Rechte haben - Die Beteiligung
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Tagungs-Dokumentation – Gültstein 20. – 21. November 2007 �����<br />
siert auf den Erfahrungen bezüglich der fatalen Wirkmechanismen hermetischer Miss-<br />
brauchssysteme.<br />
Ein weiterer Arbeitsbereich ist die Leitung der AG-Kinderschutz (Arbeitsgemeinschaft zum<br />
Schutz von Kindern vor Gewalt, Vernachlässigung und sexueller Ausbeutung - nach § 78<br />
SGB VIII), die aus Fachleuten und ExpertInnen verschiedener Wissensgebiete und Praxis-<br />
felder besteht, deren Ziel es ist, institutionsübergreifenden, fachlich qualifizierten Kinder-<br />
schutz in Frankfurt zu gewährleisten. Ohne Übertreibung kann dieses Gremium in seinem<br />
15. Jahr der Existenz als d a s Kompetenzzentrum für die Belange des Kinderschutzes in<br />
Frankfurt bezeichnet werden.<br />
Speziell im Zusammenhang mit der Novellierung des SGB VIII und hier vor allem im Kontext<br />
des § 8 a SGB VIII ist die Fachstellenkompetenz und Kinderschutz-Erfahrung in Bezug auf<br />
die Abschätzung von Gefährdungsrisiken beim Verdacht einer Kindeswohlgefährdung von<br />
besonderer Bedeutung.<br />
<strong>Die</strong> Seele des Jugendamtes<br />
Indem nun aus der Position von "KuK" einige ansonsten unsichtbare Bereiche des Jugend-<br />
amtes ausgeleuchtet werden, soll versucht werden, die Bezauberung weiterzugeben, die ich<br />
alltäglich im Kinderschutz erlebe.<br />
Aus der psychologischen Arbeit mit Menschen ist bekannt, dass wir nur wirklich dann in eine<br />
echte Beziehung mit ihnen und ihren Fragen treten, wenn das Gegenüber bei uns innere<br />
Beteiligtheit weckt, wenn positive Gefühle im Spiel sind. Kommt kein attraktives Gefühl zu-<br />
stande, verhalten wir uns den Menschen gegenüber nach Schema „F“.<br />
Mitten im Frankfurter Jugend- und Sozialamt angesiedelt, sehe ich alltäglich in die Seele der<br />
Kinder- und Jugendhilfe, habe Einblick in das Gefühlsleben der Fachfrauen und -männer der<br />
Kinder- und Jugendhilfe, und erlebe, wie viele von ihnen um genügend gute Kinderschutzlö-<br />
sungen ringen. Dabei kann ich vielfach genauer als irgendwer hören und spüren, was sie<br />
umtreibt. Zumeist sind es nicht die fachlichen Herausforderungen, denen sie sich machtlos<br />
gegenüber sehen, es sind vielmehr die Rahmenbedingungen, die bürokratischen Regularien,<br />
die dafür verantwortlich sind, dass SozialarbeiterInnen des öffentlichen Jugendhilfeträgers zu<br />
scheitern drohen. So erleben sie z.B. tagtäglich, dass der Verwaltungs-Schlund immer gieri-<br />
ger wird, und sie zunehmend missbraucht werden, diesen unersättlichen Hunger der Admi-<br />
nistration zu stillen. <strong>Die</strong> oft unerträgliche Paradoxie liegt darin, dass die für Kinder und Fami-<br />
lien zuständige SozialarbeiterIn, die problembezogene Definitions- und Entscheidungsmacht<br />
besitzt, für ihr Handeln in vollem Umfang persönlich haftet, aber von der Hierarchie des Am-<br />
tes wie eine Unmündige behandelt, infantilisiert, quasi verzwergt wird. Auf Sicherheit und<br />
adäquaten Schutz durch Leitung muss die MitarbeiterIn des Sozialen <strong>Die</strong>nstes allzu oft ver-<br />
zichten, sehr wohl wird aber ihre Angst in Bezug auf die strafbewährte Garantenpflicht ge-<br />
schürt. <strong>Die</strong>se Missverhältnisse sind der Hochrisiko-Kinderschutz-Arbeit, die sie leistet, wenig<br />
förderlich. Meine Aufforderung, mit dem Jugendamt in Beziehung zu treten, bezieht sich auf<br />
jene sozialen SachbearbeiterInnen, die sich jeden Tag erneut mit einem gefühlsmäßigen<br />
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