01.03.2017 Aufrufe

stahlmarkt 9.2015 (September)

Aus dem Inhalt: Steel International / Skandinavien / Stahl & Automobil - Fahrzeuge / Stahlhandel & Stahl-Service-Center

Aus dem Inhalt: Steel International / Skandinavien / Stahl & Automobil - Fahrzeuge / Stahlhandel & Stahl-Service-Center

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

8 K Steel International<br />

US-Stahlproduzenten und<br />

Gewerkschaften streiten<br />

Weiterhin aber Einigkeit bei unfairen Stahlimporten<br />

New York (bln). Seit Jahr und Tag beschrieb der Begriff »Arbeitsfrieden«<br />

das Klima im US-Stahlsektor am besten. Vereint kämpften Unternehmensund<br />

Gewerkschaftsführer in Washington für Strafzölle gegen »unfaire<br />

Importe«, vereint setzten sich beide Seiten in Washington für ein<br />

langjähriges Investitionsprogramm für die zerbröckelnde Infrastruktur ein.<br />

In Tarifverhandlungen gab es keine so gravierenden Differenzen, dass man<br />

sich nicht einigen konnte.<br />

Das geschah gewöhnlich vor Auslaufen<br />

der alten Tarifverträge. Von Streiks war seit<br />

Langem keine Rede mehr. Seit Ende Juni der<br />

Tarifvertrag für die fast 4.500 Arbeiter bei<br />

Allegheny Technologies auslief und Wochen<br />

später keine Einigung in Sicht war, gab es<br />

jedoch Anzeichen für einen möglichen Klimawechsel.<br />

Das betraf vor allem den<br />

Arbeitsstreit bei Allegheny Technologies,<br />

warf allerdings auch Schatten auf die Tarifgespräche<br />

bei zwei großen Stahlherstellern,<br />

U.S. Steel und ArcelorMittal, wo die Tarifverträge<br />

mit dem 1. <strong>September</strong> 2015 ausliefen.<br />

Die Verhandlungen sind schwierig<br />

Hunderte Stahlarbeiter marschierten protestierend<br />

vom Hauptquartier der United Steelworkers<br />

Gewerkschaft (USW) zum Hauptsitz<br />

des Allegheny-Technologies-Unternehmens.<br />

Aktivisten schrien Fragen und Antworten in<br />

die Menge, die die Masse der Marschierenden<br />

wiederholte: »Was wollen wir? Einen<br />

fairen Tarifvertrag! Wann wollen wir den?<br />

Jetzt!« In seiner Rede vor den Protestierenden<br />

schlug USW-Vizepräsident Tom Conway,<br />

der das Gewerkschaftsteam in den Tarifverhandlungen<br />

anführt, eine schärfere Gangart<br />

ein als in den vergangenen Jahren. »Wenn<br />

dieses Unternehmen einen Arbeitskampf<br />

will, werden wir ihnen einen Kampf der alten<br />

Schule liefern«, erklärte er unter dem Jubel<br />

der Masse. »Wenn ihr einen Kampf mit einer<br />

Gewerkschaft provoziert, ist die USW die<br />

letzte, die ihr wählen solltet, weil wir genau<br />

wissen, wie man damit umgeht.«<br />

In seiner Erklärung zur Tarifsituation bei<br />

Allegheny war USW-Präsident Leo W.<br />

Gerard in seiner Rhetorik weniger konfrontativ.<br />

Die Gewerkschaft habe angeboten, die<br />

Tarifverhandlungen für ein »faires Abkommen<br />

für beide Seiten« fortzusetzen. Gerard<br />

unterstrich, dass die Differenzen der beiden<br />

Seiten »bedeutend« waren und warnte die<br />

Unternehmensleitung, keine Drohungen<br />

auszusprechen – beispielsweise in Bezug auf<br />

das mögliche Anheuern von Arbeitern auf<br />

Zeit, obwohl die Belegschaft trotz des abgelaufenen<br />

Tarifvertrages bereit war weiterzuarbeiten.<br />

Lokale USW-Funktionäre vermuteten auf<br />

Grund der von Allegheny Technologies,<br />

U.S. Steel und ArcelorMittal vorgelegten<br />

Verhandlungspositionen, dass die drei Un -<br />

ternehmen zusammenarbeiteten, um die<br />

Gewerkschaft zu schwächen oder zu brechen.<br />

Aber im nationalen USW-Hauptquartier<br />

war von solcher Verschwörungstheorie<br />

keine Rede.<br />

Dennoch, die Stimmung vor dem Auslaufen<br />

der Tarifverträge bei U.S. Steel, Arcelor-<br />

Mittal und Allegheny gaben jenen Gewerkschaftsvertretern<br />

recht, die seit geraumer Zeit<br />

vor »schwierigen Verhandlungen« warn ten.<br />

Die beiden Großunternehmen meldeten in<br />

diesem Jahr enttäuschende Ergebnisse – in<br />

der Hauptsache als Folge (1.) billiger Importe,<br />

(2.) eines rekordkalten Winters bis hinein in<br />

den Frühling und (3.) mangelnder öffentlicher<br />

Mittel für den Straßen- und Brückenbau.<br />

Arbeitgeber verlangen<br />

zu hohe Konzessionen<br />

Dass Stahlunternehmen, darunter die drei<br />

von Tarifverhandlungen betroffenen, seit<br />

geraumer Zeit in einer schwierigen Lage<br />

sind, bestritt die Gewerkschaft in ihren<br />

öffent lichen Äußerungen nicht. Eine Reihe<br />

von Unternehmen, allen voran U.S. Steel,<br />

haben Stahlarbeiter dauerhaft oder vorübergehend<br />

entlassen. Inmitten der Tarifverhandlungen<br />

wurde bekannt, dass U.S. Steel<br />

im Fairfield- Werk in Alabama den Hochofen<br />

stillegen und mehr Belegschaftsmitglieder<br />

als vor gesehen entlassen werden. Der alte<br />

Hochofen wird durch einen Elektrolichtbogenofen<br />

ersetzt, der Fairfield zu einer Mini-<br />

Hütte macht, wo Metallschrott anstelle von<br />

Eisen erz und Koks als Rohstoff dient.<br />

Laut USW rechtfertigen Probleme und<br />

Modernisierungen nicht die von der Arbeitgeberseite<br />

verlangten Konzessionen. Während<br />

sich die Unternehmensleitungen nicht<br />

oder nicht ausführlich über ihre Verhandlungspositionen<br />

äußerten, informierte die<br />

USW ihre Mitglieder und die Medien regelmäßig<br />

über den Stand der als unfair betrachteten<br />

Konzessionsforderungen der Unternehmen.<br />

In vergangenen Tarifverhandlungen wa -<br />

ren die hohen Krankenversicherungskosten<br />

für Ruheständler wiederholt Hauptstreitpunkte.<br />

In einem ersten, informellen Papier<br />

schlug U.S. Steel vor, die Eigenbeiträge zur<br />

Krankenversicherung für Belegschaftsmitglieder<br />

deutlich anzuheben. Nicht unerwartet<br />

löste dieser Vorschlag einen Proteststurm<br />

aus. Ebenso unwillkommen war in der Be -<br />

legschaft der Plan, die großzügige Unternehmensversicherung<br />

für jene Ruheständler<br />

zu streichen, die für die Krankenversicherung<br />

der Regierung (Medicare) qualifiziert<br />

sind. Das Unternehmen würde jenen Ehemaligen<br />

einen jährlichen Kredit von<br />

1.140 USD für eine zusätzliche Versicherung<br />

zahlen. Die USW-Gewerkschaft lehnte diesen<br />

Vorschlag ebenfalls ab.<br />

Bevor die Tarifverhandlungen die letzte<br />

Phase erreichten, gab U.S.-Steel-Chef Mario<br />

Longhi einen optimistischen Ausblick mit<br />

der Erklärung ab, dass er für das zweite<br />

Halbjahr 2015 eine vierfache Steigerung der<br />

Unternehmensgewinne erwarte. Er nannte<br />

»Kostenreduzierungen« und »verbesserte<br />

Marktbedingungen« als Gründe für seinen<br />

Optimismus. Während die Wall Street ap -<br />

<strong>stahlmarkt</strong> 0<strong>9.2015</strong>

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!