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Adenauer und die deutschen Ostgebiete in den fünfziger Jahren

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512 Axel Frohn<br />

haben 116 . <strong>A<strong>den</strong>auer</strong> hatte se<strong>in</strong> Ziel erreicht <strong>und</strong> allen Gr<strong>und</strong>, von e<strong>in</strong>em „wichtigen<br />

Tage" zu sprechen: Er hatte <strong>die</strong> deutsche Handlungsfreiheit <strong>in</strong> der Wiedervere<strong>in</strong>igungsfrage<br />

<strong>und</strong> bei <strong>den</strong> Frie<strong>den</strong>sverhandlungen sichergestellt 117 .<br />

4. „A Situation where ,fools rush <strong>in</strong>, though angels fear to tread'":<br />

Die Oder-Neiße-L<strong>in</strong>ie <strong>und</strong> <strong>die</strong> amerikanischen<br />

Deutschlandplanungen der <strong>fünfziger</strong> Jahre<br />

Der bisherige Bef<strong>und</strong> wird durch <strong>die</strong> geheimen Planungspapiere des State Department<br />

aus <strong>den</strong> folgen<strong>den</strong> <strong>Jahren</strong> voll bestätigt. Nie wurde dar<strong>in</strong> auch nur andeutungsweise<br />

<strong>die</strong> Möglichkeit erwähnt, daß der Kanzler oder <strong>die</strong> B<strong>und</strong>esregierung schon<br />

längst auf <strong>die</strong> Gebiete jenseits von Oder <strong>und</strong> Neiße verzichtet hätten oder zu e<strong>in</strong>em<br />

Verzicht bereit se<strong>in</strong> könnten, <strong>und</strong> nirgendwo f<strong>in</strong>det sich das ger<strong>in</strong>gste Anzeichen,<br />

daß <strong>die</strong> amerikanische Regierung - ungeachtet des Frie<strong>den</strong>svertragsvorbehalts - <strong>die</strong><br />

Frage der <strong>Ostgebiete</strong> als im Gr<strong>und</strong>e erledigt angesehen hätte.<br />

Dies zeigte sich bereits kurze Zeit nach der Pariser Außenm<strong>in</strong>isterkonferenz im<br />

Zusammenhang mit der Stal<strong>in</strong>-Note vom 10. März 1952 <strong>und</strong> dem sich anschließen<strong>den</strong><br />

Notenwechsel der Westmächte mit der Sowjetunion, der sich bis Mitte September<br />

1952 h<strong>in</strong>zog 118 . In <strong>die</strong>ser Zeit wurde es <strong>den</strong> Europa- <strong>und</strong> Deutschlandexperten<br />

des State Department immer stärker bewußt, daß sie <strong>in</strong> <strong>den</strong> vorangegangenen <strong>Jahren</strong><br />

ihre Aufmerksamkeit zu sehr auf <strong>die</strong> West<strong>in</strong>tegration der B<strong>und</strong>esrepublik <strong>und</strong> <strong>die</strong> damit<br />

verb<strong>und</strong>enen Schwierigkeiten <strong>und</strong> zu wenig auf gr<strong>und</strong>sätzliche deutschlandpolitische<br />

Überlegungen gerichtet hatten. Wäre <strong>die</strong> von Stal<strong>in</strong> geforderte Frie<strong>den</strong>skonferenz<br />

tatsächlich e<strong>in</strong>berufen wor<strong>den</strong>, dann hätte das State Department auf ke<strong>in</strong> klares<br />

deutschlandpolitisches Konzept <strong>und</strong> auf ke<strong>in</strong>e genau def<strong>in</strong>ierten Verhandlungspositionen<br />

zurückgreifen können. Zugleich wuchsen nach der Unterzeichnung der Westverträge<br />

im Mai 1952 <strong>die</strong> Sorgen wegen der zunehmen<strong>den</strong> <strong>deutschen</strong> Wirtschaftskraft<br />

<strong>und</strong> wegen der Veränderungen im deutsch-französischen Machtgleichgewicht, das<br />

sich zugunsten Deutschlands zu verlagern begann. Als sichtbarer Ausdruck der heraufziehen<strong>den</strong><br />

Gefahren galt das neue nationale Selbstbewußtse<strong>in</strong>, mit dem <strong>die</strong> Deutschen<br />

<strong>in</strong> der Saarfrage auftraten. Dieses Selbstbewußtse<strong>in</strong> würde es ihnen trotz der<br />

116 SieheFRUS1951, III, part 2, S. 1605-1611, bes.S.1605ff.<br />

117 Zu <strong>A<strong>den</strong>auer</strong>s E<strong>in</strong>schätzung des Außenm<strong>in</strong>istertreffens unmittelbar nach se<strong>in</strong>er Rückkehr aus Paris<br />

siehe Lenz, Im Zentrum der Macht, S. 180f. („B[<strong>und</strong>es]K[anzler] behandelt vor der Fraktion<br />

<strong>in</strong>sbesondere <strong>die</strong> polnische Frage. In e<strong>in</strong>em Frie<strong>den</strong>svertrag können wir nicht überstimmt wer<strong>den</strong>.");<br />

Kab<strong>in</strong>ettsprotokolle, Bd.4, 1951, S.780; <strong>A<strong>den</strong>auer</strong>, Teegespräche 1950-1954, S.168f. („Es<br />

ist <strong>die</strong>s das wichtigste Ergebnis der Pariser Konferenz, daß künftig ke<strong>in</strong>e Beschlüsse mehr über<br />

Deutschland gefaßt wer<strong>den</strong> können, ohne daß vorher <strong>die</strong> B<strong>und</strong>esregierung gefragt wird.")<br />

118 Vgl. Andreas Hillgruber, <strong>A<strong>den</strong>auer</strong> <strong>und</strong> <strong>die</strong> Stal<strong>in</strong>-Note vom 10. März 1952, <strong>in</strong>: Ders., Deutsche<br />

Großmacht- <strong>und</strong> Weltpolitik im 19. <strong>und</strong> 20. Jahrh<strong>und</strong>ert, Düsseldorf 1977, S. 365-388; Schwarz,<br />

Ära <strong>A<strong>den</strong>auer</strong> 1949-1957, S.149ff.; ders., <strong>A<strong>den</strong>auer</strong>. Der Aufstieg, S. 906-924; Ste<strong>in</strong><strong>in</strong>ger, E<strong>in</strong>e<br />

Chance; Rupieper, Der besetzte Verbündete, S. 240-300.

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