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Adenauer und die deutschen Ostgebiete in den fünfziger Jahren

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516 Axel Frohn<br />

zuzustimmen, <strong>die</strong> für Deutschland <strong>und</strong> <strong>die</strong> anderen unmittelbar betroffenen Staaten<br />

akzeptabel sei 131 .<br />

Im Sommer 1953 setzte im State Department erneut e<strong>in</strong>e Phase <strong>in</strong>tensiver Deutschlandplanung<br />

e<strong>in</strong>. Am 5. März 1953 war Stal<strong>in</strong> verstorben, <strong>und</strong> wenige Tage später hatte<br />

der neue Vorsitzende des M<strong>in</strong>isterrats der Sowjetunion Georgij Malenkow <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

Rede erklärt, daß es ke<strong>in</strong>e Differenzen zwischen Ost <strong>und</strong> West gäbe, <strong>die</strong> nicht auf<br />

friedlichem Wege <strong>und</strong> auf der Basis gegenseitigen Verständnisses beigelegt wer<strong>den</strong><br />

könnten 132 . Präsi<strong>den</strong>t Eisenhower griff Malenkows Initiative, trotz mancherlei Be<strong>den</strong>ken,<br />

am 16. April 1953 <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er berühmten Frie<strong>den</strong>srede „The Chance for Peace"<br />

auf 133 . Der britische Premierm<strong>in</strong>ister W<strong>in</strong>ston Churchill, der gern wieder an <strong>die</strong> Tradition<br />

der Gipfeltreffen der Großen Drei im Stil der Potsdamer Konferenz angeknüpft<br />

hätte, hielt sich unterdessen bereit, notfalls e<strong>in</strong>e „e<strong>in</strong>same Pilgerfahrt" nach Moskau<br />

zu unternehmen, um <strong>die</strong> Absichten der neuen sowjetischen Führung zu erk<strong>und</strong>en 134 .<br />

Auf französischen Wunsch e<strong>in</strong>igte man sich jedoch darauf, daß vorerst nur e<strong>in</strong> Treffen<br />

der Westmächte stattf<strong>in</strong><strong>den</strong> sollte, um das weitere Vorgehen zu beraten <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e eventuelle<br />

Vier-Mächte-Konferenz vorzubereiten. Zu <strong>die</strong>sem Zweck trafen <strong>die</strong> drei westlichen<br />

Außenm<strong>in</strong>ister vom 10. bis zum 14. Juli 1953 <strong>in</strong> Wash<strong>in</strong>gton zusammen 135 .<br />

Nach dem Aufstand <strong>in</strong> der DDR am 16./17.Juni 1953 machte sich <strong>A<strong>den</strong>auer</strong> <strong>die</strong><br />

Forderung der oppositionellen SPD nach Vier-Mächte-Gesprächen ganz zu eigen.<br />

Schließlich stan<strong>den</strong> im Herbst 1953 B<strong>und</strong>estagswahlen an. Im Bewußtse<strong>in</strong>, daß es<br />

bei <strong>den</strong> Wählern um <strong>die</strong> Glaubwürdigkeit se<strong>in</strong>er Wiedervere<strong>in</strong>igungspolitik nicht<br />

zum besten bestellt sei, war es nun der Kanzler, der <strong>in</strong> Wash<strong>in</strong>gton <strong>und</strong> London auf<br />

e<strong>in</strong>e Viererkonferenz drängte - aber bitte erst nach <strong>den</strong> Wahlen am 6. September!<br />

Der amerikanische Außenm<strong>in</strong>ister John Foster Dulles übernahm <strong>die</strong> Rolle des Wahlhelfers,<br />

<strong>die</strong> ihm von Herbert Blankenhorn <strong>in</strong> „zynischer Offenheit" (Schwarz) angetragen<br />

wurde, <strong>und</strong> am 15. Juli erg<strong>in</strong>g - „nach Konsultationen mit der B<strong>und</strong>esregierung",<br />

wie es ausdrücklich hieß - e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>ladung der drei Westmächte an <strong>die</strong> Sowjetunion<br />

zu e<strong>in</strong>er Konferenz über Deutschland <strong>und</strong> Österreich, <strong>die</strong> Ende September<br />

1953 stattf<strong>in</strong><strong>den</strong> sollte 136 .<br />

131<br />

Siehe FRUS 1952-1954, VII, part 1, S. 517.<br />

132<br />

Siehe Rupieper, Der besetzte Verbündete, S. 313, <strong>und</strong> Stephen E. Ambrose, Eisenhower. The Presi<strong>den</strong>t,<br />

New York 1984, S.91.<br />

133<br />

Siehe ebenda, S. 91-96.<br />

134<br />

Siehe Josef Foschepoth, Churchill, <strong>A<strong>den</strong>auer</strong> <strong>und</strong> <strong>die</strong> Neutralisierung Deutschlands, <strong>in</strong>: Deutschland<br />

Archiv 17 (1984), S. 1286-1301; Rolf Ste<strong>in</strong><strong>in</strong>ger, E<strong>in</strong> vere<strong>in</strong>tes, unabhängiges Deutschland?<br />

W<strong>in</strong>ston Churchill, der Kalte Krieg <strong>und</strong> <strong>die</strong> deutsche Frage im Jahre 1953, <strong>in</strong>: Militärgeschichtliche<br />

Mitteilungen 36 (1984), S. 105-144.<br />

135<br />

Vgl. Rupieper, Der besetzte Verbündete, S.315 f. Die Konferenz ist dokumentiert <strong>in</strong>: FRUS 1952-<br />

1954, V, Western European Security, Wash<strong>in</strong>gton 1983, part 2, S. 1607-1708.<br />

136<br />

Hans-Peter Schwarz, <strong>A<strong>den</strong>auer</strong>. Der Staatsmann, 1952-1967, Stuttgart 1991, S. 84-89; Blankenhorn,<br />

Verständnis <strong>und</strong> Verständigung, S. 159-162; der amerikanische Hohe Kommissar Conant<br />

betrachtete das Ergebnis der Konferenz als „Political triumph for the Chancellor"; siehe James<br />

Hershberg, James B.Conant. Harvard to Hiroshima and the Mak<strong>in</strong>g of the Nuclear Age, New<br />

York 1993, S.664 f.; Kommuniqué der Konferenz <strong>in</strong>: FRUS 1952-1954, V, part 2, S. 1701-1706.

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