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Adenauer und die deutschen Ostgebiete in den fünfziger Jahren

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<strong>A<strong>den</strong>auer</strong> <strong>und</strong> <strong>die</strong> <strong>deutschen</strong> <strong>Ostgebiete</strong> <strong>in</strong> <strong>den</strong> <strong>fünfziger</strong> <strong>Jahren</strong> 497<br />

Stellung mit der provozieren<strong>den</strong> Frage verband, ob nach Me<strong>in</strong>ung der Hohen Kommissare<br />

jetzt wohl e<strong>in</strong>e Intervention der Alliierten erforderlich sei, um <strong>die</strong> Ernsthaftigkeit<br />

der sowjetischen Angebote zu prüfen, erhielt er von Kirkpatrick <strong>die</strong> gewünschte<br />

Antwort: Für <strong>den</strong> Kanzler <strong>und</strong> andere Deutsche sei es ratsam zu überlegen,<br />

ob sie <strong>die</strong> Initiative Grotewohls zum Anlaß nehmen wollten, <strong>die</strong> Regierungen<br />

der drei Westalliierten zu Schritten zu veranlassen, <strong>die</strong> dazu führen könnten, daß<br />

<strong>die</strong> Westmächte das Problem der <strong>deutschen</strong> E<strong>in</strong>heit über <strong>die</strong> Köpfe der Deutschen<br />

h<strong>in</strong>weg mit <strong>den</strong> „Russen" lösen wür<strong>den</strong>. Dieses deutliche Statement konnte <strong>A<strong>den</strong>auer</strong><br />

fortan gegen alle <strong>in</strong>nenpolitischen Gegner e<strong>in</strong>setzen, <strong>die</strong> darauf drängten, auf <strong>die</strong><br />

Avancen der Sowjetunion <strong>und</strong> der DDR e<strong>in</strong>zugehen <strong>und</strong> <strong>die</strong> West<strong>in</strong>tegration h<strong>in</strong>tanzustellen<br />

43 .<br />

Erst danach kamen <strong>die</strong> Hohen Kommissare auf <strong>den</strong> eigentlichen Verhandlungsgegenstand<br />

zu sprechen, zu dessen Erörterung man sich auf Schloß Ernich e<strong>in</strong>gef<strong>und</strong>en<br />

hatte. Fran9ois-Poncet, der <strong>den</strong> Vorsitz führte, überreichte dem B<strong>und</strong>eskanzler <strong>den</strong><br />

Vertragsentwurf der Alliierten, der fortan als Gr<strong>und</strong>lage der Gespräche <strong>die</strong>nen sollte.<br />

<strong>A<strong>den</strong>auer</strong>, Blankenhorn <strong>und</strong> Hallste<strong>in</strong> erhielten Gelegenheit, <strong>den</strong> Text durchzusehen,<br />

<strong>und</strong> waren entsetzt: Allenthalben Mißtrauen gegenüber <strong>den</strong> Deutschen, diskrim<strong>in</strong>ierende<br />

E<strong>in</strong>schränkungen der <strong>deutschen</strong> Gleichberechtigung <strong>in</strong> der westeuropäischen<br />

Verteidigungsgeme<strong>in</strong>schaft, ke<strong>in</strong>e Sicherheitsgarantie! Es schien, als hätten <strong>die</strong> Alliierten<br />

<strong>den</strong> Bürgenstock-Entwurf überhaupt nicht zur Kenntnis genommen. <strong>A<strong>den</strong>auer</strong><br />

vermißte e<strong>in</strong>e Klausel über <strong>die</strong> gegenseitigen Konsultationen h<strong>in</strong>sichtlich der Beziehungen<br />

zum Ostblock <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e Bestimmung über <strong>die</strong> militärischen Gegenleistungen<br />

der Alliierten im Falle e<strong>in</strong>es <strong>deutschen</strong> Verteidigungsbeitrags. Statt dessen wollten<br />

<strong>die</strong> Westmächte deutsche Produktionsbeschränkungen im Vertrag festschreiben<br />

<strong>und</strong> <strong>die</strong> Hohe Kommission als Botschafterrat <strong>in</strong> neuer Aufmachung fortbestehen lassen.<br />

Diese Dokumente seien, wenn sie bekannt wür<strong>den</strong>, <strong>die</strong> beste Unterstützung für<br />

Herrn Grotewohl, erklärte <strong>A<strong>den</strong>auer</strong>, <strong>und</strong> ke<strong>in</strong>e deutsche B<strong>und</strong>esregierung werde je<br />

ihre Unterschrift unter e<strong>in</strong>en solchen Vertrag setzen 44 .<br />

Am Abend des nächsten Tages, nachdem der Entwurf gründlich stu<strong>die</strong>rt wor<strong>den</strong><br />

war, präsentierten Hallste<strong>in</strong> <strong>und</strong> Blankenhorn <strong>den</strong> Politischen Beratern der Hohen<br />

Kommissare e<strong>in</strong>e Aufstellung der <strong>deutschen</strong> E<strong>in</strong>wände. Über das bereits Gesagte h<strong>in</strong>aus<br />

betrafen sie vor allem <strong>die</strong> alliierten Reservatrechte <strong>und</strong> ihre ausdrückliche Ableitung<br />

aus der „Erklärung <strong>in</strong> Anbetracht der Niederlage Deutschlands" vom 5. Juni<br />

1945, <strong>die</strong> Notstandsregelung zum Schutz der alliierten Streitkräfte <strong>und</strong> <strong>den</strong> Status <strong>die</strong>-<br />

43 „[<strong>A<strong>den</strong>auer</strong>] pressed us for an answer on the notion of an approach be<strong>in</strong>g made to our three Governments,<br />

obviously seek<strong>in</strong>g a discourag<strong>in</strong>g reply. I accord<strong>in</strong>gly said I thought it would be wise<br />

for him and other Germans to consider whether it was desirable to make Grotewohl's <strong>in</strong>itiative<br />

the occasion for ask<strong>in</strong>g the three Western Governments to take steps which amounted to an attempt<br />

to settle the problem of German unity with the Russians over the heads of the German<br />

people." Kirkpatrick an Foreign Office, 25.9. 1951, <strong>in</strong>: Ste<strong>in</strong><strong>in</strong>ger, E<strong>in</strong>e Chance, S.112. Siehe<br />

auch FRUS 1951, III, part 2, S. 1787 f.; AAPD, Bd. 1, S.378-381.<br />

44 Siehe FRUS 1951, III, part 2, S. 1525-1534 (auf S.1525 wird das Treffen irrtümlich auf <strong>den</strong> 25.9.<br />

1951 datiert), <strong>und</strong> AAPD, Bd. 1, S.378-387 <strong>und</strong> 513-516.

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