbdosen,<br />

Tonfiguren und Skizzen. In einer<br />

Ecke warten Staffeleien auf Gebrauch,<br />

auf dem Tisch zwei Dutzend Pinsel in<br />

selbstgetöpferten Krügen. Und der<br />

pflegeleichte Boden konnte sich über<br />

die Jahre nicht gegen jeden Farbklecks<br />

erfolgreich wehren. Sofort ist klar: Die<br />

Kunsttherapie im Kalkarer St. Nikolaus-<br />

Hospital braucht kein allzu theoretisches<br />

Atelier, sie füllt einen Raum mit<br />

Menschen und gelebter Kunst.<br />

Kunsttherapeutin Lisa Mellat Doust arbeitet<br />

heute mit einer Gruppe von acht<br />

Patienten. Die Stimmung ist konzentriert<br />

und gelassen, gelegentlich auch<br />

heiter. In der Klinik für Psychiatrie,<br />

Psychotherapie und Psychosomatik des<br />

St. Nikolaus-Hospitals werden Patienten<br />

in Krisensituationen, nach Suizidversuchen,<br />

mit Diagnosen wie Burnout,<br />

Angststörungen oder Depressionen<br />

behandelt. Die Kunsttherapie ist dabei<br />

fester Bestandteil der psychotherapeutischen<br />

Behandlung. Zweimal wöchentlich<br />

arbeiten die Patienten mit Farbe<br />

oder Ton – je nach Neigung. „Ein Ziel<br />

kann sein, sich mit eigenen Ideen,<br />

Wünschen, Träumen, Vorstellungen<br />

und Zielen auseinanderzusetzen“, sagt<br />

Lisa Mellat Doust. „Diese finden ihren<br />

Ausdruck in Bildern und Gestaltungen.“<br />

Oder die Patienten erschließen auf<br />

künstlerische, auf spielerische Weise<br />

neue Verhaltensweisen, Lösungsstrategien<br />

und Ressourcen, machen sie für<br />

ihren Alltag nutzbar.<br />

Dass dabei auch mal ein geknülltes Papier<br />

im Papierkorb landet, gehört zum<br />

Geschäft. „Wir suchen nicht unbedingt<br />

nach dem einfachsten Weg“, erläutert<br />

Mellat Doust etwa die Motivauswahl.<br />

„Wir wollen begeistert sein.“ Das bestätigt<br />

Thomas Ritter*, der den Kopf<br />

kurz aus einer Bleistiftzeichnung hebt.<br />

„Ich bin müde und erschöpft“, sagt er.<br />

„Und ich hatte richtig Angst, mich auf<br />

die Kunsttherapie einzulassen.“ Nun<br />

zeichnet er in der dritten Woche sein<br />

drittes Bild. Lisa Mellat Doust holt die<br />

Patienten dort ab, wo sie stehen, wo<br />

sie stecken geblieben sind. Und nimmt<br />

sie mit in die Praxis, gibt Impulse. „Das<br />

ist ein schönes Motiv“, ermuntert sie<br />

Doris Hagedorn*, die sich – noch etwas<br />

unsicher – in ein Lavendelfeld vertieft<br />

hat. „Warten Sie, ich hole Ihnen einen<br />

weicheren Bleistift.“<br />

Seit 1994 arbeitet Lisa Mellat Doust<br />

als Kunsttherapeutin im St. Nikolaus<br />

Hospital. An die 10.000 Patienten und<br />

Katholische Karl-Leisner-Trägergesellschaft | Wir über uns | <strong>03</strong>/<strong>2016</strong>

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