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Adenauer und die deutschen Ostgebiete in den fünfziger Jahren

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492 Axel Frohn<br />

digungsbeitrag damit an unmittelbarer Dr<strong>in</strong>glichkeit e<strong>in</strong>gebüßt. Die Verhandlungen,<br />

<strong>die</strong> am 10. Mai zwischen <strong>den</strong> Hohen Kommissaren <strong>und</strong> der B<strong>und</strong>esregierung über<br />

e<strong>in</strong>e Umwandlung des Besatzungs- <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Vertragsverhältnis aufgenommen wur<strong>den</strong>,<br />

gestalteten sich daher recht schwierig, zumal <strong>in</strong> der Frage, wieviel Besatzungsrecht<br />

aufgegeben wer<strong>den</strong> sollte, höchst unterschiedliche Auffassungen herrschten 25 .<br />

Auch konnte man <strong>die</strong> Gespräche, <strong>die</strong> auf dem Petersberg stattfan<strong>den</strong>, kaum als<br />

Verhandlungen bezeichnen. Vielmehr hatten <strong>die</strong> Hohen Kommissare der B<strong>und</strong>esregierung<br />

schon am 27. Februar 1951 e<strong>in</strong>e Liste mit neun<strong>und</strong>dreißig E<strong>in</strong>zelthemen<br />

überreicht, zu <strong>den</strong>en sie jetzt deutsche Stellungnahmen erwarteten. Außerdem stellte<br />

sich heraus, daß sie zu e<strong>in</strong>er Aufgabe des Besatzungsregimes nicht bereit waren <strong>und</strong><br />

auch nicht <strong>die</strong> alliierten Hoheitsrechte selbst, sondern nur deren Ausübung zum Gegenstand<br />

vertraglicher Vere<strong>in</strong>barungen machen wollten. Die „oberste Gewalt" der<br />

Besatzungsmächte sollte erhalten bleiben. Dies schien <strong>den</strong> Alliierten im H<strong>in</strong>blick<br />

auf ihr Recht der Truppenstationierung, ihre Anwesenheit <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> <strong>und</strong> ihre Verantwortung<br />

für Deutschland als Ganzes, e<strong>in</strong>schließlich des endgültigen Frie<strong>den</strong>svertrags<br />

<strong>und</strong> der Wiedervere<strong>in</strong>igung, unabd<strong>in</strong>gbar. E<strong>in</strong>zelheiten der Wiedervere<strong>in</strong>igung, <strong>in</strong>sbesondere<br />

<strong>die</strong> Frage, auf welche Gebiete sie sich erstrecken sollte, spielten bei <strong>den</strong><br />

Beratungen ke<strong>in</strong>e Rolle. Die deutsche Delegation unter der Leitung Wilhelm Grewes<br />

hielt ihrerseits bei aller sonst gezeigten Konzessionsbereitschaft an der Forderung<br />

fest, daß <strong>die</strong> angestrebten Vere<strong>in</strong>barungen das Besatzungsrecht ablösen <strong>und</strong> auf dem<br />

Pr<strong>in</strong>zip der <strong>deutschen</strong> Gleichberechtigung <strong>und</strong> Souveränität beruhen müßten. Fast<br />

drei Monate zogen sich <strong>die</strong> Gespräche h<strong>in</strong>, <strong>und</strong> als es am 3. August 1951 um <strong>die</strong> Formulierung<br />

e<strong>in</strong>es Abschlußkommuniqués g<strong>in</strong>g, erwähnte der alliierte Entwurf e<strong>in</strong>e<br />

eventuelle Beendigung des Besatzungsregimes mit ke<strong>in</strong>em Wort. Nur mit Mühe gelang<br />

es <strong>den</strong> Verhandlungspartnern, sich schließlich auf <strong>die</strong> Feststellung zu e<strong>in</strong>igen,<br />

daß nach e<strong>in</strong>er „neuen Gr<strong>und</strong>lage" des Verhältnisses zwischen der B<strong>und</strong>esrepublik<br />

<strong>und</strong> <strong>den</strong> Alliierten gesucht wor<strong>den</strong> sei 26 .<br />

Während <strong>die</strong> Hohen Kommissare das Ergebnis <strong>die</strong>ser Vorgespräche an ihre Regierungen<br />

übermittelten, reiste Grewe zum Bürgenstock, <strong>A<strong>den</strong>auer</strong>s Feriendomizil <strong>in</strong><br />

der Schweiz. Dort hielt der B<strong>und</strong>eskanzler „Kriegsrat" mit se<strong>in</strong>en engsten Beratern,<br />

darunter Theodor Blank, der für Truppenfragen zuständig war, M<strong>in</strong>isterialdirektor<br />

Hans Globke aus dem B<strong>und</strong>eskanzleramt sowie Staatssekretär Walter Hallste<strong>in</strong> <strong>und</strong><br />

Abteilungsleiter Herbert Blankenhorn aus dem Auswärtigen Amt. Grewe war erstmals<br />

dabei. Bei <strong>die</strong>sem Treffen im vertrauten Kreis wollte man e<strong>in</strong> Konzept für <strong>den</strong><br />

angestrebten deutsch-alliierten Vertrag entwickeln <strong>und</strong> <strong>die</strong> Ziele für <strong>die</strong> bevorstehen<strong>den</strong><br />

entschei<strong>den</strong><strong>den</strong> Verhandlungen mit <strong>den</strong> Westmächten festlegen. Das Resultat<br />

war der von Grewe erarbeitete „Bürgenstock-Entwurf" des Generalvertrags 27 .<br />

25 Siehe Schnabel/Watson, The Korean War, part 1, S. 456 ff.; Wilhelm G.Grewe, Rückblen<strong>den</strong>. Aufzeichnungen<br />

e<strong>in</strong>es Augenzeugen deutscher Außenpolitik von <strong>A<strong>den</strong>auer</strong> bis Schmidt, Frankfurt<br />

a.M./Berl<strong>in</strong>/Wien 1979, S. 130ff.<br />

26 Vgl. ebenda, S. 134 ff.; FRUS 1951, III, part 2, S. 1490-1494,1501-1511.<br />

27 Vgl. Grewe, Rückblen<strong>den</strong>, S. 138-145; Schwarz, <strong>A<strong>den</strong>auer</strong>. Der Aufstieg, S. 883.

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