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Adenauer und die deutschen Ostgebiete in den fünfziger Jahren

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<strong>A<strong>den</strong>auer</strong> <strong>und</strong> <strong>die</strong> <strong>deutschen</strong> <strong>Ostgebiete</strong> <strong>in</strong> <strong>den</strong> <strong>fünfziger</strong> <strong>Jahren</strong> 513<br />

<strong>in</strong>zwischen gesunkenen Hoffnungen auch erschweren, <strong>den</strong> Verlust der <strong>Ostgebiete</strong><br />

auf Dauer h<strong>in</strong>zunehmen. Dies wiederum warf <strong>die</strong> Frage auf, welche Politik <strong>die</strong> Vere<strong>in</strong>igten<br />

Staaten gegenüber <strong>den</strong> „Satelliten" der Sowjetunion <strong>und</strong> <strong>in</strong>sbesondere gegenüber<br />

Polen verfolgen sollten 119 .<br />

Als erster setzte sich im Herbst 1952 Leon W. Fuller, e<strong>in</strong> Mitglied des Politischen<br />

Planungsstabs, mit <strong>die</strong>sem Problemkomplex ause<strong>in</strong>ander. In e<strong>in</strong>er kurzen, von se<strong>in</strong>en<br />

Kollegen aber als gr<strong>und</strong>legend angesehenen Analyse, <strong>die</strong> <strong>in</strong> <strong>die</strong> „Brief<strong>in</strong>g books" des<br />

State Department aufgenommen wurde, skizzierte er <strong>die</strong> Ziele der amerikanischen<br />

Mittel- <strong>und</strong> Osteuropapolitik: 1. Wiedervere<strong>in</strong>igung Deutschlands („der vier Zonen<br />

<strong>und</strong> Berl<strong>in</strong>s"); 2. zum<strong>in</strong>dest teilweise Rückgabe der unter polnischer Verwaltung stehen<strong>den</strong><br />

Gebiete jenseits von Oder <strong>und</strong> Neiße an Deutschland; sowie 3. Roll-back<br />

der sowjetischen Macht <strong>in</strong> Osteuropa <strong>und</strong> Befreiung der Satellitenstaaten 120 . War <strong>die</strong>ses<br />

Panorama auch arm an Details h<strong>in</strong>sichtlich der Frage, wie <strong>die</strong> gesteckten Ziele<br />

wohl erreicht wer<strong>den</strong> könnten, so mangelte es ihm gewiß nicht an großartiger Perspektive.<br />

Im H<strong>in</strong>blick auf <strong>die</strong> deutsch-polnische Grenze ließ Fuller allerd<strong>in</strong>gs doch noch e<strong>in</strong>ige<br />

nähere Erläuterungen folgen. Danach bestand für ihn ke<strong>in</strong> Zweifel daran, daß<br />

<strong>die</strong> Deutschen - wäre Deutschland erst e<strong>in</strong>mal wiedervere<strong>in</strong>igt - wenigstens e<strong>in</strong>en<br />

Teil der <strong>Ostgebiete</strong> zurückfordern wür<strong>den</strong>. Dies erschien ihm aber nicht weiter problematisch,<br />

<strong>den</strong>n <strong>die</strong>se Forderung stand nach se<strong>in</strong>er Auffassung ganz im E<strong>in</strong>klang<br />

mit der bisherigen US-Politik 121 . Daher schlug er vor, <strong>die</strong> amerikanische Regierung<br />

solle auch künftig darauf bestehen, ohne sich jedoch genau festzulegen, daß <strong>die</strong> Frage<br />

der <strong>deutschen</strong> Ostgrenze offen sei <strong>und</strong> nur im Rahmen e<strong>in</strong>er generellen Frie<strong>den</strong>sregelung<br />

gelöst wer<strong>den</strong> könne. In <strong>die</strong>sem Zusammenhang er<strong>in</strong>nerte er daran, daß der<br />

frühere Secretary of State George C. Marshall für <strong>die</strong> Moskauer Außenm<strong>in</strong>isterkonferenz<br />

1947 bereits e<strong>in</strong>en Vorschlag für <strong>die</strong> Korrektur der deutsch-polnischen Grenze<br />

zugunsten Deutschlands habe ausarbeiten lassen, der darauf angelegt gewesen sei,<br />

<strong>den</strong> historischen, wirtschaftlichen <strong>und</strong> ethnischen Gegebenheiten <strong>in</strong> <strong>den</strong> umstrittenen<br />

Gebieten <strong>in</strong> größerem Maße gerecht zu wer<strong>den</strong> als <strong>die</strong> Oder-Neiße-L<strong>in</strong>ie 122 . Damals,<br />

am 9. April 1947, hatte Marshall angesichts des bedrohlichen Mangels an Kohle <strong>und</strong><br />

Nahrungsmitteln <strong>in</strong> Westeuropa <strong>die</strong> anderen Siegermächte für e<strong>in</strong>e Grenzziehung<br />

zwischen Polen <strong>und</strong> Deutschland zu gew<strong>in</strong>nen versucht, <strong>die</strong> se<strong>in</strong>er Ansicht nach<br />

<strong>den</strong> wirtschaftlichen <strong>und</strong> politischen Erfordernissen <strong>in</strong> Europa besser Rechnung getragen<br />

hätte als <strong>die</strong> Potsdamer Regelung. Doch schon se<strong>in</strong>e Anregung, e<strong>in</strong>e Grenzkommission<br />

e<strong>in</strong>zusetzen, auf <strong>die</strong> er sich <strong>in</strong> diplomatischer Vorsicht zunächst beschränkt<br />

hatte, war sofort am französischen <strong>und</strong> sowjetischen Widerspruch geschei-<br />

119<br />

Siehe FRUS 1952-1954, VII, Germany and Austria, Wash<strong>in</strong>gton 1986, part 1, S.355 f. <strong>und</strong> 358 f.<br />

120<br />

Siehe ebenda, S. 356-361, bes. S.359 <strong>und</strong> 361.<br />

121<br />

„German national policy, particularly if and when Germany is reunited, would demand recession<br />

of at least part of the territory beyond the Oder-Neisse. This accords with established U. S. policy.",<br />

<strong>in</strong>: Ebenda, S. 360.<br />

122<br />

Ebenda.

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