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Adenauer und die deutschen Ostgebiete in den fünfziger Jahren

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<strong>A<strong>den</strong>auer</strong> <strong>und</strong> <strong>die</strong> <strong>deutschen</strong> <strong>Ostgebiete</strong> <strong>in</strong> <strong>den</strong> <strong>fünfziger</strong> <strong>Jahren</strong> 501<br />

zuzugestehen wie der B<strong>und</strong>esrepublik nach dem Abschluß des vorliegen<strong>den</strong> Vertrags<br />

62 .<br />

Außerdem wollte <strong>A<strong>den</strong>auer</strong> durch e<strong>in</strong>e präzisere Formulierung der alliierten Vorbehaltsrechte<br />

sichergestellt sehen, daß <strong>die</strong> Westmächte ihre Rechte nicht etwa als<br />

Freibrief mißverstün<strong>den</strong>, im Namen der B<strong>und</strong>esrepublik e<strong>in</strong>en Frie<strong>den</strong>svertrag abzuschließen.<br />

Die Repräsentanten der Hohen Kommissare hielten <strong>die</strong> <strong>deutschen</strong> Befürchtungen<br />

für übertrieben, erklärten Hallste<strong>in</strong> jedoch, daß <strong>die</strong> Reservatrechte der<br />

westlichen Alliierten h<strong>in</strong>sichtlich der Frie<strong>den</strong>sregelung alle<strong>in</strong> schon deshalb gewahrt<br />

wer<strong>den</strong> müßten, weil <strong>die</strong> Westmächte schließlich auch Verantwortung gegenüber<br />

Staaten trügen, <strong>die</strong> an ihrer Seite gegen Deutschland gekämpft hätten. Daher seien<br />

sie verpflichtet sicherzustellen, daß <strong>die</strong> B<strong>und</strong>esrepublik nichts unternehme, was <strong>die</strong><br />

Rechte <strong>die</strong>ser Staaten präjudizieren könne, zum Beispiel <strong>in</strong> Grenzfragen. Hallste<strong>in</strong><br />

wies <strong>die</strong>se Argumentation mit der Feststellung zurück, daß <strong>die</strong> B<strong>und</strong>esregierung unspezifizierte<br />

Verpflichtungen der Westmächte gegenüber Kriegsverbündeten nicht<br />

akzeptieren werde, <strong>und</strong> bereitete damit das Terra<strong>in</strong> für <strong>den</strong> heraufziehen<strong>den</strong> Streit<br />

zwischen dem Kanzler <strong>und</strong> se<strong>in</strong>en westlichen Verhandlungspartnern vor 63 .<br />

3. „Viele Grüße von e<strong>in</strong>em wichtigen Tage":<br />

Die Pariser Außenm<strong>in</strong>isterkonferenz im November 1951,<br />

der Streit um <strong>die</strong> <strong>Ostgebiete</strong> <strong>und</strong> das Problem der <strong>deutschen</strong><br />

Handlungsfreiheit auf e<strong>in</strong>er Frie<strong>den</strong>skonferenz<br />

Die Ause<strong>in</strong>andersetzung zwischen <strong>A<strong>den</strong>auer</strong> <strong>und</strong> <strong>den</strong> Hohen Kommissaren bzw. <strong>den</strong><br />

Außenm<strong>in</strong>istern der westlichen Alliierten sollte vordergründig um <strong>die</strong> Oder-Neiße-<br />

Grenze geführt wer<strong>den</strong>. Im Kern g<strong>in</strong>g es <strong>A<strong>den</strong>auer</strong> jedoch um das weitaus gr<strong>und</strong>sätzlichere<br />

Problem, bei Verhandlungen über e<strong>in</strong>en Frie<strong>den</strong>svertrag e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>igung der<br />

vier Mächte zu Lasten Deutschlands e<strong>in</strong> für allemal auszuschließen, <strong>die</strong> Vorm<strong>und</strong>schaft<br />

der Westmächte im H<strong>in</strong>blick auf e<strong>in</strong>e Frie<strong>den</strong>sregelung abzuschütteln <strong>und</strong> für<br />

<strong>die</strong> B<strong>und</strong>esregierung freie Hand beim Abschluß e<strong>in</strong>es Frie<strong>den</strong>svertrags zu gew<strong>in</strong>nen,<br />

unabhängig von früheren alliierten Vere<strong>in</strong>barungen <strong>und</strong> geleitet von <strong>deutschen</strong>, nicht<br />

aber oktroyierten alliierten Interessen. Daß er se<strong>in</strong>e Politik maßvoller deutscher Interessenwahrung<br />

<strong>und</strong> partieller Unabhängigkeit nur auf der Basis e<strong>in</strong>es engen Zusammenschlusses<br />

mit <strong>den</strong> Westmächten <strong>und</strong> der West<strong>in</strong>tegration der B<strong>und</strong>esrepublik mit<br />

Aussicht auf Erfolg führen konnte, war für <strong>den</strong> Kanzler selbstverständlich, machte<br />

se<strong>in</strong>e diplomatische Gratwanderung im Herbst 1951 aber um so schwieriger 64 .<br />

62 Vgl. FRUS 1951, III, part 2, S. 1558; zum Lenkungsausschuß siehe Grewe, Rückblen<strong>den</strong>, S. 146;<br />

zur B<strong>in</strong>dungsklausel siehe ebenda, S. 152 ff., Schwarz, Ära <strong>A<strong>den</strong>auer</strong> 1949-1957, S.163f., <strong>und</strong><br />

ders., <strong>A<strong>den</strong>auer</strong>. Der Aufstieg, S. 889 f.<br />

63 Vgl. FRUS 1951, III, part 2, S. 1559.<br />

64 Siehe dazu auch Herbert Blankenhorn, Verständnis <strong>und</strong> Verständigung. Blätter e<strong>in</strong>es politischen<br />

Tagebuchs 1949-1979, Frankfurt a.M./Berl<strong>in</strong>/Wien 1980, S.124 (E<strong>in</strong>tragung vom 21.11. 1951).

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