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Adenauer und die deutschen Ostgebiete in den fünfziger Jahren

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486 Axel Frohn<br />

si<strong>den</strong>t George Bush, der <strong>den</strong> Vere<strong>in</strong>igungsprozeß von Anfang an unterstützt hatte,<br />

ke<strong>in</strong>en Zweifel mehr daran ließ, daß <strong>die</strong> Anerkennung der Oder-Neiße-Grenze der<br />

Preis für <strong>die</strong> Wiedervere<strong>in</strong>igung se<strong>in</strong> würde, gab <strong>die</strong> B<strong>und</strong>esregierung ihre <strong>in</strong>nenpolitischen<br />

Vorbehalte <strong>und</strong> Rücksichten auf. „Alle stimmen übere<strong>in</strong>", konnte US-Außenm<strong>in</strong>ister<br />

James A.Baker am 17. Juli 1990 folglich feststellen, „daß e<strong>in</strong> vere<strong>in</strong>igtes<br />

Deutschland aus der B<strong>und</strong>esrepublik, der Deutschen Demokratischen Republik <strong>und</strong><br />

Berl<strong>in</strong> bestehen wird - nicht mehr <strong>und</strong> nicht weniger" 5 .<br />

Dies sei im Gr<strong>und</strong>e schon <strong>die</strong> E<strong>in</strong>schätzung von B<strong>und</strong>eskanzler Konrad <strong>A<strong>den</strong>auer</strong><br />

gewesen, hatte im vorangegangenen Sommer Karl Kaiser, der Direktor des Forschungs<strong>in</strong>stituts<br />

der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Vortrag<br />

<strong>in</strong> Wash<strong>in</strong>gton bemerkt. Bereits <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>seitigen Erklärung zu <strong>den</strong> Deutschlandverträgen<br />

von 1952 habe <strong>A<strong>den</strong>auer</strong> <strong>den</strong> westlichen Alliierten <strong>die</strong> Oder-Neiße-L<strong>in</strong>ie<br />

als endgültige Grenze zwischen Deutschland <strong>und</strong> Polen schriftlich zugesagt 6 . Diese<br />

Äußerung geriet <strong>in</strong> <strong>die</strong> Schlagzeilen der Presse <strong>und</strong> brachte Kaiser rasch <strong>in</strong> Bedrängnis.<br />

Er hatte das fragliche Schriftstück nämlich nie selbst zu Gesicht bekommen, sondern<br />

sich auf Gesprächspartner verlassen, <strong>die</strong> das Schriftstück gesehen haben wollten<br />

<strong>und</strong> <strong>die</strong> er für zuverlässig hielt. Sowohl <strong>die</strong> Form des Dokuments - Vermerk, Brief<br />

oder Protokollnotiz - als auch se<strong>in</strong>e Datierung blieben daher zunächst unklar, doch<br />

legte sich Kaiser schließlich auf <strong>den</strong> 21. November 1951 als wahrsche<strong>in</strong>lichsten Entstehungstag<br />

fest 7 .<br />

Danach hätte <strong>die</strong> Abfassung des Schriftstücks im Zusammenhang mit <strong>den</strong> Verhandlungen<br />

<strong>A<strong>den</strong>auer</strong>s mit <strong>den</strong> Hohen Kommissaren bzw. <strong>den</strong> Außenm<strong>in</strong>istern der<br />

drei Westmächte Frankreich, Großbritannien <strong>und</strong> USA über <strong>die</strong> Wiederbewaffnung<br />

der B<strong>und</strong>esrepublik <strong>und</strong> <strong>die</strong> Deutschlandverträge gestan<strong>den</strong>. In <strong>die</strong>sen Gesprächen<br />

führte <strong>die</strong> Frage der <strong>Ostgebiete</strong> aus bisher unklaren Grün<strong>den</strong> zu außeror<strong>den</strong>tlich heftigen<br />

Ause<strong>in</strong>andersetzungen zwischen dem B<strong>und</strong>eskanzler <strong>und</strong> se<strong>in</strong>en westlichen<br />

Gesprächspartnern. Dabei g<strong>in</strong>g es vor allem um Artikel VII des Generalvertrags 8 .<br />

Nachdem der Konflikt auf bisher ebenfalls nicht genau ersichtliche Weise beigelegt<br />

wor<strong>den</strong> war, bek<strong>und</strong>eten <strong>die</strong> Unterzeichnerstaaten dar<strong>in</strong> ihre E<strong>in</strong>igkeit, „daß e<strong>in</strong> wesentliches<br />

Ziel ihrer geme<strong>in</strong>samen Politik e<strong>in</strong>e zwischen Deutschland <strong>und</strong> se<strong>in</strong>en ehemaligen<br />

Gegnern frei vere<strong>in</strong>barte frie<strong>den</strong>svertragliche Regelung für ganz Deutschland<br />

ist, welche <strong>die</strong> Gr<strong>und</strong>lage für e<strong>in</strong>en dauerhaften Frie<strong>den</strong> bil<strong>den</strong> soll. Sie s<strong>in</strong>d<br />

vier Hauptsiegermächten des Zweiten Weltkriegs siehe Dokumente zur <strong>deutschen</strong> Vere<strong>in</strong>igung:<br />

Der Verlauf der Zwei-plus-Vier-Gespräche, <strong>in</strong>: Europa Archiv 45 (1990), S.D 491-D 514.<br />

5<br />

Erklärung des amerikanischen Außenm<strong>in</strong>isters, James A.Baker, abgegeben bei der dritten R<strong>und</strong>e<br />

der Zwei-plus-Vier-Verhandlungen <strong>in</strong> Paris am 17.7. 1990, <strong>in</strong>: Ebenda, S.D 503 f., Zitat S.D 504.<br />

6<br />

Frankfurter Allgeme<strong>in</strong>e Zeitung (künftig: FAZ), 13.7. 1989, S. 1.<br />

7<br />

Ebenda, S. 1 <strong>und</strong> 2; FAZ, 20.7. 1989, S.2; FAZ, 22.7. 1989, S. 1; Der Spiegel, 17.7. 1989, S. 18-23,<br />

bes. S. 19; Stern, 22.7. 1989, S. 18-22, bes. S. 19.<br />

8<br />

Das Vertragswerk bestand aus e<strong>in</strong>em allgeme<strong>in</strong>en politischen Teil, dem „Generalvertrag" (General<br />

Convention), <strong>und</strong> e<strong>in</strong>er Reihe von Zusatzverträgen (Related Conventions); für <strong>den</strong> Generalvertrag<br />

bürgerte sich auch der Name „Deutschlandvertrag" e<strong>in</strong> <strong>und</strong> für das gesamte Vertragswerk <strong>die</strong> Bezeichnung<br />

„Deutschlandverträge".

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